Meister der Provokation - »The Doors« – Final Cut
Meister der Provokation
»The Doors« Final Cut
Jim Morrison wurde 1991 von Oliver Stone ein filmisches Denkmal gesetzt, das dieser schlichtweg „The Doors“ nannte.
20 Jahre nach dem tragischen und noch immer nicht vollständigen geklärten Tod von „The Doors“-Frontmann und -Gründer Jim Morrison gedreht, hat Oliver Stone seinem achten Film nun nicht nur eine Restaurierung in 4K gegönnt, bei der der amerikanische Originalton nun nicht nur in Dolby Atmos erklingt und das Konzerterlebnis für den Zuschauer „so immersiv wie möglich“ (Oliver Stone) ausfallen soll, sondern auch noch einige Schnittänderungen an seinem Film vorgenommen. Dieser „Final Cut“ ist nun auch hierzulande auf BluRay erhältlich. Die neue Fassung ist zwei Minuten kürzer als die Kinofassung aus dem Jahr 1991 und weist nun einen anderen Schluss auf, den Stone um eine überflüssige Passage gekürzt hat, um dem Film damit zu einem stärkeren Finale zu verhelfen.
Mitte der 1960er Jahre beginnt sich die Welt zu wandeln. Die amerikanische Außenpolitik, insbesondere der seinerzeit ausgefochtene Vietnamkrieg, stieß gerade bei den jungen Menschen auf immer weniger Gegenliebe. Die Proteste wurden immer lauter, es formten sich Bürgerrechts- und Friedensbewegungen, die auch in Protestsongs und politisch angehauchten Songtexten Niederschlag fanden. In diesem Umfeld gründet Jim Morrison (Val Kilmer) mit John Densmore (Kevin Dillon), Ray Manzarek (Kyle MacLachlan) und Robby Krieger (Frank Whaley) die Band „The Doors“, die bald schon in Clubs an der Westküste erste Erfolge feiern kann. Ihre erste Platte schlägt ein wie eine Bombe, der Song „Light My Fire“ erklimmt die Spitze der Charts, die Musiker werden in die renommierte Ed-Sullivan-Show „Toast of the Town“ eingeladen. Doch schon damals pfeift Morrison auf die Anweisungen der Zensoren und Moralapostel und singt die Zeile des Liedes „Girl, we couldn’t get much higher“ unverändert, obwohl ihm dies untersagt worden war. Auch in den Folgejahren wird der Leadsänger nicht müde werden, die Oberen zu schockieren und dabei anzuecken, sei es mit Obszönitäten während seiner Konzerte, oder mit verbalen Angriffen auf die Gesetzeshüter, die für den Hippie-Freigeist das verkorkste Establishment jener Zeit symbolisierten. Morrison, der mit seiner Muse Pamela Courson (Meg Ryan) und der Journalistin Patricia Kennealy (Kathleen Quinlan) tränenreiche On-Off-Beziehungen unterhält, experimentiert auch ständig mit bewusstseinserweiternden Drogen und trinkt den Alkohol literweise, was eine kontinuierliche Abwärtsspirale in seiner Karriere und seinem Leben in Gang setzt.
Oliver Stone schwelgt hier in persönlichen Jugenderinnerungen und versteht es, das Lebensgefühl der späten 60er Jahre wieder aufleben zu lassen. Sein Biopic ist durchweg interessant und spannend und dank der mitreißenden Darstellung Val Kilmers sehr intensiv. Mit einer umwerfenden Energie schlüpft Kilmer hier in die Rolle seines Lebens und erweckt Jim Morrison visuell und akustisch höchst überzeugend wieder zum Leben. Man versteht die Zerrissenheit des legendären Sängers und kann etliche der Evergreens der Band auf dem Soundtrack genießen. Die BluRay-Erstveröffentlichung dieses „Final Cuts“ bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) und einen wirklich tollen Ton (Englisch in Dolby Atmos, Deutsch und Französisch im DTS HD Master Audio 5.1, optional mit Untertiteln in diesen drei Sprachen). Als Extras gibt es zwei aktuelle Interviews mit Oliver Stone (31 Minuten) und mit Toningenieur Lon Bender (18 Minuten) sowie einen Audiokommentar mit Oliver Stone, der an die Kinofassung angelegt ist.