Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Ruhrgebiets-Tristesse - »Hans im Glück aus Herne zwei«

Hans im Glück aus Herne zweiRuhrgebiets-Tristesse
»Hans im Glück aus Herne zwei«

Das Ruhrgebiet hat sich grundlegend gewandelt. Das Image von kohleschwarzer Luft, Smog und harter Maloche ist nicht erst seit der Schließung der letzten Zeche in Bottrop im Jahr 2018 Vergangenheit, denn schon in den Jahren zuvor hat sich das Leben im Pott verändert. Essen war zurecht im Jahr 2017 „Grüne Hauptstadt Europas“, und wo einst die Kumpel unter Tage fuhren, gibt es heute Naherholungsgebiete und kulturelle Begegnungsstätten.

Hans im Glück aus Herne zweiVon diesem Wandel war man im Jahr 1981 noch weit entfernt, als in Herne die siebenteilige „Spielserie aus dem Ruhrgebiet“ „Hans im Glück aus Herne zwei“ entstand. Roland Gall schuf mit dieser ZDF-Miniserie ein anschauliches Zeitdokument über die Lebenssituation in einer Zechenstadt, bei der die junge Generation im Mittelpunkt stand, die nach dem Ende der Schulzeit auf die Suche gehen musste nach einer Lehre oder einer festen Anstellung. 1975 waren die zuvor eigenständigen Städte Herne und Wanne-Eickel zusammengeschlossen worden, woraufhin Wanne-Eickel im Volksmund gerne als „Herne zwei“ bezeichnet wurde. Wie wichtig den Lokalpatrioten allerdings die Eigenständigkeit ihrer ehemaligen Stadt ist, lässt sich auch an der Tatsache ermessen, dass mit der Wiedereinführung des alten Autokennzeichens WAN für Wanne-Eickel im Handumdrehen mehr als 6% der Herner Autofahrer von dieser Möglichkeit Gebrauch machten.

Hans im Glück aus Herne zweiHans Kollekta (Peter Danneberg) ist 16 Jahre alt und lebt mit seiner alleinstehenden Mutter (Barbara Klein) und den beiden Geschwistern Hilde (Hildegard Wolf) und Amelie (Amelie Borosch) in der Emscherstraße im Herner Stadtteil Wanne-Eickel. Direkt auf der anderen Straßenseite ihrer Wohnung befindet sich das Büdchen von Erwin (Erwin Stodolski), das zum Treffpunkt der ganzen Nachbarschaft geworden ist, wo sich die Jugend versammelt und die Erwachsenen nach Feierabend noch auf ein Bierchen vorbeischauen. Hans geht eigentlich noch zur Schule, hat aber keine allzu große Lust mehr darauf. Stattdessen hängt er lieber mit seinem besten Freund Maxi (Frank Schlosinski) ab, unternimmt mit diesem abenteuerliche Expeditionen in den Norden oder geht im Revier auf Arbeitssuche. Hans baut leidenschaftlich gerne Lautsprecherboxen, weswegen ihm eine Lehre als Schreiner gefallen würde. Nur leider ist er bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz bislang wenig erfolgreich. Für die griesgrämige Nachbarin Frau Welbhoff (Tana Schanzara) ist Hans ein „ganz schräger Charakter“, aber als Zuschauer merkt man schnell, dass der hingebungsvolle Bastler von vielen missverstanden wird und eigentlich ein Herz aus Gold hat.

Hans im Glück aus Herne zwei„Hans im Glück aus Herne zwei“ ist keine Serie, die unter Tage spielt oder die Maloche auf einer Zeche bebildert. Und doch schafft es Roland Gall in seinen jeweils rund 45minütigen Episoden, die Lebensrealität im Ruhrgebiet der frühen 1980er Jahre authentisch einzufangen. Das liegt nicht nur an der Kulisse der rußgeschwärzten Häuser und einfachen Wohnungen der Protagonisten. Das liegt natürlich auch am Ruhrplatt, das von den Beteiligten gesprochen wird und an den größtenteils mit Laien besetzten Darstellern, von deren Lebensrealität das Geschilderte nicht allzu weit entfernt gewesen sein dürfte. Außer Ruhrgebiets-Legende Tana Schanzara und Dieter Pfaff („Bloch“, „Der Dicke“) in einer kleinen Nebenrolle dürften selbst eingefleischte Fans deutscher Serien kaum einen weiteren der Schauspieler kennen. Die DVD-Wiederveröffentlichung bei „Pidax Serien-Klassiker“ erfolgt auf drei DVDs im Amaray-Case. Bild (Vollbildformat 1,33:1) und Ton (Deutscher Originalton in Dolby Digital 2.0, aufgrund des genuschelten Dialekts nicht immer ganz einfach zu verstehen) sind dem Alter entsprechend soweit in Ordnung. Nicht alle der Extras der Erstveröffentlichung von vor zehn Jahren hat man auch hier übernommen. So fehlen das Outtake „Bei Peter zu Hause“, die Bildergalerie und Texttafeln sowie das Booklet. Vorhanden sind dafür auch hier wieder die Specials „Tagebuch – Ein Bericht nach den Dreharbeiten“ aus dem Jahr 1981 (13 Minuten) und „30 Jahre danach – Eine Dokumentation“ von 2009 (124 Minuten), die Filmmusik von Heinrich Huber (10 Tracks, inklusive eines Vorwortes des Komponisten) sowie der Originaltrailer zur Serie.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.