Karriere in der Army - »Der beste Mann beim Militär«
Karriere in der Army
»Der beste Mann beim Militär«
Bekannt geworden waren die Boultings zwar mit dem Sozialdrama „Brighton Rock“ und mit dem Thriller „Eine Stadt hält den Atem an“, doch erst mit „Der beste Mann beim Militär“ fanden sie ihre wahre Berufung als kritische Beobachter der britischen Lebensart mit Hilfe der Komödie, die sie in Folge auf die unterschiedlichsten Zweige ausdehnten. War es zunächst die Bürokratie im Zeichen militärischen Drills, sollten sie sich danach in „Volltreffer ins Glück“ mit dem Universitätsalltag, in „Junger Mann aus gutem Haus“ mit den Gewerkschaften und in „Brothers in Law“ mit dem Rechtssystem auseinandersetzen. An kaum einer dieser altehrwürdigen Institutionen ließen die Boultings am Ende ein gutes Haar, sehr zum Vergnügen des Publikums, das sich sicherlich oftmals im Geschilderten wiedererkannte und über Abläufe schmunzeln konnte, die es ansonsten kaum mehr einer kritischen Hinterfragung unterzog.
Im Jahr 1942 ist auch Großbritannien in den Zweiten Weltkrieg involviert. Wie uns ein Schaubild zu Beginn des Films verdeutlicht, dienen die meisten wehrfähigen Männer allerdings nicht an der Front oder arbeiten an kriegswichtigen Stellen, sondern sind Beamte, die mit der Verwaltung aller anderen beschäftigt sind. Student Stanley Windrush (Ian Carmichael) wird schließlich auch zum Dienst an der Waffe gerufen, erhofft sich aber durch seinen Onkel Tracepurcel (Dennis Price), der eine wichtige Position im Kriegsministerium bekleidet, ohne große Schwierigkeiten bei der Armee Karriere zu machen. Sergeant Sutton (William Hartnell) nimmt bei der Grundausbildung alle Rekruten hart ran, und hat Windrush schon bald auf dem Kieker, der allein aufgrund seines Namens im Gedächtnis bleibt. Von seinen Stubenkameraden Cox (Sir Richard Attenborough), Horrocks (Ian Bannen), Blake (Victor Maddern) und Jones (Kenneth Griffith) lernt Stanley, die Vorgesetzten auszutricksen. Schnell schnappen sich die cleveren Soldaten die einfachsten Aufgaben, die sie in aller Seelenruhe verrichten und damit die Zeit totschlagen. Doch das fällt am Ende Major Hitchcock (Terry-Thomas) auf, der sich mit derlei Spielchen nicht hinters Licht führen lässt. Wie gut, dass Onkel Tracepurcel mittlerweile groß in den Kunsthandel eingestiegen ist und für Stanley eine weitaus lukrativere Verwendung gefunden hat.
Einfallsreich werden die Brauchtümer des britischen Militärs auf die Schippe genommen. So richtig in Schwung kommt der mittlerweile doch schon leicht angestaubte Film aber erst, als die Eigenarten der Deutschen und die Schwierigkeiten und Probleme beim Aufeinandertreffen der beiden Völkergruppen karikiert werden (hier hat auch Christopher Lee einen frühen, skurrilen Filmauftritt als deutscher Major!). Vorzüglich besetzt und inszeniert, spielt der Film in einer anderen Liga als vergleichbare Militärklamotten wie beispielsweise „Kopf hoch, Brust raus“ (aus der „Carry On“-Reihe), da die Gags hier wesentlich subtiler und tiefgründiger ausfallen. Die DVD-Erstveröffentlichung kann aufgrund einer Neuabtastung weitgehend überzeugen (Vollbildformat 4:3), einige Passagen waren aufgrund einer gekürzten Kopie aber nicht mehr vorhanden, wurden hier aber durch visuell etwas schlechteres Material aufgefüllt. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo) ist nicht zu beanstanden, Extras sind nicht mit aufgespielt.