Ein Pfundskerl von Komiker - »Jack allein im Serienwahn – Unsere feindlichen Nachbarn«
Ein Pfundskerl von Komiker
»Jack allein im Serienwahn – Unsere feindlichen Nachbarn«
„Jack allein im Serienwahn“ entstand 1991 und ist auch als „Des Wahnsinns fette Beute“ bekannt. Marketingtechnisch versuchte man mit dem ersten Titel offensichtlich, sich an den Erfolg von „Kevin – Allein zu Haus“ anzuhängen, in dem Candy ebenfalls mit von der Partie war. Doch „Delirious“ (so der Originaltitel) hat das gar nicht nötig, da er auch eigenständig vorzüglich funktioniert und John Candys ganze Spielfreude herrlich zur Geltung bringt. Als Autor der Soap Opera „Jenseits unserer Träume“ erleidet Jack Gable (John Candy) einen Autounfall – als er im Krankenhaus erwacht, handelt es sich dabei um das Krankenhaus der fiktiven Kleinstadt Ashford Falls, die er für seine Serie erfunden hatte. Dr. Paul Kirkwood (David Rasche) ist sein behandelnder Arzt, und es dauert nicht lange, bis Jack auch der reizenden Rachel Hedison (Emma Samms) begegnet. In deren Darstellerin Laura Claybourne ist der Autor auch im wahren Leben verliebt. Nun findet er heraus, dass er die Handlung nach wie vor beeinflussen kann – indem er in seinem Zimmer auf seiner Schreibmaschine weiterhin die Ereignisse in Drehbuchform fortschreibt. Während er auf diese Weise versucht, Rachels Liebe zu gewinnen, übersieht er völlig, dass die ebenfalls attraktive Janet Dubois (Mariel Hemingway) bereits ohne selbstgeschriebene Nachhilfen in ihn verliebt ist.
Was jeder Drehbuchautor sicher gern einmal könnte, geht hier für den großartigen John Candy in Erfüllung: Einmal in den selbsterschaffenen Welten das erleben, was man für sich selbst zu Papier gebracht hat. Der ungemein originelle Film ist die perfekte Parodie auf all die unsäglichen TV-Seifenopern und sogar noch um Längen besser als der zeitgleich entstandene Kinohit „Lieblingsfeinde – Eine Seifenoper“, der aber seinerseits auch schon sehr treffsicher und unterhaltsam war. Tom Mankiewicz zündet ein Feuerwerk gelungener Gags, und angesichts von „Jack allein im Serienwahn“ fragt man sich, was danach im Hollywoodbetrieb falsch gelaufen ist, dass Komödien heutzutage nur noch unterhalb der Gürtellinie zielen und außer pubertierenden Jungen niemanden mehr unterhalten können. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1). Der Ton liegt wahlweise auf Deutsch oder Englisch in PCM Stereo (optional mit deutschen Untertiteln) vor, wobei es sich bei der deutschen Synchronfassung um die Videosynchronisation aus dem Jahr 1992 (mit Andreas Mannkopff als Sprecher John Candys) handelt, die allerdings zu tief klingt. Die Extras umfassen eine kleine animierte Fotogalerie, den englischen Originalkinotrailer sowie EPK-Material (insgesamt 18 Minuten inklusive eines sechsminütigen Featurettes mit kurzen Promointerviewpassagen der Darsteller). Außerdem enthält die Box ein 16seitiges Booklet mit zahlreichen Fotos und Bio- sowie Filmografien zu John Candy, Mariel Hemingway, Tom Mankiewicz, Alan Alda und Michael Moore.
Der zweite Film dieser „Movie Double Feature Collection“ ist der 1995 uraufgeführte „Unsere feindlichen Nachbarn“, der zweite Langfilm von Michael Moore („Roger und ich“), den man heutzutage natürlich in erster Linie als Dokumentarfilmer („Bowling for Columbine“, „Fahrenheit 11/9“) kennt. „Canadian Bacon“, so der Originaltitel, war Moores bislang einziger Ausflug in den Bereich fiktionaler Unterhaltung, an dem man seine regierungskritischen Ansichten aber ebenso gut erkennen kann wie in seinen anderen Arbeiten. John Candy spielt darin den amerikanischen Sheriff Boomer, der zusammen mit Deputy Honey (Rhea Perlman) in Niagara Falls an der Grenze zu Kanada im Einsatz ist. Der Region geht es schlecht, weil Waffenproduzent Hacker (G.D. Spradlin) eine Fabrik schließen musste. Denn nach dem Niedergang der UdSSR stehen die USA mittlerweile ohne klares Feindbild da, ein Krieg ist nirgendwo in Aussicht. Damit sich das wieder ändert und auch die Waffenindustrie wieder florieren kann, muss ein neuer Gegner her. Den finden Sicherheitsberater Smiley (Kevin Pollak) und General Panzer (Rip Torn) ausgerechnet im nördlichen Nachbarstaat Kanada. Es werden alte Vorurteile ausgegraben und auf diese Weise Ressentiments in der Bevölkerung geschürt. Als Honey in die Hände der Kanadier fällt, eskalieren die Ereignisse.
Michael Moore schlägt in seinem einzigen Spielfilm schon in die gleichen Kerben wie bei seinen späteren Dokumentarwerken: Die Amerikaner sind die Bösen, die Kanadier können kein Wässerchen trüben. Da er seine Komödie mit jeder Menge hintergründiger und satirischer Seitenhiebe würzt, funktioniert das eigentlich ganz gut. Da aber nebenbei immer wieder auf platten Klamauk zurückgegriffen wird, ist das Gesamtergebnis ein wenig schal. Für Fans der illustren Besetzungsriege ist aber auch dieser Film noch immer ein unterhaltsamer Zeitvertreib.
Die BluRay-Erstveröffentlichung bietet ein gutes, detailreiches und scharfes Bild (im Widescreen-Format 1,78:1). Auch der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1) ist nicht zu beanstanden. Die Extras bestehen aus dem englischsprachigen Originaltrailer zum Film sowie einer kleinen animierten Fotogalerie.
Kommentare
"Allein mit Onkel Buck" hatte sich ebenfalls im Titel schon an den Erfolg von "Kevin - Allein zu Haus" angehängt
Steve Martin sagte mal, er liebt und vermisst ihn immer noch.
Geht mir ähnlich...