Italienische Geschichten - »Das Gold von Neapel«
Italienische Geschichten
»Das Gold von Neapel«
Wie der Titel schon verrät, ist das gemeinsame Thema dieses Films die in der Region Kampanien gelegene italienische Stadt Neapel. Bereits seit 1940 hatte sich der auch als Schauspieler arbeitende Filmemacher Vittorio De Sica (1901-1974) einen Namen als genauer Beobachter der italienischen Arbeiterklasse gemacht. Seine gemeinsam mit dem Drehbuchautoren Cesare Zavattini entstandenen Filme „Schuhputzer“, „Fahrraddiebe“, „Das Wunder von Mailand“ und „Rom, Station Termini“ zählen zu den großen Klassikern des italienischen Neorealismus. Nach Mailand und Rom widmeten die beiden 1954 schließlich der drittgrößten italienischen Stadt mit „Das Gold von Neapel“ einen Episodenfilm, der auf den Erzählungen Giuseppe Marottas basiert, welcher gemeinsam mit De Sica und Zavattini hier auch das Drehbuch verfasste. Zwei der bekanntesten neapolitanischen Schauspieler dieser Zeit durften dabei natürlich nicht fehlen – der Groteskkomiker Totò (1898-1967) und der Schauspieler und Theaterautor Eduardo De Filippo (1900-1984), wobei letzterer in einer Episode zu sehen war, die bei der internationalen Kinoauswertung in den 1950er Jahren herausgeschnitten wurde, nun durch die DVD-Veröffentlichung aber erstmals auch hierzulande zu sehen ist.
Neapel ist ein Sammelbecken für die unterschiedlichsten Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten. Zwischen ihnen ereignen sich komische, tragische und skurrile Geschichten, denen sich der Film „Das Gold von Neapel“ widmet. In „Der Tyrann“ erduldet ein liebenswerter Familienvater (Totò) die Marotten seines skrupellosen Untermieters (Pasquale Cennamo). In „Pizza auf Kredit“ ist der Smaragdring der Pizzabäckerin Sofia (Sophia Loren) verlorengegangen. Gemeinsam mit ihrem Mann Rosario (Giacomo Furia) begibt sie sich auf die Suche danach. Die Episode „Funeralino“ war bislang für den internationalen Markt ebenfalls geschnitten und erzählt vom Trauerzug einer jungen Mutter (Teresa De Vita) durch die Straßen Neapels. „Die Spieler“ handelt vom entmündigten Grafen Prospero B. (Vittorio De Sica), der seine Spielleidenschaft einfach nicht in den Griff bekommt. „Teresa“ (Silvana Mangano) ist ein leichtes Mädchen, das von einem ehrenwerten Mann (Erno Crisa) einen Heiratsantrag erhält, obwohl sich die beiden noch nie gesehen haben. Teresa lässt sich auf das Abenteuer ein. Die abschließende Episode „Il professore“ wurde bislang nur in Italien gezeigt und berichtet von Don Ersilio (Eduardo De Filippo), der seinen Mitmenschen stets mit Rat und Tat zur Verfügung steht, und vor dessen Wohnung sich deswegen lange Schlangen bilden.
Insgesamt ist „Das Gold von Neapel“ der beachtenswerte Versuch, die Atmosphäre einer der größten italienischen Städte in der Nachkriegszeit überzeugend einzufangen. Totò spielt mit seinem typischen Witz einen Unterdrückten, der sich nicht länger schikanieren lassen will und über sich hinauswächst. Der Regisseur De Sica selbst ist in der Rolle eines abgehalfterten Aristokraten ebenfalls überzeugend, die Episode aber insgesamt recht langatmig geraten und in der Kompilation sicherlich die schwächste. Die Geschichten mit Silvana Mangano und Sophia Loren sind insgesamt die gelungensten, da sie den meisten Tiefgang aufweisen und die Lebenssituation der kleinen Leute auf authentische Art abzubilden verstehen. Auch die erstmals in Deutschland zu sehenden ergänzten Episoden (mangels Synchronisation sind diese im italienischen Original mit deutschen Untertiteln aufgespielt) sind gelungen und runden das Porträt dieser Stadt wirkungsvoll ab. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein gutes Bild (im schwarz-weißen Vollbildformat 1,33:1) und einen immer gut verständlichen Ton (Deutsch und Italienisch in Dolby Digital 2.0 Mono). Als Extras enthält die DVD den verkleinerten Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ (Nr. 3051) als vierseitiges Booklet, die Dokumentationen „Zeitloses Kino: Eine Dokumentation über Vittorio De Sica“ (54 Minuten) und „Gespräche über Vittorio De Sica“ (23 Minuten) sowie den italienischen Kinotrailer zum Film.