Die Geburt eines Superstars - »Cry-Baby«
Die Geburt eines Superstars
»Cry-Baby«
GFür John Waters stellt „Cry-Baby“ sicherlich auch einen Wendepunkt dar. Der in Baltimore, Maryland, geborene Filmemacher realisierte 1964 sein Debütwerk und wurde schließlich in den frühen 1970er Jahren zu einer Berühmtheit der Underground-Filmszene. Durch „Pink Flamingos“ und „Female Trouble“ hatte er den Transvestiten Divine bekannt gemacht und es selbst zu einer berühmt-berüchtigten Medienpräsenz geschafft. In den 1980er Jahren versuchte John Waters zunächst mit „Polyester“, ein breiteres Publikum für seine freakig-derben Späße zu begeistern. Letztendlich gelungen ist ihm das dann 1987 mit „Hairspray“, dem kassenträchtigsten Film in Waters‘ Karriere, dem mittlerweile ein Remake und eine Bühnenversion gefolgt sind. Als er kurz danach „Cry-Baby“ in Angriff nahm, kopierte er deswegen etliche der Elemente, die „Hairspray“ zu einem Erfolg gemacht hatten.
Baltimore, Maryland, in den 1950er Jahren. Die Jugendbande der „Drapes“ rund um ihren Anführer Wade „Cry-Baby“ Walker (Johnny Depp) ist in der Stadt gleichermaßen verpönt wie gefürchtet. Die rechtschaffenen Bürger gehen in die „Charm School“ der Millionärin Mrs. Vernon-Williams (Polly Bergen), deren Enkelin Allison (Amy Locane) mit dem Spießer Baldwin (Stephen Mailer) verlobt ist. Doch irgendwie übt auf das junge Mädchen „Cry-Baby“ eine viel größere Anziehungskraft aus. Der Lederrocker mit der Haartolle in der Stirn, der ein beeindruckendes Motorrad fährt, singt gerne in der Bar von Großmutter Ramona Rickettes (Susan Tyrrell). Doch es gibt etliche Bewohner in Baltimore, die etwas gegen die Liaison zwischen „Cry-Baby“ und Allison haben. Neben Baldwin und Mrs. Vernon-Williams ist hier vor allen Dingen Lenora Frigid (Kim Webb) zu nennen, die seit längerem vergeblich versucht, bei „Cry-Baby“ zu landen. Nun greift sie sogar auf Lügen zurück und behauptet dreist, sie sei von „Cry-Baby“ schwanger, um das junge Glück der beiden Verliebten auf eine harte Probe zu stellen.
Wie schon „Hairspray“ ist auch „Cry-Baby“ in der spießigen Welt um 1960 herum angesiedelt, und wie beim erfolgreichen Vorgänger stehen auch hier Talentwettbewerbe und etliche in die Handlung integrierte Songs im Mittelpunkt. John Waters dekonstruiert dabei genüsslich die Rebellenfilme jener Zeit und macht sich über die Etikette der High Society lustig. Natürlich schlägt sein Herz für die Underdogs und Hässlichen, die er gekonnt zu Sympathieträgern macht. Vielleicht insgesamt für Waters-Verhältnisse zu brav und deswegen etwas austauschbar, hat der Film aber auch heute noch Drive und besticht durch das zügellose Spiel seiner trefflich besetzten Darsteller. Die BluRay-Wiederveröffentlichung in der Reihe „Cinema Favourites“ weist leider keinerlei Extras mehr auf, die die Erstausgabe von vor neun Jahren noch zu bieten hatte. Das Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) ist für das Alter des Films jedoch beeindruckend ausgefallen. Und auch der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo) ist sehr räumlich und überzeugend abgemischt, obwohl er auf nur zwei Kanäle verteilt ist.