Charmanter Problemlöser - »Landarzt Dr. Brock«
Charmanter Problemlöser
»Landarzt Dr. Brock«
Auch hier gibt es mit „Der Landarzt“ eine schier beispiellose Erfolgsgeschichte aus dem hiesigen TV-Programm, denn die Serie wurde über 25 Jahre lang produziert, hatte drei verschiedene Titelrollen-Darsteller und brachte es insgesamt auf fast 300 Folgen. Aber die ZDF-Serie, die im Jahr 1987 erstmals ausgestrahlt wurde, ist eigentlich nur die zeitgemäße Neuauflage der 1967 entstandenen Serie „Landarzt Dr. Brock“, in der es ebenfalls bereits um einen charmanten Mediziner ging, den es in die norddeutsche Provinz verschlägt, wo er im fiktiven Dörfchen Wingenfeld eine Landarztpraxis übernimmt. Einige Jahre, bevor Serienautor Rolf Schulz („Jedermannstraße 11“, „Drüben bei Lehmanns“) mit seinem Dr. Brock den ersten Serienarzt des deutschen Fernsehens erfand, kurierte Günter Strack in der Titelrolle des Fernsehfilms „Landarzt Dr. Vandamme“ bereits erfolgreich seine Patienten. Und nur wenige Wochen vor der Erstausstrahlung von „Landarzt Dr. Brock“ schaffte es auch die französische Serie „Landärztin in den Pyrenäen: Eine zuviel in Tourlezanne“ auf unsere Bildschirme, die im Jahr 1966 mit Nicole Berger in der Hauptrolle in dreizehn knapp halbstündigen Episoden produziert worden war.
Dr. Peter Brock (Rudolf Prack) war Chefarzt im Krankenhaus einer Großstadt, in dem ihm zweihundert Betten zugeteilt waren. Aber er hat genug vom Trubel und entschließt sich gemeinsam mit seiner langjährigen Assistentin und Haushälterin Helene Klaasen (Erna Sellmer), es auf dem Land noch einmal ganz neu zu versuchen. Er übernimmt in Wingenfeld eine Landarztpraxis, wo er sich das Vertrauen der hauptsächlich als Bauern arbeitenden Bevölkerung erst hart erarbeiten muss. Stattdessen wird im Dorf fleißig getratscht, und im Zweifelsfall doch lieber der längere Weg zum bereits bekannten Arzt in einer Nachbargemeinde angetreten. Auf vollstes Vertrauen stößt Brock schon bald bei der jungen Apothekerin Dr. Erika Wallner (Gardy Granass), die diesen nicht nur äußerst sympathisch findet, sondern sich ebenfalls oft wie eine Außenseiterin fühlt, da ihr aufgrund ihrer jungen Jahre noch von vielen Unerfahrenheit und Unwissen unterstellt wird. In den 26 jeweils rund 25minütigen, in sich abgeschlossenen Episoden, muss Landarzt Dr. Brock die unterschiedlichsten Probleme lösen, die oftmals weit über die sonst üblichen körperlichen Gebrechen hinausgehen. Da ist beispielsweise der verstockte Alte, Opa Stockmann (Henry Vahl), der sich partout weigert, sich eine neue Brille zuzulegen, und deswegen im Straßenverkehr zur Gefahr wird. Oder der „Wundergreis“ Karl Baltruschat (Heinrich Gretler), der seit vielen Jahren als Tippelbruder durch die Gegend zieht, mittlerweile aber in einem Alter ist, in dem es sich andere auf der eigenen Veranda gut gehen lassen. Und bei den Problemen, die das junge Paar Eberhard Wenzel (Friedrich G. Beckhaus) und Hertha Enders (Sabine Bethmann) mit der Mutter der Braut (Nora Minor) bekommen, können Brock und Erika Wallner als vermittelnde Instanzen aushelfen.
Dass „Landarzt Dr. Brock“ bei seiner Erstausstrahlung in den Jahren 1967/68 noch in Schwarz-Weiß daherkam (lediglich die letzten acht Folgen sind in Farbe), unterstreicht ein Stückweit die Altbackenheit, die der Serie damals schon anhaftete. Mehr noch als bei den anderen Serien aus der Feder von Rolf Schulz geht es hier meist betulich bis spießig zu, der sonntägliche Kirchgang für alle Beteiligten inklusive. Aber vielleicht ist das der ländlichen Kulisse des Formats geschuldet. Insofern kommen hier wohl am ehesten Zuschauer auf ihre Kosten, die sich auch für Heimatfilme begeistern können, das Urtümliche und die Traditionen mögen, was hier aber mal nicht in Bayern, sondern zur Abwechslung in Norddeutschland verortet ist. Ralph Lothars („Jedermannstraße 11“) Inszenierung weist jedenfalls keine Durchhänger auf und spult die kurzen Geschichten flugs herunter. Die DVD-Wiederveröffentlichung in einer Amaray-Box mit vier Scheiben weist ein Bild (im Vollbildformat 1,33:1) auf, das lediglich als befriedigend bezeichnet werden kann. Es enthält nämlich noch etliche Laufstreifen und Verunreinigungen, und auch einige Kompressionsartefakte sind auszumachen. Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) ist stets gut verständlich, Bonusmaterial ist nicht vorhanden.