Ein paar Gedanken zu den UFO-Akten
Die UFO-Akten spielten damals in etwa in der gleichen Zeit, in der sie auch im Bastei-Verlag erschienen.
Die Hauptprotagonisten sind der Informatiker Cliff Conroy und die Polizeipsychologin Judy Davenport.
Für die Neuauflage sollte die Handlung ebenfalls in der aktuellen Zeit spielen. Neulesern würde sich ansonsten sicherlich eine Welt ohne Internet, Smartphones, digitalen Kameras und anderem nicht unbedingt erschließen.
Doch wie gut ist das Anheben auf unsere Zeitebene (immerhin 26 Jahre) gelungen?
Die Handlung von Band 1 (Projekt »GhostRider«) beginnt mit einer Ballonfahrt, die Conny und Francis Milton anlässlich ihres siebten Hochzeitstages mit dem Ballonfahrer Jeff Fogherty unternehmen. Dabei kommt es (anscheinend) zu einer Begegnung mit einem UFO. Natürlich war es auch 1995 üblich, solch ein Ereignis (zumindest) fotografisch festzuhalten. Damals üblicherweise mit einer Kamera, in der man noch einen Kleinbildfilm einlegte (ich selber habe seit dem Jahre 2001 einen digitalen Fotoapparat). So ist es dann auch im Band 1 der UFO-Akten.
In der Welt des Jahres 2021 ist allerdings die digitale Fotografie Standard und deutlich weiter verbreitet als die analoge Fotografie, die jetzt nur noch ein Nischendasein lebt, im Jahre 1995. Inzwischen hat das Smartphone längst normale (digitale) Fotoapparate nach hinten verdrängt. I. d. R. verfügt das Smartphone zudem über einen Internetanschluss, so dass Aufnahmen sofort an Freunde bzw. in diverse soziale Medien verschickt werden können. Abhängig von der Fahrthöhe und der Netzabdeckung, funktioniert auch bei einer Ballonfahrt die Internetverbindung und das Telefonieren.
Heutzutage ist es also durchaus üblich, mit dem Smartphone dutzende Aufnahmen von einer solchen Ballonfahrt zu machen und einige davon Freunden und Verwandten sofort zu senden. Auch einige Videos werden sicherlich bei so einem Ereignis mit dem Handy gefilmt.
Bezogen auf unsere Ballon(mit)fahrer können wir also davon ausgehen, dass beide ihr Smartphone dabei haben und auch reichlich davon gebrauch machen.
Auf Seite 7 (links) der Neuauflage als Heftroman ist neuer eingeschobener Text enthalten. Dort ist zu lesen, dass sich Francis gerne mit der Fotografie (analog und digital) auseinander setzt. Dass man Fan der alten Analogfotografie zu solch einem Anlass seine ›große‹ Digitalkamera daheim lässt und eine gute alte Analoge mitnimmt, kann man noch als halbwegs plausibel gelten lassen. Das Smartphone totzuschweigen ist kein guter Ansatz gewesen. Im späteren Verlauf hat Francis manipulierte (analog)Filme zurückbekommen. Dementsprechend wäre ein heutiger Geheimdienst sicherlich auch in der Lage digitale Bilder auf dem Smartphone zu manipulieren. Wichtig wäre aber gewesen, zu schildern, dass die Handys sofort abgenommen wurden und dass bei der Ballonfahrt leider keine Verbindung zum Netz vorlag. Bleibt nur das Übel, dass z. B. per WhatsApp angestoßene Übertragungen bei einer Verbindung automatisch alles Gepostete raus schicken. Da wären also erzähltechnisch noch weitere Kunstgriffe notwendig gewesen, aber sicherlich machbar.
Auch im weiteren Verlauf der Geschichte findet das Smartphone keine Anwendung, obwohl dafür sicherlich genug Momente gab, in denen heutzutage darauf zugegriffen würde (inkl. schneller Internetrecherche). Stattdessen kommt immer wieder das gute alte Festnetztelefon zum Einsatz (auch wenn nicht direkt erwähnt, aber wenn der Hörer auf die Gabel gelegt wird …). Schließlich kommt auch noch ein Autotelefon zum Einsatz! Ich wüsste nicht, wer heutzutage noch ein AUTOtelefon hat. Da ist das Smartphone schon eher mit dem Auto (wenn es entsprechend vorbereitet ist) direkt connected.
Auf Seite 93 der originalen UFO-Akten ist von einem Umschlag mit Schnellhefter und einer Diskette zu lesen. Damals als Speichermedium aktuell, muss in der Neuauflage (Seite 60 recht Spalte) eine DVD herhalten. Auch nicht mehr das modernste Speichermedium, aber noch akzeptabel, wenn da nicht der Hinweis auf einen Magneten gewesen wäre, der beim unsachgemäßen Öffnen des Umschlages, die DVD gelöscht hätte. Das ist leider völliger »Blödsinn«. DVDs lassen sich nicht durch Magneten löschen. Ein Miniatur-USB-Stick (ich habe einen, der ist etwa 1 x 2 cm groß) mit einer Miniladung, die diesen sicher zerstört, wäre plausibler gewesen.
Noch ein kurzer Blick in Band 2.
Dort wird die dreißigjährige Judy in der 95er-Ausgabe (und auch in der 2021er-Ausgabe) mit Naomi Campbell und Claudia Schiffer verglichen. Damals (1995) waren beide aktuelle Topmodels und Mitte 20. Inzwischen sind die beiden über 50, Judy Davenport ist aber weiterhin 30 Jahre alt. Meiner Ansicht nach kein passender Vergleich mehr.
Auf Seite 45 der Neuausgabe hat der Computer im Winnebago ein Modem und es gibt ein Satellitentelefon .
Trotzdem, damals und auch noch heute, waren die Romane spannend zu lesen gewesen. Bei der Überarbeitung fehlt noch ein wenig Herzblut und eine bessere Recherche, um die Romane glaubwürdig in unsere Zeit zu beamen. Ich bleibe jedenfalls am Ball und freue mich auf den ersten neuen Roman von ›Die UFO-Akten‹. Mit Band 4 ›Der Glückspilz‹ ist es so weit.
Kommentare
Aber dein Beispiel zeigt ja, dass man die Texte nicht mal eben schnell modernisieren kann, indem man ein paar Begriffe austauscht. Manche Szenen machen dann gar keinen Sinn mehr. Dann lieber gar nicht, als nur verschlimmbessern.
Und die Kids, die mit einem Festnetztelefon mit Wählscheibe usw. absolut nicht mehr anfangen können, ziehen ihre Allgemeinbildung heute eh nur noch aus Kurznachrichten und jeder Menge Emojis, sind aber kaum noch in der Lage, regelmäßig mal ein Buch (oder eben auch nur einen Heftroman) zu lesen, um das jetzt hier mal etwas überspitzt auszudrücken.
@Robert: ein bekanntes Problem. Bei GZSZ z.B existiert die Pandemie nicht. Umso seltsamer, dass es keine Intimitäten, nicht mal Umarmungen gibt.
Eine fiktive, heile Welt, in der aber plötzlich alle Abstand halten...
Maske und Kameraeinstellung, manchmal auch ein wenig digitale Nachbearbeitung wirken da Wunder ...
@MAX: Nicht "m/w" sondern bitte "m/w/d"
Soviel Zeit muss sein (lach)
Nöö ...
Das war schon bewusst so formuliert.
Damit eine "d"-Lebenspartnerschaft für eine Double-Aktion in Betracht kommt, müsste auch im Film (mit diesem beteiligten Schauspieler) eine "d"-Partnerschaft dargestellt werden. Diese Kombination ist - vorsichtig gesagt - extremst unwahrscheinlich.
Weiß jemand Näheres über das Pseudonym?