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Andere Realitäten - »The Father«

The FatherAndere Realitäten
»The Father«

Mit fortschreitender Lebenserwartung steigen auch die degenerativen Erkrankungen in den letzten Jahren der Menschen immer mehr an. Altersdemenz oder Alzheimer sind Krankheiten, die längst zu Volkskrankheiten geworden sind. Auch in Filmen wird dieses Thema immer wieder aufgegriffen, wie zuletzt beispielsweise in „The Father“ von Florian Zeller, der nun fürs Heimkino erschienen ist.

The FatherZu den besten Filmen über Demenz und Alzheimer der letzten Jahre gehören ohne Zweifel „Still Alice – Mein Leben ohne gestern“ von Richard Glatzer und Wash Westmoreland, in dem Julianne Moore als Universitätsdozentin brillierte, die schon in jungen Jahren mit der Diagnose Alzheimer konfrontiert wird. Auch in „Supernova“, der in diesem Jahr in den Kinos lief, musste sich Stanley Tucci bereits frühzeitig mit dem Schicksal eines degenerativen Gedächtnisverlustes auseinandersetzen. David Sieveking ging das Thema 2012 dokumentarisch an, indem er in „Vergiss mein nicht“ die Erkrankung und das Schicksal seiner an Alzheimer erkrankten Mutter im Film festhielt. Florian Zeller, ein 1979 in Frankreich geborener Schriftsteller und Regisseur, hat in seinem Bühnenstück „The Father“ versucht, die Vorkommnisse konsequent aus der Sicht der an Demenz erkrankten Hauptfigur zu schildern. Dafür erhielt er in Paris, London und New York etliche Preise und darüber hinaus die Möglichkeit, die Vorlage gemeinsam mit Christopher Hampton in ein Filmdrehbuch umzuschreiben und dieses dann selbst für die große Leinwand zu inszenieren. Belohnt wurde er damit dem Drehbuch-Oscar, eine weitere Gold-Statuette ging für die Hauptrolle an Anthony Hopkins.

The FatherAnthony (Sir Anthony Hopkins) leidet unter einer fortschreitenden Demenzerkrankung und kann seine geräumige Wohnung in London nicht mehr länger alleine bewohnen. Mit den von seiner Tochter Anne (Olivia Colman) engagierten Pflegekräften gerät er stets aneinander, weswegen eine nach der anderen das Handtuch wirft. Als Übergangslösung lässt Anne ihren Vater bei sich in der Wohnung einziehen, was ihrem Partner Paul (Rufus Sewell) nicht gerade recht ist. Anthony versteht die Welt nicht mehr, denn in seiner Wohnung sitzt plötzlich ein wildfremder Mann (Mark Gatiss) auf dem Sofa und trinkt Wein, behauptet gar, dass es sich um seine Wohnung handle. Und die Frau (Olivia Williams), die mittags mit Hühnchen fürs Abendessen nach Hause kommt, behauptet steif und fest, sie wäre seine Tochter Anne. Dabei hat Anthony noch eine weitere Tochter, Lucy, die er schon viel zu lange nicht mehr gesehen hat, und die eine begnadete Malerin ist, die wohl mittlerweile die Welt umrundet…

The FatherFlorian Zellers Inszenierung setzt bewusst auf das Stilelement der Verwirrung. Die Umgebung ändert sich in feinen Nuancen, Menschen reden auf den Protagonisten ein und liefern widersprüchliche Aussagen zum Geschehen. Nach und nach erkennt man, dass der Film das konfuse Gedächtnis der Hauptfigur widerspiegelt, in dem Vergangenes mit Aktuellem vermischt wird, in dem der Übergang zwischen Erlebtem und Erträumtem fließend ist. Dadurch kommt es zu Wiederholungen von Schlüsselmomenten, die ebenfalls das verquere Denken des Vaters visualisieren sollen. Von Anthony Hopkins in allen Facetten glaubwürdig und intensiv gespielt, liefert der Film beeindruckende Einsichten in die Wirkungsmechanismen dieser Krankheit. Die DVD-Erstveröffentlichung, die am 31. Dezember 2021 erscheint, kann visuell (im Widescreen-Format 2,40:1) weitgehend überzeugen, der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1, optional mit deutschen Untertiteln oder englischen Untertiteln für Hörgeschädigte) ist ziemlich unspektakulär ausgefallen. Als Extras gibt es ein Mini-Making Of (5 Minuten), Interviews mit Anthony Hopkins (6 Minuten), Olivia Colman (4 Minuten), Rufus Sewell (5 Minuten), Olivia Williams (5 Minuten), Mark Gatiss (6 Minuten), Drehbuchautor Christopher Hampton (6 Minuten) und Filmemacher Florian Zeller (6 Minuten), ein B-Roll (4 Minuten), eine nette animierte Bildergalerie sowie den deutschen und englischen Originaltrailer zum Film.

Kommentare  

#1 Mainstream 2021-11-29 10:39
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Da ich mit der Thematik im Film vertraut war, aber nicht mit der Erzählstruktur, hat auch mich THE FATHER kalt erwischt. Ich war verwirrt und dann sogar etwas erbost, bis sich mir das Konzept erschlossen hat. Florian Zeller hat sein Ziel durchaus erreicht, und das auf sehr beeindruckende Weise, mit einem atemberaubenden Ensemble.

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