Schicksal einer Handelsdynastie - »Konsul Möllers Erben«
Schicksal einer Handelsdynastie
»Konsul Möllers Erben«
„Konsul Möllers Erben“ war schon zeitlebens der bekannteste Roman des in Itzehoe geborenen und in Hamburg lebenden Schriftstellers und Kaufmanns Adolph Wittmaack (1878-1957). Er schilderte darin über mehrere Generationen hinweg das Schicksal einer Hamburger Kaufmannsfamilie, deren Erzählung mit dem Tod des Konsuls Möller im Jahr 1888 einsetzt und ihren Schlusspunkt schließlich im Jahr 1914 findet, als der Erste Weltkrieg gerade ausbricht. Wittmaack selbst brachte 1946 eine stark erweiterte Neuausgabe von „Konsul Möllers Erben“ auf den Markt, in der er die Handlung noch bis zum Zweiten Weltkrieg weiterspann. In der 1983 von Claus Peter Witt („Die Gentlemen bitten zur Kasse“, „Die Unverbesserlichen“) inszenierten und von Herbert Asmodi („Der eiserne Gustav“ mit Gustav Knuth als siebenteilige Miniserie) fürs Fernsehen adaptierten Verfilmung des Romans hat man sich allerdings auf die ursprüngliche Version gestützt und beendet den Erzählstrang nach der siebten Episode ebenfalls mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges. So bildet die Handlung knapp dreißig Jahre des Friedens in der Hansestadt Hamburg ab, als die Erben des Handelshauses Möller mit neuen Zollregularien, Eigentumsverhältnissen und privaten Verwicklungen zurechtkommen müssen und die einstmals lukrative Firma mit teilweise großen Anstrengungen am Laufen zu halten versuchen.
Konsul Möller (Ernst Fritz Fürbringer) war angesehenes Oberhaupt des Handelshauses Möller in Hamburg, wenngleich er auch etwas zu sehr den alten Zeiten verhaftet war. Als er 1888 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, vermacht er die Firma nicht ausschließlich an seinen einzigen Sohn Harry Möller (Alexander Radszun), sondern zu gleichen Teilen auch an seinen Prokuristen John Schmidt (Manfred Krug). Der Sohn ist darüber empört, unterstreicht diese Entscheidung doch erneut, was sein Vater von Harrys kaufmännischen Talenten gehalten hat. So dauert es auch nicht lange, bis sich Harry aus dem Geschäft herauskauft und Schmidt alleine die Führung überlässt. Schmidts Frau Lene (Ulrike Bliefert) ist enttäuscht über das immer größere Arbeitspensum ihres Mannes. Auch die Tatsache, dass er ihren Onkel Carsten Drews (Karl Heinz Vosgerau), der gerade von jahrelangem Exil aus Südafrika zurückgekommen ist, immer wieder um finanzielle Unterstützung bittet, stößt Lene sauer auf. Carsten hingegen ist das einerlei, denn nachdem Harry Möller an den Folgen der Cholera-Epidemie gestorben ist, hat er ein Auge auf dessen Witwe Gertrud (Barbara Freier) geworfen. Harrys Sohn aus erster Ehe, Eler Möller (Dietmar Mues), hat sein Handwerk über Jahre hinweg von der Pike auf gelernt und im Ausland auch seine Sprachkenntnisse trainiert. Als erwachsener Mann kehrt er schließlich nach Hamburg zurück, bereit, wieder in den von seinen Vorfahren gegründeten Betrieb einzusteigen.
Claus Peter Witt schafft es ausgezeichnet, sein Publikum in eine vergangene Ära eintauchen zu lassen, die für diesen Siebenteiler (die einzelnen Folgen sind jeweils rund 45 Minuten lang) mit großem Aufwand in Dekor und Kostümen wieder zum Leben erweckt worden ist. Die präzise geschliffenen Dialoge Herbert Asmodis werden von der Crème de la Crème der damaligen Theater- und Fernsehstars dargeboten, mitunter in einem reichlich getragenen Tempo, das aber wohl der damaligen Mentalität gutsituierter und vornehmer Menschen entsprochen haben dürfte. Wer sich auf den damit einhergehenden langsamen Erzählrhythmus einlassen kann, wird von einer ansprechenden Geschichte belohnt, die viel über die damalige Lebenssituation vermittelt und reich ist an dramatischen Zuspitzungen. Die DVD-Erstveröffentlichung der sieben Folgen auf zwei DVDs bietet ein gutes Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das nur gelegentlich kamerabedingte Unschärfen und eine gröbere Auflösung aufweist. Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 2.0) ist durchweg gut zu verstehen, auf die Beigabe von Extras hat man in diesem Fall verzichtet.