Episodische Stammtischwitzeleien - »Das Paradies der flotten Sünder«
Episodische Stammtischwitzeleien
»Das Paradies der flotten Sünder«
Alleinige Starpower hatte Karl Spiehs (1931-2022) dem Schlagersänger wohl noch nicht zugetraut, deswegen wurde „Das Paradies der flotten Sünder“ zu einem Episodenfilm, bei dem die Kassenwirksamkeit auf mehrere Schultern verteilt wurde. Doch das Ergebnis fiel zur finanziellen Zufriedenheit aller aus, weswegen Spiehs in den nächsten Jahren fast alle der gut ein Dutzend Spielfilme Blacks („Unser Doktor ist der Beste“, „Hilfe, ich liebe Zwillinge“, „Kinderarzt Dr. Fröhlich“) produzieren sollte. Und kurz vor dessen frühzeitigem Herztod holte Spiehs den Sänger noch einmal aus einem Karrieretief und besetzte ihn in der Hauptrolle der in gleichem Stil gestrickten RTL-Fernsehserie „Ein Schloß am Wörthersee“, die schnell Kultstatus erlangen sollte und nach Blacks Tod mit Pierre Brice in der Hauptrolle sogar noch in die Verlängerung gehen durfte. „Das Paradies der flotten Sünder“ ist eine von Spiehs‘ stargespickten Episodenkomödien, von denen sich eine Geschichte in abgewandelter Form zuvor auch schon in „Das Liebeskarussell“ und danach noch in „Starke Zeiten“ wiederfinden sollte.
Der gewitzte Ignaz Hirnbeißer (Paul Löwinger) will die Gunst der Stunde eines Knatsches mit seiner Ehefrau dazu nutzen, um mal alleine in Urlaub zu fahren und so richtig die Sau rauszulassen. Im Reisebüro lässt er sich von Alfons Jäckele (Willy Millowitsch) beraten, kommt aber finanziell schnell an seine Grenzen. In kleinen Geschichten lassen die beiden Männer unterschiedliche Erlebnisse mit Urlaub und dem Verreisen Revue passieren. Den Anfang macht eine Story über einen Herrn (Herbert Hisel), der bereits zum 25. Mal den Versuch unternimmt, den Führerschein zu bekommen. Auch Helga (Angelika Ott) kommt bei ihrem Trip nach Wien in die Bredouille. Ein Gangsterpärchen vermietet ihr die Wohnung von Heinz Haller (Hans-Jürgen Bäumler), der plötzlich in der Tür steht. Als auch noch Helgas Tante Grete (Edith Hancke) auftaucht, muss sich der Hausherr als Hausmädchen verkleiden, weil die Tante etwas gegen Herrenbekanntschaften ihrer Nichte hat. Schlagerstar Nick Dreamer (Roy Black) reist in der dritten Episode zu Dreharbeiten nach Mexiko. Doch auf dem Weg zum Set wird er von Gangster José Uraga (Erik Schumann) entführt, der ein Lösegeld erpressen will. Den Abschluss macht dann die mehrfach recycelte Geschichte um einen Mann (Gunther Philipp), dem beim Baden im See sämtliche Kleider gestohlen werden und der Zuflucht in einer Villa sucht. Als die Gattin (Ann Smyrner) mit ihrem Liebhaber (Peter Weck) im Schlafzimmer auftaucht, muss der Eindringling sich unterm Himmelbett verstecken. Doch bald schon erhält er dort Gesellschaft vom Liebhaber, denn der Ehemann (Lou van Burg) kommt ebenfalls früher als gedacht nach Hause zurück.
Ein äußerst bescheidener deutscher Komödienversuch in vier Episoden, den drei Regisseure ohne größere Qualitätsschwankungen einheitlich versiebt haben. Besonders furchterregend ist die erste Episode mit dem seinerzeit sicherlich bekanntesten fränkischen Komiker Herbert Hisel, die billigstes Stammtischniveau noch unterschreitet und sogar mit künstlichen Lachern unterlegt werden musste. Rolf Olsens Geschichtchen sind wie gewohnt mit Selbstironie inszeniert, was sie etwas hervorhebt. Die Episode mit Roy Black bietet einige dürftige Seitenhiebe auf gängige Actionfilme und hat zumindest optisch etwas mehr zu bieten, da sie teilweise tatsächlich on location in Mexiko entstand. Ansonsten hülle man besser den Mantel des Schweigens über dieses stupide Machwerk, das noch nicht einmal die Fans der hier involvierten Schauspieler zufriedenstellen dürfte. Die DVD-Erstveröffentlichungen bei Filmjuwelen bietet ein ordentliches, wenngleich nicht makelloses Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen stets gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0 Mono). Als Extras gibt es den deutschen Kinotrailer des Films sowie ein 24seitiges Booklet mit etlichen Fotos und biografischen Hintergrundinformationen zu den Beteiligten von Oliver Bayan.