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Es ist doch alles SO einfach...!? - Teil 13: Kreuze, Amulette und geweihte Wummen

Es ist doch alles SO einfach ...!?Es ist doch alles SO einfach...!?
- Anmerkungen zur Konstruktion von Horrorheftserien(helden) -
Teil 13: Kreuze, Amulette und geweihte Wummen

(Kurze) Bemerkungen zu den Feinheiten der Bewaffnung...
In der letzten Woche haben wir unseres Helden Gegnerschaft endgültig definiert, sprich wir haben den Rahmen am Beispiel der „Untoten“ konkret abgesteckt. Jetzt stellen wir uns vor, wir hätten dies tatsächlich für all die Gegner unseres Helden gemacht.

Dann wüssten wir ziemlich genau, was unserem Mark Larsen nun an höllischem Gezücht erwartet.

Nun können wir unseren Helden mit den Waffen ausstatten, die ihm weiterhelfen. Als Mark Larsen aus dem Nichts hervorgeholt wurde, hat er eine provisorische und ausbaufähige Bewaffnung erhalten. Bevor der geneigte nun Leser wild hin und her klickt, zitiere ich mich selbst.


Ich schrieb:


„Ich wähle aus dem Waffenarsenal, ein Kreuz, Pflöcke, eine Silberkugeln verschießende Schusswaffe (.357 Magnum, um Vampire auch sicher zu erledigen). Das soll als Grundausstattung vorerst genügen.“

Diese Arbeitsgrundlage steht nun zur Überprüfung und möglichen Ergänzung an, weil wir jetzt  wissen, gegen wen oder was unser Held anzutreten hat. Wie bei den Gegnern, müssen wir bei den Waffen unseres Helden aufpassen. Sie müssen sich unseren Plänen anpassen. Wenns also keine Superdämonen gibt, dann gibt es auch keine Superwaffen, keine Überkreuze oder Amulette, die als beliebig einsetzbare Deus Ex Machina auf Seite 60 des Heftromans in Erscheinung treten und den Dämon zur Hölle schicken kann und den Helden sein Siegerlächeln aufsetzen lässt. Vielleicht geben wir ihm eine besondere Waffe, aber nichts, was mächtig genug wäre, um die Hölle zu vernichten. Aber etwas mit Wiedererkennungswert, also schon etwas Besonderes... Aber kein Allheilmittel.

Ein Plädoyer für Waffen hielt ja Richard Wunderer aka Andrew Hathaway, den ich auch schon im Zusammenhang mit Waffen:


"(...) Zuerst stand ich vor dem Problem, dass Rick Masters keine Waffe hatte, überhaupt keine. Und es wurde mir schwer, einen glaubhaften Sieg für Rick Masters zu erfinden, wenn er gegen einen übermächtigen Gegner gekämpft hatte. Ich hatte das oft dadurch gelöst, dass Rick während seiner Ermittlungen in diesem ganz speziellen Fall eine Waffe gefunden hatte, um diese ganz spezielle Dämonengestalt auszuschalten. Wenn man das aber in jedem Roman macht, sagt der Leser eines Tages: 'Mein Gott! Der findet immer im richtigen Moment die richtige Waffe. Das wirkt unglaubwürdig.
Daher habe ich nach einigem Zögern die Silberkugel eingeführt. Nun stehe ich vor dem Problem, dass sie gut funktioniert und zu einem Allheilmittel zu werden droht. Rick Masters soll nun keinesfalls durch die Silberkugel unbesiegbar sein(...)"

Was braucht er denn für eine spannende Handlung? Er muss sich mit seinen Waffen verteidigen können. Diese Waffen müssen darüber hinaus in der Lage sein, ihn überleben zu lassen, wenn er sich anstrengt. Schließlich ist Mark ein Serienheld, der seine Romane tunlichst überleben sollte, um in der kommenden Woche wieder seinen ewigen Kampf gegen die Mächte des Bösen zu kämpfen.

Mit den Waffen definieren wir am besten auch gleich mal ihre Wirksamkeit. Damit wir wissen, was mit welcher Waffe gegen welchen Gegner auszurichten ist.

So, die .357 Magnum behält Mark einfach mal.

Die Silberkugeln, die da hineingehören wirken zuverlässig gegen ...

Vampire (bei Treffern ins Herz) und andere Untote (fast) aller Art, außer der Sorte, die wir als Widergänger definiert haben. Dem Treiben der meisten Untoten kann mit einem Treffer zuverlässig ein Ende gesetzt werden, wenn die Jungens derartig heranwackeln. Daher werden die meisten unserer Untoten nicht schlurfen wie die Zombies eines George Romero (auch wenn der Regisseur stilbildend war), denn sonst könnte Mark sich ihrer zuverlässig entledigen, es sei denn, sie träten in Rudeln auf. Aber warum muss es immer eine Zombie-Stampede sein, wenn ein einzelner dieselben Zwecke erfüllen kann?

Ein einzelner Untoter, der sich schnell bewegt ist selbst mit einer .357 - bei Nacht und Nebel über unebene Friedhöfe oder durch Wälder gehetzt - nur schwer zu treffen, erst recht wenn die Kugel ins Herz muss (das schaffen nur die Kollegen aus dem Westernheftroman, die unglaublich gut schießen). Somit brauche ich keine Massen von Monstren, sondern nur wenige, am  besten einen oder zwei.
 
Geister spüren nicht viel, bestenfalls wird von den Kugeln das Ektoplasma zerrissen und es mag ihre Gestalt flimmern, aber das war es dann auch schon. Dämonen spüren ein Unwohlssein, die Wunde schließt sich nicht sogleich, aber gefährden kann diese Waffe sie nicht wirklich. Um sie zurückzuschlagen oder gar zu vernichten bedarf es weiterer Waffen.
 
Menschliche Gegner (wie verrückte Wissenschaftler, Schwarzmagier, Gangster oder was es da sonst noch geben mag) sind natürlich recht empfänglich für diese Kugeln und können (wie H. J. Müggenburg aka Hexer Stanley schrieb) damit "zuverlässig betäubt werden".
 
Die nächste Waffe unseres Helden ist das Kreuz. Es dient ihm als reine Defensivwaffe. Es ist nur ein einfaches geweihtes Kreuz, nichts besonderes. Damit hält sich unser Held aller Art vom Leibe, aber wirklich etwas ausrichten kann er damit nichts. Aber als Schutzschild. Brauchbar.

Mit Holzpflöcken kann er Vampire erledigen. Das wars dann auch schon. Also sollte er die nur mitnehmen, wenn er sicher ist, Vampire zu jagen und diese am Tag bewegungslos vor sich liegen hat.

Nee, das kanns noch nicht gewesen sein. Er braucht noch diese Waffe mit Wiedererkennungsswert. Die „besondere“, die individuelle Waffe. Die, die einzig dem Helden zuzuordnende Waffe, die  mit der unser Held identifiziert wird. (Fast) jeder Held hat so was... Tony Ballard seinen Dämonendiskus, Gordon Black seine Peitsche, Jake Callum seinen Ring, Roy de Voss seinen Ring, der ein Reif ist, Björn Hellmark das Schwert des Toten Gottes, Professor Zamorra sein Amulett, John Sinclair sein Kreuz, etc..

Nun gut, ‚unser’ Mark ist nicht Erbe einer Macht wie es Björn Hellmark alias Macabros oder Professor Zamorra von Beginn an waren, während John Sinclair ziemlich abrupt und planlos vom Polizisten zum Sohn des Lichts wurde (nicht das einzige Mal, dass Jason Dark abrupt den Kurs seiner Serie änderte).

Wenn also Mark ein designierter Kämpfer wider das Übernatürliche wäre, dann wäre es logisch und einfach. Mark wäre der natürliche Besitzer einer besonderen Waffe, eben weil er ein Erbe von Macht ist. Aber man sehe ich den frühen Zamorra an. Er erbte zwar das Amulett, aber ansonsten war der gute Professor einfach nur ein x-beliebiger Bekämpfer übernatürlichen Geschmeißes. Jahrelang wurde (mit Ausnahme einiger Romane von Susanne Wiemer) das Erbe überhaupt nicht beachtet, bis W. K. Giesa kam und der Zamorra eine Linie erhielt. Bei Damona King lief das ähnlich. Da war es das Duo Eisele/Hohlbein, das den Kurs fand. Und beide Serien sind – nach eigenen Aussagen - Schöpfungen von Jason Dark. Vielleicht steckt dahinter ein Muster, dass ohne Planung irgendwas erfunden wird, ohne die Konsequenzen zu beachten oder daraus Schlüsse zu ziehen. Dazu passen auch zahlreiche Äußerungen, die besagen, dass er beim Schreiben einer Seite nicht wissse, was auf der nächsten Seite passiere. Aber dazu ein ander Mal an anderen Ort noch ein paar Auslassungen.
 
Bei Macabros war vom ersten Roman an zu spüren, dass sein Erbe eine Rolle spielte und Björn Hellmark wurde mit den Insignien der Macht ausgestattet. Auch der Dämonenkiller war ein designierter Kämpfer und die Autoren planten genau.

Aber Mark Larsen ist eben ein Polizist wie Larry Brent, der nicht aus Berufung, sondern von als Beruf das Böse bzw. Übernatürliche bekämpft. Das mein insbesondere, er kommt als grundsätzlich Unbeteiligter an seine Fälle, während der Erbe durchaus auch das Zentrum des Falls sein kann. Daher sollte er eine Waffe haben, die nicht mit einer Geschichte verbundden ist, die ihn zu Berufenen macht.
 
Larry Brent, der PSA-Agent, hatte mit seinem Laser das ultimativ reinigende Feuer zur Verfügung, wirksam gegen nahezu alle Kreaturen des Bösen. Ein toller, fast schon genialer Schachzug des Vaters des Horrorheftromans. Eine universelle Waffe wieder das Böse, ohne eine besondere magische Geschichte oder Kräfte zu haben. Wer hat sie gezählt die Horrorfilme, an deren Ende ein Haus niederbrennt und damit alles ultimativ  vom Bösen gereinigt wird. – Leider fällt das dann für Mark Larsen in dieser Form weg.

Als Autor könnte ich Mark Larsen nun eine Waffe von  irgendwem übergeben lassen, aber dann wäre er wieder Erbe einer Macht, was dazu verleitet, ihm vom Polizisten bzw. Agenten des Unheimlichen, der von Außen an einen Fall heran tritt, zum Zentrum der Handlung werden zu lassen. Das macht ihn zum Natural-Born-Demonhunter. Nicht gut. Das wollen wir ja nicht.

Ihn selbst was anhand alter Folianten basteln lassen wäre eine Möglichkeit. Wir nehmen ein paar Zauberbücher und Mark baut sich seine Waffe selbst. Das wäre doch mal was. Nur sollte es dann schon eine Waffe sein, die sich von den anderen abhebt. Keine Schwerter, runde Amulette mit Symbolen, Sportgeräte oder Kreuze mit seltsamen Zeichen drauf.

Die Palette ist ziemlich abgegrast.

Ne Gemme hat John Sinclair als Nebenwaffe, aber das ist so lange her, dass sich nur noch so alte Knochen wie ich daran erinnern. – Aber nein, will ich nicht.

Doch was ist, wenn ich Mark (mit dem skandinavischen Nachnamen) nun nach Island fahren lasse, gegen einen zum Dämon gewordenen Skalden hetze, der auf einer Island vorgelagerten Insel haust. Mark baut sich nun aus Silber – mit Hilfe der wahren und geheimen Edda, die in einem Klostergewölbe verwahrt wird – einen Thorshammer als Waffe, der handtellergroß ist und den er dann, nachdem der Bösewicht bezwungen ist, weiter nutzt. (Und nein, die Brücke nach Asgard kann weder der Gott noch Mark überschreiten, und noch mal nein, Mark ist weder der Sohn noch Erbe des Gottes bzw. seiner Macht – da hat Marvel schon einen), doch die Magie der Asen wirkt noch. Dieser Thorshammer verschießt auf einen Befehl Marks hin gleißende Blitze, die jedoch nicht zielgenau sind (was es Mark schwer macht, den Hammer einzusetzen, wenn Unbeteiligte in der Nähe sind). und schon habe ich eine Waffe, die das reinigende Feuer freisetzt. Ich ahbe das was ich will. Es hebt sich von den Waffen der Konkurrenz ab. Sehr schön. Schon wiederhat Mark Larsen ein Stück Heldidentität gewonnen.
 
Damit der Hammer nicht zur Überwaffe wird, braucht er nun Pferdefüße, Einschränkungen und Schwächen. Die Macht des Gottes ist nicht in dem Teil (denn dann hätte ich mit dem Hammer genau das geschaffen, was ich vermeiden wollte). Es ist nur gute, alte nordische Magie (für den Heftroman aufbereitet und adaptiert).  Damit kann ich Mark Larsen dann in den Kampf schicken. Dadurch dass die Blitze nicht korrekt auszurichten sind, habe ich den ersten Pferdefuß schon eingebaut.
 
Aber: Welche weiteren Pferdefüße und Schwächen kann ich dem Ding nun mit auf den Weg geben? Es soll nämlich Richard "Andrew Hathaway" Wunderer folgend kein "Allheilmittel", also die bekannte deus Ex Machina, werden.
 
Ich möchte mich dabei auf keine Erklärungen einlassen, die besagen dass Kulturkreise oder so eine Rolle spielen, denn Magie an sich ist der Mark-Larsen-Serie etwas Universelles. So funktioniert diese Erklärung für uns nicht und ich halte sie generell für fragwürdig.
 
Damit habe ich aber noch keinen weiteren Pferdefuß. - Was bleibt also?  Es sind Pferdefüße, die der Held im Laufe der Romane kennenlernt und die Waffe selbst betreffen. In schwüler Gewitterluft ist der Hammer besonders stark, bei Kälte werden die Blitze schwächer. Unter freiem Himmel wird der Hammer besser funktionieren , während er tief unter der Erde immer schwächer wird. Dergleichen Pferdefüße werden sich noch einige ergeben, manche unter dramaturgischen Erfordernissen. Wichtig ist, die Grundausrichtung der beiden ersten Schwächen im Augen zu haben und alles weitere schlüssig (die innere Logik der Serie beachtend) abzuleiten. Der Hammer ist das Symbol eines die Naturgewalten beherrschenden Gottes.
 
Diese innere Logik der Serie darf ich nicht brechen, denn sonst hätte ich mir die Mühe schenken können, die ich mir bei den grundsätzlichen Überlegungen gemacht habe.
 
Hier und da, wird der Held sicherlich noch die eine oder andere Waffe finden, manche werden ihm nur in einer Situation weiterhelfen und dann vergehen, andere wird er hier und da wieder nutzen können. Das aber wirds ich im Laufe der Zeit ergeben.
 
Damit sind wir jetzt soweit, uns mal über Inhalte, Romane und die Serie an sich zu unterhalten... Bevor wir aber in die Grobplanung der ersten hundert Bände einsteigen, müssen wir uns aber noch einer grundsätzlichen Frage widmen. Wollen wir eine Art roten Faden oder begnügen wir uns mit einzelnen Folgen.
 
Das aber erst in der nächsten Woche.

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