Österreichische SF Heftreihen von 1948 bis 1965: Der Zukunftsroman
Österreichische SF Heftreihen
von 1948 bis 1965
Der Zukunftsroman
Utopische Leihbücher und Romanhefte aus Österreich
Ich will versuchen, einige dieser Heftreihen wieder ins Gedächtnis zu rufen: Reihen, die nur mehr teilweise, wenn sie überhaupt auf den Markt kommen, für uns Sammler zugänglich sind.
Als nächstem Objekt möchte ich mich einer weiteren Besonderheit und Rarität zuwenden, einer Heftserie aus dem Fitz Verlag, nämlich ...
Der Zukunftsroman
Diese Heftreihe ist 1955 in insgesamt 3 Heften im Willi Fitz Verlag erschienen, und zwar im A4-Format wie eine Zeitschrift mit jeweils 16 Seiten. Dies ist der zweite Versuch des Fitz Verlages nach Jerry Clifford - König der Lüfte in diesem Genre. Als Autoren firmieren wie damals meist üblich, Autoren mit einem Pseudonym. Wer wirklich dahintersteckt, ist heute nicht mehr feststellbar.
Kommerziell dürften diese 2 Reihen „Jerry Clifford“ und „Der Zukunfts Roman“ eher einen mäßigen Erfolg gehabt haben, sie sind mir in meiner Schulzeit nicht aufgefallen und ich konnte auch kein Originalheft ausfindig machen. Auch in Romantauschzentralen habe ich diese Hefte nie gefunden, nur die bekannteren Reihen aus dem Steffek (Star Utopia, Uranus) und Mauerhardt Verlag (Torgo, Im Jahr 2000) sind mir schon seit damals bekannt. Außerhalb der Sammlungen der Österr. Nationalbibliothek ist mir kein Sammler bekannt, der die Originalhefte besitzt. Lediglich Repliken der Hefte „Jerry Clifford“ sind zu bekommen.
„Der Zukunftsroman“ umfaßt (auch nach dem Katalog der österreichischen Nationalbibliothek) folgende Titel:
Diese Romane sind in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich, erstens das Format A4 mit 16 Seiten Umfang und zweitens der farbige Titel, der auf der ersten Seite integriert ist. Lediglich das dritte Heft hat einen Titel in der Textfarbe, also schwarz.
Sodann die Thematik der beiden Romane (der erste erschien in 2 Folgen!), die eine gute Kenntnis des damaligen Standes der Raumfahrttechnik aufweist und abgesehen von einigen utopischen Elementen etwa im Stil von K.H. Scheers 3 Jahre vorher erschienenen „Das Große Projekt“ ähnliche Lösungen der bemannten Raumfahrt aufzeigt.
Genau genommen stimmt die Hypothese auch heute noch, daß ein Raumschiff, das von der Erde aus startet, ohne Raumstation den Mond nicht erreichen und wieder zurückkehren kann. Denn die bemannten Mondlandungen wurden nur mit einer kleinen Fähre durchgeführt und die Astronauten kehrten auch nicht mit einem Raumschiff, sondern lediglich in einer kleinen Raumkapsel zurück.
Und streng genommen sind auch die mittlerweile eingemotteten Space-Shuttles keine Raumschiffe, die den Mond erreichen können, sondern lediglich für den erdnahen Raum konzipiert.
Erst mit der derzeit noch im Ausbau befindlichen internationalen Raumstation ISS sind richtige interplanetare Raumflüge möglich.
Da diese Hefte extrem selten sind, möchte ich mich auch mit dem Inhalt ausführlicher befassen. Ich selbst mußte mir die Hefte in der Österreichischen Nationalbibliothek kopieren, da es nicht möglich war, ein Exemplar bei befreundeten Sammlern aufzutreiben.
Inhalt der Hefte/Story
Dr. von Rotberg (Vorbild war hier wohl Werner von Braun) hat in Amerika ein Raumschiff gebaut, mit dem erste Flüge in den Weltraum unternommen wurden. Bei einer Pressekonferenz schnappt der Reporter Jerry Hall auf, daß die Rakete den Mond erreichen kann. Er überredet seinen Boß, ihm 200.000 Dollar zu geben, damit er die ersten Reportagen vom Mond senden kann. Mit dem Geld besticht er einen Ingenieur namens Gus Goddard, der das Geld für die Operation seiner schwerkranken Frau benötigt, und startet tatsächlich mit ihm zum Mond.
Nur haben die beiden übersehen, daß die Rakete nicht genug Treibstoff faßt, um wieder zurückkehren zu können.
Die ersten Reportagen vom Flug schlagen wie eine Bombe in der Öffentlichkeit ein. Dr. Rotberg überlegt einen Rettungsplan, wie das Raumschiff umkehren oder in einer Schleife um den Mond in den Erdorbit zurückkehren kann. Er versucht über den Zeitungsverleger die beiden zu warnen, aber sie sind bereits außer Funkreichweite. Ein starker Marinesender informiert zwar noch Gus Goddard über die Lage, aber für eine Umkehr ist es bereits zu spät und sie landen auf dem Mond.
Die beiden Mondreisenden betreten als erste den Mond, mit den üblichen Schilderungen über die geringe Schwerkraft des Mondes. Gus Goddard schickt zwar brav die Reportagen über Funk, wohl wissend, daß der Sender zu schwach ist, um die Erde zu erreichen. Zuletzt muß er Jerry Hall doch die Wahrheit gestehen, daß sie auf dem Mond gestrandet sind und dort wohl sterben werden, wenn kein Wunder geschieht.
Auf der Erde hat inzwischen ein verwöhntes Milliardärstöchterl beschlossen, einen der Mondfahrer zu heiraten, um ihre Freundinnen zu übertrumpfen. Sie überredet ihren Vater, Percyval G. Met, kurz PGM genannt, etwas zu unternehmen.
Dieser läßt Dr. Rotberg kommen und befragt ihn, warum keine Rettungsversuche unternommen und eine neue Rakete gebaut wird. Dabei erfährt PGM, daß ohne eine Weltraumstation als Auftankstelle ein Flug zum Mond samt Rückkehr unmöglich ist. Und die kostet etliche Milliarden Dollar, die Dr. Rotberg nicht hat.
Daraufhin organisiert PGM eine weltweite Spendenaktion zum Bau der Rakete und der Raumstation und schafft es so, mit dem Bau zu beginnen.
Mittlerweile taucht am Mond, unbemerkt von unseren beiden Helden, ein fremdes, mit Robotern bemanntes Raumschiff auf, das die Rakete genau inspiziert und, als die beiden schlafen, das Raumschiff ankoppelt und zur Erde zurückbringt.
Die beiden wachen mitten in der Wüste von New Mexico auf, werden als Schwindler betrachtet und haben alle Mühe, durch die mitgebrachten Filme und Bodenproben zu beweisen, daß sie wirklich auf dem Mond waren.
Zuletzt läßt sich das Milliardärstöchterl von Jerry Hall wieder scheiden, weil er infolge eines Raumfluges zu spät zu ihrer Dinnerparty kam.
Larry Parker, der Radarbeobachter eines U-Bootes, macht eine unheimliche Entdeckung, ein metallener Riese, der das U-Boot angreift und nach einem kurzen Notruf zerstört.
Man hält die U-Boot-Besatzung für verrückt, bis auch an Land Spuren des Riesen gesichtet werden und mehrere Leute spurlos verschwinden.
Auch Timm Ladd, ein Astronom vom Mount Palomar Observatorium, entdeckt derartige Spuren und bringt sie nach einer Erzählung von Judy, der Freundin des vermißten Larry Parker, mit dem stählernen Riesen in Verbindung. Bemerkenswert ist auch, daß sich der Riese, anscheinend ein Roboter, auch unsichtbar machen kann.
Man ist mittlerweile der Ansicht, daß der Riese Menschen nicht tötet, sondern als Versuchskaninchen für „Marsmenschen“ einsammelt. Judy erklärt sich bereit, sich vom Riesen einsammeln zu lassen und dabei ein kleines Funkgerät mitzunehmen. Und tatsächlich, der Riese bringt seine Gefangenen auf eine einsame, abgelegene Insel im Pazifik. Mittels des Funkgerätes wird eine Kriegsflotte herbeigerufen, die den Riesen mit Atomgranaten zerstört und die Vermißten zurückbringt.
Larry Parker heiratet seine Judy und Tim Ladd beobachtet einsam durch das Fernrohr, wie eine Raumschifflotte vom Mars die Trümmer des Riesen einsammelt und wieder zurückfliegt.
Es ist schade, daß keine weiteren Hefte dieser Reihe erschienen sind, denn die 2 Stories sind grundsolide und auch technisch korrekte SF-Romane.
Nach den drei Heften hat der Willi Fitz Verlag die Reihe eingestellt, da sie anscheinend auch kein besonderer kommerzieller Erfolg war.
Die Verbreitung der Hefte dürfte mangels einer entsprechenden Auflage gering gewesen sein. Ich konnte nur die Belegexemplare in der Österreichischen Nationalbibliothek einsehen und kopieren.
Auch war der Preis für insgesamt 16 Seiten etwas hoch, während z.B. die bereits ab 1953 erscheinenden Hefte der Reihe Utopia den mehr als doppelten Textumfang hatten.
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Der Band mit dem Der Zukunftsromane 1-3 erscheint Anfang November.