Hexenhammer - Hunters jugendfreier Bruder - Bd. 267/2 Der Werwolf und die Hexen
Band 2 (Vampir Horror Roman 267)
Der Werwolf und die Hexen
von Paul Wolf (Ernst Vlcek)
Sie will Hammer in ihr Heimatdorf Bansheeloe bringen. Unterwegs wird der Parapsychologe von bizarren Visionen heimgesucht, in denen er unter anderem von einem Werwolf gejagt wird. Und tatsächlich begegnen die beiden dem fahrenden Tierbändiger Fedor Orloff, der von seinem scheinbar debilen Helfer Zerberus begleitet wird. Bald erweist sich als Orloff als Verbündeter des Magus, während Zerberus eine Art von Werwolf ist. Als Orloff ihn auf Hammer hetzt, dringt der irgendwie zu dem Menschen hinter der Bestie durch und kann flüchten.
Vesta schafft es, sie in ihr Dorf zu bringen, das von einem magischen Labyrinth geschützt wird. Zu seinem steigenden Unmut erfährt Hammer, dass er hier Gefangener ist. In Bansheeloe herrscht ein Matriarchat; die Banshees sind eine Art Hexen oder Feen. Es gibt sie nur in zwei Varianten; entweder sind sie jung und knackig oder alt und hässlich. Sie begeben sich nur in die Außenwelt, um sich einen präsentablen Mann zu angeln, der fortan nach ihrer Pfeife tanzt. Sie schnappen sich Politiker und Industrielle. Oder sie bleiben im Dorf. Darum hat Vesta Hammer hierhergebracht. Um ihn zu heiraten. Die schöne und hinterhältige Dido will Vesta Derek aber ausspannen.
Hammer lernt den Hünen Crofton "Red" Dunbar kennen, der ebenfalls seiner Frau Xanthippe entfliehen will. Bis jetzt ist jeder Fluchtversuch durch die übernatürlichen Kräfte der Hexen gescheitert. Red ist ein Lebenskünstler, der sich gern den gewaltigen Bauch vollstopft und trinkt. Er ging mit einem Wettbüro Pleite und musste nach Bansheeloe ziehen. Hammer, der den Verdacht hat, dass ihn Vesta absichtlich krank gemacht hat, damit er bleibt, will mit ihm fliehen.
Eine Intrige Didos bringt Hammer in die Gewalt Orloffs. Vor Reds erstaunten Augen verwandelt sich Hammer wieder in den tätowierten brennenden Mann ohne Gesicht, der Orloff und den Werwolf mit sanften Worten außer Gefecht setzt.
Natürlich hat Hammer keine Ahnung, dass er es ist, der sich da verwandelt. Als er wieder zum Menschen wird, erlischt der Bann, und der Werwolf tötet Orloff. Dann kommen die Weiber von Bansheeloe und töten den Werwolf.
Hammer hat genug von den Banshees. Als er und Red fliehen, werden gerade Dido und ihre Mutter zur Strafe einer Hexenprobe unterzogen. Eine Feuerprobe. Erweisen sie sich als echte Banshees, passiert ihnen nichts. Andernfalls verbrennen sie. Der ungläubige Hammer kann das natürlich nicht zulassen und "rettet" Dido. Was dazu führt, dass sie schrecklich entstellt wird. Alle Banshees sind in Rage und verfluchen Hammer, Vesta hasst ihn nun, und er soll Dido heiraten, die ihn ebenfalls verflucht.
Hammer und Red ergreifen die Flucht, während Vesta Rachepläne schmiedet.
DIE MEINUNG
Die Hoffnung, dass sich die neue Serie aus der Feder von Ernst Vlcek als würdiger Nachfolger des Dämonenkillers erweist, wird schon im zweiten Band zu Grabe getragen.
Hier richtet sich das Augenmerk auf irische Folklore und Humor. Nun ist Humor bekanntlich eine Geschmacksfrage. Und Vlcek hat gern Romane mit einem schrägen Humor geschrieben, den man als Leser entweder geliebt oder gemieden hat. Aber der zweite Roman einer Gruselserie ist vielleicht noch wichtiger als der erste. Dinge sollten sich entwickeln, das Serienkonzept vertieft werden. Und das alles mag hier einfach nicht funktionieren.
Im Vorband wurde ein Dämon auf die Welt geholt – oder auch nicht. Das blieb ziemlich offen. Es scheint hier aber niemanden wirklich zu interessieren. Den Helden jedenfalls nicht, der völlig auf den Magus fixiert ist.
Orloff und sein Irgendwie-Werwolf Zerberus kann man, will man der Sache einen positiven Spin geben, schon als bewusste Hommage an die uralten Universal-Gruselfilme sehen, wo Frankensteins Ungeheuer von dem im Pferdegepann umherfahrenden Bösewicht hypnotisiert wird. Im Irland von 1978 wirken sie aber einfach nur deplatziert. Hat der Magus keine besseren Schurken, die er ins Feld schicken kann? Und wieso steht Orloff überhaupt in seinen Diensten? Das bleibt offen.
Die Geschichte mit den heiratswütigen Banshees, die sich nach der Hochzeit schnell in hässliche Weiber verwandeln, die ihre Männer knechten, mutet ebenfalls bestenfalls albern an. Es liest sich einfach nur öde und ohne einen Funken Ironie; ein nicht enden wollender Ehe- und Schwiegermutterwitz aus den Fünfziger Jahren. Das Konzept wird auch widersprüchlich dargestellt. Einmal sind die Banshees halbe Feen und eine internationale Schwesternschaft, die sich in der Hochfinanz und Politkerkreisen tummelt, dann wieder ist das Dorf bitterarm. Unterstützen die Schwestern die Heimat nicht aus der Ferne? Da hilft nicht einmal, dass die trostlose Atmosphäre des Dörfchens sicherlich zu den erzählerisch gelungeneren Teilen gehört.
Derek Hammer ist schon im zweiten Band zu gleichen Teilen ein schrecklicher Ignorant und ein hemmungsloser Gutmensch. Trotz seiner Erlebnisse muss er die schöne Dido natürlich vor dem Feuer und dem vermeintlichen Aberglauben der Banshees retten und dadurch ihr Leben zerstören. Und ist sich hinterher keiner Schuld bewusst.
Und sein übernatürliches Ich, der gesichtslose Tätowierte, ein immerhin potenziell interessantes Konzept, ist ebenfalls pazifistisch gesinnt. Ob er nun Orloffs Waffe ausschaltet statt den Mann selbst oder den Werwolf belabert, bis der brav Platz macht, das ist alles betont und bewusst jugendfrei. Und folgerichtig wird der böse Orloff von seinem eigenen Werwolf gemetzelt, als Hammer die Kontrolle verliert und sich zurückverwandelt, und der Werwolf fällt den Frauen zum Opfer. Schließlich darf unser Held nichts moralisch Fragwürdiges tun.
Hammer fehlt als Figur auch jegliche Neugier. Bis jetzt hat sich sein ganz Leben um Parapsychologie in Form von Kartentricks und EEG-Messungen gedreht. Jetzt muss er sich plötzlich mit Okkultisten, Feen und Werwölfen herumschlagen. Sein Weltbild scheint das trotz einiger Lippenbekenntnisse am Anfang nicht besonders zu erschüttern.
Die Geschichte zieht sich und ist schlichtweg langweilig, die vorhandenen interessanten Ansätze mit der irischen Geisterwelt werden nicht weiter entwickelt, und die Heldin Vesta kommt rüber wie eine Irre, deren Seelenheil davon abhängt, eine "gute Partie" zu machen. Crofton "Red" Dunbar, der Mann fürs Grobe, ist eine Mischung aus dem damals populären Bud Spencer und Obelix. Nichts davon ist besonders interessant. Eigentlich ist es nur schwach und gelegentlich ärgerlich.
DAS TITELBILD
Das Cover ist ganz nett. Eine nicht sonderlich originelle Version des Lon Chaney-Werwolfs. Das Oliver Reed-makeup kommt ein paar Wochen später dran.
Kommentare
Aber es stimmt schon, dieser Roman war noch immer nicht das, was man von DK-Exposé-Verfasser Vlcek erwartete und lesen wollte.
Das ist wohl wahr. Da kommen noch ganz andere Kaliber