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Hexenhammer - Hunters jugendfreier Bruder - Bd. 287/12 Die Tollwütigen

Hexenhammer - Hunters jugendfreier BruderBand 12 (Vampir Horror Roman 287)
Die Tollwütigen
von Georges Gauthier (Walter Mauckner)

Im Hohen Atlas. Der Schnee sorgt für bittere Not und Hunger. Ein abgeschiedenes Dorf wird von einem Reiter besucht, der sich als Händler ausgibt. Tatsächlich ist er ein Lykanthroph. Der Schakalmann greift die Dörfler mit einem Rudel echter Schakale an, aber die können ihn verjagen. Er landet bei der schönen Ärztin Odetta Malisle, die ihn gesundpflegt. Bevor ihn seine Veranlagung wieder gewalttätig werden lässt, geht er.


Hexenhammer - Hunters jugendfreier BruderDerek Hammer, der Hexenhammer, und der Vampiropa Napoleon Drakula, sind noch immer bei den Berbern. Hammer konnte nicht verhindern, dass man Mascara Snake, die Schlangenmagierin, die nun mit ihm gegen den Dämon Lemuron kämpfen will, zum Tode verurteilt. Sie soll gesteinigt werden. Unbewusst schickt Hammer sein Überich getrennt von seinem Körper aus, und der brennende Mann kann den Berberhäuptling Ibn Idran belabern, sie in einem komplizierten Plan entkommen zu lassen.

In der Zwischenzeit kraxeln auch Vesta Banshee und Red Dunbar durch das Atlas-Gebirge. Sie begleiten den Wettermacher Chergui, der ebenfalls die Seiten gewechselt hat. Offiziell bringt er Phosphat zum Magus. Vesta beeinflusst ihn mit ihrer Hexenkraft, damit er sie zuerst zu  Hammer bringt. Dummerweise stört das Cherguis Wettermacherkräfte, was das Klima in den Bergen trügerisch macht. Überschwemmungen drohen.

Prompt hat Hammer eine Vision, die ihm zeigt, wie das Berberlager einer Flut zum Opfer fällt. Aber Ibn Idran glaubt ihm nicht. Odetta Malisle wird von geheimnisvollen unheimlichen Fremden entführt, um einen geheimnisvollen Patienten zu behandeln, aber der Schakalmann rettet sie. Bei der Aktion stößt sie auf Cherguis Karawane. Gleichzeitig machen sich Hammer, Nappy und Mascara Snake aus dem Staub, aber Hammer macht aus der stillen Flucht ein Spektakel, damit die Berber ihr Lager verlassen und bei der kommenden Flut nicht ertrinken. Alles trifft sich, und die Reise zu Lemuron geht weiter.

DIE MEINUNG
Das ist der erste Roman von Georges Gauthier alias Walter Mauckner beim Hexenhammer; seine restlichen Werke veröffentlichte man dann unter Waldo Marek, vermutlich damit die Illusion der Autorenvielfalt gewahrt blieb. Zu der Zeit schrieben Mauckner und Ködelpeter die Vampir-Reihe so gut wie allein, da war etwas mehr vermeintliche Abwechslung geboten.

Nun ist Mauckner nicht unbedingt der Mann für Actionhorror gewesen, im Gegenteil. (Oder Horror, was das angeht. Sein Ding war die Gespenstergeschichte.) Und auch beim Hexenhammer bleibt er sich treu. So gibt es viele ausführliche Naturbeschreibungen und Nebenhandlungen, während die Figuren oft und gern Monologe halten. Die eigentlichen Höhepunkte wie Mascara Snakes Befreiung oder die Überflutung des Lagers werden knapp oder auch nur indirekt abgehandelt, wie es in der Serie mittlerweile Unsitte geworden ist. Am besten kommt der Autor mit Vampiropa Nappy zurecht, der hier wieder im Dienst der Sache seine Possen reißen darf, während Hammer sich auf sein unsteuerbares Überich verlässt und eigentlich wenig tut.

Auch Mauckner bewahrt die Tradition verpfuschter Kontinuität und mangelnder Autorenabsprache. Ging es im Vorroman noch darum, den Magus eine Karawane überfallen zu lassen und sich von ihr in seinen Schlupfwinkel führen zu lassen, ist davon hier keine Rede mehr. Hier führt Chergui die Phospatkarawane mit ein paar Lemuronhandlangern an. Das verändert natürlich völlig die Ausgangssituation. Im Vorband kennt der Wettermacher das Ziel der Karawanen und damit Lemurons Aufenthaltsort nicht, hier offenbar schon. Einen wirklichen Unterschied macht das zugegeben für die Handlung nicht, was mal wieder schön die völlige Beliebigkeit des Ganzen illustriert.

Die Jagd auf den Magus gerät hier auch erneut in den Hintergrund; der Autor konzentriert sich mehr auf Land und Leute und die Geschichte vom Schakalmann und seiner Ärztin. Das mit dem Land klappt ganz gut, das mit den Leuten weniger, die hauptsächlich dadurch charakterisiert werden, dass sie ihren Steinzeitgesetzen frönen und häufig Allah anrufen. Vor 35 Jahren galt so etwas halt noch als exotisch. Und die Autoren scheinen sich darauf geeinigt zu haben, dass der brennende Mann und Hammer auch zwei voneinander unabhängig agierende Personen sein können.

Wieder präsentiert sich ein Abenteuerroman im Gewand von "Durch das wilde Kurdistan" mit wenig Grusel, der im Grunde lediglich schildert, wie die getrennten Helden wieder zusammenkommen, während die Quotenhorrorfigur, der Schakalmann, mit seinem Rudel bei Nacht und Wind durch das Atlas-Gebirge reitet. Und selbst Mauckners stilistisch guter Erzählstil kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das alles eher langweilig und überflüssig ist. Aber der Folgeroman verspricht dann endlich die Auflösung der Geschichte um den Magus, seinen Dämon Lemuron und den Hexenhammer.

DAS TITELBILD
Wieder einmal der Oliver Reed-Werwolf und das obligatorische Opfer. Mit Schauplatz oder Inhalt hat das nichts zu tun. Aber Wolf und Schakal, wo liegt da schon der Unterschied?

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Kommentare  

#1 Earl Warren 2014-03-23 01:46
Also, die Exposés für den Hexenhammer hat Ernst Vlcek geschrieben. Das weiß ich mit Sicherheit, da ich für dem HH 5 Romane geschrieben habe. Der HH war ein müder Abklatsch des Dämonenkillers. Die Personen sind nicht überzeugend gewesen, das Flair von Dorian Hunter, Coco Zamis & Co ging ihnen völlig ab. Weshalb der HH gegenüber dem DäKi derart abfiel, weiß ich nicht.
Vielleicht hat der Ernst nicht die rechte Lust dafür gehabt, oder er hatte mit Perry Rhodan - meines Wissens war er zu der Zeit der Exposé- oder Hauptexposéautor von Rhodan - oder er hatte mit Atlan, Mythor und wo er sonst überall mitmischte, der Ernst, zu viel zu tun gehabt.
Den DäKi würde man heute längst nicht mehr indizieren. In den 70er Jahren war es so, dass eine ganze Fronde von Weltverbesserern und allzu Heiklen sich auf die Heftromane eingeschossen hatten. Bei Büchern und Zeitschriften kamen sie nicht zum Zug, also wurden bei den Heften reihenweise Indizierungsanträge bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften gestellt. Zum Teil hat man da Dinge beanstandet - da wurde fast schon alles als brutal und gewaltverherrlichend und "sozialethisch verwirrend" bezeichnet.
Das war eine Zeit, da hat man nicht mal schreiben dürfen, wenn auf einen geschossen wurde, wo und wie er verwundet wurde. Entweder er war verwundet oder tot. Keine näheren Einzelheiten, also nicht einmal "in die Schulter" geschossen.
Dass da so auf die Heftromane losgegangen wurde, war zu einem guten Teil auf die Romane des Erber-Verlags zurückzuführen, Dr. Morton und so.
Das sind wirklich ganz üble Dinger gewesen.
Das mit den reihenweise Indizierungsanträgen legte sich erst, als die Videofilme aufkamen - das müsste so Ende der 70er, Anfang der 80er gewesen sein. Da hat man sich dann auf die Videofilme gestürzt, und bei den Heften hatten wir Ruhe - kehrte mehr Ruhe ein.
Das mit den reihenweise Indizierungsanträgen und was man alles nicht schreiben sollte weiß ich noch sehr gut. Mich hatten da auch welche auf dem Kieker. Ich habe es überlebt.
Das war ein Zirkus.
Ein Ministerialbeamter aus Baden-Württemberg -den Namen weiß ich heute noch, ich nenne ihn nicht, hatte es sich wohl zu einer Art Lebensaufgabe gestellt, die Heftromane auszurotten oder die deutsche Kulturlandschaft mit lauter Goethe und Schiller aufzuforsten.
Der hat reihenweise Indizierungsanträge gestellt. Wenn von ener Romanreihe drei Romane indiziert wurden, musste die Serie eingestellt werden.
Bei Sachen teils, da regt sich schon lange keiner mehr darüber auf. In den 70ern war das so.
#2 Thomas Mühlbauer 2014-03-23 12:20
Vielen Dank, Herr Appel, für diesen sehr informativen Kommentar, der in der Tat einige Fragen beantwortet. Beim HH war man sich ja nie so ganz sicher, ob die Exposés für alle 20 Bände tatsächlich von Ernst Vlcek stammten.
#3 Thomas Mühlbauer 2014-03-24 18:30
zitiere Earl Warren:


... also wurden bei den Heften reihenweise Indizierungsanträge bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften gestellt. Zum Teil hat man da Dinge beanstandet - da wurde fast schon alles als brutal und gewaltverherrlichend und "sozialethisch verwirrend" bezeichnet.

Das mit den reihenweise Indizierungsanträgen und was man alles nicht schreiben sollte weiß ich noch sehr gut. Mich hatten da auch welche auf dem Kieker. Ich habe es überlebt.


Vielleicht und netterweise wäre Herr Appel bereit, auch aus der Erinnerung heraus, einige Beispiele zu nennen, zu welchen Romanen Indizierungsanträge gestellt wurden.

Denn es zeigt sich doch eine gewisse Willkür: Wenn man zum Beispiel die Romane aus dem Padma-Zyklus mit dem Roman Das Hochhaus der Vampire vergleicht, ist der VHR 99 völlig frei von Grausamkeiten, und die Begründung der BPS wirkt an sämtlich verfügbaren Haaren herbei gezogen - und ergibt selbst dann noch keinen Sinn :roll: . An den dämonisierten Kindern, denen im Roman nur eine kleine Sequenz gewidmet ist, kann es wohl kaum wirklich gelegen haben, zumal Herr Appel selbst 18 Hefte zuvor über vampirischen/dämonischen Nachwuchs berichtet hatte.

Das Hochhaus der Vampire wurde ganz augenscheinlich nicht wegen irgendwelcher Grausigkeiten indiziert, sondern weil sich die kirchlichen Vertreter bei der damaligen Bundesprüfstelle wohl über den allzu laxen Umgang mit sakralen Riten und Gepflogenheiten echauffierten - in einem Unterhaltungsroman im Heftformat und dann noch Grusel dazu!

Kurt Luifs dritter Teil seiner Frankenstein-Trilogie (VHR 21), dessen Inhalt man wohl unter dem Sammelbegriff "Gemetzel" zusammenfassen kann, schien zum Beispiel irgendwie durch das Raster gefallen zu sein, und im Vergleich dazu liest sich der Kobusch-Roman wie ein Gebetbuch.

Oder beim Gruselwestern, wo die Nummer 26 indiziert wurde, während in Band 37 auf der ersten Halbseite das "Blut an der Decke. Blut an den Wänden. Blut auf dem Fußboden. Blut auf dem Tisch und allen anderen Möbelstücken. Blut an den Fensterscheiben und an den Gardinen" ungehindert fließen darf...

...während wiederum man sich im Geisterkrimi Bd. 114 über den respektlosen Umgangston mit Toten empörte, der in anderen Medien einfachen "Gangsterjargon" darstellt.

Eine Art Blaupause, was denn in anderen Romanen gestört haben könnte, stellen die Dämonekiller-Hefte im VHR im direkten Vergleich mit der Neuauflage dar. Da wurde schon recht munter gestrichen, noch nicht einmal die vor unterdrückter Erregung zitternden Hände einer Vampirin wollte man dort mehr schildern.

It's a mad, mad, mad, mad world!
#4 Zakum 2014-03-24 20:23
Und heutezutage gibts serienweise Serien über den Serienkiller der Woche im Fernsehen. Mich störts ja nicht, aber im Vergleich ... naja.
Ein normaler Killer ist heute ja fast schon banal, Serienkiller, Massenmörder ... das bringt Quote!
;-)
#5 Andreas Decker 2014-03-25 10:13
zitiere Thomas Mühlbauer:



Kurt Luifs dritter Teil seiner Frankenstein-Trilogie (VHR 21), dessen Inhalt man wohl unter dem Sammelbegriff "Gemetzel" zusammenfassen kann, schien zum Beispiel irgendwie durch das Raster gefallen zu sein, und im Vergleich dazu liest sich der Kobusch-Roman wie ein Gebetbuch.


Am Anfang ließ man den Autoren ziemlich freie Hand. Es gibt doch die Anekdote, dass Fritz Tenkrat seinen Roman Die Blutbestie (GK 4) so blutig schreiben sollte, wie er konnte, um die Reaktion auszutesten. Keine Ahnung, ob das wirklich so stimmt, vorstellbar wäre es. Einerseits war das Genre Neuland, andererseits war das kulturelle Klima Anfang der 70er doch vor allem im Kino scheinbar sehr auf künstlerische Freiheit gestellt.

Und die Blaupause des Genres, die englischen und französischen Horroromane, die Pabel übersetzen ließ, das Muster sämtlicher Reihen, waren alle ziemlich gewalttätig. Da ging es um die Frage, ob das nicht doch unter Kunst fällt. Ein Cover wie das zum VHR 10 wäre heute buchstäblich toxisch; da hat damals auch keiner gegen opponiert.

Dass Luifs Frankenstein-Romane nicht auf dem Index landeten, kann man nur den Umständen zuschreiben. In keinem Horrorheft findet neben der Action-Gewalt auch so viel sexuelle Gewalt statt. In der Hinsicht ist der Roman ziemlich einzigartig.

Natürlich war das völlig willkürlich, aber der Indizierungsprozess war zu der Zeit ja auch völlig willkürlich. Von der Anzeige eines bestimmten Heftes - die ja nicht von Privatpersonen kommen konnte - bis zur Indizierung war ja ein langer Weg. Und man muss auch bedenken, dass sich die Bundesprüfstelle nicht nur auf den Heftromansektor beschränkt hat. Auch auf dem Buchsektor hagelte es Anzeigen. Viele der Indizierungen von damals werden heutzutage ja wieder aufgehoben, weil die Zeit verstrichen ist; betrachtet man diese Liste, sind das vor allem Erotikromane, die auf den Index kamen.

Die Neuauflage des Dämonenkillers ist in der Tat ein Zeugnis der Albernheiten. Der arme Redakteur, der diese undankbare Aufgabe übernehmen musste, habe ich damals gedacht.

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