Geister-Western - Weder Fleisch noch Fisch
Weder Fleisch noch Fisch
Geister-Western
Vielleicht wollte man ja auch nur diesen Sektor abdecken, denn immerhin brachte ja der Marken-Verlag seine Grusel-Western auf dem Markt.
Die Reihe war kein Erfolg, schon mit der Nummer 30 wurde der Geister-Western im Jahr 1976 vom Markt genommen. Der Fehler des Scheiterns lag wohl daran, dass die Romane weder Fleisch noch Fisch waren. Dem Leser von Gruselromanen fehlte zum einen der richtige Grusel-Touch, noch konnte man sich daran gewöhnen, dass meistens ein Cowboy, seltener ein Texas Ranger auf Geisterjagd war.
Der junge Leser wollte mit seinen Helden in der Gegenwart mitfiebern und nicht ständig im Wilden Westen sein. Dem Western-Leser mussten bei der Lektüre die Haare zum Berge gestanden haben. Er las zwar einen Pseudo-Western, aber wo war hier die Action der „richtigen“ Western-Romane? Hier versuchte man krampfhaft das Western-Genre mit dem Grusel-Genre zu verknüpfen. Das Ergebnis dieses Misserfolges war, dass die Serie nach der üblichen Probezeit - in den Siebzigerjahren- mit Band 30 die Segel streichen musste.
Gerüchte, die Geister-Western-Reihe wurde eingestellt, weil damals Jonny „John“ Sinclair als Cowboy im Wilden Westen auf Geisterjagd ging (siehe Vorschau auf Band 30) entbehren natürlich jeder Grundlage.
Leider hatten die meisten Titelbilder wenig mit dem Inhalt der Hefte zu tun, was sie eigentlich tun sollten. So spielte im Band 8 ein Hexer mit, der sich in ein Schlangenwesen verwandeln konnte, und auf dem Titelbild befand sich ein Vampir-Cowboy.
Die Nummer 8 „Der Schrecken von Santa Fe“ von Mark Denver war laut Impressum eine Übersetzung aus dem Amerikanischen und der Übersetzer Bodo Baumann wird einigen von euch als Vampir-Horror-Roman-Autor John Willow bekannt sind. Mark Denver ist eigentlich das Pseudonym von Walter Appel, der euch ja als Dämonenkiller-Autor Earl Warren bekannt sein dürfte.
Interessant an der Reihe war vielleicht noch, dass die ersten 20 Nummern redaktionell von John Sinclair-Autor Helmut Rellergerd alias Jason Dark betreut wurden, danach übernahm Karl Wasser, der Western-Redakteur im Bastei-Verlag und Verfasser der meisten Lassiter-Taschenbücher, die Redaktion der Heftreihe.
Der Hauptautor war auf dem ersten Blick Gordon Spirit mit elf Romanen, aber da dies ein Verlagspseudonym war, muss man genauer schauen. Von den elf GW-Romanen hat Susanne Wiemer fünf geschrieben, damit genauso viel wie Günter Bajog alias Dan Ferguson. Der wirkliche Hauptautor der Geister-Western war Walter Appel mit sechs Romanen. Er hat damit 20 % der Geister-Western-Romane verfasst. U. H. Wilken alias Les Willcox (Autor der Dan-Oakland-Serie), der die Nummer 1 und drei weitere Romane schrieb, kommt auf vier Romane. Seine Nummer 1 wurde in der Grusel-Reihe „Dämonenland“ als Nummer 93 im Jahr 1993 nochmals aufgelegt. Von den sechs Walter-Appel-Romanen wurden die Nummern 3 (Geister-Schocker 15), 8 (Geister-Schocker 99), 14 (Geister-Schocker 103), 19 (Geister-Schocker 101) 22 (Geister-Schocker 92) in der Romantruhe-Reihe Geister-Schocker nochmals aufgelegt.
Hier die Titelliste:
Kommentare
Die Fernsehserie "Caine" hieß "KUNG FU" mit David Carradine in der Hauptrolle. Aufgrund dieses Erfolges wollte Bastei etwas Ähnliches konzipieren. Mit dem Autor John F.Beck ist das auch gelungen. Aber wie schon gesagt, der zweite Autor war um Welten schlechter.
Man möge über den Marken-Verlag denken was man will - aber zu meiner Zeit, als ich dort auch Romane veröffentlicht habe, fühlte ich mich dort bestens aufgehoben und betreut.
Aber letztendlich haben sie sich für den Dave entschieden und nicht für den Bruce...
Danke für den Hinweis; hatte ich so nicht direkt in Erinnerung.
Aber dies ändert nichts daran, dass beide Reihen absoluter Schrott sind und ein verzweifelter Versuch, dem Leser mit minderwertigem Material das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Das mit dem "verzweifelten Versuch finde ich ein wenig übertrieben. Larry Brent hats zwar schon länger gegeben, Bastei, Kelter und Pabel sind insgesamt aber erst 1972 bis 1974 auf den Gruselzug aufgestiegen. Die Gruselwestern sind 1975 erschienen - also zu einer sehr frühen Zeit. Ich denke, da haben die Verlage ein wenig experimentiert. Ob glücklich, kann ich nicht beurteilen.
Zur Genreeinordnung: Die Geister-Western fallen definitiv in die Gruselschiene. Alles andere wäre unlogisch ... Gruselromane können überall angesiedelt sein (auch in der Zukunft), aber ein Westen hat gefälligst auf Gruselbeimischungen zu verzichten.
Übrigens stammt ein Meisterwerk der Grusel-Western aus der Feder von George R.R. Martin. "Fiebertraum". Unübertroffen.
Nur sollte man tatsächlich nicht allzuviel von GRRM lesen - da ansonsten so vieles vorher gut befundenes plötzlich so banal wirkt.
Was heißt hier 'verzweifelter Versuch'?
Ich glaube kaum, daß der Bastei-Verlag es in der Mitte der 70er Jahre nötig hatte 'verzweifelt' zu handeln.
Wer hat, der hat...
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