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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 40

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (40. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Heute beschäftigen wir uns mit dem Dämonenkiller-Exposé 67. Am 19. Juli 1975 schrieb Ernst Vlcek das Dämonenkiller-Exposé Nr. 67, das Hans Kneifel alias Hivar Kelasker ausarbeiten sollte. Viel Spaß beim Lesen ...

65DIE AUS DER KÄLTE KAMEN
KOLONIE DER ÜBERMENSCHEN
DER GRAUSAME GÖTZE
Dämonenkiller 67
Schauplatz: irgendwo im Kaukasus
Zeit: Anfang August
Autor: Kneifel-Kelasker

Titelbild: (JAD - 226 TE)
Etwa zweieinhalb Meter große (weil kniend) Teufelsstatue in goldgrün, hat rechten Arm seitlich abgewinkelt, linken über der Stirn erhoben. Schädel hat zwei gewundene Haupthörner oben seitlich kleinere Hörner nach oben gedreht, lange abstehende unten gezackte Ohren, Ziegenbart geteilt, Drudenfuß auf der Stirn. Kniet auf rechtem Bein, linkes vorne aufgestützt. Von der linken Flügelspitze über linkes Bein wallendes rotes Samttuch gelegt. Darüber liegt ausgebreitet rotblonde Schöne, die ornamentverzierte Brustschalen hat und eine ebenfalls scheinbar aus Gold geschmiedete ornamentale Schambedeckung, solch verschnörkeltes Schmuckwerk kennen wir aus Hollywood­schinken. Der Teufel hat übrigens Klump-Pferdefüße.

Vorbemerkungen:
Der Kältetiefschlaf ist eigentlich ein SF-Thema. Doch wissen wir, daß es in Amerika schon jetzt Kühlmausoleen gibt, in denen sich Leute einfrieren lassen, um sich irgendwann in der Zukunft auf­tauen zu lassen, in der Hoffnung, dann von ihrer heute unheilbaren Krankheit oder sonst was heilen zu lassen.
In Rußland wird es solche Institutionen und ähnliche dekadente Auswüchse sicherlich nicht geben. Aber wir sagen mit ruhigem Gewissen aus, daß man sich, streng wissenschaftlich versteht sich, auch dort mit dem Kältetiefschlaf beschäftigt. Große Genossen, die sich um die Partei verdient gemacht haben, Genies, die zu früh verstorben sind sollen eine Chance auf ein zweites Leben bekommen.
Im Kaukasus gibt es eine solche Forschungsstation, wo bereits drei Dutzend Genossen und Genossinnen bei minus 192 Grad Celsius lagern und von flüssigem Stickstoff umspült werden. Darunter sind Kriegsstrategen, Schachmeister, Genies aller Sparten. Natürlich ist das Tiefkühlen eine unsichere Sache, eins Erfolgsgarantie gibt es nicht, es mangelt an Erfahrung.
An den Autor ergeht die Bitte, bezüglich der wissenschaftlichen oder pseudowissenschaftlichen Aspekte auf dem Boden der Gegenwart zu bleiben und das Thema nicht science-fictionmäßig abzuhandeln.
In der Gegenwart sind beim Tiefkühlen von Menschen Pannen ganz einfach einkalkuliert. Aber mit dem, was in unserer Geschichte passiert, haben die russischen Wissenschaftler nicht gerechnet ‑ weil sie eben nicht an die Existenz von Dämonen und die Macht der Magie glauben. Hoffentlich lernt man aus unserer Story.

Anfangsepisode:
In der oben erwähnten (fiktiven) Forschungsstation im Kaukasus be­ginnen. Es herrscht große Aufregung und Spannung, denn man riskiert es zum erstenmal, einen der Tiefgefrorenen zu wecken. Dieser wurde vor fünf Jahren eingekühlt. Er litt an einem Gehirntumor (oder sonst was), der damals als unheilbar galt, dem beizukommen die heutige Medizin aber bereits Mittel und Wege kennt.

Achtung: Das größte Handicap der westlichen Tiefkühler ist meines Erachtens, daß sie erst klinisch tote Personen einfrieren können.
Im Osten ist man da fortschrittlicher, denn man gibt einem Unheil­baren eine euthanastieverdächtige Spritze, so daß er schlafend eingekühlt werden kann. Die Genossen haben also eine größere Chance auf eine Wiedergeburt.

Also man weckt den Genossen Sarchow, der ein ganz großer Philosoph war. Man holt die Kühlbox heraus, nimmt dem Steifgefrorenen die Aluminiummaske ab, taut ihn auf. Spritzen, Massage, Bestrahlung - der Autor kann ein wenig fabulieren, denn was er beschreibt ist auf jeden Fall utopisch.
Allgemeines Aufatmen. Der Genosse lebt. Seine erste Frage: Wie lange habe ich geschlafen? Ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, denn sein Geist war während des Kälteschlafes hellwach. Es war für ihn ein Martyrium sondergleichen, nur denken und nichts als denken zu können - und denken zu müssen! Seine zweite Frage: Hat Satan bereits die Herrschaft über die Welt angetreten? Nein? Na, dann wollen wir die Vorbereitungen treffen. Und der aus der Kälte kam stellt ein Ultimatum.
Vorerst verlangt er nur, daß auch die anderen drei Dutzend Genossen und Genossinnen geweckt werden und daß man ihnen einen Platz zum Leben zur Verfügung stellt, wo sie, die Übermenschen, unter sich sind. Wie es weitergehen soll, wird man noch hören.
Er, Sarchow, der große Humanist, ist zu einem Philosophen des Bösen geworden, zu einem Jünger Satans.
Als man drastische Maßnahmen gegen ihn ergreifen will, gibt Sarchow eine Kostprobe seiner Macht. Einer der Wachtposten, der ihn berührt, um ihn zur Raison zu bringen, wird plötzlich von einer unsichtbaren Kraft zurückgeschleudert und förmlich in der Luft in Stücke gerissen.

Achtung: Welche verschiedenen übernatürlichen Fähigkeiten die Übermenschen dieses der Kälte kamen entwickelt haben, steht dem Ermessen des Autors frei. Er kann ihnen auch ultimate Fähigkeiten gaben, wie es ihm eben ins Konzept paßt. Und er kann aus dem vollen schöpfen, denn "Mutanten" tauchten zum erstenmal im DK auf.

Haupthandlung:
Wie im vorangegangenen Band ausgesagt, bittet Kiwibin (siehe Daten des Zusatzexposés) den DK hinter den Eisernen Vorhang. Wie immer spielt Mr. Kiwibin wiederum nicht mit offenen Karten. Er hat Dorian nur soviel gesagt:
Im Kaukasus gibt es eine Kolonie von Teufelsanbetern, die ein Druckmittel gegen die Regierung haben und Forderungen stellen. Als Unterhändler akzeptieren sie aber nur jemanden, der sich mit der Materie Dämonologie und mit ihren Problemen auskennt. Ergo gibt es keinen anderen Unterhändler als Dorian. Coco wäre als seine Begleiterin erwünscht - und sie geht nur zu gerne mit.
Als Dorian sich unzufrieden über Mr. Kiwibins Informationsunlust zeigt, redet sich Kiwibin damit heraus, daß Dorian sich erst einmal ein objektives Bild von der Situation machen soll. Deshalb ist so besser, daß er völlig unbelastet ist.
Dieses Vorgeplänkel kann stattfinden, als Dorian mit Coco bereits auf dem Weg zur Kolonie der Übermenschen ist. Man wird in einem Panzerwagen in das Sperrgebiet gefahren, so daß Dorian nichts von der Gegend sieht. Als Coco und der DK aussteigen, stehen sie vor einer hypermodernen Prachtsiedlung. Sie wurde ursprünglich als Kurstätte für verdiente Militärs errichtet, jetzt sind die Übermenschen dort untergebracht.
Dorian und Coco sind kaum ausgestiegen, als der Panzerwagen auch schon wendet. Die Insassen haben es mit der Angst zu tun bekommen.
Doch sie kommen nicht weit. Die Wagenräder oder Raupenketten verformen sich wie unter großer Hitze, schmelzen schließlich.
Die Insassen springen heraus, weil es in dem Panzerwagen heiß wie in einem Backofen wird.
Die Übermenschen lassen die Flüchtenden (darunter ein sehr schlecht aussehender Mr. Kiwibin) aber entkommen. Sie wollten den beiden Unterhändlern nur eine Kostprobe ihrer Macht geben.
Sarchow kommt Dorian und Coco mit einigen Delegierten ent­gegen. Die aus der Kälte sehen äußerlich ganz normal aus, sprechen kultiviert, sind potente Geistesprotze. Sie sind sich ihres Status als Übermenschen aber durchaus bewußt. Und das läßt sie überheblich erscheinen. Sie spielen mit Dorian und Coco Katz und Maus, behandeln sie wie Wilde. Dennoch gibt Sarchow zu, daß es unter den normal Sterblichen keinen prädestinierteren Verhandlungspartner als Dorian geben könne. Denn bei aller Genialität, die Übermenschen sind Teufelsanbeter. Sarchow sagt wieso: Als sie im Tiefschlaf waren, da hat sich ein Dämon mit ihnen in Verbindung gesetzt. Ihm verdanken sie alle ihre Fähigkeiten, er versprach ihnen Macht und eine glor­reiche Wiedergeburt, wenn sie ihre Seele hergeben und fortan dem Bösen dienen.
Und, sagt Sarchow, die Macht des Bösen hat sich gezeigt, als der Dämon sein Versprechen wahrmachte, deshalb sei es nur logisch, daß man das Böse als das Ultimate anerkenne.
Was denn Sarchow und seine Kolonie dann fordere? will Dorian wissen. Darüber sind sich die Übermenschen noch nicht klar. Ihnen geht es so ähnlich wie dem Fischer, der den Flaschengeist beschwor und drei Wünsche offen hatte, die er aber nicht sinnvoll nützte.
Die Übermenschen wollen ihre Chance nicht vertun. Denn wozu sie sich einmal entschließen, das wird Bestand haben und dann nicht mehr zu ändern sein.
Bitte in der Folge das Widersprüchliche an den Mutanten herausstreichen, die sich so ganz und gar von SF-Figuren unter­scheiden. Auf der einen Seite intellektuelle Genies - auf der anderen Seite Heiden, Götzenanbeter. Sie haben den Götzen vom Titelbild erschaffen - mit der Kraft des Geistes allein, wie Sarchow sagt - veranstalten um ihn herum orgiastische Feste, wie sie auch bei den Teufelsanbetern des Mittelalters stattgefunden haben mußten.
Dorian wird Zeuge (und natürlich Coco auch), wie die Übermenschen drei Soldaten opfern (sie gehören den Truppen an, die die Kolonie mit schweren und schwersten Waffen eingekesselt haben, worüber man hier aber nur lächeln kann). Dorian wendet sich scharf gegen diese Menschenopfer, kann aber nichts ausrichten. Denn nun sind die Satansjünger entfesselt, gehen immer mehr aus sich heraus.
Der DK und Coco können von Glück sagen, daß sie dem Blutrausch der Besessenen entgehen. Bitte unbedingt darauf achten, daß Coco und Dorian als integere Personen dastehen. Ja, mehr noch, den Übermenschen graut schließlich vor sich selbst.
Am nächsten Morgen stellt Dorian fest, daß sich ihm keiner von ihnen unter die Augen traut. Zuerst sind er und Coco ratlos, als man vor ihnen regelrecht flüchtet, sich in die Häuser zurückzieht, scheu die Köpfe senkt, Türen verschlossen werden, als sich die beiden Unterhändler nähern. Coco aber vermutet dann schon, daß nachdem die Besessenheit gewichen ist, der Katzenjammer über die Übermenschen gekommen ist.
Hier könnte man einhaken. So eine ultimate Macht, wie die aus der Kälte bei Diskussionen behaupten und scharfsinnig argumentieren, ist das Böse also doch nicht. Und die Philosophie des Bösen läßt sich nicht mit einem genialen Geist vereinbaren. Man müßte schon ein waschechter Dämon schwarzen Geblüts sein, um beides miteinander koppeln zu können. Aber diese Übermenschen sind eben halt auch nur Menschen. Und ihre Übermenschlichkeit bringt sie erst recht in dieses Dilemma.
Coco will allein mit Sarchow, dem Kolonieoberhaupt sprechen. Sie sagt Dorian, daß er ihr gegenüber, als einer Frau und ehemalige Hexe, die die Problematik kennt, vielleicht weniger Hemmungen hat. Dorian hat nichts dagegen, daß sie allein zu Sarchow geht. Er will auch auf eigene Faust handeln.
Als Dorian allein ist, stellt er fest, daß ihn eine rotblonde Schönheit verstohlen betrachtet, die sich letzte Nacht wie eine Furie gebärdet hat. Sie war ein Tier. Jetzt ist sie scheu wie ein Reh. Als er sie jedoch stellt, setzt sie sich zur Wehr, droht ihm, als er sie festhält mit allen Qualen der Hölle und setzt ihm mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten auch zu - sie kann tun, daß er meint, er verbrenne in seinen Kleidern, oder sonst was -, aber Dorian merkt, daß sie ihn nicht ernsthaft gefährden will, obwohl sie das könnte. Und er sagt ihr ins Gesicht, daß sie gar nicht böse sein will. Sie strebt in Wirklichkeit nach den schöneren Dingen des Lebens. Er merkt auch ihre Scham und sagt, daß er längst schon aus seinem Gedächtnis gestrichen hat, wie sie sich letzte Nacht gebärdet hat. Sie scheint ihm nicht zu glauben - wie könnte er sie da besser von seinen Worten überzeugen als durch einen Kuß, der, wenn er so leidenschaftlich ausgeführt wird, wie es der DK macht, bester Beweis für Zuneigung ist. Das Mädel heißt Sonja. Sie zergeht in den Armen des DK wie Wachs, denn sie braucht viel mehr das, was er ihr zu geben hat, als alles, was Dämonen bieten können: Liebe.
Später, beim Nach-Kopulations-Plausch, sagt Sonja, daß es keinen Ausweg aus ihrer Lage gebe. Der Dämon wird fordern, was ihm versprochen: ihrer aller Seelen. Sie wird eine Dienerin des Bösen bleiben. Dorian glaubt an die Macht des Guten und daß es für sie auch einen Ausweg geben wird - wenn auch sie fest daran glaubt.
Dorian kann einige Tage bei Sonja verleben - sie braucht ihn jetzt mehr als Coco. Und Coco wird das verstehen - und vielleicht wird sie Sarchows Probleme verstehen. Diese Tage aber überspringen. Unsere Leser wollen mehr noch als motivierten Handlungsablauf - Action. Die müssen wir ihnen geben.
Nach ein paar Tagen wird Sonja immer unruhiger. Die Besessenheit droht bei ihr durchzubrechen. Überhaupt steigert sich die ganze Kolonie in Ekstase. Sonja jagt Dorian davon. Dorian begegnet einer völlig verstörten Coco. Und dann sieht er die Prozession.
An der Spitze geht ein Halbwüchsiger, der auf einem Speer Sarchows Kopf aufgepflanzt hat.
Coco und Dorian werden von der Meute (man nähert sich wieder einer Periode der Besessenheit) gestellt. Dorians Appell an das Gute führt beinahe dazu, daß er und Coco dem Götzen geopfert werden. Sie verdanken ihre Rettung Sonja, die dazwischentritt. Aber auch sie sagt, daß Dorian und Coco gehen müssen, denn sie brächten nur Verderben über die Kolonie. Geht und kommt erst wieder, bis wir euch rufen, um das Ultimatum an die Sterblichen zu stellen. Heil Satan!
Coco und Dorian haben keine andere Wahl. Sie verlassen die Kolonie. Ein nervöser schwitzender Kiwibin, wie man ihn gar nicht kennt, erwartet sie im militärischen Hauptquartier. Kiwibin sagt, daß die Militärs drauf und dran waren, den Knopf zu drücken, sprich: die Atombombe abzuwerfen, die die gesamte Satansbrut vernichtet.
Mit solch drastischen Maßnahmen hat Dorian nicht gerechnet. Und er versucht, sie zu verhindern. Er sagt nichts davon, daß die Übermenschen aus der Kälte wieder eine dämonische Periode durchmachen, denn er glaubt daran, daß sie noch zu retten sind.
Mit Cocos Unterstützung kann er auch die Militärs davon überzeugen.
Und die Militärs mögen den Hintergedanken haben: Mit den Fähigkeiten der Übermenschen könnte nicht nur Satan einen Sieg über die Welt erringen, sondern auch der Kommunismus. Nur deshalb gibt man nach.
Dorian spricht natürlich seine Vermutung nicht aus, daß die Übermenschen wahrscheinlich ihre Fähigkeiten verlieren, wenn er sie den Fängen des Dämons entreißt.

Achtung: Es wurde schon oft festgehalten, daß auch noch so mächtige Dämonen gewisse Spielregeln einhalten. Der namenlose Dämon (der auch keinen Namen bekommen soll, weil er stellvertretend für das Böse steht) kann Dorian nicht einfach töten. Die Richtlinien wurden gegeben und er muß sie auch bei diesem Kräftemessen einhalten. Erst wenn gewisse Bedingungen, Voraussetzungen geschaffen wurden, alle magischen Konstellationen stimmen, könnte der Dämon Dorian zerschmettern.

Dorian und Coco hätten gerne noch einige Vorbereitungen getroffen, bevor sie zur Kolonie zurückkehren, um den Kampf gegen das Böse wieder aufzunehmen. Doch da kommt es zu unerwarteten Ereignissen.
Überall bei den Truppen, die das Tal, in dem sich die Kolonie der Übermenschen befindet, kommt es zu seltsamen Phänomen. Die Eskalation des Bösen beginnt. Zuerst harmlos. Männer prügeln sich unmotiviert. Dann tauche Elmsfeuer auf, die ein Munitionsdepot entzünden. Männer verschwinden spurlos – das heißt, man kann ihre  Fußspuren verfolgen, die in Richtung Kolonie führen.
Also wird der Ruf nach der Atombombe laut, die diese Satansbrut auslöscht!
Dorian und Coco eilen in die Kolonie. Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren. Der Anblick, der sich ihnen bietet, ist ein Schock: Die Übermenschen degenerieren, sie befinden sich in verschiedenen Stadien der Rückentwicklung, verlieren nicht nur ihre Fähigkeiten, sondern verändern sich auch physisch. Manche können kaum mehr sprechen, sind vertiert. Ein Sechser-Rudel greift mit Keulen einen militärischen Stützpunkt an, wird von MG-Salven niedergemäht. Jetzt erkennen auch die Militärs, daß man erst gar keine größeren Geschütze auffahren muß.
Aber von dieser Perspektive wollen wir das Thema ja gar nicht aufrollen.
Dorian und Coco sind erschüttert, als sie von einem Halbwüchsigen angefallen werden, von dem sich die Russen erwartet hatten, daß er, nach der Erweckung aus dem Tiefschlaf zu einen zweiten Einstein wird. Er hat seinen Verstand noch einigermaßen beisammen. Er ist einer der wenigen, der sein Genie mit der Verehrung des Bösen hätte vereinbaren können. Aber obwohl er wie ein Monument des Bösen aus der Masse der anderen Übermenschen herausragt, erfährt er das gleiche Schicksal. Alle werden vom Dämon in einen Topf geworfen. Entweder alle oder keiner. Das halbwüchsige Genie führt eine Gruppe bereits Degenerierter an. Er will Coco und Dorian dem Dämon opfern, um ihn zu versöhnen. Aber wenn er spricht, dann merkt man, daß sein Verstand nicht mehr so richtig arbeitet. Einige Übermenschen zeigen, die wie Debile nutzlos herumhocken, verständnislos ins Nichts glotzen oder sinnlosen Beschäftigungen nachgehen. Bei jedem wirkt sich der Degenierungseffekt anders aus.
Coco und Dorian werden gefangengenommen. Sie sollen zu den Pferdefüßen des Götzen sterben.

Achtung: Um es sich leichter zu machen, kann der Autor aussagen, daß Cocos Fähigkeiten unter dem Einfluß solch mächtiger magischer Strömungen aufgehoben werden. Ihre Meta-Psyche ist wie gelähmt.

Was ist eigentlich geschehen?
Das erfährt Dorian von Sonja, als um ihn herum bereits das Opferritual im Gange ist. Dabei passieren alle erdenklichen Abscheulichkeiten, denn die vormaligen Übermenschen sind nur noch Tiere, grunzend, spuckend, fauchend, an der Kippe zum Sich-selbst-auffressen, animalisch bis zum Exzeß.
Und Sonja, selbst Opfer der fortschreitenden Degenierung, sagt, daß Dorian und Coco über den Dämon gesiegt haben. Denn sie haben, wie der polternde Dämon sagte, als er die Strafe über die abtrünnigen Übermenschen verhängte, das Gift der Liebe in ihre Geister gestreut - und er hat den Zauber aufgehoben, der ihnen zu übermenschlichen Fähigkeiten verhalf.
Sonja aber empfindet die Liebe als Segen. Und sie befreit Dorian – Coco möchte sie ihrem Schicksal überlassen, denn in ihr ist Eifersucht entfacht (worden?). Sonja ist aber schon so down, daß sie es nicht wahrnimmt, als Dorian Coco befreit. Sie können den Satanstempel (hypermoderner Bau mit mittelalterlichen Reliquien als Kontrast) ungehindert verlassen, denn die Degenerierten sind geistig völlig am Ende.
Sie sind so stupid und lethargisch, daß sie den Wissenschaftlern und Soldaten keinen Widerstand mehr leisten. Sie sind reif für geschlossene Anstalten - wenn überhaupt. Sie sind lebende Tote, werden keine Nahrung zu sich nehmen, werden keinen Willen zum Leben haben, selbst ihre Körperfunktionen werden aufhören. Nach dem gegenwärtigen Stand der Medizin sind sie nicht zu retten, ist die erste Diagnose. Man muß sie einfrieren und sie in späteren Jahren oder Jahrzehnten wecken, wenn es Möglichkeiten geben wird, sie erfolgreich zu behandeln und zu heilen... Der Kreis ist geschlossen.
Sonja hat Dorians Hand ergriffen und läßt sie nicht mehr los. Coco zeigt sich verständnisvoll, zieht sich zurück. Wir haben gesagt, daß ihre Liebe zu Dorian nicht kleinbürgerlich ist, jetzt zeigt sie durch ihr Verständnis Größe.
Hand in Hand geht Dorian mit Sonja. Sie hält ihn auch, als sie mit dem Militärfahrzeug losfahren: zum Forschungszentrum mit den Tiefkühlanlagen. Obwohl ihre Intelligenz längst schon erloschen ist, leuchtet aus ihren Augen so etwas wie Glück und Zufriedenheit. Dorian hat ihr etwas gegeben, das Stärker als alles Böse dieser Welt war. Daran klammert sie sich.
Sie klammert sich daran, als man zur Kühlbox geht und läßt den Dämonenkiller erst los, als ihre Lebensfunktionen erfrieren. Dorian schluckt den Kloß, den er im Hals stecken hat.

Schlußbemerkungen:
Den Dämon dieses Bandes betreffend gäbe es noch etwas zu sagen. Wenn der Autor glaubt, es sei besser, ihm einen Namen zu geben, dann soll er es tun. Ich weiß natürlich, daß mancher Leser enttäuscht sein könnte, wenn der Dämon überhaupt nicht in Erscheinung tritt. Vor allem die Jüngeren wollen ja alles klipp und klar serviert bekommen. Also wenn der Autor den Dämon benennen will, soll er es tun - wir könnten dann später auf ihn zurückgreifen.
Noch etwas: Im Exposé wird der Verfall der Übermenschen sehr abrupt beschrieben. Der Autor könnte ihn in einzelnen Phasen und über einen längeren Zeitraum schildern, was u.a. reizvoller wäre.

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Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2014-03-17 22:10
Ein weiterer trockener Kneifel-Roman, bei dem der Autor es nicht einmal schaffte, die genaue Anzahl der Übermenschen zu errechnen.

Stichwort Kontinuität: Kein Hinweis darauf, dass man gerade mal ein Heft zuvor gemeinsam mit Kiwibin den Parasiten in Cluebury vernichtet hat.
#2 Schnabel 2014-03-18 08:05
Kneifel hat es fertig gebracht, den Namen von Sonja in Tamara umzuändern, und da sich Kurt Luif an die Exposévorgaben hier, stand bei ihm im DK-Band 68 Sonja, was zu Leserkritik führte.
Da hat die DK-Redaktion wohl auch beim Bearbeiten geschlafen...
#3 Andreas Decker 2014-03-19 10:11
zitiere Schnabel:
Kneifel hat es fertig gebracht, den Namen von Sonja in Tamara umzuändern.


Das ist technisch gesehen richtig. Aber bei aller Kritik am Lektorat - und der Lieblingskritik an Kneifel - kann man den Fehler verstehen, wenn man sich den Roman mal ansieht. Das konnten sie nicht ändern - oder anders gesagt, den Namen einer Figur zu ändern, die in der Handlung nie wieder auftaucht, hätte den Aufwand nicht gerechtfertigt, wenn es denn aufgefallen wäre.

Kneifel hat, um wenigstens etwas Schwung in die lahme Geschichte zu bringen, am Anfang neue Figuren erfunden. Zwei Funktionäre aus Moskau, die zum Auftauen einfliegen. Da hat er nicht aufgepaßt und aus einem eine Frau namens Sonja gemacht.

Als dieser Fehler - der für die Handlung völlig unerheblich ist, die Sonja im Expo hätte genausogut tragische Figur der Woche Nr.2 heißen können, hätte nichts geändert - ihm dann klar wurde, als "Sonja" in der Mitte des Romans ihren ersten Auftritt hatte, musste er den Expose-Namen natürlich ändern, sonst hätte er zwei Sonjas herumrennen gehabt.

Dass das Lektorat wegen so einer Nichtigkeit nicht anfing, die erste Sonja überall zu ändern - falls überhaupt jemanden der "Fehler" aufgefallen ist - , ist verständlich.

Allerdings hätte ihnen das im Folgeroman auffallen können, wo es aus Kontinuitätsgründen einen Fehler verursacht. DA wäre es eine Ersetzung gewesen.

Kneifel hat sicher viele Sünden beim Däki begangen, aber das qualifiziert sich höchstens als Arbeitsfehler :D
#4 Heiko Langhans 2014-03-20 07:45
Kneifel hat in den Jahren 1972 bis 1976 eine Tiefphase gehabt, auch weil er auf zu vielen Hochzeiten tanzte. Neben seiner fleißigen Eigenproduktion war er zudem Schelwokats Geheimwaffe für alle möglichen Ausbesserungen und Überarbeitungen für die Arbeiten der Kollegen. Dass in diese Zeit seine Mitarbeit am DK fiel, also in einem Genre, das ihm überhaupt nicht lag, ist ungkücklich.
Seine DRAGON-Romane aus der gleichen Periode sind dagegen eine angenehme Lektüre, und die zweite Runde der Zeitabenteuer gab ihm Gelegenheit, wieder in Form zu kommen.
In einem Golem-Interview (1988?) äußert er sich zu dieser Zeit. Vielleicht kann ich das noch irgendwo auftreiben.
#5 Andreas Decker 2014-03-20 10:05
@4

Stimmt. Obwohl ich dir bei den Zeitabenteuern widersprechen würde. Aber das wird zu Off-Topic. 1979 war für ihn die Mitarbeit an der Rhodan Serie ja vorbei. Aber da hatte er sich dem historischen Roman zugewandt und hoffte auf Zeiten mit mehr Anerkennung und Einkünften. Leider hat sich der Erfolg mit seinen Mainstream-Historien nicht eingestellt. Man hätte ihm das gegönnt, denn von allen Rhodan-Autoren ist er am unfairsten angegangen worden von der Kritik.

Seine Fantasy-Romane bei Dragon und später Mythor waren in der Tat gut. Neben Straßl hat er da eigentlich die beste Arbeit abgeliefert, gerade bei Mythor.
#6 Heiko Langhans 2014-03-20 10:32
Da bringst Du vielleicht etwas durcheinander. Seine historischen Bücher sind erst ab 1994 erschienen. Bis dahin und darüber hinaus ist er immer noch stetiger Mitarbeiter der Atlan-Serie(n) und der Planetenromane gewesen.
Und wenn ich mir die DNB-Einträge so ansehe, waren die Historien durchaus erfolgreich. Mir hat er 2001 auf der Buchmesse erzählt, dass er seit einigen Jahren in der glücklichen Lage sei, nur noch das zu schreiben, worauf er Lust habe. Als Durchbruchroman nannte er Hatschepsut (1995).
#7 Andreas Decker 2014-03-20 14:32
:D stimmt, da habe ich was durcheinandergebracht. :-*

Na ja, so toll kann das mit den historischen Romanen aber nicht gewesen sein. Longseller in der 10ten Auflage waren das alles nicht.

Allerdings muss man ihm lassen, dass er der einzige Pabel-Autor war, der den Sprung auf den Buchmarkt schaffte.
#8 Advok 2014-03-20 14:51
#7: Immerhin sind seine Historienschinken aber auch nicht nach kurzer Zeit für wenig Geld verramscht worden, wie die meisten Hardcover.
Stimmt, es sind tatsächlich erstaunlich wenig Pabel-Autoren, die den Sprung geschafft haben. Obwohl die Qualität zumindest bis zum Ende der 70er doch wesentlich höher war, als bei der Konkurrenz. Erstaunlich.
Dietmar Kuegler fällt mir noch ein. Aber der war auch für viele andere Verlage tätig ...

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