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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 54

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (54. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Am 25. September 1975 schrieb Ernst Vlcek für den DK-Debütanten Dirk Hess das DK-Exposé Nummer 80 und damit Dirk Hess es einfacher hatte, war es ein Separat- Abenteuer. Viel Spaß beim Lesen…


80DIE ANGST VOR DEM GRAB
ANGST
BEFEHLE AUS DEM JENSEITS
Dämonenkiller 80
Schauplatz: irgendwo im Ural
Zeit: Mitte bis Ende März
Termin: 3.12.1975
Autor: Dirk Hess

Titelbild:(AK 5820)
Oberkörper eines nicht ganz koscheren Mannes sichtbar, hält in der Rechten mehrstrahligen Kerzenleuchter, die Linke baumelt seitlich herunter, Hände sind groß, lange Fingernägel; der Mann trägt ein kragenloses Hemd, darüber eine ärmellose Weste, umgehängter Kurzschal, rot, kahler Kopf, langer Schädel, abstehende Ohren, Augen groß, dümmlich blickend, Oberlippe etwas vorstehend, massiges Kinn. Mann macht durchaus dümmlichen Eindruck, wirkt aber nicht so seelenlos wie beispielsweise Frankensteins Ungeheuer. Im Hintergrund sind in der Schwärze drei Treppen zu sehen, die sich zu einer vereinigen und ins­gesamt über die ganze Länge des Bildes führen.

Vorbemerkungen:
Um Dirk Heß den Einstand in die Serie zu erleichtern, schieben wir ein Separatabenteuer ein, die rund zwei Monate bis zum Ablieferungstermin dürften ihm auch genügend Zeit lassen, sich mit der Materie vertraut zu machen und entsprechende Daten zu büffeln.
Bei diesem Roman ist vor allem auf die Charakterisierung der beiden Hauptpersonen zu achten: Dorian Hunter und Mr. Kiwibin. Natürlich muß das Hauptgewicht beim Dämonenkiller Dorian Hunter, dem Helden unserer Serie, liegen. Näheres über Kiwibin ist, außer aus dem Datenexposé noch aus folgenden Romanen zu erfahren:
Nr. 22, 29, 66, 67 bzw. aus den entsprechenden Exposés, wenn die Romane noch nicht erschienen sind.
Auf die anderen Hauptpersonen und die Struktur der Schwarzen Familie der Dämonen, wie auf die Magische Bruderschaft braucht der Autor nicht näher einzugehen.
Er sollte aber an entsprechender Stelle folgende Situationsdaten in die Handlung einflechten:
Dorian und Coco waren zusammen mit Jeff Parker auf dessen Jacht auf der Teufelsinsel, das ehemalige Domizil Asmodis. Um Über­schneidungen zu vermeiden, sollen keine Einzelheiten über diese Abenteuer ausgesagt werden. Nur daß man es dort mit unzähligen Schrecken und vor allem mit antiken Kriegern und deren Seelenschatten zu tun hatte. Statt der gesuchten Mumie des Hermes Trismegistos oder des Steins der Weisen, fand man einen Steinzeitmenschen.
Der stellt für die Dämonenkillerclique ein großes, ungelöstes Rätsel dar.
Man nimmt ihn deshalb mit, um ihn nach Andorra aufs Castillo Basajaun zu bringen, wo sich die Spezialisten für übernatürliche Erscheinungen mit ihm befassen sollen.
Bitte diesbezüglich aber nicht zu eifrig sein und keine Angaben machen, bei denen der Autor das Gefühl hat, der Leser könnte mehr darüber wissen als er selbst. Überhaupt Daten des Vorbandes nur sparsam einsetzen.
Auch nichts über die Mannschaft aussagen, die eventuell noch auf der Jacht sein könnte, damit der Vorautor diesbezüglich freie Hand hat.
Die Jacht hat von der Teufelsinsel in der Sizilianischen Straße Kurs auf Perpignan genommen, das zu Frankreich gehört, im Golf von Lion liegt, 47 km von der spanischen Grenze entfernt und oberhalb der Costa Brava liegt. Das nur zur Information, es ist für diesen Band nicht wichtig.
Denn Dorian erreicht dieses Ziel nie. Schon vor Sardinien erhält der DK aus der Londoner Jugendstilvilla von Trevor Sullivan einen Funkspruch, der ihn sofort veranlaßt, sich von Coco und Parker in Cagliari absetzen zu lassen.
Darüber mehr im Handlungsteil.

Handlung:
Damit beginnen, daß Dorian in Cagliari bereits an Land gegangen ist. Coco und Parker sind mit der Jacht und ihrer geheimnisvollen Fracht bereits weiter nach Perpignan unterwegs.
Was hat Dorian veranlaßt, die Jacht zu verlassen und schon von Bord aus eine Passage nach London zu buchen?
Man hat aus einem von Parkers vielen Büros einen Funkspruch erhalten, dessen Absender angeblich Trevor Sullivan, der Chef der Mystery Press ist. Darin heißt es sinngemäß:
Habe Informationen darüber erhalten, wonach Bestrebungen im Gange sind, Lilian Hunter zu beschwören und von den Toten zu erwecken. Keine Einzelheiten, nichts Genaues.
Diese alarmierende Meldung veranlaßt Dorian jedoch sofort, Coco und Parker allein auf der Jacht zu lassen und schnellstens nach London zu kommen.
Lilian Hunter, die vierzig Bände lang geistesgestört war, starb bekanntlich in Band 50 durch die Hand des dämonischen Gnomes Basil. Sie wurde (was bisher noch nirgends stand) auf dem Friedhof des schottischen Dorfes Darkpool beigesetzt, im Familiengrab der McCoys (ihr Mädchenname).
Es ist natürlich ein Schock für Dorian, daß Lilian von irgend­welchen Dämonen noch im Tode mißbraucht werden soll. Das will und muß er unter allen Umständen verhindern.
Es kommt jedoch alles ganz anders.
Als Dorian im Hafen von Cagliari ein Taxi mietet, um sich zum Flughafen bringen zu lassen, überlebt er eine Überraschung: Im Taxi sitzt sein alter Freund Kiwibin.
Dorian ahnt natürlich sofort Böses, doch hätte er nie vermutet, daß Kiwibin soweit gehen würde: Der Dämonenjäger des Ostens meint, Dorian brauche gar nicht nach London zu fliegen, denn die Nachricht sei fingiert. Kiwibin habe nur erreichen wollen, daß Dorian alles liegen und stehen läßt, um anderweitig verfügbar zu sein. Denn: Kiwibin und Genossen brauchen seine Hilfe.
Dorian ist sauer. Kiwibins Verhalten ist wieder einmal typisch. Er kann nicht klipp und klar sagen, was er will, sondern bewahrt sich sein Image der Verschlagenheit, indem er es von hinten herum versucht.
In seiner ersten Wut lehnt Dorian natürlich ab. Kiwibin seufzt, macht ein bekümmertes Gesicht und meint bedauernd, daß es Dorians eigene Schuld ist, wenn man ihn zwingt. Bevor Dorian also noch erfährt, worum es geht, wird er von den Russen gekidnappt.
Das kann der Autor frei schildern. Entweder man betäubt den DK oder setzt ihn unter Drogen, als man den Flugplatz erreicht. Statt in eine Maschine nach London, wird er in eine verfrachtet, die in den Osten, hinter den Eisernen Vorhang abgeht.
Ziel und Mission des DK sind unbekannt.

Kurze Zwischenepisode einblenden:
Eine mittelgroße Stadt irgendwo im Ural. Ein Mann träumt davon, daß er lebendig begraben wird. Zuerst soll dieser Alptraum erzählt werden, als sei es Realität. Dann erwacht der Mann schweißgebadet. Der Eindruck des Traumes hallt stark nach: als hätte er sein eigenes Begräbnis tatsächlich erlebt. Er hat nichts Eiligeres zu tun, als den Sargtischler aufzusuchen und ihm einen Spezialauftrag zu geben. Er verlangt: Genosse, du mußt mir einen Sarg bauen, für den Fall, daß ich vorzeitig aus dem Leben scheide. Das heißt, ich fühle mich gesund, aber es könnte sein, daß ich Scheintod bin, mich der Arzt aber für Tod erklärt und ich lebendig begraben werde. In einem solchen Fall möchte ich nicht ersticken, sondern eine Chance haben, aus dem Grab zu entkommen. Deshalb baue mir einen Sarg mit einer Warneinrichtung...

Umblenden zum DK:
In Moskau ist Dorian zu sich gekommen. Von dort wird er mit einem Militärjet in eine Stadt im Ural geflogen. Er wird von Unbekannten bewacht, die kein Wort mit ihm reden.

Achtung: Dorian spricht ganz ausgezeichnet russisch!

Dorians Ankunft in der Uralstadt schildern. Hier trifft er endlich wieder mit Kiwibin zusammen. Dorian verlangt Erklärungen. Kiwibin gibt sie ihm endlich, verteidigt sich damit, daß Dorian längst schon alle Informationen besessen hätte, wenn er nicht so stur gewesen wäre.
Kiwibin ist in großer Sorge. Er glaubt, daß irgendein Dämon die Leute dieser Gegend verrückt macht, ihnen seinen Willen auf­zwingt - und letztendlich etwas Schreckliches mit seinen Opfern vorhat.
Viele Leute hier leiden unter Taphophobie (Furcht, lebendig begraben zu werden. Das grassiert wie eine Seuche. Nicht nur ein­fache Leute sind davon betroffen, sondern vornehmlich Intellektuelle, Männer in wichtigen Positionen. In ihrer Taphophobie gehen diese Besessenen soweit, sich spezielle Mausoleen und Särge bauen zu lassen.
Das erfährt Dorian auf dem Weg zu einem Friedhof, zu den Kiwibin ihn führt, um ihm das Gesagte zu illustrieren. Dort zeigt Kiwibin Dorian ein Mausoleum. Der Besitzer ist gerade dort und inspiziert es. Er ist zwar peinlich berührt, als Kiwibin ihn verhört, gibt aber gerne Auskunft über die Anlagen seiner letzten Ruhestätte. Es gibt darin einen Kühlschrank, damit der Scheintote nicht verhungert, wenn er aus seiner Starre erwacht. Eine Bibliothek – und natürlich eine Warnanlage, durch die eine Sirene in Betrieb gesetzt werden kann, dies natürlich auch manuell, falls der elektrische Strom ausfällt. Es ist eine kostspielige Anlage.
Einfachere Leute, die ebenfalls unter Taphophobie leiden, begnügen sich mit einem Schnurzug, der aus ihrem Sarg zu einem Glöckchen am Grabkreuz oder -stein führt. Natürlich gibt es aber mindestens einen Luftschacht.
Kiwibin schämt sich natürlich für diese dekadenten Auswüchse, die er höchstens im Westen für möglich gehalten hätte, aber kommt in diesem Fall nicht weiter. In Moskau ist man unruhig, deshalb wurde der Dämonenkiller schanghait. Dorian muß unwillkürlich grinsen, obwohl der Fall einen durchaus ernsten Hintergrund zu haben scheint.
Ob denn Kiwibin überhaupt keine Anhaltspunkte habe? Doch, das schon, aber die haben ihn bisher nicht weitergebracht. Es geht das Gerücht, daß in den Bergen ein Schamane sein Unwesen treibt. Niemand weiß, woher er kommt. Er könnte hinter allem stecken. Es heißt auch, daß die an Taphophobie leidenden diesen Schamanen heimlich aufsuchen und sich seinen Rat holen.
Kiwibin hat versucht, an ihn heranzukommen, doch das gelang nicht. Selbst Leute, von denen er mit Sicherheit annahm, daß sie sein Versteck kennen, waren im Verhör nicht geständig.
Den Dämonenkiller beginnt die Sache zu interessieren, wenngleich er Kiwibin wegen der Entführung weiterhin grollt. Dorian erfährt auch, daß schon etliche in ihre "Sicherheitsgräber" bestattet wurden. Die Regierung hat dies geschehen lassen, um die weitere Entwicklung zu verfolgen. Bis jetzt ist aber noch niemand wieder von den Toten auferstanden.
Dorian verlangt, in eines dieser Mausoleen eindringen zu dürfen, um den Toten zu untersuchen und einen Versuch zu machen. Er bekommt die Erlaubnis. Das Unternehmen findet natürlich bei Nacht statt.
Die Leiche ist fort, ebenso wie alle Habseligkeiten des Toten. Es finden sich keine Spuren des Grabräubers. Dorian schließt nicht aus, daß der Tote auferstanden sein könnte. Aber wohin ist er, das Mausoleum war versiegelt.
Das Verschwinden des Toten spricht sich wie ein Lauffeuer herum (einer der Helfer des DK konnte den Mund nicht halten), und es werden die tollsten Gerüchte laut. Jetzt ist jeder, der an Taphophobie leidet, davon überzeugt, daß es gut ist, ein Sicherheits­grab zu besitzen. Hysterie unter der Bevölkerung, artet fast zu einer Panik aus. Als im Krematorium ein Toter verbrannt werden soll, lyncht man die Angestellten fast, "rettet" den Leichnam vor dem Feuer und entführt ihn, um ihn auf eine Art zu bestatten, daß er eine Chance hat, weiterzuleben, nachdem die Totenstarre von ihm gewichen ist.
In dieser Nacht hat Dorian einen Traum, den er fast herbeigesehnt hat. In eindrucksvollen Bildern sieht er, wie er begraben wird, dabei ist er sich bewußt, nur Scheintot zu sein. Er vermeint, in seinem Sarg zu ersticken, kämpft verzweifelt, um sich von den Tonnen von Erde zu befreien, die auf ihm lasten.
Dann erwacht er schweißgebadet. Noch vor dem Erwachen hat er eine Stimme gehört, die ihn zu sich ruft, damit er von seinen Lebensängsten befreit werde. Dorian wehrt sich nicht dagegen - er hofft, daß, wenn er sich der suggestiven Stimme ergibt, er dem Geheimnis der grassierenden Taphophobie auf die Spur kommt.
Kein Zweifel, irgendwo hockt ein Magier und beeinflußt die Leute dieser Stadt und der Umgebung durch Massensuggestion. Dem will Dorian das Handwerk legen.
In Episoden zwischendurch Einzelschicksale aufzeigen, die Hysterie und Panik der Leute - der DK, könnte von diesem oder jenem Geschehnis Zeuge sein.
Nicht bei allen hat sich die Angst, lebendig begraben zu werden gleich ausgewirkt. Manche wollen sicher gehen, daß sie nicht scheintot werden, und finden eine Lösung: sie begehen Selbstmord.
Der eine stürzt sich vom höchsten Gebäude, der andere erhängt sich, man nimmt Gift, erschießt sich. Diese Fälle häufen sich erschreckend. Man muß sich fragen: Will der unbekannte Fädenzieher in Wirklichkeit dies erreichen? Massenselbstmord?
Ein neuer Aspekt!
Aber was bedeutet der verschwundene Tote aus dem Mausoleum?
Rettungswagen rasen durch die Stadt, die verhinderte Selbst­mörder in die Krankenhäuser bringen. Nach der anfangs etwas schleppenden Handlung nun in die Vollen gehen. Die Ereignisse sollen sich überstürzen, Action, Rasanz.
Der Dämonenkiller irrt scheinbar ziellos durch die Stadt. Er hört immer noch den fremden Befehl als Echo in seinem Geist. Er ist ihm aber nicht verfallen, sondern gibt ihm nach.
Irgendwann trifft Dorian zu einer Gruppe von Leuten und weiß (das heißt, die fremde Stimme suggeriert es ihm): hier bin ich unter gleichgesinnten. Kiwibin ist auch unter ihnen. Das entsetzt Dorian, doch er darf nicht zu verstehen geben, daß ihm die Taphophobie nichts anhaben kann. Er spielt mit. Die Betroffenen benehmen sich eigentlich relativ normal, d.h. sie machen nicht Eindruck von willenlosen Sklaven, was sie auch gar nicht sind. Sie leiden nur unter der unheilbaren Furcht, lebendig begraben zu werden. Darum drehen sich alle Gespräche. Dorian haut im Dialog mit dem ebenfalls unter dieser Phobie leidenden Kiwibin in diese Kerbe. Er darf sich Kiwibin nicht anvertrauen.
Was soll man nur machen?
Die Antwort gibt die telepathische Stimme: Kommt zu mir und laßt euch erlösen.
Man pilgert aus der Stadt, folgt den Lockungen der lautlosen Stimme in den Bergen. Auf dem Weg liegen gelegentlich Selbstmörder, die ihrer taphophobischen Furcht auf ihre Weise beigekommen sind.
Endlich erreicht man das Ziel, alle wissen, nun sind sie in der Nähe ihres Erlösers (nicht diesen Ausdruck gebrauchen!).
Die Gegebenheiten in eigener Regie schildern. Man betritt ein primitives, aber relativ großes Haus, das an eine Felswand gelehnt ist. Von hier aus kommt man durch einen Geheimgang in einen regelrechten Palast, der in den Fels gehauen ist. Endlos scheinende Steintreppen führen in die Tiefe.
An einer der Treppen erwartet sie der Titelbildmann. Er ist mit 2 Metern ein schönes Stück größer als Dorian. Was auf dem Titelbild wie ein debiler Gesichtsausdruck scheint, deutet in Wirk­lichkeit auf Entrücktheit hin. Dieser Mann scheint ständig zu meditieren.
Er verliert an seine Jünger kein Wort, sondern geht schweigend in die Tiefe voran. Ist er der Schamane, der den Leuten durch Massensuggestion in panische Angst versetzt?
Dorian wartet ab. Endlich gelangt man in eine Art Satanstempel. Der Autor darf die Gegebenheiten nach eigenem Gutdünken schildern.
Es ist heiß hier, die steinernen Bänke scheinen zu glühen, dennoch frösteln die Pilger.
Der glatzköpfige Schamane zieht eine eindrucksvolle Schau ab. Er gibt bekannt (in einer Art Predigt), daß ihn die menschliche Gesellschaft ausgestoßen habe. Schon vor einem Jahrhundert oder länger, so genau könne er das nicht sagen. Damals sei er von den Häschern des Zaren als Hexer verurteilt und in diesem Tempel, der mal ein Verlies war, lebendig eingemauert worden. Er wisse, was dies bedeute - und nach seiner Wiederauferstehung sehe er es als seine Pflicht an, seine Mitmenschen davor zu bewahren, lebendig begraben zu werden. Deshalb seine Botschaft an jene, die nicht wissen, was es heißt, zu denen Lebenden zu gehören, aber von denen wie ein Toter behandelt zu werden.

Achtung: Die Szene, wie der Schamane von seinen Peinigern lebendig eingemauert wird, böte sich natürlich auch als eindrucksvolle Anfangs­episode an.

Weiter im Stoff:
Dorian sieht nun klarer. Der Schamane ist natürlich nicht so menschenfreundlich, wie er seinen Opfern weismachen möchte. Er will ihnen nicht helfen, indem er Furcht vor dem lebendig begraben in sie sät, sondern er will sich dafür rächen, daß er vor hundert Jahren oder so, eingemauert wurde.
Und seine Rache ist furchtbar. Er hypnotisiert die Bewohner dieser Gegend auf eine Weise, daß sie selbst Hand an sich legen. Wenn man dem Schamanen nicht das Handwerk legt, ist dieser Land­strich bald entvölkert.
Dorian möchte am liebsten sofort zuschlagen. Wenn er den Schamanen jetzt vernichtet, rettet er viele Menschen. Doch der DK zögert. Er hat eine Gnostische Gemme bei sich, die ihm als "Katalysator" für magische Einflüsse dient. Durch diese Gemme erfährt er, daß mit dem Schamanen etwas nicht stimmt. Wenn der Magier schon solche Suggestivkräfte hat, warum könnte er nicht auch ein Bild von sich projizieren?
Diese Überlegung läßt Dorian vorsichtig sein. Er muß es mit List versuchen.
Doch da passiert etwas Unerwartetes. Kiwibin erhebt sich plötzlich mit Geschrei von seinem Platz, ruft "Tod dem Dämonen!" oder so einen Blödsinn - er gibt sich theatralisch wie im Film, meine ich damit - und stürzt sich mit Kruzifix und Weihwasser und Pistole, die mit Silberkugeln geladen ist auf den Schamanen - das muß er sich vom DK abgeschaut haben. Doch Kiwibins Silberkugeln gehen durch den Schamanen hindurch, der sich plötzlich in Nichts auflöst. Dorian hatte recht: es hat sich nur um eine Gedanken­projektion gehandelt.
Schallendes Gelächter dos Schamanen. Seine gespenstische Stimme schallt durch den Raum, als er sagt, er hätte diese Schau nur eingefädelt, um seine Widersachern die Falle zu locken. Er meint damit Kiwibin und Dorian. Jetzt seien sie mattgesetzt - und er könne seine Rache vollenden: um Mitternacht des nächsten Tages werde er persönlich in der Stadt anwesend sein, wenn alle Bewohner freiwillig den Tod suchen werden. Er wird beim Massensterben zusehen.
Dorian verwünscht Kiwibin. Durch sein übereiltes Handeln hat er sie verraten. Jetzt sitzen sie tatsächlich in der Falle, wenn es ihnen nicht gelingt, aus diesem Labyrinth zu entkommen.
Dorian erfährt nun von Kiwibin, welchen raffinierten Plan dieser hatte. Er wollte sich ebenso klug anstellen wie der DK, gab sich beeinflußt und ließ sich hierher locken. Nur leider war er nicht so klug wie Dorian, um zu erkennen, daß der Schamane nicht körperlich hier war.
Plötzlich schreit Kiwibin auf. Er sieht Schrecken, wo keine sind, flüchtet in wilder Panik vor irgendwelchen imaginären Ungeheuern.
Dorian, der sich durch die Gnostische Gemme vor einer Beeinflussung schützen kann, folgt Kiwibin, weil er ihn nicht im Stich lassen will. So geschieht es, daß er sich hoffnungslos verirrt.
Zwischenfälle nach eigenem Ermessen schildern. In diesem unheimlichen Felspalast gibt es unzählige Fallen. Kiwibin, der durch Hypnose praktisch blind für die Realität ist, wird von Dorian etliche Male davor bewahrt, in den Tod zu rennen. Das kann mal so aussehen, daß Kiwibin einen Gang sieht, den er betreten will, wo eigentlich ein bodenloser Schacht ist, oder aber Kiwibin betritt ein Folterinstrument, in dem Glauben, einen Ausgang zu sehen etc.
Auf der Flucht kommt Dorian mit Kiwibin auch in das ehemalige Verlies. Hier ist die suggestive Ausstrahlung des Schamanen besonders stark zu spüren. Dorian ist nicht mehr völlig immun gegen die fremde Geistesmacht, seine Gemme bietet ihm keinen absoluten Schutz. Als Kiwibin plötzlich unter fremdem Zwang Dorian töten will, muß der DK den Russen niederschlagen.
Die geballte Geisteskraft und die Tatsache, daß der Schamane Dorian um jeden Preis ausschalten wollte, zeigt dem DK zweierlei: Hier irgendwo muß das Versteck des Schamanen sein - und er ist nicht unverwundbar, denn er fürchtet die Anwesenheit des DK.
Dorian durchsucht das Verlies. Überall Gerippe, Ratten, Spinnen, kleinere Scheusale, die der Schamane auf ihn hetzt - durch Beein­flussung. Der DK trotzt allen Gefahren.
Und er macht einen Fund. Er findet eine Gedenkplatte, versucht, die russischen Schriftzeichen zu entziffern, was schwer ist, weil nun der fremde Wille mit unheimlicher Intensität sein Gehirn über­schwemmt. Dorian weiß: Er ist dem Versteck des Schamanen ganz nahe.

Zwischendurch umblenden:
Mitternacht ist nahe. Die Bewohner der Stadt wissen, daß der große Augenblick gleich gekommen ist. Sie pilgern alle zu dem Platz, wo sie vom Propheten (Philosophen) des Todes die letzte, alles ent­scheidende Botschaft erhalten sollen. Ein riesiger Platz, auf dem sich Zehntausende von Menschen drängen. Und auf der Plattform des höchsten Gebäudes erscheint die bereits bekannte Gestalt des Schamanen. Er kann alle Menschen überblicken und sie bannen – und alle sehen ihn. Wir wissen, daß er nur eine Gedankenprojektion ist.
Und nun meinen die Zehntausende Menschen, seine volltönende Stimme zu hören, mit der er ihn die einfachste und hundertprozentige Lösung all ihrer Probleme vorträgt: Für sie alle ist nur der Tod die Erlösung. Geht in den Tod - und alle eure Leiden werden ein Ende haben.
Das ist die furchtbare Rache des Schamanen!

Wieder Umblenden zu Dorian:
Er kann die Gedenktafel endlich zumindest teilweise enträtseln, erfährt so, daß hier vor hundert Jahren ein Magier lebendig eingemauert wurde, der über unzählige Leute Leid gebracht hat, sie in den Tod trieb, Krankheiten säte, unschuldige Menschen als Hexen und Hexer auf den Scheiterhaufen brachte. Er hat seine Strafe verdient, steht da.
Jetzt weiß Dorian - hier ist er am Ziel. Mit einem Eisen bricht er die Grabplatte auf - und prallt entsetzt zurück. Er weiß nicht, was er zu sehen erwartete, er hat sich auch keine Gedanken darüber gemacht, er wollte nur die Kraftquelle des Schamanen finden. Und jetzt hat er sie gefunden - hinter der Grabplatte: Ein normales menschliches Skelett, das in der oberen Hälfte von einer zuckenden Masse überzogen ist: das Gehirn. Nur dieses dämonische Gehirn lebt. Es hat den Körper überdauert, unglaubliche Fähigkeiten entwickelt: und jetzt sieht Dorian auch, was mit den Leichen der an Taphophobie Leidenden passiert, die sich in ihren seltsamen Mausoleen bestatten ließen. Diese Leichen werden von Ratten zerstückelt, zu Brei gekaut und an das wuchernde Gehirn verfüttert. Es sind Ratten, diese Helfer des Schamanen, die dieses dämonische Gehirn betreuen. Ja, lieber Dirk, nicht alle Ratten haben eine weiße Weste!
Diese Gehirnversorgungsratten oder Gehirnammenratten oder wie man sie sonst nennen wild sind natürlich völlig aus dem Häuschen, als sie sehen, daß das Versteck entdeckt wurde und das Gehirn praktisch freiliegt. Sie versuchen zu retten, was eigentlich nicht mehr zu retten ist. Denn Dorian opfert zuerst seine Gnostische Gemme, indem er sie mit Macht in die breiige Masse des Gehirns schleudert und dann mit dem Brecheisen dreinhaut, daß das glitschige Zeug nur so spritzt...
Bitte an den Autor: Die Sprache des Exposé-­Schreibers bei der Schilderung dieser Geschehnisse auf keinen Fall zu übernehmen.

Nochmals umblenden zum Hauptplatz der Stadt:
Die Erscheinung des Schamanen ist gerade dabei, die Bewohner zum Massenselbstmord aufzurufen - da geht mit ihm eine Veränderung vor. Der Autor kann es optisch nach Belieben schildern, was mit der Gedankenprojektion des Schamanen passiert, während Dorian das pervertierte Gehirn mit dem Brecheisen zermatscht. Entweder die Gestalt beginnt imaginär zu brennen, oder sie zuckt und windet sich wie unter Qualen.
Jedenfalls verkündet der verkümmernde Schamane jetzt:
Tötet euch nicht, nehmt euch nicht das Leben, ich werde michfür euch opfern! Und er vergeht.
Zweifellos wird dieser Schamane zum Märtyrer werden - die Leute wissen ja nicht, wie es zu seiner Selbstaufopferung gekommen ist. Dorian kann auch nur vermuten, daß er durch einen Schlag auf ein bestimmtes Nervenzentrum, diesen Sinneswandel erreichte. Oder ist der Schamane, einen Moment vor seinem eigenen, endgültigen Tod noch "gut" geworden? Wie auch immer, diese Frage soll angedeutet aber ungelöst bleiben.
Der Dämonenkiller hat die Gefahr beseitigt.
Im Ausklang schildern, wie Kiwibin ihm zu diesem Erfolg gratuliert und ihm dankt. Kiwibins "Auf Wiedersehen" quittiert Dorian mit einer Bemerkung, daß er sich wünsche, das nächste Mal weniger hinterhältig um Hilfe gebeten zu werden.
Aber Kiwibin kann nichts versprechen, denn er kann aus seiner Haut nicht heraus...

Schlußbemerkung:
Der Autor wird gebeten, den Roman langsam auf den Schlußgag zuzu­steuern und diesen nicht frühzeitig zu verraten. Der Leser wird ja zuerst mit der Anfangsepisode in Atem gehalten, wenn geschildert wird, wie ein anonymer Magier lebendig eingemauert wird (falls er diese Variante wählt), dann durch die Nachricht, daß irgendwelche dunklen Mächte Lilian Hunter ins Leben zurückholen wollen in die Irre geleitet - und schließlich auch durch die reizvolle Situation gebannt, daß Menschen der Gegenwart ein so seltsames Verhalten an den Tag legen und sich "Überlebenssärge" schreinern lassen. Die Anfangsphase des Romans also kurz fassen, damit Platz für Action bleibt, und erst in der 2.Romanhälfte aufdecken, daß alles nur auf Massenselbstmord hinauslaufen soll.

 

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