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Eine Legende wird vierzig Jahre alt - Die Dämonenkiller-Chronik 70

Dämonenkiller zum 40.Eine Legende wird 40 Jahre alt
Die Dämonenkiller-Chronik (70. Teil)

Aus Anlass des vierzigjährigen Jubiläums der Dämonenkiller-Serie habe ich eine Chronik erstellt, die sich mit der Geschichte der Serie beschäftigt.

Heute beschäftigen wir uns mit dem Dämonenkiller-Exposé 96, daß Ernst Vlcek am 27. Januar 1976 für seinen Wiener Autorenkollegen Kurt Luif alias Neal Davenport geschrieben hat. Viel Spaß beim Lesen...


96GRÜNES BLUT
LOCKRUF DER ALRAUNE
DIE TODESBLUME
Dämonenkiller 96
Schauplatz: London
Zeit: 1. Dezemberwoche (anschließend an 95)
Autor: Luif-Davenport
Termin:17.3.1976

Titelbild: AK 5998
Hintergrund: weiße Gardinen, halb verdeckt durch roten Vorhang. Wir sind offenbar in einem Aufbahrungsraum, denn da steht ein schwarzer Sarg - offen - silberbeschlagen, weiß ausgelegt, zwischen zwei schlanken Ständern mit brennenden Kerzen. In dem Sarg liegt ein gutaussehender, etwas dicklicher Mann, graumelierte Schläfen im schwarzen Anzug. Er hat eine grünlich verfärbte Haut - und scheint gerade von den Toten aufzuerste­hen, klammert sich mit Rechter an den Sargrand, die Linke erhoben den Kopf ebenso, aber nur halb.
Ganz im Vordergrund, junge, attraktive Frau, langes Blondhaar, Mittelscheitel, im grünen Kleid. Greift sich erschrocken an den Hals, blickt ungläubig und in erwachendem Entsetzen über die Schulter auf den weiter oben geschilderten Typ.

Das könnte eine Anfangsepisode sein:
Hekate hat als Herrin der Finsternis ausgespielt. Luguris Auftritte haben auf die Dämonen solchen Eindruck gemacht, daß sich selbst Hekates Verbündete von ihr ab und dem Erzdämon zuwenden. Luguri, das personifizierte Böse, schafft in der Schwarzen Familie an, obwohl Hekate noch als ihr Oberhaupt gilt. Doch sie stellte keine Machtan­sprüche. Als sie einen letzten Versuch unternimmt, Dämonen für einen Coup gegen Luguri zu unternehmen, versagt sie kläglich.
Und das ist der Vorwand für Luguri, sie endgültig abzusägen. Hekate muß fürchten, zu einem weiblichen Freak gemacht zu werden.
Doch der hinterhältige Luguri tut, als ob er ihr noch eine letzte Chance gibt. Er verrät Hekate, daß "er etwas mit ihr angestellt" hat, daß er sie mit einem Zauber belegt hat, der sie vernichten wird, wenn nicht... ja, wenn es ihr nicht gelingt, den DK innerhalb einer Woche zur Strecke zu bringen.
Hekate hat keine Ahnung, was mit ihr nach dieser Frist gesche­hen wird. Die schlimmste Strafe wäre ein Dasein als Freak, doch wie gesagt, Luguri läßt alles offen.
Hekate glaubt nicht, daß der Erzdämon nur blufft. Sie ist in seiner Hand. Und die übrigen Dämonen applaudieren dazu (symbolisch).
Hekates Problem ist groß: Wie soll sie innerhalb von sieben Tagen schaffen, was sie in all den Monaten ihrer Regentschaft nicht erreicht hat. Und dazu kommt, daß sie von keiner Seite Unterstützung erhält. Sie ist ganz auf sich allein gestellt.
Sie kann nur hoffen, daß die Not sie erfinderisch macht.
Zuerst muß sie Dorians Aufenthaltsort herausfinden. Das erfährt sie durch magische Recherchen und Beschwörungen. Sie sieht es vor ihrem geistigen Auge:
Dorian war in der uneinnehmbaren Bastion Basajaun, hat sich mit allen seinen dort befindlichen Freunden zerstritten und ist nun auf dem Weg nach London.
Dort will sie einhaken.

Befassen wir uns gleich mit Dorians Situation:
Er hat in letzter Zeit mit Magnus Gunnarsson und Unga zusammen­gesteckt und -gearbeitet. Während Unga seine Freundschaft zu Dorian immer deutlicher zu erkennen gegeben hat, bleibt Magnus G. auf Distanz. Ihn verbindet nur, daß er die gleichen Ziele wie Dorian hat – er würde den DK jederzeit fallenlassen, wenn ihn das weiterbrächte.
Aber noch sind sie aufeinander angewiesen. Unga mag den überheblichen Isländer überhaupt nicht - obwohl dieser, wie der Cro-Magnon selbst, ein Diener von Hermes Trismegistos zu sein scheint. Mag dieser Schein auch trügen, Magnus G. weiß viel besser über H. T. Bescheid als Dorian. Zum Ausgleich besitzt Dorian jedoch den Ys-Spiegel.
Zwischen Dorian und Magnus G. wurde vereinbart, daß sie gemein­sam nach dem Ursprung von H. T.s Macht suchen. Unga ist Dorians treuer Begleiter.
Dorian wurden jedoch Auflagen gemacht: (von Magnus G., doch Unga ist auch dieser Ansicht) Wenn der DK nach Höherem strebt, dann muß er alle Brücken zu seinem früheren Leben niederreißen. Und zwar ein für allemal. Ein Zurück gibt es dann nicht mehr. Er muß ganze Arbeit leisten, alle seine Freunde vor den Kopf stoßen, die Magische Bruder­schaft aufgeben, die Mystery Press zum Teufel wünschen und - Coco links liegen lassen.
Letzteres trifft Dorian besonders hart. Aber er will auf alles verzichten, wenn er nur die Möglichkeit bekommt, der Menschheit zu helfen, sie von den Dämonen zu erlösen. Ihm kommt nicht der Gedanke, daß der Machtrausch ihn verändert hat. Er glaubt ganz genau zu wissen, was er will.
Und deshalb ist er nach Castillo Basajaun gekommen, um sich dort ordentlich unbeliebt zu machen. Unga begleitet Dorian nicht, er argumentiert, daß er seine persönlichen Probleme allein meistern muß.

Cocos Position:
Sie war mit Hideyoshi Hojo und Abi Flindt im Loch Ness, wo man zusammen mit Jeff Parker Luguris Schrecken erledigt hat - dies mit der freundlichen Hilfe von Nessie. Vor der Abreise aus Urquhart Castle hat sie telefonisch von Dorians rüpelhaftem Auftreten in Basajaun erfahren und daß er wahrscheinlich die Mystery Press heim­sucht, um - wie er es ausgedrückt haben mag - einige persönliche Dinge an sich zu nehmen, bevor er endgültig in den Untergrund geht.
Coco will Dorian das Verschwinden so schwer wie möglich machen, deshalb geht sie ebenfalls nach London. Den Dämonenhasser Abi Flindt nimmt sie mit. Yoshi ist auf Dorian nicht besonders heiß und geht nach Basajaun. Parker zieht es mit der Sacheen bekanntlich nach Süden.
Diese Daten nach Belieben in die Handlung bringen.

Handlung: (Ich-Form? – Anmerkung KL)
London. Dorian nimmt im Tempel der Magischen Bruderschaft, in der Harley Street an einer Beschwörung des Faust-Geistes teil. Der Adept  George Mansfield (Exposé 71 p 11) hat den Vorsitz.
Dorian ist mit dem Vorsatz hergekommen, seinen Kontakt zur Magischen Bruderschaft abzubrechen. Aus seinen Worten heraushören lassen, daß er diese Vereinigung für sinnlos hält, ungeeignet, die Dämonen zu bekämpfen, die Mitglieder sind lauter Spinner, Narren... er läßt kein gutes Haar an ihnen.
Nun zur Faust-Beschwörung. Der Magister erscheint in seinem bekannten Astralkörper. Zu ihm ist Dorian freundlicher. Doch auch zu ihm sagt er, daß er nur gekommen sei, um sich von ihm zu verabschieden. Vielleicht wird er wieder mit dem Faust-Geist in Verbindung treten, dann aber bestimmt nicht über die kindische Magische Bruderschaft.

Achtung: Dorian hat natürlich den Ys-Spiegel umhängen, wie früher seine Gnostischen Gemmen. Der Spiegel ist natürlich ein viel größerer Apparat, unhandlicher, behindert Dorian in seiner Bewegungsfreiheit. (Autoreninformation: Später wird er ihn nicht ständig mit sich herumtragen. Die Problematik ist dem Exposé-Schreiber bekannt).

Faust wird natürlich von der Ausstrahlung des Ys-Spiegels irri­tiert. Und er sagt Dorian auch, was für ein schreckliches Objekt habt Ihr an Euch, Georg, ist es das, wessen Ihr Euch nun verschrieben habt?
Und Faust warnt Dorian deutlich, doch einen anderen Weg zu beschreiten. Er experimentiert mit Kräften, denen er nicht gewachsen ist. Dorian meint seinerseits, daß er sehr wohl weiß, welche unge­heuren Mächte in dem Spiegel wohnen...
Faust aber meint nicht nur den Spiegel, sondern mehr noch die anderen Dinge, nach denen Dorian strebt. Und Faust meint: Laßt uns einmal gemeinsam den Versuch machen, die Zukunft zu deuten. Faust hat Ahnungen von Dorians Tod. Ihr strebt der Selbstvernichtung zu, Georg, warnt er.
Und mit vereinten Kräften gelingt es Faust und den Brüdern, in der magischen Weltkugel eine Vision von Dorians Schicksal erscheinen zu lassen. Bitte keine Einzelheiten schildern: Aus den Bildern soll nur hervorgehen, daß Dorian von Coco getötet wird!
Dorian ist erschüttert. Soll dieses Schicksal unabänderlich sein? Er glaubt nicht daran. Bevor Faust verschwindet, warnt er Dorian ein letztes Mal, den beschrittenen Weg schleunigst wieder zu verlassen.
Dorian glaubt  nicht, daß Coco ihn töten könnte.
Und zurück in der Jugendstilvilla, erzählt er ihr (die inzwischen aus Schottland gekommen ist - mit Abi Flindt) von der Faust-Prophe­zeiung. Und auch Coco versichert ihm empört, daß sie ihm nie etwas Böses antun könnte. Sie lieben einander doch immer noch, oder?
Dorian bestätigt das, doch gleichzeitig sagt er, daß er auch an seine Bestimmung denken muß - er will die Macht, um den Dämonen ordent­lich einheizen zu können.
Miß Pickford verspritzt ihr Gift: Sie hat es schon immer gesagt, daß Dorian es soweit treiben wird, bis Coco einmal die Nerven ver­liert.
Coco aber zeigt schon in dieser Phase, daß sie gewillt ist, um Dorian, den Vater ihres Kindes, um ihre Liebe mit allen Mitteln zu kämpfen. Sie weiß, daß sie beide zusammengehören. Doch die Faust-Prophezeiung liegt ihr schwer im Magen.
Könnten vielleicht die dunklen Mächte intrigieren und sie dazu treiben, daß sie diese Tat begeht? Nein! Sie wird auf der Hut sein und sich zu keiner Unbesonnenheit hinreißen lassen. Aber die dunklen Prophezeiungen, die früher auch schon der Hermaphrodit Phillip gemacht hat, geistern ihr durch den Kopf. So auch Dorian.
In diese Situation platzt eine alarmierende Meldung.
Ein Londoner Mitglied der Magischen Bruderschaft ist eines gewaltsamen Todes gestorben. Schwarze Magie muß da mitgespielt haben. Obwohl sich Dorian von diesem Verein abgewandt hat, zwingt ihn sein Ehrenkodex, sich darum zu kümmern.
Coco ist selig, daß sie durch diesen Zwischenfall - wenigstens für kurze Zeit - mit Dorian zusammen ist. Der DK verschiebt seine Abreise.
Zwischendurch einblenden, daß Trevor Sullivans Mystery Press  (immer kursiv) ständig Meldungen aus aller Welt über seltsame Vorfälle bekommt: Luguri der Erzböse tobt sich auf allen Kontinenten aus. Sullivan Kostproben seines unheilheilvollen Wirkens erzählend geben lassen.
Coco und Dorian suchen den Toten auf. Es ist der Mann vom Titelbild, die dort gezeigte Schöne seine Frau Muriel Bains.
Die Haut der Leiche hat sich grünlich verfärbt. Die trauernde Witwe benimmt sich am aufgebahrten Sarg seltsam. Als jemand Blumen bringt, bekommt sie einen hysterischen Anfall. Sie zerstört die Blumen, gerade daß sie keinen Schaum vorm Mund hat.
Coco und Dorian beobachten die Witwe, als sie sich allein wähnt. Sie öffnet ihrem toten Mann Jackett und Hemd und küßt eine schwarze Wunde an seinem Herzen. Es könnte aber auch sein, daß sie ein Stück von ihm abgebissen hat, denn sie kaut danach. Und dann erhebt sich die Leiche, und die Frau führt ihren Mann, dessen Haut wie spinatgespien aussieht, an der Hand fort. Dabei spricht sie von einem baldigen Wiedersehen... sie wird ihm bald folgen.
Da greift der Dämonenkiller ein. Coco kann die Frau überwältigen, doch der grüne Untote entkommt Dorian. Coco weist Dorian auf ein interessantes Detail an der Frau hin: Aus ihrem Nabel sprießt eine Alraunenpflanze.
Sofort bringt man Hekate damit in Zusammenhang, und man erinnert sich an Hekates Todesgarten im Himalaya, wo auch Menschen der Nährboden für Alraunenpflanzen waren. Es kann keinen Zweifel daran geben, daß Hekate ihre Hände im Spiel hat.
Wohin ist der Untote verschwunden, dessen Haut sich verfärbt hat, als hätte er Pflanzensäfte statt Blut in den Adern? Wahrschein­lich hat Hekate irgendwo in London ein Alraunengärtchen angelegt.
Coco will Muriel Bains von der Alraune gewaltsam befreien - vielleicht wäre sie noch zu retten -, doch Dorian will, daß Muriel sie zu Hekates Versteck bringt. Das nützt die Alraunenträgerin zur Flucht.
Sofort geht eine Warnung an alle Mitglieder der Magischen Bruderschaft. Dorian erhält in der Jugendstilvilla auch bald einen Anruf von George Mansfield. Er sagt gehetzt, daß Muriel bei ihm in der Wohnung eingetroffen sei. Dorian verspricht, rasch zu kommen.

Zu Mansfield umblenden. Noch während er den Hörer in der Hand hält, taucht Muriel hinter ihm auf. Auch ihre Haut zeigt bereits das schönste Pflanzengrün. Mansfield ist verloren, als sie ihren Oberkörper entblößt und ihn mit der Alraune ihres Körpers berührt. Er weiß es nur noch nicht. Flieht - geradewegs in die Arme des Dämonenkillers. Muriel ist inzwischen verschwunden. Coco merkt sofort, daß mit Mansfield etwas nicht stimmt. Aber auch in Hypnose ist von ihm nichts zu erfahren. Er hat Visionen von einem exotischen Garten, zu dem es ihn zieht.

Umblenden zu Muriel. Sie sucht ein geheimes Versteck auf. Es ist ein Alraunengarten. Dorthin hat ich auch ihr untoter Mann zu seiner letzten Ruhestätte begeben Sie legt sich auf den Berg in allen Stadien der Verwesung befindlichen Leichen, aus denen Alraunen sprießen. Die Toten sind der Nährboden für ein exotisches Alraunen­gärtchen.
Die Gärtnerin ist niemand anderes als Hekate, die ihre Pflänz­chen liebevoll betreut. Bitte Hekate schon jetzt verändert beschreiben. Aber sie hat noch nichts Pflanzliches an sich.

Autoreninformation: Hekate macht eine Rückentwicklung zur Alraune durch. Der Autor kann die verschiedenen Stadien aufzeigen, ohne Konkretes darüber aussagen zu müssen.

Man hat Mansfield ins Krankenhaus gebracht. Er hat die Saat der Alraune in sich. Coco beeinflußt einen Chirurgen, der die magische Pflanze herausoperieren soll, ohne viele Fragen zu stellen. Die Operation scheint gelungen zu sein, doch die aus Mansfields Körper entferne Wurzel ist verschwunden. Dorian hofft, daß sie einfach abgestorben ist und zu Staub wurde. Doch als er und Coco zur Jugendstilvilla zurückfahren, kehrt der Chirurg zu seinem Patienten zurück, öffnet die Operationswunde und verstaut darin eine Alraunen­wurzel. Der Chirurg wurde ein Opfer seines Berufes. Der für geret­tet gehaltene Mansfield ist Alraune ebenfalls verfallen.
Bei der Jugendstilvilla angekommen, findet man eine ziemlich mitgenommene Miß Pickford vor. Die Dämonenbanner des Eisengitters sind verformt. Miß Pickford klammert sich verzweifelt daran. Überall auf dem gußeisernen Gitter kleben Pflanzenreste.
Miß Pickford sagt, daß sie von einer Besorgung zurückkam, als sich plötzlich eine Frau auf sie stürzte, unter deren Kleidern Wurzeln erschienen seien, die sie bedrohten. In höchster Not klam­merte sie sich an die Dämonenbanner des Tores, das war ihre Rettung.
Zu ähnlichen Vorfällen kommt es überall in London. Hekate holt sich überall ihre Opfer: in der U-Bahn, bei öffentlichen Veranstaltungen im Hyde-Park.
Die Mitglieder der Magischen Bruderschaft haben sich in ihren Tempel zurückgezogen, weil sie sich dort sicher wähnen. Sie glauben an die Macht ihres (magischen) Geheimnisses in der Schatzlade. Als jedoch einer der Brüder die Schatzlade öffnet, findet er dort eine Alraunenwurzel.
Und da taucht Mansfield auf. In dieser Beleuchtung fällt es vorerst nicht weiter auf, daß sein Gesicht ganz grün ist. Er sagt, daß er die Wurzel in die Schatzlade getan hat. Sie soll fortan das Symbol des Londoner Tempels sein.
Trotz der schrecklichen Ereignisse ist Coco froh, daß Dorian dadurch wieder zum Dämonenkiller geworden ist. Er zeigt den gleichen Feuereifer wie früher, scheint wieder der alte geworden zu sein.
Hekate scheint es auf ihn abgesehen zu haben. In der Nacht werden Dorian und Coco geweckt. Geräusche sind im Garten. Man geht nachsehen. Coco fällt auf, daß das schmiedeeiserne Tor mit un­heimlicher Gewalt eingedrückt wurde. Magisch verkohlte Pflanzenreste kleben darauf. Man durchsucht den Garten der Jugendstilvilla. Überall ist die Erde aufgewühlt, als hätte eine große, kräftige Pflanze ihre Wurzeln dort hineingetrieben.
Und dann sieht Dorian eine mannsgroße Alraune. Kurz bekommt er den Eindruck, daß diese Pflanze ein schönen Frauenantlitz hat und darauf Pflanzenfasern wie rotes Haar. Das Gesicht erinnert ihn an Alraune. Doch das kann nicht möglich sein. Alraune ist längst keine Pflanze mehr. Er hat ihre Metamorphose zu einem menschlichen Wesen in seinen früheren Leben miterlebt.
Er verfolgt zusammen mit Coco die Alraune, die auf ihren Wurzeln schneller ist als Coco und Dorian. Man findet nur überall ihre Fährte, weil sich die Alraune von Zeit zu Zeit mit den Wurzeln in die Erde graben muß. Dabei sprengt sie sogar den Asphalt der Straße.

Achtung: Ich stelle mir vor, daß die Verfolgung Stunden dauert. Coco kann ihren Zeitraffereffekt nicht einsetzen, weil sie nicht weiß, in welche Richtung die Alraune geflüchtet ist. Man muß mühevoll suchen, bis man wieder an eine Stelle kommt, wo die Alraunenwurzeln den Boden aufgewühlt haben.

Auf diese Weise erreichen unsere Dämonenjäger schließlich das Alraunengärtchen. Inmitten von Leichenbergen bietet sich ihnen ein Anblick wie damals im Himalaya. Alraunenblüten sprießen aus sinkenden Mündern, nisten in leeren Augenhöhlen, etc.
Dorian macht kurzen Prozeß. Er rottet die magischen Pflanzen mit Feuer aus. Das Alraunengärtchen brennt gleich darauf lichterloh.
Unheimliche Todesschreie gellen den beiden Dämonenjägern in den Ohren.
Und dazwischen ist Hekates klagende Stimme, die wie die der Alraune des Arbues de Arrabell klingt: Dorian ich brauche deine Hilfe, erinnere dich, daß ich, Alraune, die einmal mit meinen Lebenssäften das Leben gerettet habe. Und so ähnlich. Die Alraunenstimme bringt zum Ausdruck, daß sie nicht länger mehr Hekate ist. Sie hat sich zu einer hilflosen Pflanze zurückverwandelt und appelliert nun an Dorians Gefühle.
Dorian ist tatsächlich hin und hergerissen. Coco jedoch warnt ihn, daß er sich von dieser Hexe nicht täuschen lassen soll. Als die flehende Stimme verstummt, glaubt Coco, daß Hekate in den Flammen verbrannt ist.
Dorian aber überlegt sich, ob sich Hekate vielleicht nicht doch zur Alraune zurückverwandelt hat, die in ihrer Natur weder gut noch böse ist und zum Guten geformt werden könnte. Vielleicht be­kommt Alraune eine zweite Chance... Oder hätte sie bekommen, wäre sie nicht verbrannt.
Am nächsten Tag erkundigt sich Dorian im Krankenhaus nach Mansfields befinden. Dort erfährt er, daß Mansfield verschwunden ist. Ohne Coco davon zu unterrichten, fährt Dorian zum Tempel der Magischen Bruderschaft. Damit kommen wir zum Finale.
Dorian erreicht den Tempel. Begehrt an der verschlossenen Tür Einlaß. Ja, Mansfield sei hier, antwortet man ihm auf seine Frage. Man argumentiert durch die verschlossene Tür jedoch, daß Dorian nicht mehr Mitglied sei und deshalb nicht mehr die Privilegien eines Bruders genieße. Wenn er zu Mansfield vorgelassen werden wolle, dann nur mit verbundenen Augen.
Dorian stimmt dem zu. Er kann nichts sehen, als er durch den Vorhof in den eigentlichen Tempel gebracht wird. Aber er hat das Gefühl, als streife er auf seinem Gang Pflanzen und als schreite er über solche. Als er endlich im Tempel ist und vor sich Mansfields Stimme hört, da sagt Dorian (noch immer mit verbundenen Augen), er wisse, daß Mansfield mit Alraune in Verbindung stehe. Und er sagt, daß er Alraunes Lage verstehe.
Aus Mansfield spricht tatsächlich Alraune: So, meinst du, Dorian, daß wir wieder von vorne beginnen könnten? Alraune ist also den Flammen entkommen.
Da reißt sich Dorian die Binde von den Augen. Der Tempel wurde in einen phantastischen Alraunengarten verwandelt. Alle Brüder sind Opfer Alraunes. Sie liegen und kauern apathisch herum, bilden den Nährboden für Alraunen, die zu imposanter Größe gewachsen sind. Jene, die noch gehen können, aus denen aber selbst schon Alraunen sprießen, betreuen die anderen Pflanzen.
Und hinter dem überwucherten Körper von Mansfield thront Al­raune, so wie Dorian sie aus der Erinnerung von Georg Rudolf Speyer kennt, wie er sie in Arrabells Kabine (DK 62) auf der Torquemada ge­sehen hat: halb Frau, halb Alraune, Füße wie Wurzeln, Hände dito, ein unschuldiges, unfertiges und doch schönes Frauenantlitz.
Ihr Anblick hat eine ungeheure Wirkung auf Dorian, sie übt eine unbeschreibliche Faszination auf ihn aus. Und sie lockt ihn zu sich. Und Dorian verspricht, daß er die alten Fehler nicht wie­derholen wird. Diesmal wird er ihr volles Vertrauen schenken, sie kann auf ihn bauen.
Dann komm in meine Arme, Dorian! Der DK schiebt die Bedenken, daß sie ihm das Leben aussaugen könnte, achtlos zur Seite. Sie muß nun wieder so unschuldig wie bei ihrer Erschaffung sein.
Aber wie ist sie wieder zur Alraune geworden? Sie sagt es ihm: Luguri hat durch einen Trick, ihr Blut gegen Alraunensäfte vertauscht, dadurch diese magische Rückentwicklung.
Und Dorian erinnert sich einer Szene (Band 93) und erkennt, daß er bei diesem Vorgang dabei war. Zusammen mit Unga und Magnus G. hat er beobachtet, wie Luguri das Blut aus Hekates Körper in die Blutschalen eines Menhirs transferierte - und als er es wieder in Hekates Körper zurückfließen ließ, da hatte Dorian den Eindruck ge­habt, daß dieses Blut eine grüne Farbe habe, wegen der Lichtverhältnisse aber an eine Täuschung geglaubt.
In Wahrheit muß aber Luguri bei dieser Gelegenheit den vorgenommen haben, um sich so Hekates zu entledigen.

Achtung: Der Autor bekommt den Durchschlag von 93 und kann die entsprechende Stelle übernehmen und seine Erklärungen anfügen.

Wie gesagt, Dorian glaubt, Alraune nun trauen zu können. Er weiß ja nichts von dem Ultimatum, das Luguri Hekate gestellt hat: Wenn sie den DK innerhalb von sieben Tagen zur Strecke bringt, dann will er ihr das Leben schenken. Das Ultimatum kann jede Minute ab­laufen. Alraune triumphiert schon - Dorian begibt sich in ihre Arme, weil er Mitleid mit ihr hat. Erinnerungen an frühere Zeiten werden in ihm wach. Doch bevor es zu der tödlichen Umarmung kommt, Alraune dem DK das Leben aussaugen kann trifft Coco als rettender Engel ein.
Sie hat in Erfahrung gebracht, daß alle Brüder im Tempel sind. Und da sie weiß, daß Dorian durch einen Anruf im Krankenhaus von Mansfields Verschwinden erfuhr, ist ihr klar, daß Dorian nur im Tempel sein kann. Als sie den Tempel mit Abi Flindt stürmt, sieht sie ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
Die beiden brennen alles nieder, tilgen die magischen Alraunenpflanzen aus. Doch bevor sie Alraune selbst verbrennen können, stellt sich der verblendete Dorian schützend vor sie. Alraune hätte es ihm schlecht gedankt, wäre Coco nicht in schnelleren Zeitablauf zur Stelle gewesen und hätte ihn aus den tödlichen Griff ihrer Wurzel befreit.
Alraune heult, wettert darüber, daß Dorian ihr entkommen sei. Dann ist ihr Ultimatum abgelaufen, sie schrumpft zu einer unscheinbaren Wurzel.
Dorian nimmt die harmlos gewordene, entseelte Alraune an sich, um sie in seine Sammlung aufzunehmen.
Damit wäre das Thema abgeschlossen.

Aber es ist noch eine wichtige Aussage zu machen, die der Autor am Schluß des Romanes, oder auch früher (einschieben) man kann. Das liegt in seinem Ermessen. Also:
Coco ist mit Dorian in ihrem Zimmer in der Jugendstilvilla zusammen. Sie hat ihn dazu gebracht, den Ys-Spiegel abzulegen, der ja bei Intimitäten störend ist. Dorian sagt dazu, daß er sich früher nie von dem Spiegel trennen konnte, doch jetzt kann er sich das bereits für einige Minuten leisten. Dorian ist also ohne den Spiegel.
Es scheint in diesem Moment zwischen ihnen alles so wie früher zu sein. Doch Coco läßt sich vom Zauber des Augenblicks nicht täuschen. Sie weiß, daß sie um Dorian kämpfen muß, wenn sie ihn behalten will.
Und wir haben vorher schon ausgesagt, daß sie zu allem bereit ist. Nötigenfalls zwingt sie ihn auch zu seinem Glück. Deshalb tut sie etwas, was sie noch vor einigen Monaten nie getan hätte.
Sie behext ihn, wie damals, bei ihrer ersten Begegnung (Band 2). Sie belegt ihn mit einem Zauber und verpaßt ihm über dem Herzen ein pfenniggroßes Hexenmal, das aussieht wie ein dunkelbraunes Muttermal. Und in einer Beschwörung bestimmt sie, daß der Zauber nach einigen Monaten wirksam wird. Wenn er innerhalb dieser Zeit nicht von selbst zu ihr zurückkommt, dann treibt ihn dieser Zauber in ihre Arme.
Cocos Stolz ist wegen dieser Maßnahme etwas angekratzt, doch nicht so arg. Sie weiß, daß man einen Mann wie Dorian manchmal an die Kandare nehmen muß, damit er keine Dummheiten macht. Sie tut es um ihres Glücks und Kindes willen.
Irgendwann, falls er überhaupt fortgeht, muß Dorian zu ihr zurückkehren. Dann wird sie sehen, wie es weitergehen soll.
Dorian hat nichts davon gemerkt, daß Coco ihn behext hat. Noch ist der Zauber nicht wirksam. Es bedarf eines solchen auch gar nicht, um sich Dorian in ihren Armen wohlfühlen zu lassen.
Er liebt sie.

Wichtiger Nachtrag:
Der Autor kann die Handlung völlig frei gestalten, Nebenpersonen und -handlungen nach eigener Phantasie hineinbringen.
In den Folgebänden wird nur auf die Tatsache eingegangen, daß Hekate von Luguri zurück in eine Alraune verwandelt wurde.
Und es muß auf den Zusammenhang mit Band 93 geachtet werden.

Handschriftliche Notiz auf DK-Exposé-Seite 11:
Alraune könnte auch dämonische Diener haben - etwa von Luguri beigestellte Fabelwesen -, die es jedoch am nötigen Respekt mangeln lassen.

Zur Einleitung - Zum ersten Teil - Zur Übersicht

Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2014-05-21 07:08
Nur als kleiner Hinweis gedacht: Das Titelbild zeigt den Folgeroman Die Todestür...

Harantor sagt: Da habe ich Nummern vertauscht. Ich hatte die Bilder bis zur 99 vorbereitet, aber dann ... Nun ist es korrigiert
#2 Andreas Decker 2014-05-21 10:01
"Angriff der Killernippel" wäre auch ein netter Titel gewesen :D

Ich stelle mir gern vor, dass Kurt Luif bei der Arbeit öfters grinsen musste, denn die Art der Infizierung hat er sich näher ausgedacht. Dafür hat man wohl die Liebesszene zwischen Dorian und Coco im Roman entweder gekürzt oder ein ... ist unter die Räder gekommen. Aber vielleicht lief ja auch nichts, weil ihn Zamorras Stern, äh, der Ys-Spiegel so schlapp gemacht hat und Coco alles vorgetäuscht hat. Mit Magie ;-)

Scherz beiseite, die Achterbahnfahrt in Sachen Qualität geht weiter. Die Thematik Luguri-Hekate illustriert mal wieder, wie wenig durchdacht das alles ist.

Der neue Schrecken der Finsternis terrorisiert ein Hochhaus, ein Inselchen und die arme Nessie. Ach ja, und er "wütet" auf der Welt, was auch immer das heißen soll.

Hekate schafft es richtig motiviert in einer Woche locker, 2000 Londoner zu infizieren. Gut, das hat Luif ausgeschmückt – wie so oft hat er die Vorgabe verbessert, vor allem die Schlussszene - , aber dass Hekate am Ende viel mehr Schaden anrichtet als der Obermotz fällt irgendwie keinem auf.

Es hat auch eine gewisse Ironie, wie begeistert sich alle Autoren auf die Figur Abi Flindt gestürzt haben. Da der Dämonenkiller nicht mehr so richtig killen darf, ist schon der neue Mann fürs Grobe da.

Auch wenn der Roman Spaß macht, dieses Dämonen in der Öffentlichkeit funktioniert im Kontext der Serie nicht.
#3 Schnabel 2014-05-30 22:29
Kurt Luif durfte die Gestalt Alraune alias Hekate II., deren Geburt er in DK 62 geschildert hatte, mit Band 96 zu Grabe tragen.
"Angrif der Killernippel" wäre als Titel nie in der DK-Redaktion durchgekommen...
#4 Andreas Decker 2014-06-01 11:49
zitiere Schnabel:

"Angrif der Killernippel" wäre als Titel nie in der DK-Redaktion durchgekommen...


Das sollte ein Scherz sein ;-)

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