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Der ewige Held … oder wie Michael Moorcock sein Multiversum schuf - 2. Dorian Hawkmoon

1Der ewige Held …
… oder wie Michael Moorcock sein Multiversum schuf
2.  Dorian Hawkmoon

Michael Moorcock ist einer der englischen Autoren, die als Begründer der New Wave in der Science Fiction gelten und mit Sicherheit auch dabei großes geleistet hat. Doch weitaus populärer wurde sein Multiversum mit den ›Ewigen Helden‹ darin. Wie immer sie auch heißen mögen. Ich werfe mal einen Blick auf dieses wunderbare Stück Fantasy aus der Feder Moorcocks ...


1Es ist die Zeit nach dem "tragische Jahrtausend", als der Rest der Welt in Schutt und Asche zerfiel ...

Londra, die düsteren Hauptstadt des Dunklen Imperiums. regiert von dem Reichskönig Huon - welcher Allmachtsfantasien hegt und auch umzusetzen pflegt, möchte Europa und danach die ganze Welt unterwerfen. Die technischen Mittel dazu besitzt das Inselreich und wendet diese auch gnadenlos an. Eine riesige dreißig Meilen lange Bogenbrücke verbindet das Inselreich mit dem Festland Europas. Baron Meliadus, ein Gesandter des Dunklen Imperiums sollte Graf Brass, den Lordhüter über der Kamarg - ein Teil des ehemaligen Frankreichs, nahe der Mittelmeerküste -, zur Zusammenarbeit bewegen.

1Er bekam aber den Zorn des Grafen zu spüren, als er die Tochter Brass` nötigte, und wurde verjagt. Dorian Hawkmoon, der Herzog von Köln, wird als Gefangener nach Granbretanien verschleppt und über ein im Schädel implantiertes Juwel gefügig und dirigierbar gemacht. Die Kamarg, das letzte Bollwerk sollte mit Hawkmoons Hilfe fallen und den Weg ebnen ganz Europa zu erobern.

Soweit das Setting.

Hawkmoon wird als "trojanisches Pferd" in die Kamarg eingeschleust um sich das vertrauen des Grafen zu erschleichen und ihn zu Fall zu bringen. Der treue und gebildete Diener des Grafen, Bowgentle, erkennt die Gefahr und kann das verräterische Juwel - man stelle sich das wie eine Bildübertragende Kamera vor - deaktivieren. Aber nur auf Zeit. Die Granbretanier fallen in der Kamarg ein, werden aber vorerst zurückgeschlagen. Der Krieg wird mit ungewöhnlichen Waffen geschlagen. Feuerlanzen, Flammenkanonen und Ornithopter (metallene Fluggeräte), um einige zu nennen. Alles ehemals hochtechnisierte Gerätschaften. Und die Krieger tragen allesamt Tiermasken. Man merkt gleich, dies ist alles andere als eine rein barbarische Welt und ihr Umfeld. Nachdem die Schlacht geschlagen ist macht sich Hawkmoon auf den Weg nach Persien, dort soll es einen mächtigen Magier geben, welcher ihm vom Joch des Juwels befreien könnte.

1Hawkmoon schließen sich Oladahn, ein rothaariger pelziger kleiner Riese, Huillam d'Averc, ein kränkelnder Granbretanier und der Ritter in Schwarz und Gold an. Auf seinem Rückweg nach Aigues-Mortes, befreit Dorian mit seinen Mannen, Yisselda, die Tochter von Brass und erbeutet das rote Amulett des wahnsinnigen Gottes. Sie kämpfen gegen metallene Ungeheuer und können in höchster Not die Burg, sowie die Stadt Aigues-Mortes, vor den Zugriff der Besatzungsmächte Granbretaniens schützen, indem sie die Stadt einfach in einer anderen Dimension verschwinden lassen. Eine magische Kristallmaschine hat dies bewerkstelligt und aus dieser Sicherheit heraus macht sich Dorian Hawkmoon auf die Suche nach dem Runenstab.

1Oder ist es nicht eher so, das der Runenstab Dorian Hawkmoon zu sich ruft!? Der Weg führt nach Amarehk. Sie werden von Piraten gefangen und sollen dem Schwert der Morgenröte geopfert werden. Mit hilfe des Ritters in Schwarz und Gold erbeutet Dorian diese mächtige Waffe. Dieses Schwert hat die Macht eine Armee von Untoten zu befehligen und genau diese Armee wird in Amarehk der Trumpf im Ringen um den Runenstab gegen das dunklen Imperium sein.

Zwischenzeitlich ist man in Londra nicht untätig und man schaft es die Burg Brass, nebst Stadt aus den sicheren Dimensionsversteck hervor zu holen. Kalan von Vitall ein Genie, welcher mit allerlei technischen Gerätschaften experimentiert - besonders Zeitexperimente haben es ihm angetan, - hat es geschaft und Aigues-Mortes und Burg Brass tauchen in der Jetzt-Zeit wieder auf. Endlich soll die verfluchte Kamarg fallen. Die alles entscheidene Schlacht findet statt und viele Freunde Hawkmoons fallen. Der Sieg ist teuer erkauft. Graf Brass, d'Averc, Oladahn und Bowgentle sterben.

1Diese ersten 4 Teile des Hawkmoon-Zyklus wurden 1977 von Moorcock einer Bearbeitung unterzogen. In wie weit, entzieht sich meiner Kenntniss. Es ist, bis jetzt, kein Zusammenhang zum Ewigen Helden erkennbar. Was ich für sehr gelungen halte, ist dieses Endzeit-Szenario. Städte- und Ländernamen sind doch sehr vertraut und gänzlich anders. Diese Hochtechnologie, welche zum Einsatz kommt - und von dessen Nutzern fast garnicht verstanden wird -, erzeugt ein gewisses Unbehagen, welchen man sich schwer entziehen kann. Hinzu kommt, was mich besonders anspricht, ein Teil der Geschichte spielt hier bei uns, um genau zu sein in Europa. Da fühlt man sich doch gleich wie Zuhause. Spaß beiseite, ich wende mich mal dem Rest des Zyklus mal zu ...

1Ganze 5 Jahre sind vergangen. Hawkmoon und Yisselda haben zwei Kinder und sind glücklich. Das Glück wird getrübt, den es soll der Geist des Graf Brass immer wieder gesehen worden sein. Dieser sagt aus: Hawkmoon wäre sein Mörder gewesen. Hawkmoon macht sich auf die Suche und findet tatsächlich denselbigen, sowie auch d'Averc, Oladahn und Bowgentle lebend vor. Dies alles wurde von Kalan inszenniert. Er hatte Zeiten und Räume manipuliert. Letztendlich erschuf er eine neue Zeitlinie in der Yisselda in der Schlacht um Londra fiel und Hawkmoon gebrochen und geistig verwirrt zurückblieb. Jahre später wird er mit der Kriegerin Katinka van Bak und Jhary-a-Conel - den zeitweisen Begleiter des Ewigen Helden - in einem Abenteuer verstrickt, in dessen Verlauf er Ilian von Garathorm wird. Sie ist eine Inkarnation des Ewigen Helden und hat eine Aufgabe zu erfüllen. Kalan's Zeitexperimente führen zu Störungen im Multiversum und enden erst mit seinem Tod. Er fiel durch Ilian's (Hawkmoon's) Schwert. Arioch, einer der Chaoslords, kann sich in diesem Zeitkontinuum nicht lange halten und vergeht. Ein Sieg für die Götter der Ordnung und ein Lichtblick für Hawkmoon. Yisselda lebt, ... aber wo sind die Kinder?

1Dorian macht sich auf die Suche nach seinen Kindern. Er wird begleitet von Jhary-a-Conel und trifft im weiteren Verlauf auf Corum, Erekosë und Elric. Das ist die besagte Story aus dem ersten Artikel. Nach ihren gemeinamen Kampf trennen sich die vier Aspekte des Ewigen Helden, nur Erekosë bleibt bei Hawkmoon, und man erfährt erstmals ein wenig mehr über die Wesenheit der schwarzen Klinge. Gemeint ist Elric's Sturmbringer. Die beiden machen sich auf den Weg nach Tanelorn, man vermutet dort die verschollenen Kinder Hawkmoons dort zu finden.

Auf dem Weg dorthin, nach Tanelorn, kommt es zum Showdown. Hawkmoon durchlebt viele seiner eigenen Inkarnationen und Erekosë wächst über sich hinaus und bekämpft Stab und Schwert; gemeint ist Sturmbringer und Runenstab. Letztendlich wurden beide vernichtet. Erekosë starb an den Folgen und Hawkmoon fand seine Kinder wieder.

Was den Runenstab-Zyklus so außergewöhnlich macht, ist die technisierte Endzeitthematik, gepaart mit alternative Zeitlinien ähnlich der Serie "Sliders". viele durch Zeit und Raum getrennte paralelle Welten. Moorcock hat hier viel S.F. untergebracht. Ich denke hier, bzw. im ganzen, haben die Maddrax-Autoren sich sehr viele Anregungen von Michael Moorcocks Helden und Geschichten geholt.

In diesen letzten Teilen des Zyklus um Hawkmoon hat Moorcock die Taktzahl erhöht. Die Geschichten fliegen nur so an einem vorbei. Es werden große Taten vollbracht, die Helden leiden und man bekommt großes Popcorn-Kino geboten. Hier ist nicht nur der Ewige Held präsent (meiner Meinung nach erst ab diesen Storys her - nachträglich zum abrunden - so geplant eingesetzt), sondern auch das Multiversum als solches hergeleitet im Fokus. Ich persönlich liebe solche aufgeblähten, ins unermeßliche gesteigerte Storys.

Im nächsten Teil werde ich mich Corum zuwenden. Freunde von düsteren Geschichten kann ich nur diese Inkarnation des Helden empfehlen ...

Kommentare  

#1 Alter Hahn 2014-10-02 02:57
Die vorgestellten Serien von Michael Moorcock sind alle in deutscher Übersetzung als Taschenbücher erschienen und finden sich sicher im Angebot von Buchhändlern auf Cons, Flohmärkten oder sonstigen Antiquariaten.

"Elric von Melinbone" ist bei Heyne raus gekommen. "Dorian Hawkmoon" hat Hugh Walter als "Runenstab-Zyklus" bereits in "Terra Fantasy" präsentiert und die Romane um "Prinz Corum" sind bei Bastei-Lübbe rausgekommen.
#2 Torshavn 2014-10-02 07:02
Alles richtig Alter Hahn. Aber derzeit gibt es auf dem deutschen Buchmarkt nichts von Moorcock. Die Verlage haben seinen Ewigen Helden vergessen. Lediglich in Comicform bei Splitter erscheint Elric.
Sehr sehr schade.
#3 Torshavn 2014-10-02 07:03
Danke für den schönen Artikel Ingo, und die Erinnerung an wunderbare Lesestunden.
#4 Harantor 2014-10-02 08:16
Ich nehme die französischen Cover zur Artikelillustration, weil diese schöner und themenbezogener sind als die deutschen Ausgaben.
#5 Larandil 2014-10-02 08:21
James Cawthorn hat die ersten beiden Bände der Saga um Dorian Hawkmoon und den Runenstab als Comi- nein, als Graphic Novel in Schwarzweiß gestaltet. "The Jewel in the Skull" von 1978 habe ich sogar, "The Crystal and the Amulet", entstanden 1986, hat leider nie meinen Weg gekreuzt.
www.savoy.abel.co.uk/IMAGES/jsk2.gif
#6 Ingo Kirchhof 2014-10-02 09:23
@ Torshavn

Danke für das lob ;-)
#7 Andreas Decker 2014-10-02 11:38
Schöner Artikel

zitiere Harantor:
Ich nehme die französischen Cover zur Artikelillustration, weil diese schöner und themenbezogener sind als die deutschen Ausgaben.


Zumindest die ersten beiden Cover von Pennington waren eigentlich ganz treffend, aber der Rest war ziemlich beliebig, da hast du schon recht. Und ein guter Witz war das Elric-Cover auf Bd.6 :lol: Diese französischen Cover sind aber sehr schön.

Die ersten britischen Bände hatten die mehr oder weniger psychedelischen Haberfield-Cover, das hatte mit dem Inhalt eigentlich nix zu tun. Die einzigen Hawkmoon-Cover, die seinerzeit auf den Inhalt zugeschnitten waren, war die DAW-Ausgabe mit den Clifton-Dey Bildern. Die hat man hierzulande teilweise wie damals üblich für andere Fantasy-Romane verbraten.

Von den diversen Ewigen Helden ist mir der erste Hawkmoon-Zyklus eigentlich am liebsten. Vielleicht weil er nicht so durchkonzipiert ist wie der spätere Rest.

Das "finstere" Britannien war für viele britische Autoren ein Thema, da hat Moorcock Trends gesetzt. Vor allem Warhammer hat sich sehr "inspirieren" lassen; das gilt insbesondere für 40K. Das Thema hat MC ja auch nicht losgelassen, er hat ja noch viel über Literarisches über London geschrieben.
#8 Frank 2014-10-04 12:28
zitiere Torshavn:
Alles richtig Alter Hahn. Aber derzeit gibt es auf dem deutschen Buchmarkt nichts von Moorcock. Die Verlage haben seinen Ewigen Helden vergessen. Lediglich in Comicform bei Splitter erscheint Elric.
Sehr sehr schade.


Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, dass zu hoffen ist, dass der eine oder andere Verleger sich vielleicht doch wieder darauf besinnt, dass Qualität nicht unbedingt ein Nachteil für ein Buch ist und die Bücher von Moorcock verlegt, auch die ungehobenen Schätze aus de
r Graf Bek Reihe
#9 Guido 2014-10-05 16:59
Ob man nicht davon ausgehen sollte, dass Piper mehr von Moorcock gebracht hätte, wenn INRI gut gelaufen wäre?

Ich halte es für einen Irrglauben, die Gleichung aufzumachen: Autor/Buch XY ist "gut", weil man das in Foren so äußert - und bei einem Erscheinen wird das dann auch tatsächlich ausreichend gekauft. Dem ist meiner Erfahrung nach leider nicht so.

Und soweit ich weiß, gab es Anfragen an die Agentur Moorcocks, was eine Rechtevergabe nach Deutschland betrifft. Daraus wurde aber nichts.

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