Quo Vadis, Professor Zamorra? - Meine Sicht
Meine Sicht
Das Konzept einer Mischung aus Grusel, Fantasy und Science-Fiction fand ich überaus spannend und fragte mich, wie die praktische Umsetzung wohl aussehen würde. Da mir mein "Erstling" recht gut gefallen hat, habe ich danach zuerst sporadisch, danach immer häufiger zum Professor gegriffen und lese seit einiger Zeit jeden Band.
Uwe Weiher über sich:
Also ich bin 47 Jahre alt, komme aus Norddeutschland, habe Geschichte studiert, lange Zeit regionalgeschichtlich gearbeitet und bin zur Zeit im Bereich Erwachsenenbildung tätig.
Seit meinem 14. Lebensjahr lese ich phantastische Literatur, hauptsächlich SF und Fantasy.
2. Meine Einschätzung der Serie
Für mich stellt sich Zamorra in den letzen zwei Jahren als eine bunte Mischung dar. Kennzeichnend war die große Autorenvielfalt. Thematisch lag der Schwerpunkt im Bereich klassischer Horror, Science-Fiction oder Fantasy treten dagegen deutlich zurück. Jeder Autor schreibt im Grunde an seiner eigenen Geschichte. Dabei handelt es sich jeweils entweder um Einzelromane oder um einen eigenen Handlungstrang.
Herausheben möchte ich dabei den Armakath-Strang von Volker Krämer, der jetzt schon seit Jahren verfolgt wird. Aber wie gesagt, dabei handelt es sich im Prinzip nur um einen von mehreren Strängen. Eine für alle Autoren verbindliche Rahmenhandlung war im Grunde nicht vorhanden. Dies hatte natürlich den Vorteil, dass der Leser ohne weiteres auch mal Romane auslassen konnte oder sich gar auf seinen Lieblingsautoren konzentrieren konnte, ungeliebte Kollegen dagegen einfach ignorieren konnte.
3. Die Jubiläumstrilogie
In diese Stituation kam die große Trilogie der Bände 900 - 902. Drei Bände, drei Autoren, drei unterschiedliche Schreibstile und doch eine Geschichte. Und siehe da, der bisher eher unverbindlich vor sich her plätschernden Serie wurde eine grobe Rahmenhandlung verpasst.
Und was für eine!
Luzifer, ein bisher eigentlich passiv im Hintergrund der Serie vor sich hin dämmernder Charakter wurde plötzlich in den Mittelpunkt gerückt. Der Höllenkaiser muss sich aufgrund eines Fluches einer Erneuerung unterziehen. Diese kann nur in einer ganz bestimmten Person (JABOTH) innerhalb des Multiversums geschehen, die aber erst gefunden werden muss. Erschwerend kommt hinzu, dass gleichzeitig eine andere Figur (CHAVACH) geboren wird, die alles daran setzen wird, die Erneuerung zu verhindern und JABOTH vorher zu töten. Hat CHAVACH Erfolg endet nicht nur die Existenz von Luzifer, nein die gesamte Hölle, also ein zentraler Bestandteil der Serie, wird verschwinden.
Von nun an wird sich der Leser also in jedem Band und bei jeder auftretenden Figur fragen, ist dies vielleicht einer der beiden Protagonisten?
4. Chancen und Risiken
Das Konzept klingt zugegebenermaßen nach großem Kino. Die nachfolgenden Bände stehen aber bisher ganz in der Serienkontinuität. Also wieder Einzelbände oder einzelne Erzählstränge der jeweiligen Autoren.
Als Wermutstropfen kommt hinzu, dass Armakath demnächst zum Abschluss gebracht werden soll. Wenn die neue Rahmenhandlung Erfolg haben soll, muss sie auch in den einzelnen Romanen stärkeren Niederschlag finden, sonst bleibt sie eine Mogelpackung. Das bedingt eine stärkere Exposèe-Arbeit an der Serie. Damit verbunden ist dann aber auch eine gewisse Einschränkung der Autoren und Handlungsstränge, die sich der Haupthandlung irgendwie zuordnen lassen müssen.
Die Zeiten des, "ach dieser Autor interessiert mich nicht, ich greife erst wieder in 14 Tagen bei seinem Kollegen zu" dürften damit der Vergangenheit angehören. Man will ja schließlich nichts verpassen!
Das Risiko besteht natürlich darin, wenn die Haupthandlung nicht entsprechend mitreißend geschrieben und vorangetrieben wird, wird der Leser auch eher geneigt sein, der Serie gleich ganz den Rücken zuzukehren. Die Frage ist, kann man in der gegenwärtigen Besetzung und mit der vorhandenen Autorenvielzahl ein so ehrgeiziges Ziel erreichen?
5. Die Last der Vergangenheit
Zamorra verfügt nach über 30 Jahren über einen einzigartigen Serienkosmos. Ein Blick auf die alte Homepage von W.K.Giesa zeigt, was dort alles für Figuren und Handlungstränge schlummern. Dies macht sicher einen Teil der Faszination von Zamorra aus, wirkt aber auf den Neueinsteiger auch ein wenig bedrohlich.
Wer zum Teufel ist eigentlich Chefinspektor Robin? Was hat es mit Ssacah auf sich? Solche und ähnliche Fragen haben sich mir immer wieder gestellt. Aber, um es mal ins Positive zu wenden: Immerhin hatte ich den Vorteil, dass ich mich nicht an Neuinterpretationen der Charaktere nach dem Tod von W.K.Giesa stören musste.
Wenn man im Zamorra-Forum stöbert, findet man tausend Meinungen. Der eine favorisiert die Romane aus der Zeit Giesa/ Michael, der andere schwärmt von der Zeit mit Claudia Kern usw. und so fort. Vielen davon gemein ist, dass sie eine Rückkehr in diese Zeiten erhoffen, manchen Hardcore-Fans wäre es gar am liebsten, die Autoren würden gleich einfach "Werners" Stil kopieren, wobei der in den letzten Jahren durchaus nicht unumstritten gewesen ist.
Neben diesen Fragen des persönlichen Geschmacks tobt die Auseinandersetzung um die Frage, ist es gut und richtig, die Serie mit einer umfassenden Rahmenhandlung zu versehen. Und wieder wird nur allzu oft der - in meinen Augen - Fehler begangen, die Antwort darauf davon abhängig zu machen, "wie hätte Werner das gemacht".
Der Hauptautor ist nicht mehr verfügbar, die Serie wird jetzt von anderen geschrieben. Wenn man nun versucht, alles in Werners Stil weiterzumachen, werden die Autoren zu schlechten Nachahmern Giesas degradiert. Die Zukunft kann nur darin liegen, den jetzigen Autoren die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Interpretation der Charaktere zu finden, ihre eigenen Stärken in den Serienkosmos einfließen zu lassen. Dies ist für einige Altleser sicher eine bittere Pille, aber wenn Zamorra als Serie überleben soll, führt daran kein Weg vorbei.
Für mich stellt sich Zamorra in den letzen zwei Jahren als eine bunte Mischung dar. Kennzeichnend war die große Autorenvielfalt. Thematisch lag der Schwerpunkt im Bereich klassischer Horror, Science-Fiction oder Fantasy treten dagegen deutlich zurück. Jeder Autor schreibt im Grunde an seiner eigenen Geschichte. Dabei handelt es sich jeweils entweder um Einzelromane oder um einen eigenen Handlungstrang.
Herausheben möchte ich dabei den Armakath-Strang von Volker Krämer, der jetzt schon seit Jahren verfolgt wird. Aber wie gesagt, dabei handelt es sich im Prinzip nur um einen von mehreren Strängen. Eine für alle Autoren verbindliche Rahmenhandlung war im Grunde nicht vorhanden. Dies hatte natürlich den Vorteil, dass der Leser ohne weiteres auch mal Romane auslassen konnte oder sich gar auf seinen Lieblingsautoren konzentrieren konnte, ungeliebte Kollegen dagegen einfach ignorieren konnte.
3. Die Jubiläumstrilogie
In diese Stituation kam die große Trilogie der Bände 900 - 902. Drei Bände, drei Autoren, drei unterschiedliche Schreibstile und doch eine Geschichte. Und siehe da, der bisher eher unverbindlich vor sich her plätschernden Serie wurde eine grobe Rahmenhandlung verpasst.
Und was für eine!
Luzifer, ein bisher eigentlich passiv im Hintergrund der Serie vor sich hin dämmernder Charakter wurde plötzlich in den Mittelpunkt gerückt. Der Höllenkaiser muss sich aufgrund eines Fluches einer Erneuerung unterziehen. Diese kann nur in einer ganz bestimmten Person (JABOTH) innerhalb des Multiversums geschehen, die aber erst gefunden werden muss. Erschwerend kommt hinzu, dass gleichzeitig eine andere Figur (CHAVACH) geboren wird, die alles daran setzen wird, die Erneuerung zu verhindern und JABOTH vorher zu töten. Hat CHAVACH Erfolg endet nicht nur die Existenz von Luzifer, nein die gesamte Hölle, also ein zentraler Bestandteil der Serie, wird verschwinden.
Von nun an wird sich der Leser also in jedem Band und bei jeder auftretenden Figur fragen, ist dies vielleicht einer der beiden Protagonisten?
4. Chancen und Risiken
Das Konzept klingt zugegebenermaßen nach großem Kino. Die nachfolgenden Bände stehen aber bisher ganz in der Serienkontinuität. Also wieder Einzelbände oder einzelne Erzählstränge der jeweiligen Autoren.
Als Wermutstropfen kommt hinzu, dass Armakath demnächst zum Abschluss gebracht werden soll. Wenn die neue Rahmenhandlung Erfolg haben soll, muss sie auch in den einzelnen Romanen stärkeren Niederschlag finden, sonst bleibt sie eine Mogelpackung. Das bedingt eine stärkere Exposèe-Arbeit an der Serie. Damit verbunden ist dann aber auch eine gewisse Einschränkung der Autoren und Handlungsstränge, die sich der Haupthandlung irgendwie zuordnen lassen müssen.
Die Zeiten des, "ach dieser Autor interessiert mich nicht, ich greife erst wieder in 14 Tagen bei seinem Kollegen zu" dürften damit der Vergangenheit angehören. Man will ja schließlich nichts verpassen!
Das Risiko besteht natürlich darin, wenn die Haupthandlung nicht entsprechend mitreißend geschrieben und vorangetrieben wird, wird der Leser auch eher geneigt sein, der Serie gleich ganz den Rücken zuzukehren. Die Frage ist, kann man in der gegenwärtigen Besetzung und mit der vorhandenen Autorenvielzahl ein so ehrgeiziges Ziel erreichen?
5. Die Last der Vergangenheit
Zamorra verfügt nach über 30 Jahren über einen einzigartigen Serienkosmos. Ein Blick auf die alte Homepage von W.K.Giesa zeigt, was dort alles für Figuren und Handlungstränge schlummern. Dies macht sicher einen Teil der Faszination von Zamorra aus, wirkt aber auf den Neueinsteiger auch ein wenig bedrohlich.
Wer zum Teufel ist eigentlich Chefinspektor Robin? Was hat es mit Ssacah auf sich? Solche und ähnliche Fragen haben sich mir immer wieder gestellt. Aber, um es mal ins Positive zu wenden: Immerhin hatte ich den Vorteil, dass ich mich nicht an Neuinterpretationen der Charaktere nach dem Tod von W.K.Giesa stören musste.
Wenn man im Zamorra-Forum stöbert, findet man tausend Meinungen. Der eine favorisiert die Romane aus der Zeit Giesa/ Michael, der andere schwärmt von der Zeit mit Claudia Kern usw. und so fort. Vielen davon gemein ist, dass sie eine Rückkehr in diese Zeiten erhoffen, manchen Hardcore-Fans wäre es gar am liebsten, die Autoren würden gleich einfach "Werners" Stil kopieren, wobei der in den letzten Jahren durchaus nicht unumstritten gewesen ist.
Neben diesen Fragen des persönlichen Geschmacks tobt die Auseinandersetzung um die Frage, ist es gut und richtig, die Serie mit einer umfassenden Rahmenhandlung zu versehen. Und wieder wird nur allzu oft der - in meinen Augen - Fehler begangen, die Antwort darauf davon abhängig zu machen, "wie hätte Werner das gemacht".
Der Hauptautor ist nicht mehr verfügbar, die Serie wird jetzt von anderen geschrieben. Wenn man nun versucht, alles in Werners Stil weiterzumachen, werden die Autoren zu schlechten Nachahmern Giesas degradiert. Die Zukunft kann nur darin liegen, den jetzigen Autoren die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Interpretation der Charaktere zu finden, ihre eigenen Stärken in den Serienkosmos einfließen zu lassen. Dies ist für einige Altleser sicher eine bittere Pille, aber wenn Zamorra als Serie überleben soll, führt daran kein Weg vorbei.