Macabros revisited - Folge 1 ›Kopflos‹ ins Abenteuer
Folge 1
›Kopflos‹ ins Abenteuer
Macabros Band 1: Der Monster-Macher
Den ersten Band einer Heftserie mit fortlaufender Handlung schreiben zu müssen, darf sicherlich als eine nicht ganz leichte Aufgabe betrachtet werden. Die Hauptfiguren müssen eingeführt, charakterisiert und mit einem Background versehen werden, erste Einblicke auf die kommenden Ereignisse sollten gewährt werden, um den Leser neugierig auf die weiteren Bände zu machen, wichtige Orte und Figuren können erwähnt oder bereits eingebaut werden usw.
Auch im Falle des ersten Macabros hat der Autor versucht, all dies in seinem Roman unterzubringen, während er dem Leser als Haupthandlung zunächst einmal ein Thema präsentiert, wie es klassischer kaum sein könnte: Ein mit Gehirnen herum experimentierender „mad scientist“, der die Köpfe seiner Opfer entfernt um sie stattdessen mit Hirnkapseln auszustatten, die sie zu willenlosen aber leistungsfähigen Sklaven macht, treibt sein Unwesen. Und auch wenn diese Thematik anmutet, als stamme sie eher aus der Ideen - Schublade der Larry Brent Serie, so schadet sie der gerade aus der Taufe gehobenen Macabros Serie nur insofern, als der Autor es damit im letzten Drittel etwas übertreibt. Hier deutet sich bereits etwas an, womit der Rezensent schon zur damaligen Zeit so seine Probleme hatte: Der Autor befasst sich zu lange mit den Nebenfiguren bzw. Schauplätzen, er streckt die Handlung zwar nicht, könnte aber gerade am Ende häufiger zur Hauptebene wechseln.
Schließlich will der geneigte Leser wissen, wie der Held, der hier eher noch ein Held wider Willen ist, mit den vollendeten Tatsachen zurechtkommt, vor die er gestellt wird. Da ist der erste Kontakt mit dem geheimnisvollen Geistwesen Al Nafuur, die nicht minder mysteriöse Insel Xantilon wird bereits von diesem erwähnt, da ist die Fähigkeit, einen Doppelkörper entstehen zu lassen, mit der er klarkommen muss, und dann gilt es auch noch den an ihm verübten Mordanschlag aufzuklären. Dabei fällt positiv auf, dass der Autor das Phänomen der Exteriorsation (also der Verdopplung) dem Leser nicht einfach nur als gegeben vorsetzt, sondern es anhand von ähnlich gearteten, „realen“ Phänomen zu erklären versucht.
Sprachlich bietet Dan Shocker in diesem ersten Band einen durchaus anspruchsvollen „Heftromanstil“ wenn auch mit einigen Stolperfallen, wie abgehackt wirkenden Sätzen bzw. Dialogen oder hier und da einem etwas ungeschickten Satzbau versehen. So sagt eine Figur etwa „Heute aber muss es passieren“, anstatt „Es muss aber heute passieren“. Letzteres wäre passender gewesen, da der Schwerpunkt auf „heute“ liegt.
Auch gibt es natürlich die eine oder andere Stilblüte oder ungeschickte Formulierungen, was zwar nicht weiter tragisch ist, aber in den doch ansonsten recht geschickt formulierten Sätzen manchmal deplatziert erscheint (auf den ebenfalls störenden und zuweilen etwas verwirrenden Perspektivwechsel soll im nächsten Artikel weiter eingegangen werden). Allerdings darf man natürlich am Ende nicht vergessen, dass es sich hier um einen 40 Jahre alten Heftroman handelt, und auch wenn ein K.H Scheer möglicherweise schon vor 50 Jahren besser geschrieben hat, so kann die Sprache und der Stil des Dan Shocker hier immer noch als dem gehobenen Heftstandart entsprechend betrachtet werden. Die kleinen Patzer nimmt man dem Autor insofern nicht übel, als es Ausnahmen sind, über die man schmunzelnd hinwegsehen kann.
Ebenfalls typisch für den Stil des Autors sind die oft etwas übertrieben dramatisch dargestellten Erkenntnisse oder Enthüllungen („Onio Yamahoki, der Mann der als Hellmarks schärfster Konkurrent eingestuft wurde, war kein Mensch, sondern ein Monster!“) Aber auch darüber kann der Rezensent sich nach 30 Jahren noch immer amüsieren ohne sich zu ärgern oder den Kopf zu schütteln. Vielmehr erfreut er sich sogar daran…
Fazit
Auch wenn die eigentliche Handlung des ersten Bandes einen nicht wirklich vom Hocker reißt und z. T. auch etwas hanebüchen erscheint, so ist dem Autor - unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Entwicklungsphase der Serie hin zu dem komplexen Fantasy -Kosmos der späteren Jahre hier praktisch noch nicht stattfindet - ein recht guter Start mit vielen interessanten Andeutungen und Hinweisen auf die Dinge, die da noch kommen, gelungen. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
Es war eine schmale aber kräftige Hand mit langen, nervigen Fingern.
„Doktor Konaki am Apparat, Herr Generaldirektor“, flötete die charmante, sexgeladene Sekretärin.
Der schöne, schlanke Hals von Carminia Brado wuchs zart und zerbrechlich wie der Stengel einer Lilie aus den braunen schimmernden Schultern.
Kommentare
Da ich ihn gerade vor wenigen Wochen gelesen habe (im Rahmen einer allgemeinen Heftroman-Retrospektive ... die immer noch durchgeführt wird und an der Serien wie John Sinclair, Jerry Cotton, Tony Ballard, Gespenster-Krimi, Larry Brent und ... natürlich Macabros beteiligt sind) konnte ich mich auch noch sehr gut an die Zitate erinnern.
Gelungener Artikel. Schön zu lesen ... bitte mehr davon! ;)