Macabros revisited - Folge 4 Reif für die Insel
Folge 4
Reif für die Insel
Was nämlich den betrifft, dürfte eindeutig die letzte Möglichkeit zutreffend sein (zwar arbeitete der Zeichner Lonati auch nach Beschreibungen des Autors, aber das kann man in diesem Fall wohl ausschließen). Dabei wird es zweifellos keine leichte Aufgabe gewesen sein, die im Boden steckenden Frauenbeine, welche auf dem Cover abgebildet sind, in einen Macabros - Roman einzubauen. Nun könnte man das so umsetzen, dass es sich bei den Beinen etwa um eine Art morbide Kunstform handelt, oder aber man geht wirklich so weit, Frauen mit dem Oberkörper voran zu begraben, so dass nur noch die Beine herausragen, welche man dann noch, um dem Cover weiterhin gerecht zu werden, versteinern lässt.
Etwas unglaubwürdig, sollte man meinen, aber der Autor hat sich tatsächlich für diesen Weg entschieden, was dem Rezensenten beim Genuss des Romans das eine oder andere Kopfschütteln entlockte. Ebenso wie die Idee für die erste Aufgabe einer jungen Frau, welche sich einer Teufelssekte anschließen will: Sie soll den Opfertod sterben, als Ausgleich für den Verrat ihrer Vorgängerin, welche dafür allerdings auch bereits geopfert wurde… Da ist es schon beinahe glaubwürdiger, dass der zwar bärenstarke, aber letztlich den Gesetzen der Physik unterworfene Rani Mahay einen Mann auffängt, der aus dem vierten Stock fällt…
Eher unfreiwillig komisch als spannend (siehe Zitate) gestaltet sich auch Hellmarks Suche nach den Beinen seiner Freundin, welche ebenfalls auf dem in einer anderen Dimension liegenden Totenacker der schwarzen Priester gelandet ist, wo die Seelen der Verlorenen in Geierartige Wesen übergehen (schließlich mussten diese ja auch in die Handlung eingebaut werden, da sie auf dem Cover zugegen sind). Allerdings erschließt sich dem Rezensenten der Sinn dieser ganzen Prozedur mit dem “halben” Begräbnis dennoch nicht wirklich. Immerhin kann Carminia Brado am Ende gerettet werden, und ihre Beine, so wird dem besorgten Leser noch mitgeteilt, “enthärten” mit der Zeit auch wieder. Immerhin etwas positives an einem doch eher schwachen Roman, der auch ohne den Zwang, einem merkwürdig bizarren Cover gerecht werden zu müssen, kein Highlight gewesen wäre…
Als ein absolut echtes Highlight - zumindest unter den frühen Bänden - dürfte dagegen der gelten. Nicht nur weil hier der große Gegenspieler “Molochos” zum ersten Mal erwähnt wird, sondern vor allem, weil Hellmark in diesem Roman endlich die unsichtbare Insel Marlos findet und zum ersten Mal betritt. Dabei gelingt es dem Autor, diese Entdeckung auf eine zwar ungewöhnliche, jedoch in Bezug auf die kommenden Ereignisse taktisch raffinierte Weise zu schildern. So schürt er beim Leser zunächst die Spannung auf größere Enthüllungen in Bezug auf den Kampf gegen Molochos und seine Schergen, welche die Geister der Weißen Priester dem Helden bei seiner Ankunft mitteilen sollen - und lässt ihn dann zu spät kommen…
Mag man auch über den Leichtsinn, dass die Geister gleich dem ersten Dahergelaufenen der die Höhle betritt, ihre eigentlich für Hellmark bestimmte Botschaft offenbaren (in diesem Fall ein durch Molochos Einfluss auf der Insel Gestrandeter), die Stirn runzeln, so ist es doch ein genialer Schachzug des Autors, den Leser - ebenso wie den Helden - vor vollendete Tatsachen zu stellen und ihm vor Augen zu führen, dass der Kampf nicht so leicht wird, wie er hätte sein können, bzw. dass es nun gilt, auf anderen Wegen das Geheimnis zu lüften, wie man die Schwarzen Priester besiegen kann. Da verzeiht man ihm sogar, dass Hellmarks Begleiterin hier schon zum zweiten Mal in Folge entführt wird, Ebenso wie man über den stellenweise etwas verwirrenden Wechsel der Erzählperspektive hinwegsieht. So scheint Hellmark an einer Stelle festzustellen, um wen es sich bei dem Mann handelt, den er gerettet hat, obwohl er ihn namentlich gar nicht kennt. Ein typisches stilistisches Merkmal Shockers, der eben nicht immer aus der Sicht des jeweiligen Protagonisten erzählt, sondern ihm auch gern mal vom allwissenden Erzähler auf die Sprünge helfen lässt.
Nicht vergessen zu erwähnen sollte man natürlich, dass in diesem Roman bereits die Möglichkeit entdeckt wird, mittels des Spiegels der Druidin Kiuna Mc Gullygosh Marlos zu betreten. Und auch wenn abgesehen vom Auftauchen der Insel nicht allzu viel passiert (verglichen etwa mit dem schon überladenen Band 2), so erscheint dieser Roman nach dem “gruseligen” Vorgänger doch fast wie eine Offenbarung…
Abwarten, aufpassen! Hämmerte das Blut in seinen Schläfen.
Was waren das für Worte? Sie schienen aus der Tiefe der Erde emporzukommen, um mit jedem Atemzug tiefer in den Körper einzudringen und mit dem Strom des fiebernden Blutes in das Hirn getragen zu werden.
Der Mann war groß, blond. Er war einfach da, ohne die Tür benutzt zu haben.
Er fing an, unmittelbar neben einem Paar erstarrter Schenkel in der Erde zu scharren und zu kratzen.
Der Dämon verschwand. Der Höllengestank blieb.
Kommentare
Und Carminia wird doch immer gerettet. Ich weiß es nicht mehr, hat die eigentlich jemals etwas anderes getan, als sich entführen zu lassen oder zu Hause auf ihren Mann zu warten? Und natürlich gut auszusehen.
ich orientiere mich da an den alten Zauberspiegel Print - Ausgaben. Da waren die Zitate immer die Highlights. Wobei ich wie gesagt selbst überrascht bin, beim Shocker jedes Mal fündig zu werden.
Alles in allem wieder ein gelungener Text. Danke schön dafür.
Ja der Band 7 hatte es schon in sich. Horst fragt sich ja, ob er vom Shocker Stil tatsächlich Kopfschmerzen bekommt, wenn er ihn heute nochmal liest. Ich sach mal, wenn permanentes Stirnrunzeln diese auslösen könnte, hätte ich bei Band 7 ne Pille schmeißen müssen
Ohne [jetzt schon] ins Detail zu gehen ... Nö
Hart im nehmen
Im Stahlbad der dark'schen Wortfindungen gehärtet ...