Düstere Pfade.
Phantastische Wege - Düster
Alisha Bionda (Hrsg.) "Düstere Pfade"
Dazu gehören Tobias Bachmann, Vincent Voss, Tanja Bern und Tanya Carpenter. Alle erkunden düstere Pfade, die meistens in den Abgrund führen. Verbindendes Element sind die stimmungsvollen Illustrationen von Crossvalley Smith. Doch Achtung: das Buch ist in zwei Ausgaben erschienen. Die Illus sind einmal Schwarz-Weiß und einmal farbig gehalten.
Den Reigen eröffnet Oliver Kern. In "Die Bitterkeit es Lebens" bekommt es ein Junge mit dem Teufel zu tun. Erik Hauser führt in "Ihnen zum Bilde" ein Pärchen auf Urlaubsreise nach Norwegen. Dort hören Jens und Sylvia von einer alten Trollsage. Die harmonische Urlaubsstimmung wird dann von nächtlichen Geräuschen empfindlich getrübt. Hat das irgendetwas mit Sylvias Schwangerschaft zu tun? Düster-romantisch wird es wieder einmal bei Tanja Berns "Hexenmond". Eine nächtliche Autopanne in einer abgelegenen Gegend führt Evelyn in ein altes Herrenhaus. Der Hausherr wirkt wie ein Sonderling und auch seine Bediensteten machen keinen besonders vertrauenserweckenden Eindruck. Nachts hört die junge Frau dann auch noch schaurige Geräusche.
Vincent Voss schickt in "Der Weg zurück" seinen Protagonisten Josch zurück in seinen Heimatort. Nach einem längeren Klinikaufenthalt ist er entschlossen, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Vor Jahren ist sein kleiner Bruder im Wald verschollen und insgeheim gibt er sich die Schuld dafür. Zufällig trifft er auf dem Bahnhof die etwa gleichalterige Viola, die ein ähnliches Problem hat. Tobias Bachmann ist in "Nachgeburt" auf esoterischen Wegen. Was hat es eigentlich mit der Plazenta auf sich? Wem gehört sie und was macht der Esoteriker bzw. die Esoterikerin am Besten damit? Und was passiert, wenn man sich nur unzureichend informiert hat? Titelgebend ist die Geschichte von Guido Krain. Drei junge Leute führt der Weg in eine alte Indianersiedlung. Sie haben einen nahegelegenen Claim geerbt, der voller Gold ist. Für die Indianer ist es allerdings ein verfluchter Ort. Und auch die drei werden trotz des reichlich vorhandenen Goldes ihres Lebens nicht mehr froh.
Ebenfalls mit alten Indianersagen bekommt es Victor Borodin in Arthur Gordon Wolfs "Caskelih Peak" zu tun. Er hat genug von seinem Job, seiner Wohnung und von Sacramento. Eines Tages lässt er sein altes Leben in Kalifornien einfach hinter sich, setzt sich in sein Auto und fährt und fährt nach Norden. Erst als er vor Müdigkeit beinahe einen Unfall verursacht, verlässt er den Highway und findet schließlich eine einsame Raststätte. Diese wird von der Indianerin Nadie und ihrem Sohn Takoda geführt. Die beiden erweisen sich als überaus freundlich und zuvorkommend, so dass Victor spontan länger bleibt. Dave T. Morgan berichtet in "Das Dunkle in mir" darüber, was passiert, wenn Frieden der Seele zu langweilig wird und wohin ungezügelte Wut einen Menschen bringen kann.
Sören Prescher schickt in "Die zweite Chance" Steve auf eine nächtliche Discotour. Seine drei Freunde haben beschlossen, dass er jetzt lange genug um seine verflossene Freundin getrauert habe. Ein Trip in eine Landdisco, die vor mehr als 10 Jahren ein beliebtes Ziel der vier gewesen ist, soll den Endzwanziger wieder auf andere Gedanken bringen. Dort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Doch dann entdeckt Steve eine junge Frau und weiß sofort, das ist sie, "die Frau fürs Leben". Als er all seinen Mut zusammennimmt und mit ihr auf den Parkplatz geht, wird sie dort erschossen. Die vier Freunde fahren aufs nächste Polizeirevier und werden dort ausgelacht. "Guter Witz Jungs, die Disco ist doch schein seit mehr als 10 Jahren geschlossen". Und tatsächlich als Steve am nächsten Morgen wieder dorthin fährt, erwartet ihn nur ein heruntergekommenes seit Jahren nicht mehr genutztes Gebäude. Als er zu recherchieren beginnt, erfährt er, dass dort vor einigen Jahren tatsächlich eine junge Frau erschossen wurde.
Thomas Neumeier beschreibt in "Die Lockungen jenseits der Bäume" eine Fantasy-Welt. Der Nephilim Karlton und die magisch bewanderte Franziska stehen abwechselnd im Fokus der Geschichte. Zwar kommt die Geschichte atmosphärisch dicht und auch durchaus spannend herüber, aber leider gibt es keine wirkliche Auflösung, keinen befriedigenden Schluss. Den Abschluss bildet "Gestatten, Mr. Buddy D." von Tanya Carpenter. Diesen Buddy möchte man nicht zum Freunde haben, er bringt jeden auf einen "todsicheren" Weg.
Wieder einmal eine gelungene Anthologie von Alisha Bionda. Kunst und Text werden schlüssig verknüpft. Und wie gewohnt gibt es auch jeweils kurze Infos zu den einzelnen Autoren. Mir haben besonders die Geschichten von Guido Krain, Arthur Gordon Wolf und Vincent Voss gefallen.
Mein Fazit: empfehlenswert!
DÜSTERE PFADE