Fabylon unter Dampf - Der Flug des Archimedes
Fabylon unter Dampf
Der Flug des Archimedes
Deutscher Steampunk ist dagegen eine recht neue Angelegenheit der letzten Jahre und spielt sich - wie könnte es anders sein? - vorwiegend im Bereich der sogenannten Kleinverlage ab.
Der innovative Fabylon-Verlag verfügt seit 2012 sogar über eine eigene Reihe "SteamPunk". Diese Reihe wird von Alisha Bionda herausgegeben und umfasst bisher 5 Titel. Dabei handelt es sich um zwei Anthologien und drei Romane.
Als Opener fungierte die Anthologie "Erinnerungen an die Zukunft", in der sechs Novellen erschienen. Zwei davon sind dabei Vorgeschichten für später veröffentlichte Romane. Dazu gehört auch die titelgebende Novelle von Sören Prescher. Weitere Autoren sind Guido Krain, Bernd Perplies, K. Peter Walter, Tanya Carpenter und Andreas Gruber. Die Novellen spielen bis auf eine alle in London.
. Der Roman gliedert sich in drei Teile. Es beginnt äußerst geheimnisvoll. Lord Wilmington ist 1890 auf Schatzsuche. Etwa 120 Jahre früher hat ein deutscher Pirat, der Grimmige Jan, vor der englischen Küste seine Beute versenkt. Bisher war es aufgrund der Wassertiefe an der Stelle nicht möglich, etwas davon zu bergen. Deshalb hat der Lord den Ingenieur Nigel Harris beauftragt eine Tauchmaschine zu entwickeln. Und der baute den "Kraken", ein dampfgetriebenes Metallungetüm mit sechs Armen. Seiner dreiköpfigen Besatzung gelingt es tatsächlich, eine Truhe voller Gold vom Meeresgrund zu bergen. Zusätzlich befindet sich darin ein auf den ersten Blick unscheinbares Buch mit physikalischen Formeln, für das sich nur der Ingenieur interessiert. Noch auf hoher See beginnt er mit der Lektüre und muss feststellen, dass sich zwischen den Formeln auch Schilderungen aus seinem eigenen Leben finden. Es ist ihm ein Rätsel, woher der Verfasser, ein gewisser Dr. Curton, diese Informationen hat. Es finden sich im Buch auch Daten zu den Erfindungen der letzten 50 Jahre und einige Vorhersagen über künftige Ereignisse. Dazu gehört auch der baldige Tod seiner allesgeliebten und scheinbar kerngesunden Tochter. Beschwingt durch den Erfolg bittet Lord Wilmington den Ingenieur zum wiederholten Mal, ihm eine Flugmaschine zu konstruieren. Doch Harris lehnt ab, nach seiner Ansicht haben Menschen nichts in der Luft zu suchen.
der Geschichte spielt dann in London. Nach seiner Rückkehr eilt Harris sofort zu seiner Tochter Laura, findet sie aber nur noch tot vor. Infolgedessen muss er eher widerwillig die Verantwortung für seinen Enkel Joe übernehmen. Dieser hat sich mit dem in Nachbarschaft wohnenden Polizisten Charlie Grant angefreundet, der ein schüchterner Verehrer seiner Mutter gewesen ist. Und so lernt auch Harris den Polizisten kennen und ist anfangs froh, dass dieser bereit ist, auch weiterhin nach dem Jungen zu sehen. Irgendwann weiht er schließlich den Polizsten in das Geheimnis um das ominöse Buch ein. Wie kam das Buch in die Kiste und woher konnte der Verfasser soviele Dinge aus den letzten Jahrzehnten wissen, wie soviele Einzelheiten aus Harris persönlichem Leben beschreiben? Dem kriminalistischen Spürsinn von Charlie ist es zu verdanken, dass die beiden versteckte Hinweise finden und ein zweites gut verstecktes Buch von Dr. Curton. Dort wird über weitere Unglücksfälle in der nahen Zukunft berichtet. Darunter ist auch ein dramatischer Absturz eines Flugobjekts in das British Museum. Dr. Curton bittet Harris eindringlich dieses Drama zu verhindern. Nach dem es den beiden gelungen ist, aufgrund der im Buch gemachten Angaben ein kleines Mädchen vor dem Ertrinken zu retten, sind sie zuversichtlich, dass es möglich sei, auch den Absturz zu verhindern. Es bleiben aber nur wenige Monate Zeit und das Projekt übersteigt bei weitem den finanziellen Rahmen von Harris. Zähneknirschend muss er sich an den Lord wenden und ihm nun doch anbieten, ihm einen Flugapparat zu bauen.
geht der Ingenieur voller Tatendrang an die Arbeit. Doch bald wird er mit Spionen und Sabotageversuchen konfrontiert. Zum Glück begegnet Charlie zufällig Gerde Forster, einer der wenigen weiblichen Ingenieure des Landes. Der schüchterne Polizist ist fasziniert von der tüchtigen und durchsetzungsfähigen Frau. Harris und Grant versuchen vergeblich herauszufinden, wer außer ihnen noch an einem Luftschiff arbeitet. Irgendwo muss das Unglücksschiff ja schließlich herkommen.
Fazit
Sören Prescher hat einen atmosphärisch dichten Roman vorgelegt. Der Schauplatz London und das viktorianische Zeitalter mit seinen gesellschaftlichen Vorstellungen tragen ebenso dazu bei, wie die Dampfmaschinen. Nicht zu vergessen die Illustrationen von Crossvalley Smith. Das geheimnisvolle Buch und die kriminalistische Suche nach dem Verfasser sorgen in der ersten Hälfte für Spannung, in der zweiten der Wettlauf gegen die Zeit, der Kampf gegen Saboteure und Spione sowie die sich anbahnende Beziehung zwischen Gerde und Charlie. Bei aller Spannung und Dramatik hat der Roman teilweise aber auch Züge eines Jugendbuches, vor allem als es um den kleinen Joe und seine Mutter geht.
Der Flug des Archimedes