Macabros revisited - Folge 3 Die Rache der Zertretenen…
Folge 3
Die Rache der Zertretenen…
Das schienen auch Titelbild-Maler Lonati und der Autor des gewusst zu haben, weshalb sie ihr Exemplar mit einem Skalpell ausstatteten und es an einem wehrlosen, da festgeschnallten Menschen herum schnippeln ließen, um diesem Umstand entgegenzuwirken.
Womit wir auch schon beim ersten Kritikpunkt wären, denn dass diese auf dem Titelbild dargestellten Experimente auch im Roman stattfinden, ist naheliegend. Wenn jedoch der eine oder andere Leser beim Anblick des Covers leise aufgestöhnt hat, so lag das vermutlich nicht an der Qualität des - zwar abstoßenden aber auf morbide Weise auch faszinierenden Kunstwerks, sondern wohl eher an der Tatsache, dass man hier bereits den dritten von erst vier erschienenen Roman vorliegen hat, in dem jemand an oder mit Menschen herum experimentiert. Ebenso dient auch hier wieder die schon obligatorische einsame Hütte als Schauplatz, welche am Ende immer entweder verbrennt oder einstürzt…
Doch auch wenn man in Anbetracht von Titel und Cover unweigerlich an die unsäglichen 400er Bände der Sinclair-Serie erinnert wird - ganz so schlimm präsentiert sich dieser vierte Macabros nicht. Zumindest wenn man sein Augenmerk auf die “Nebenhandlung” richtet, in der es mit dem Sprachwissenschaftler Bert Merthus weitergeht. Was diesen betrifft, so ergeht es dem Leser hier ganz ähnlich, wie dem Helden Björn Hellmark: Er wartet darauf, dass der gute Mann mit seiner Übersetzungsarbeit beginnt. Und tatsächlich bekommt man hier dann auch die ersten Auszüge daraus zu lesen, was den Roman doch um ein beträchtliches aufwertet. Wobei konstatiert werden muss, dass die Story um Konga den Menschenfrosch eine am Ende durchaus interessante Entwicklung vollzieht (wenn man einmal von dem unfreiwillig komischen Massenangriff der Frösche absieht) und mit einem für den Kenner zwar nicht mehr überraschenden aber doch sehr geschickt und ideenreich eingebauten Aspekt bereichert wird: Dem Auftauchen der Dämonenmaske, welche sich als äußerst wirkungsvolle Waffe gegen Dämonen entpuppt. Da verzeiht man dem Autor gern mal die eine oder andere Entgleisung (so wird etwa der Riesenfrosch bei seinem Erscheinen nach seinem Namen gefragt - Sinclair lässt grüßen…) und die doch recht detailliert dargestellten “Schnippelszenen”.
Klares Highlight ist hier jedoch wie bereits im vorherigen Roman die Nebenhandlung um Bert Merthus, welcher erste Einblicke in das für den weiteren Handlungsverlauf immens wichtige “Buch der Gesetze” gewährt.
Dass jedoch nicht in jedem Roman dieser sehr frühen Phase ausschließlich die serienbezogenen Ereignisse spannend und lesbar sind, kann der Autor bereits mit dem unter Beweis stellen. Nicht nur, dass die Story um die Schreckensgöttin aus der vierten Dimension, in die es unseren Helden verschlägt, zu überzeugen weiß, so erweist sie sich auch über weite Strecken als nicht ganz so vorhersehbar, wie die vorherigen, doch eher einfach gestrickten Stories. Der Leser weiß hier streckenweise ebenso wenig, wie der Held (z.B. warum die in der 4. Dimension verschollenen nach Jahren plötzlich wieder auftauchen). Da verzeiht man gern mal den Umstand, dass man es nach dem Gekreuch aus dem letzten Band schon wieder mit merkwürdigen Tiermutationen, wie etwa Vampirkatzen zu tun hat. Vor allem letztere wirken doch eher lächerlich, als bedrohlich. Ebenfalls merkwürdig mutet es an, dass Al Nafuur hier plötzlich über telekinetische Fähigkeiten zu verfügen scheint, während er ein paar Bände zuvor noch behauptete, dem Helden nur mit wichtigen Hinweisen behilflich sein zu können.
Dem Lesevergnügen schaden diese Kleinigkeiten jedoch nicht, zumal Björn Hellmark hier ein weiteres Mal eine fremde Dimension betritt, indem er - erneut - durch einen Spiegel spaziert. Doch während er beim ersten Mal noch recht schnell den Rückweg in seine Welt fand, so stellt sich in diesem Fall schon bald heraus, dass eine Rückkehr vor dem nächsten Band, in welchem die Handlung nahtlos fortgesetzt wird, ausgeschlossen ist.
Während es in der vierten Dimension dann recht actionlastig zugeht und wir nebenbei erfahren, dass Knochenpferde nicht wiehern, machen auf der Erde zwei Personen ihre Aufwartung, die für den weiteren Verlauf der Serie nicht ganz unwichtige Rollen spielen: Der Herausgeber der “Amazing Tales” Richard Patrick und der “Koloss von Buthan” Rani Mahay. Dieser macht hier jedoch vorerst nur mit Carminia Brado Bekanntschaft. Erst im nächsten Band, dem , kommt es dann zur ersten Begegnung mit seinem späteren Freund und Kampfgefährten Björn Hellmark. Dieser begegnet in der vierten Dimension jedoch zunächst dem Wissenschaftler Ajit Lekarim, der - welch Glückes Geschick - eine Möglichkeit gefunden hat, die hier Gestrandeten in ihre Welt zurückzubringen: Er lässt sie auf Mikrobengröße schrumpfen, wodurch er sie als “Anhängsel” bei seinem eigenen Übertritt problemlos mitführen kann. Eine ebenso phantastische wie schlüssige Idee des Autors, der hier mal einen anderen Weg gegangen ist, als etwa einfach ein weiteres Tor oder ähnliches aus dem Hut zu zaubern. Dass bei einem solchen Experiment etwas schiefgehen muss, liegt allerdings auf der Hand und so landet Hellmark zum ersten - aber nicht zum letzten Mal - in der Mikrowelt, wo es recht brutal und anschaulich geschilderte Arenakämpfe zu bestehen gilt.
Bevor der Leser jedoch in den Genuss dieser Abschnitte gelangt, in denen der Held im Mittelpunkt des Geschehens steht, gilt es, sich durch einen gewaltigen Brocken Nebenhandlung zu kämpfen, der gut und gern die Hälfte des Romans in Anspruch nimmt. Auch wenn man es natürlich von den späteren Zeiten her kennt, so gibt es hier durchaus die eine oder andere Szene, die zum Querlesen verführt, zumal meist recht schnell klar ist, worauf alles hinausläuft.
Auch wenn es diesen Abschnitten nicht an Spannung mangelt, so will man nach dem Cliffhanger des letzten Bandes doch ganz gern wissen, wie es mit Hellmark weitergeht. Als dieser dann erst mal beinahe im Sumpf versinkt und sich herausstellt, dass es sich bei dem vermeintlichen Retter um einen Dämon handelt, fragt sich nicht nur der Leser, warum dieser denn nicht einfach die Gunst der Stunde nutzt, um sich des großen Widersachers Kaphoon schnell und “sauber” zu entledigen. Witzigerweise lässt Shocker - wohl um der Kritik vorzugreifen - seinen Held selbst danach fragen. Wobei die Antwort nicht weiter überrascht: Es macht halt einfach keinen Spaß, den Helden auf diese banale Weise ins Jenseits zu befördern …
Sie war klug und hübsch. Eine seltene Mischung.
Irgendwo wird man Ihre von Maschinenpistolen zerfetzte Leiche finden.
Seine Kritik wurde sofort wach.
Alles, was sich an furchtbarem Gerümpel um ihn herum zeigte, war vergessen.
Sie war eine hochgewachsene, reizvolle Frau mit schönen Gliedern.
Sie wollten ihn piesacken, vernichten, wie sie es mit George Beard getan hatten.
Er konnte keine Arme mehr bewegen, keine Beine mehr.
Kommentare
Zitat: Einspruch! Ist doch einer der witzigsten Lonatis. Ein Frosch, der einen Menschen seziert. (Wieso eigentlich die 400er Sinclairs? Verglichen mit den Spoer-Jahren war das doch noch hohe Kunst)
Amazing Tales:
Das war auch so eine Sache, die Grasmücks Romane sympathisch machten. In der Realität hätte Patrick entweder Schlagzeilen wie "Geschwängert von einem Alien" geliefert oder das Teil aus dem Keller seiner Eltern vertrieben. Im Macabros-Universum ist er supererfolgreich, seriös und international anerkannt. Wenn einen nicht gerade Dämonen gefressen haben, war es eigentlich eine sympathische Welt.
Macabros erschien zwar am 21. August 1973 - also nach einen Monat nach dem ersten J.S, aber dafür monatlich. (Quelle der Erscheinungsdaten www.gruselromane.de).
Also müsste man ja sagen... die 400er JS Bände erinnern an die Titelbilder der ersten Macabroshefte.
Ansonsten netter Artikel.
Beim Jürgen gab es wohl nur doof oder hässlich. Der Typ hübsche Chefsekretärin war wohl noch nicht geboren. Vielleicht verkauft ja mal einer die komplette Serie auf ebay, dann schlag ich zu. Zitate sind knorke...
Nee... war mir klar. Sollte jetzt keine Kritik sein. Bin zwar DS Fan aber kein Fanatiker der gleich mit Fackel, Teer und Federn und mobilem Scheiterhaufen kommt. Die Artikel sind schon lesenswert, und jeder hat so seine eigenen Eindrücke. Und das ist gut so. Bin schon auf den nächsten Beitrag gespannt.
Aber das ist das Problem bei Grasmück. Mit ein bisschen Mühe hätte man die in einem Lektorat eliminieren können. Und das hat M.E. nichts mit Zeitdruck zu tun, ob du nun die Zeichensetzung kontrollierst oder den Inhalt, der Aufwand bleibt sich gleich.
Nimm doch nur zb. "Sie wollten ihn piesacken, vernichten, wie sie es mit George Beard getan hatten". Das passt vorn und hinten nicht zusammen. Wollen sie ihn - bildlich gesprochen - an den Haaren ziehen wie ihre kleinen Brüder oder wollen sie die Brüder vor den Bus werfen? In der Szene wird sicherlich klar, was es sein soll, aber ein Wort funktioniert hier nicht. Das findet man so oft bei ihm, dass er den falschen Ausdruck wählt.
Das ist keine große Sache, aber sie nagt in der Häufung an der Atmosphäre. Ein schönes Beispiel, wie sinnentstellend so etwas sein kann, ist zb die deutsche Synchro von Buffy. Da hat man den Inhalt verniedlicht. Die Heldin labert dann mit Kleinmädchenstimme davon, dass das Monster echt fies ist, wo im Original die Rede von grausam oder bösartig ist. In der deutschen Fassung ist das nur albern.
Zugegeben, mit 15 ist mir das als Leser beim guten alten Hellmark nicht aufgefallen oder es war mir egal. Heute finde ich es aber schade, weil die Grasmück-Romane mit wenig Aufwand vom Stilistischen her so viel besser hätten sein können.
Und der Sinclair-vergleich war völlig okay Hat mich mal wieder zu Gruselromane.de geschickt, um mir die Bilder anzusehen.
Das kennt man ja auch von Rellergerd und Giesa. Da wurde auch nicht mehr groß lektoriert, weil man wusste, die wissen wie es geht, das sind Profis.