Schlottern zum kleinen Preis – Das legendäre US-amerikanische „Dime Mystery Magazine“ (1932-49)
Schlottern zum kleinen Preis
Das legendäre US-amerikanische »Dime Mystery Magazine«
(1932-49)
Doch auch subtilere Schätze verbergen sich in den grellbunten Blättern. Ein staunender Bericht über ein Wunder der Massenliteratur.
I
1932 erreichte die Popularität von Horror- und Gruselgeschichten in Amerika einen ersten Höhepunkt. Die damals so beliebten Pulp-Magazine, eine wilde Mischung von ca. 100-150 Seiten starken Heften, die sowohl Kurzromane (etwa vergleichbar mit unseren Heftromanen) als auch Geschichten brachten, schmuggelten immer öfter Horror-Storys in ihre Ausgaben. Zwar gab es prominente Magazine, die sich schon auf seltsame, furchterregende Geschichten und Romane spezialisiert hatten. Vor allem die legendäre Weird-Tales-Zeitschrift, die es bereits seit 1923 gab. Doch Weird Tales hatte sich immer mehr unter dem Einfluss von Lovecraft und seinem Kreis der düsteren Science Fiction und der Dark Fantasy mit Horror-Einschlag geöffnet. Hier erschienen etwa die legendären Conan-Storys von Howard E. Howard zum erstenmal.
Als der Herausgeber Harry Steeger 1930 sein Pulp-Imperium „Popular Publications“ gründete, setzte er zunächst auf jede Sorte Unterhaltung. Western, Krimi, Romanze – alles war dabei. Besonders gut lief das „Dime Detective Magazine“. („Dime“ entspricht etwa unserem umgangssprachlichen Begriff „Groschen“.) Dort tauchten immer wieder auch Geschichten auf, die den Horror und das Phantastische streiften. Die wurden von den Lesern besonders geliebt. Das brachte Steeger auf eine sensationelle Idee: Die Gründung eines Magazins, das sich ausschließlich echtem Hardcore-Horror widmen sollte.
Zunächst ging aber alles schief: Die ersten 10 Ausgaben des „Dime Mystery Book Magazine“ (1932) liefen erstaunlich mies. Es klingelte nicht in der Kasse.
Steeger fragte sich, was er falsch machte. Ob es wohl an der Form lag – eine große Story von 100 Seiten plus ein paar Kurzgeschichten als Zugabe? Vielleicht sollte man insgesamt mehr Storys bringen?
Diese Idee war ausschlaggebend für den größten Massenerfolg in der Geschichte der Horrorliteratur. Das „Book“ im Titel wurde gestrichen, und fortan firmierte das Heft ab 1933 glorreiche 15 Jahre lang als „Dime Mystery Magazine“.
Steeger beauftragte den leidenschaftlichen Redakteur Rogers Terrill, sich um die Herausgabe im Detail zu kümmern, weswegen die Hefte von den geplagten Autoren auch sarkastisch „Terrills Terrorisers“ genannt wurden. Denn der unnachgiebige Mann sortierte streng aus, was nicht passte, ließ gnadenlos umschreiben und feuerte Autoren, die nicht seinen Vorstellungen von Horror entsprachen.
Die Visionen Terrills aber waren revolutionär und katapultierten die Geschichte der dunklen Phantastik in eine neue Ära. Sein Credo: Schluss mit den Geisterdetektiven, den dämonenjagenden Journalisten und grausigen Schleimmonstern auf andern Planeten! In den Papierkorb mit den ewigen irren Wissenschaftlern und ihren brutalen Experimenten! Was auf dem Markt fehlt, ist der Horror im Alltag, im nicht-exotischen Gewand. Die komische Alte von nebenan, die die Leiche ihres Mannes im Schrank versteckt, der Hobby-Magier in Alltagsklamotten, der seine schwarzen Künste für finstere Liebeszauber missbraucht, das sonderbare Verhalten von Tieren, die ohne Grund Menschen anfallen...
Dime Mystery Magazine schlug den Bogen von der alten Gespenstergeschichte zum modernen Großstadthorror a la Stephen King.
Die Forderung nach Menschen wie du und ich in der Horror-Geschichte zeitigte aber schon bald eine gewisse Eintönigkeit in den Storys. In den typischen frühen Dime-Mystery-Storys gibt es immer das Liebespaar oder junge Ehepaar, das von übernatürlichen oder brutalen Dingen bedroht wird. Das klassische Szenario zeigt dann, wie der gefesselte oder anderweitig fixierte Ehemann erleben muss, wie seine Freundin beinahe zersägt, verbrannt oder ausgepeitscht wird.
Tatsächlich drifteten viele Geschichten immer weiter in eine Art Post-de-Sade-Manierismus ab, der sich auch in den grotesk brutalen Titelbildern wiederspiegelte.
Diese Titelbilder gehören zum Verstörendsten, was die Massenkultur vor 1945 hevorgebracht hat. Sie durchbrechen mit ihrer grellen voyeristischen Manier alles damals Übliche und wagten sich weit in Neuland vor. In dieser Direktheit trauten sich erst wieder Männermagazine der 1960er Jahre an optische schräge Sex-Phantasien heran. Hinzu kam, dass die Macher Cover in ihrer Funktion als Anturner ernst nahmen. Das heißt: In der Regel versprachen die Cover von Magazinen in den 1920er und 30er Jahren immer mehr, als die Geschichten einlösten. Für Terrill & Steeger war es aufregender (und ein Marktvorteil), die Regel umzudrehen: So schockierend das Cover auch war – die Geschichte sollte sich noch schockierender lesen, das Bild auf dem Umschlag nur andeuten, was dann in Prosa ausgeführt wurde. Deswegen verfielen die Herausgeber auf eine schrille Idee: Sie ließen erst die Cover zeichnen – je durchgeknallter, desto besser – und legten sie dann Profi-Autoren vor, die sich dazu eine Geschichte ausdenken mußten.
II
Die so entstandene offen sadistische Note der Gruselstory war neu. Und der Erfolg so gewaltig, dass die Herausgeber den Markt kaum befriedigen konnten. Wöchentlich erscheinende Pulps waren in den 1930ern eher unüblich, also entschloss sich Steeger, einfach dieselbe Sorte Geschichten in zwei weiteren Zeitschriften herauszugeben, deren Profil sich nicht sonderlich von Dime Mystery Magazine unterschied, außer vielleicht in der noch drastischeren Beschreibung von Sadismen. Es folgten „Terror Tales (1934)“ und „Horror Stories“ (1935).
Von 1935-1941 waren gleichzeitig drei Zeitschriften zum Thema Horror am Start – und die mussten gefüllt werden.
(Die klassische Pulp-Forschung nennt immer wieder dies Trio – dabei gab es in Wirklichkeit noch ein viertes. Die vielen eingesendeten klassischen Geisterjäger – Geschichten und Horror-Detektiv-Storys waren zu schade zum Wegwerfen. Sie wurden in das heute fast völlig vergessene Magazin „Strange Detective Mysteries(1937-43)“ ausgelagert. Also waren es zeitweise, auf dem Höhepunkt der Horror-Welle, sogar 4 Magazine)
Zum unserem Glück löste dieser quantitative Zwang die Starrheit der Formen und Inhalte etwas auf. Es erschienen auch zuweilen wieder lange Erzählungen, und die Motive und Spielarten variierten. In den späten Dreißigern ging es dann kunterbunt durcheinander – auch die irren Wissenschaftler und Geisterdetektive hatten sich wieder eingeschlichen.
Die brutale Sadisten-Nummer blühte zwar weiter, aber es gab auch jede Menge andere Storys mit Grusel-Touch.
Der Erfolg war überwältigend. Die Fans nannten die Hefte liebevoll „Weird Menace“ (Seltsame Bedrohung) und adelten die Magazine so durch die Anspielung auf „Weird Tales“. Und dankbar griffen spätere Steeger-Hefte diese Bezeichnung auf, die Redaktion nannte viele Geschichten dann selbst „A-weird-menace-Story“. Die Feinde hatten keine ganz so schmeichelhafte Bezeichnung, sie betitelten diese Sorte Literatur als „Shudder-Pulps“ , was man ungefähr mit „Schlotter-Schund“ übersetzen könnte.
Doch selbst die Gegner räumten ein, dass viele Geschichten und Kurzromane ihre Aufgabe erfüllten – sie versetzten die Leser in Angst und Schrecken. Und genau das war Chef-Redakteur Terrill absolut wichtig. Er legte den Autoren immer wieder nahe, dass der Schrecken der Protagonisten glaubwürdig sein und plausibel herausgearbeitet werden müsse, egal wie absurd die Handlung sonst ist. Die innere Psyche der Figuren war auch in der schundigsten Story vorrangig. Deswegen erschien ein großer Teil der Erzählungen in der Ich-Form.
III
Was waren das für Autoren, die für die Blätter schrieben? Neben zahllosen Gastautoren versammelte Terrill eine Runde von rund 25 festen Stammautoren für die drei Blätter. Die meisten sind hier in Deutschland ganz unbekannt oder nur echten Spezialisten des schriftlichen Grauens ein Begriff. Wenigstens wurde dem großartigen Pulp-Horror-Writer Hugh B. Cave die Ehre zuteil, im ehrwürdigen dtv-Verlag 1981 mit einer Anthologie ausgezeichnet zu werden. Ironischerweise findet sich dort aber kein einziger Beitrag aus den für Cave so zentralen Horror-Magazinen Steegers, vielmehr stammen viele Geschichten aus Weird Tales. Das weist auf ein aufregendes Detail der Pulp-Geschichte hin, das heute irritiert – viele Stammautoren von Weird Tales wanderten ab zu Dime Mystery & co, weil sie die Arbeit hier interessanter und aufregender fanden. Das widerspricht dem allgemeinen Bild von der edlen Literaturzeitschrift mit weltliterarischen Ambitionen einerseits und den verrufenen Schundblättern Steegers andererseits. Auch andere Autoren wie Paul Ernst wechselten das Blatt. (Allerdings könnte auch die recht lockere Zahlungsmoral von Weird Tales eine Rolle gespielt haben.)
Viele Geschichtenschreiber, manche davon echte Meister des Genres wie Wyatt Bassingame, Arthur Leo Zagat und Arthur J. Burks kennt hierzulande kein Mensch – da ist noch viel zu entdecken für die Szene! Ein einziger Stammautor dürfte auch vielen deutschen Lesern geläufig sein: Ray Cummings, der aber vor allem als SciFi-Schriftsteller bei uns bekannt wurde.
An dieser Stelle muß ich mich einmal vor den vielen Pulp-Autoren verneigen, die oft mit einer schier unerschöpflichen Phantasie den Markt bereicherten. All das war nur möglich, weil die Gattung der Kurzgeschichte solch einen Erfolg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte. Heute ist diese Sucht nach Storys kaum noch begreiflich, denn der Massengeschmack hat sich komplett gewandelt, hin zum immer dickeren Buch, möglichst sogar zur Buchserie mit immer ein und demselben Helden. (Wobei ich, ehrlich gesagt, auch das kaum noch begreiflich finde...) Das wäre für den amerikanischen Leser der 30er und 40er Jahre einfach eine Zumutung gewesen. Zwar gab es auch längere Superhelden-Pulps, vergleichbar mit unsren Heftromanen – einige davon wie Doc Savage oder The Spider überschritten sogar die 100er Nummern-Grenze – doch die Lust an der knackigen Kürze blieb davon unbeeinträchtigt; fast alle Hero-Pulp-Hefte brachten im Kometenschweif der Hauptromane noch massenweise Shortstories. Der Bedarf und die Nachfrage an Geschichten war so gewaltig, dass es zu schrägen Mischungen kam – etwa Magazine, die es sich leisten konnten, nur Softporno-Gruselstorys zu bringen (Spicy Mystery Magazine) oder Fantasy-Abenteuer, die im Kampf-Flieger-Millieu spielen (G8 and his Battle Aces, das sind weiß Gott keine Kongressberichte...).
Da war ein reines Horror-Magazin fast schon wieder Mainstream. Einen guten Eindruck vom rein quantitativen Ausstoß an Geschichten bekommt man, wenn man sich den Versuch des Pulp-Kenners Will Murray ansieht, den zentralen Schatz der Steeger-Horror-Erzählungen für unsere Generation zu bergen und in einer preiswerten e-book-Anthologie zugänglich zu machen. Seit 2012 läuft seine Best-of-Edition, erhältlich auf der Seite http://www.radioarchives.com/eBooks_s/128.htm
Von den drei Magazinen erschienen im Original auf Papier 236 engbedruckte, doppelspaltige Ausgaben auf insgesamt ca. 25000 Seiten. Die elektronische Edition hat bisher 73 Anthologiebände mit Erzählungen der Stammautoren veröffentlicht plus ca. 130 Einzelgeschichten der Gastautoren. Insgesamt stehen nun schon über 10000 (!) digitale PDF-Seiten (Auf Wunsch auch im epub- oder Kindle-Format) zum Schmökern bereit – für uns Deutsche zu 99,9 Prozent ein ungehobener Schatz. Und die Edition ist nicht abgeschlossen! Ca. alle 14 Tage kommt ein neuer Band hinzu.
Schön ist, dass Murray hier nicht nur die edlen Exemplare der Horror-Literatur ausgewählt hat, sondern mitunter auch, wie er in einem Essay selbstironisch bekennt, ein „worst of“. Niederungen des Genres sind hier ebenso zu finden wie durchschnittliche Geschichten. Aber eben auch echte Meisterwerke!
Dabei darf man sich nicht von den fast immer miesen Titeln irritieren lassen. Magazin-Politik war: Je greller, desto besser.
Es war Usus, immer wieder in einen winzigen Topf von Vokabeln zu greifen, um die Leser anzuturnen. Worte wie „Teufel“, „Hölle“, „Tod“, „Leiche“, „Monster, und „Terror“ tauchen so inflationär auf wie in Deutschland jener Zeit die typischen Groschenheft-Attribute „Geheimnisvoll“ und „unheimlich“.
Hier eine kleine Kostprobe: Deaths Brain Child, Death Calls from the Lake, Dance of the Death, Made for a monster, Woman Monster, Tapestry of Terror (Wandteppich des Schreckens, wundervoll!) , Last boat from terror island, Girls for Satan's birdcage, House of living Death (ja, Zombies schwammen grade auf ihre ersten Beliebheitswelle) etc.etc.
Doch diese Überschriften sind wirklich Wandteppiche des Grauens – dahinter kann sich alles Mögliche verbergen, der größte Schrott oder ein wirkliches Juwel der phantastischen Literatur.
IV
1941 ist das große Krisenjahr der Steeger-Horror-Hefte. Wegen der exzessiven Gewaltdarstellungen (inzwischen wurden die hübschen nackten Damen von den Monstern nicht mehr nur fast in Stücke gerissen) und auch wegen der oft den Konventionen widersprechenden Story-Schlüsse (Die Guten erschießen sich am Schluß oder stellen sich als miese Schurken heraus) wurde die Zensur dann doch allmählich wach und machte immer mehr Ärger. 1941 musste Steeger auf Druck der amerikanischen Politik Terror Tales und Horror Stories einstellen. Wie durch ein Wunder überlebte das Mutterschiff, „Dime Mystery Magazine“ und schlug sich wacker bis ins Jahr 1949, rechnet man die 5 Ausgaben unter dem neuem Titel „15 Mystery Stories“ hinzu, sogar bis 1950. Ein weiterer Schlag für das gesamte Genre des Horrors war natürlich auch der Kriegseintritt der USA 1941, der den Bedarf an drastischen Tortur-Schrecken aus begreiflichen Gründen dämpfte.
Die Meinungen, ob diese Entwicklungen für das Magazin von Vorteil oder Nachteil waren, gehen zwangsläufig weit auseinander, je nachdem, ob man in der klassischen Weird-Menace-Story Schund oder Literatur sieht. Nun konzentrierte sich das Blatt wieder mehr auf den subtilen Horror in Form von klassischer Mystery- und Gothic-Literatur bzw. dunklen Krimi-Abenteuern. Die Plots vieler Geschichten waren jetzt eher von dem Typus, wie wir ihn aus späteren Fernsehserien wie „Alfred Hitchcock presents“ oder „Twillight Zone“ kennen, also in ihren besten Exemplaren gar nicht übel, aber doch oft sanfter, verspielter, versöhnlicher als der frühere Typus. Schade? Ein wunderbarer achtjähriger Abschied? Oder sogar Ouvertüre zu einem neuem ebenso aufregenden Kapitel des Horrors, das dann Autoren wie Bloch, Dahl, Bradbury und Collier zur Vollendung bringen werden?
Wer englisch lesen kann, sollte versuchen, es selbst herauszufinden und in der Murray-Edition unbedingt auf Entdeckungsreise gehen!
Kommentare
Die Shudder Pulps lohnen in der Tat. Und leider gibt es da fast nichts übersetzt. (Vampir Horror Tb 30 fällt ein, aber der Inhalt ist sehr gemäßigt.)
Aber ich weiß nicht, ob ich unterschreiben würde, dass die Cover zahmer als der Inhalt war. Ich hatte oft eher den Eindruck, dass sie etwas versprachen, was der Text selten einhalten konnte. Was natürlich Geschmacksache ist, wie ich gern zugebe.
Aber der Sex beschränkt sich auf weibliche Nacktheit - ich würde das nicht mal mit dem Begriff Softporn adeln - und höchstens drei Punkten und Beschreibungen wie "unaussprechliche Dinge" Sex-Szenen, wie wir sie heute kennen, gab es da nicht. Auch wenn hier natürlich ständig mit dem Vergewaltigungsmotiv gespielt wird. Was denn Sadismus angeht, darin sind die Shudder Pulps in der Tat oft erstaunlich freizügig.
Ich stimme dir zu, was deine Einschätzung von Terrill betrifft. Immerhin hat er die müden alten Vorgaben aufgeweicht und die ständigen gefakten Enden zurückgefahren. Was man heute so gern als Scooby Doo-Ende bezeichnet. Da ist der sabbernde Igor eben tatsächlich ein sabbernder Igor und nicht ein Spinner mit Maske. Handfeste übernatürliche Elemente sind da aber trotzdem verhältnismäßig rar gesät.
Die Murray-Ausgabe ist in der Tat empfehlenswert. Will man tiefer in die Materie einsteigen, sollte man sich die Ramble House Buchausgabe ansehen. Ich habe nur ein paar Collections von Rogers, Blessingame und ein paar anderen. Und natürlich die Sammlungen von dem absoluten Meister des Genres, Russell Gray aka Bruno Fischer. Den sollte man wirklich gelesen haben.
Die Cover sind aber alle sehenswert. Wenn man bedenkt, wie viel Mühe und Können darin steckt für ein solches Wegwerfgenre, und das mal mit dem Mist vergleicht, den uns die Selfpublishing Industrie und Kleinverleger heute größtenteils vorsetzen, ist das zu einem verlorenen Handwerk geworden.
Die scheinen auch schon einem amerikanischen Sammelband der 60er entnommen.
ja, richtig heißer Sex war wohl tabu, und da stellen die Spicy-Hefte das äußerste dar, was ging...liest sich heute recht launig, diese schweratmenden Damen mit den runden Formen und diese Femmes fatales, die vampiristisch über die armen männer herfallen...aber es kommt selten zum äußersten, anders eben als bei den Gewaltdarstellungen, die fast immer gegen Frauen gerichtet sind (wie auf den titelbildern) - also wohl schon ein angestrebtes Männerpublikum. Der Anteil von übersinnlich/phantastisch zu sinnlich/real ist nach meinen Lese-Erfahrungen gut ausgeglichen und liegt bei 50:50, zählt man Geschichten mit Radcliffe-Twist hinzu (übersinniches stellt sich am schluß als real raus), gibt vermutlich sogar einen Überhang mit Phantastik-Themen. Ein bizarrer Sonderfall sind die schrottigen, aber lustigen Stories von Donald Dale, wo immer irgendwelche schurken einen legendären Monster-Aberglauben nutzen, um ihre Pläne durchzusetzen und dann nicht selten vom echten Monster aufgefressen werden.
Jon Hanlon vom VHR 30 ist wohl ein Pseudonym von Earl Kemp, dem alten Greenleaf-Schmuddelmeister und SF-Fan Ich liebe ihn. Hat einen tollen Blog.
Das war eine Originalzusammenstellung von 66, Corinth Books. Eine Story und das erklärende Vorwort fehlen in der Vampir-Ausgabe. Insgesamt gab es in Amerika davon drei Bände. Mit unglaublich zahmen Titelbildern.
Im ZS gab es mal einen Artikel von mir über Bruno Fischer und seine Shudder-Zeit. Scheint das Archiv gefressen zu haben. Sein "Fresh Fiances for the Devil's Daughter" unter dem Gray-Namen sollte man gelesen haben. Ein unglaubliches Teil. Gab es mal als Ebook zu kaufen, jetzt wohl nicht mehr. hat aber irgendeiner auf seiner Pulp-Website veröffentlicht.
Held there numbly by the thought, I watched a hairy hand slip inside a rent in
Helen’s nightgown, saw it move caressingly over the roundness of her breast — then
clutch sharply! At her cry, the beast opened its hand and, using the side of its palm
like a knife, slowly lengthened the rent in the nightgown while the tips of its extended
fingers burrowed into the soft white flesh revealed at the same time. The separated
halves of the flimsy garment slipped down from Helen’s shoulders to her hips, folded
over, left her torso bare in the moonlight and whiter even than the clinging petals of
cloth from which its rose straight and clean. But then the monster defiled that gleaming
flesh by drawing her closer, grinding the points of her high, uptilted breasts into
the matted hair on its rock-hard chest.
Some of the numbness must have been leaving my brain, for I began to feel the
vileness of what I was seeing. And when the satyr slowly pulled down on the outer of
the two thin layers of silk around Helen’s hips, thus lowering the crease and uncovering
the outward curve of her firm flesh, my mind cleared a little.
Andererseits ist das natürlich ein heikles Thema, vor allem auf die Epoche bezogen. Wären die Autoren da weitergegangen, wären sie vermutlich im Knast gelandet. Der Versand von Pornografie war ja strafbar in den US, erst recht auf dem Postweg. Kemp saß deswegen nach dem Krieg sogar im Gefängnis.
Aber im Prinzip hast du recht. Ich fasse den Begriff immer was eng, weil heute jeder Schwachsinn gleich als Porno bezeichnet wird. Für 1942 war so etwas wie das - sehr schöne - Beispiel von dir natürlich wesentlich freizügiger als andere, was es offiziell zu kaufen gab.