Macabros revisited - Folge 13 Erst verschenken, dann versenken …
Folge 13
Erst verschenken, dann versenken …
Auch der macht da keine Ausnahme. Tatsächlich macht die Nebenhandlung in diesem sechsten Teil des Xantilon - Zyklus sogar mehr als ein Drittel aus. Das fällt umso mehr ins Gewicht, wenn man bedenkt, dass wir hier bereits den vorletzten Roman zum Thema Xantilon vorliegen haben. Wenn man einmal außer acht lässt, dass diese Nebenhandlung eine in den meisten Heften zwar zu lange aber durchaus sinnvolle Ergänzung zur Haupthandlung bilden, so blieben - wenn wir uns ausschließlich mit der Handlung um den untergehenden Kontinent befassen würden, unterm Strich vielleicht vier von den sieben Romanen des Zyklus übrig, wenn der Autor sie allein damit hätte füllen wollen.
Und gerade in diesem Roman wird wieder deutlich, dass es auch anders gegangen wäre. Figuren gäbe es genug, denen Shocker eine eigene Handlungsebene hätte spendieren können. So wird einem über das Schicksal des Zeitreisenden Arson nur am Anfang und am Ende des Zyklus berichtet. Und auch Rani Mahay erfährt erst im vorliegenden Roman in ein paar Kapiteln Beachtung. Immerhin fand der Mexikanerjunge Pepe bereits relativ früh seinen Weg an Hellmarks Seite und so in die Handlung zurück, aber man hätte mit den Gefährten viel mehr machen können. Zwar wird der drohende Untergang Xantilons in diesem Roman endlich etwas ausführlicher thematisiert, aber am Ende geht es dann doch wieder hauptsächlich um eine Bedrohung (diesmal haben wir es mit einen Schlangengott zu tun), die sich eher außerhalb von diesem Geschehen abspielt und wie schon in den vorangegangenen Bänden auch wieder nach Einzelroman - Manier beseitigt wird.
Das ist allerdings weniger ärgerlich, als die bereits erwähnte Tatsache, dass Shocker sich hier wieder mal mehr in der Nebenhandlung austobt, anstatt dies dort zu tun, wo man es als Leser erwarten würde. Zumal es auch hier wieder die Situation gibt, in welcher der Gegner die Konfrontation mit Macabros meidet und verkündet, dass er sich beizeiten doch lieber mit dem Originalkörper messen will. Eine kluge, wenn auch einem spannenden Showdown nicht sehr zuträgliche Entscheidung.
Da kann der Leser am Ende nur hoffen und bangen, dass er einen solchen wenigstens in dem erlebt. Schließlich handelt es sich bei diesem um den Abschlussband des Xantilon Zyklus. Allerdings lassen Titel und Cover - wir erinnern uns an die Spinnenmonster - Story aus dem ersten Teil - eher etwas anderes befürchten. Und tatsächlich scheint es zunächst, als würde der Zyklus so enden, wie er begann: Mit viel Spinnenhorror und wenig Xantilon, jedoch gelingt es dem Autor dann zum Glück noch rechtzeitig, diese Befürchtungen zu zerstreuen.
Es gelingt ihm darüber hinaus sogar, die nicht mehr allzu hohen Erwartungen des Rezensenten an ein spannendes und der Thematik würdiges Finale zu übertreffen. Natürlich hätte es einerseits wenig Sinn gemacht, den Untergang der Insel schon vor dem letzten Band zu thematisieren, denn dass danach nichts mehr kommen kann, liegt auf der Hand. Allerdings wurde diese Bedrohung in den vorangegangenen sechs Heften doch schon etwas zu sehr in den Hintergrund gedrängt. In ausnahmslos jedem Band tauchten die “Gegner der Woche” auf, die alle über ein eigenes Refugium verfügten und welche es zu vernichten oder zu verscheuchen galt, was doch sehr an die früheren Einzelromane erinnerte. Zwar gab es auch immer einen mal kleineren mal größeren Bezug zum Hauptgeschehen und es wurden für die spätere Handlung wichtige Gegenstände gefunden (wie etwa der Reif der Velena) aber sehr homogen und wie aus einem Guss wirkt dieser Zyklus unterm Strich nicht wirklich.
Dementsprechend überstürzen sich die Ereignisse dann am Ende dieses Romans. Schließlich gilt es noch, den Untergang Xantilons hineinzupacken und die Ereignisse um Arson aufzulösen (wir erinnern uns an den “Traumdämon”, der seine Familie entführte), und das wohlgemerkt zusätzlich zu der nicht gerade knapp bemessenen Nebenhandlung um Carminias Spinnendasein. Doch auch wenn das Finale diesen Umständen entsprechend etwas gestaucht wirkt, spannend und dramatisch ist es allemal. Und wenn man davon absieht, dass der Autor es sich am Ende etwas leicht macht, was das Spinnenproblem betrifft (man gebe einfach drei Tropfen vom Trank der Siaris auf die Spinne und das Problem ist gelöst) und auch der Sieg gegen den “Namenlosen” eher etwas lachhaft anmutet (man rufe einfach dreimal seinen Namen und schwupp - weg ist er…) so entschädigt es doch zumindest ein wenig für die etwas unglückliche Handlungsführung in diesem Zyklus.
Dass ausgerechnet der ehemalige Gegner Aii-Koon-Tak hier den entscheidenden Hinweis gibt, darf dann noch als durchaus überraschende Wendung durchgehen, zumal sie durch ihr Auftauchen der Behauptung des Rezensenten, der Held hätte es auf Xantilon nur mit Eintagsfliegen zu tun bekommen, recht eindrucksvoll widerspricht…
Unterm Strich kann man festhalten, dass im ersten großen Zyklus der Macabros - Serie zwar sehr viel passiert, allerdings über weite Strecken nicht unbedingt das, was der Leser bei dieser Thematik vielleicht erwartet hat. Gestalten wie Marubur und Konsorten haben die Handlung nicht wirklich vorangebracht, man hat eher den Eindruck, dass sie den Helden nur aufhalten. Vor allem aber hätten die auf Xantilon anwesenden Figuren wie Rani, Pepe und Arson stärker in das Geschehen eingebunden werden können, stattdessen gab es die obligatorischen Nebenhandlungen in der Gegenwart. Immerhin kann der Rezensent den 15jährigen Fan, der er mal war, und der diese Abschnitte immer nur überflogen oder ganz weggelassen hatte, nun etwas besser verstehen…
Mahay trommelte verzweifelt mit seinen Fäusten gegen die Beine und versuchte sich dem vergewaltigenden Zugriff zu entziehen.
Mächtige Dämonen, die in der Lage waren, die Natur zu vergewaltigen.
Die Spinne hatte fünf schwarze, dicht behaarte Beine, das sechste aber war kein Bein, sondern ein schlankes, schön geformtes, braunes Frauenbein. Das Bein von Carminia Brado.
Nur zweihundert Meter hinter den zum Höhleneingang Flüchtenden kullerte dröhnend und krachend ein ganzer Berg nach.
Kommentare
Das war also der erste Zyklus. Hört sich für mich nicht gerade nach einem befriedigenden Abschluss an, aber nach ner Menge Spass. Immerhin.
Hat Shocker wirklich so oft um die Ecke geschrieben?
Die Zitate lassen es vermuten !
Ja, es gab schon ein paar sprachliche Kapriolen. Für die Zitate habe ich natürlich die "besten" bzw. schlimmsten rausgepickt.
Ist mir damals gar nicht aufgefallen, aber mit 15 liest man vielleicht über sowas hinweg. Heute bremst es schon das eine oder andere Mal den Lesefluss. Ist ja nicht so, dass ich nach Stilblüten suche... okay wenn ich noch keine habe, schon...
Auch Figuren wie Arson und Rani finden kaum Beachtung bzw. werden aufs Abstellgleis gestellt obwohl gerade Arsons Suche nach seiner Familie gut zum Szenario gepasst hätte.
Zitat: Und gerade das passiert hier eben nicht... oder zumindest nur andeutungsweise.
Aber im Xantilon-Zyklus hat Jürgen (ob gewollt, ungewollt oder einer Mischung aus beidem) die Möglichkeiten des Zyklus nicht voll ausgereizt. Dennoch denke ich, dass die Bände ab 25 schon ein Meilenstein in der Seriengeschichte darstellen, denn hier wurden die Weichen auf Fortsetzung gestellt..
Wobei ich gerade bei der monatlichen Erscheinungsweise die Idee, eine Subserie einzubauen fast noch gewagter finde, als eine dichte zyklische Handlung.
Die Idee einer Subserie an sich ist bei dieser Erscheinungsweise mit Sicherheit schon ein riskantes Unterfangen. Mirakel war IMHO dann auch noch ein Fehlgriff. Der fliegende Held ist was fürs Bild (bewegt oder unbewegt). Der "Ruf ins Vergessen" war da fast schon zu spät und folgerichtig. Jürgen sagte einmal, dass Mirakel der Auflage geschadet habe und er fast ein Jahr brauchte, die Verluste wieder aufzufangen.
Es hätte da andere Möglichkeiten einer Sub-Serie gegeben, aber die hätte IMHO deutlich enger an das Macabros-Thema angebunden sein müssen. (Wobei Mirakel noch so eng an die Mutterserie hätte angebunden werden können, sie hätte trotzdem nicht funktioniert).
Nun ja, das wie das Weinen über verschüttete Milch ...
Bei deinem umfassenden Background Wissen wäre es wirklich schade, wenn deine Lesereise nicht irgendwann fortgesetzt würde... (das nur mal so nebenbei ;-))
wobei ich sagen muss, dass ich mich im Rahmen dieser Artikel-Serie nicht gerade auf die Mirakel Abenteuer gefreut habe und dann positiv überrascht wurde. Aber ich will nicht vorgreifen...
zitiere Cartwing:
Ich hoffe, dass es noch im August weitergeht, will aber nicht zuviel versprechen ...