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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Satans letztes Opfer

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherSatans letztes Opfer

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller –Satans letztes OpferSatans letztes Opfer
von Marc Marais
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 12
Übersetzt von Jürgen Saupe
Januar 1976
(Bibliografische Notiz: Das ist nach der Nr.11 schon der zweite Roman, der laut Impressum im Januar 1976 erschien)
Der Roman:
Paris, 1972. Inspektor Claude Delorme hat ein echtes Problem. Seit nunmehr acht Monaten geht ein grausamer Frauenmörder um. Er entführt Mannequins, brennt ihnen ein umgekehrtes Kreuz ins Gesicht und ermordet sie laut Polizeibericht mit einem stumpfen Werkzeug, das zu innerem Blutverlust führt. Die Presse nennt ihn einen Satanisten und bezeichnet die Opfer als Schwarze Engel. Wer wird das neunte Opfer?

Es ist die unglückliche Denise Aubrey. Sie wird von dem Mörder durch den Wald gejagt und in einer Kapelle Baphomet, dem Gott der Templer, geopfert. Danach entsorgt sie der Mann, der einen Lamborghini fährt, und konzentriert sich auf das nächste Opfer.

Das scheint die schöne Marie-Ange zu sein, Model für Baleche, dem das erste Modehaus am Ort gehört. Die Mädchen haben alle Angst, und Lalique, ein Model aus der Bretagne, die angeblich etwas von einer Hexe hat, sieht Düsteres voraus. Aber Marie-Ange ist mit dem kernigen Chefpathologen Phillippe Ronsard verlobt, der es so gar nicht mit dem verschrobenen Inspektor kann und sich seine eigenen Gedanken über den Fall macht.

Im Kreis der Models lernt Phillippe den smarten Comte Gilles de Ville kennen, einen Hobbyfotografen, der ein Auge auf Lalique geworfen hat. Nachdem man Denise Aubreys Leiche findet, hat Marie-Ange nur noch Angst. Und auch Phillippe ist beunruhigt. Die Morde geschahen alle bei Vollmond, und bald ist es wieder soweit.

Der Mörder will Marie-Ange entführen, was Phillippe und sein Freund, der junge Polizist Marbot, aber zufällig verhindern können. Dabei schießt Marbot den Mörder im Lamborghini an. Es ist der Comte Gilles de Ville. Der Mann stirbt im Krankenwagen, in dem aber auch die verletzte Marie-Ange transportiert wird. Zu seinem unerklärlichen Entsetzen hört Phillippe, wie der Mörder vor seinem Tod noch Satan anruft und Marie-Ange androht, für immer ein Teil von ihr zu sein.

Wie sich erst jetzt herausstellt, hatte Inspektor Delorme den Grafen bereits im Visier. Er überwachte ihn schon seit Wochen, wusste, dass er sich an Lalique heranmachte, hatte sein Anwesen bereits durchsucht und benutzte Marie-Ange als Köder. Phillippe ist empört.

Der tote Mörder wird auf seinem Anwesen beigesetzt. Phillippe vergewissert sich dessen, um seine Verlobte zu beruhigen. Aber seltsame Dinge geschehen. Die Models spielen mit einem Wahrsagebrett, wobei es zu Poltergeisteffekten kommt; es stinkt wie in einem Grab. Später wird Marie-Ange anscheinend von einem Geist heimgesucht, der auch den Arzt angreift. Am Ende liegt das Model im Koma und landet im Krankenhaus. Phillippe glaubt an einen okkulten Überfall.

Der Arzt beginnt seine eigene Untersuchung. Er erfährt von der okkult interessierten Lalique, dass sie eine Weile die Geliebte des Mörders war, was ihr im Nachhinein schwere Gewissensbisse bereitet. Sie verweist ihn an den Okkultisten und Antiquar de Michaud, denn Marie-Ange schwebt in Lebensgefahr. Die beiden Männer finden heraus, dass de Ville kein schlichter Verrückter war, sondern an seine Religion glaubte. De Michaud ist der Ansicht, dass sein Geist sich nur darum in Marie-Ange festsetzen konnte, weil bei der spielerischen Seance mit dem Wahrsagebrett eine Person anwesend war, die er von früher kannte. Phillippe schließt sofort auf Lalique.

De Michaud steht dem Arzt mit Rat und Tat zur Seite. Der Okkultist fühlt sich schuldig. Er verkaufte die Mordwaffe, den Ebenholzphallus, einst an Gilles de Villes Mutter, die sich ebenfalls für die schwarzen Künste interessierte und nach dem Krieg von Widerstandskämpfern gelyncht wurde, weil sie es mit Deutschen trieb.

Im Krankenzimmer von Marie-Ange kommt es zum Kampf gegen de Villes Geist, der als schwarzer Schatten materialisiert und das Mädchen verschlingen will. Phillippe und dem Okkultisten geling es, den Schatten zu kreuzigen und damit zu vernichten. Marie-Ange ist gerettet.

Aber in derselben Nacht begeht Lalique an Gilles' Grab Selbstmord.

Bewertung:
Viel ist über den Autor Marc Marais nicht bekannt. Unter diesem Namen erschien der vorliegende Roman, dann gibt es noch zwei obskure B-Filme, bei denen er als Autor gelistet ist. "House of the Living Dead" (1974), auch bekannt als "Kill, Baby, Kill" ist eine südafrikanische Produktion. "Crash" (1977) lief in Deutschland als "Draculas Todesrennen" als Video. Wie immer ist es möglich, dass der Mann unter anderen Pseudonymen noch dreißig Romane geschrieben hat. Man weiß es nicht.

Schön öfter war in diesen Artikeln die Rede von den Kürzungen der Originalromane, was meist am Umfang lag. Das ist auch dieses Mal das Hauptthema. Allerdings nimmt dieser Roman in der Hinsicht eine Spitzenposition ein. Denn eines steht außer Frage: Die Fassung als Dämonenkiller-Tb hat den Roman kaputtgemacht.

Ein Blick ins Original zeigt sofort das Problem, mit dem sich der arme Übersetzer rumschlagen durfte. Grob gerechnet hat die englische Ausgabe um die 400000 Anschläge. (Im Vergleich: Ein Original der amerikanischen Lory-Romane der Horrorscope-Serie kam auf um die 295000 Anschläge.) Er hat einen selbst für die damaligen Verhältnisse der Bücher der New English Library ausgesprochen kleinen Satz. Rechnet man das auf Manuskriptnormseiten um, musste der Übersetzer viele Seiten streichen, damit es passte. Und das hat er auch getan.

Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob der Erzählstil nicht durch den Rotstift nur gewinnen konnte. Zweifellos, wie die unten aufgeführten Beispiele zeigen, ist der Roman in einem oft weitschweifigen und detailverliebten Stil erzählt.

Neben der Fabulierfreudigkeit steht das offensichtliche Vergnügen an der Exploitation. Keine Modelszene ohne die liebevoll-voyeuristische Beschreibung der jungen Brüste der Schönheiten. Die eine Sexszene ist recht ausführlich. Und die Morde sind für die Entstehungszeit von ausgesuchter Brutalität. Auch wenn die Beschreibung nicht mit so drastischen Worten erfolgt, wie man das heute tun würde, erstaunt schon, dass man das selbst bei NEL durchgehen ließ, dem Verlag für Gewalt, Blut&Busen. Zwar wird der Leser nur in einer Szene Zeuge des Ritualmordes, aber die hat es in sich. Der Mörder nimmt einen Riesendildo und zerfetzt dem Opfer den Uterus, damit es verblutet. Das Ganze ist in seiner Beschreibung schwer sadistisch und misogynistisch. Derartige Szenen kennt man eigentlich nur aus dem italienischen Giallo aus der Zeit, Szenen, die in Deutschland meistens der Schere zum Opfer fielen. Selbstredend ist diese Szene in der deutschen Fassung so weit abgeschwächt worden, wie das nur möglich war. Was da eigentlich genau passiert, bleibt mehr oder weniger unverständlich. Der Leser muss es sich halt zusammenreimen.

Aber auch wenn der Autor lieber zwei Adjektive nimmt als besser ganz darauf zu verzichten, erwecken die wortgewaltigen Beschreibungen Personen und Szenerie zweifellos zum detailreichen Leben, ob es nun der griesgrämige Inspektor bei seinen Akten ist oder die Models der Pariser Haute Couture bei ihrer Arbeit. Ein paar Beispiele:

Übersetzung:

"Sergeant, holen Sie mir einen doppelten Espresso."
Er [Delorme] blätterte wieder in den maschinegeschriebenen Protokollen und ...

Duel for a Dark AngelOriginal:

"Sergeant, holen Sie mir einen doppelten Espresso."
Italiener verabscheute er - bei seinem einzigen Italienbesuch hatte man ihn von vorn bis hinten ausgenommen. Ganz zu schweigen von diesen Lackaffen, die sich Polizisten nannten und viel bessere Schürzenjäger als Verbrechensjäger waren! Aber ihr Kaffee war großartig, keine Frage.
Er blätterte wieder in den maschinegeschriebenen Protokollen und ...

Übersetzung:

Dort drüben hatte er [Delorme] mehr als ein Drittel seines Lebens zugebracht und seiner Mutter an ihrem Bücherstand geholfen, hatte in den Ferien und in sonstiger Freizeit Botengänge für die Gäste des Hotels übernommen, in dem sein Vater Hausmeister war. Als Delorme alt genug war, in die Polizei einzutreten, war er wie jeder Straßengendarm mit allen Wassern gewaschen.

Original:

Dort drüben hatte er mehr als ein Drittel seines Lebens zugebracht und seiner Mutter in der Freizeit und den Schulferien an ihrem Bücherstand geholfen. Oder er hatte Botengänge für die Gäste des Zwei-Sterne-Hotels erledigt, in dem sein Vater, der einarmige Überlebende des großartigen Widerstandes bei Verdun, als Concierge arbeitete. Seinen stämmigen Vater hatte er vergöttert; seine rechte Hand zu werden hatte ihn mit Stolz erfüllt und in ihm den unverrückbaren Entschluss genährt, später einmal Polizist zu werden. Von seiner Mutter hatte er gelernt, das Potenzial eines jeden Kunden einzuschätzen, mit einem Blick festzustellen, ob es sich um einen ehrlich interessierten Käufer, einen Schaufensterbummler oder einen Dieb handelte. Sein Vater hatte ihm die Augen über Paris geöffnet, hatte ihn über das Nachtleben und die Unterwelt der Stadt aufgeklärt, denn der ehemalige Gendarm hatte niemals seinen Hass auf Verbrecher verloren. Obwohl ihn der Verlust des Armes daran gehindert hatte, Umhang und Kepi zu tragen, war er im Herzen doch Polizist geblieben, wie Delorme erst Jahre später klargeworden war. Als Delorme alt genug gewesen war, in die Polizei einzutreten, hatte er bereits genauso viel gewusst wie jeder Straßengendarm.

Übersetzung:

Er legte wieder einen Gang ein, schlug das Lenkrad ein wenig ein und ließ die Kupplung los. Der Wagen machte einen Satz und fuhr einen Halbkreis. Das Heck zeigte auf das bewegungslose Bündel. Lautlos wurde der Rückwärtsgang eingelegt. Er ließ die Kupplung langsam los, sah das weiße Bündel näherkommen, spürte einen leichten Widerstand, als der Wagen auf den leichten Körper traf, spürte dann, wie die Räder fassten und die Leiche tief in den Schlamm drückten. Als er den Hügel wieder hinauffuhr, sah er, dass der Regen schon begonnen hatte, die Spuren seines Kommens zu verwischen.

Original:

Er legte wieder einen Gang ein, drehte am Lenkrad und ließ die Kupplung los. Der Wagen machte einen Satz und fuhr einen Halbkreis. Das Heck zeigte auf das leblose Bündel. Lautlos wurde der Rückwärtsgang eingelegt; er ließ die Kupplung langsam los. Das weiße Bündel kam immer näher, dann war da ein leichter Widerstand, als das vollständige Gewicht des Wagens mit dem sechzig Kilo schweren Körper in Berührung kam. Die Räder fassten und drückten die schmale Leiche tief in den Schlamm. Der Fahrer wiederholte das Manöver mehrere Male, bis der Rückspiegel nur noch eine morastige Masse zeigte. Der stetig fallende Regen löschte bereits die Reifenspuren aus. Der Fahrer vollendete das Wendemanöver, dann fuhr er im Schneckentempo mit grollendem Motor vorwärts und steuerte den rechten Vorderreifen und den Hinterreifen ein letztes Mal über die Masse, rollte wie eine Dampfwalze über die Leiche hinweg. Dann gab es nur noch ihn, den Regen, das Flüstern der Scheibenwischer und die letzten Spuren des Parfüms.
Er öffnete das Fenster, schaltete den Motor aus und lauschte angestrengt nach Verkehrsgeräuschen. Der Holzlaster kam vorbei, und er wartete, bis das Jaulen des überlasteten Motors in der Ferne verklungen war. Erst dann startete er den Wagen und fuhr langsam zur Straße, lauschte wieder. Aber es war nichts zu hören. Behutsam rollte er auf die Asphaltstraße und fuhr zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Nach Paris. Dabei fiel ihm auf, dass der Himmel hinter der getönten Scheibe blau erschien.

Übersetzung:

Lalique trank einen Schluck Orangensaft, stieg aus ihrem kostbaren Gewand, schlüpfte in einen Umhang und setzte sich in den Sessel neben Marie-Ange.

Original:

Schweratmend und mit wogenden Brüsten griff Lalique nach dem Glas mit Orangensaft – während der Vorführungen war nichts anderes erlaubt –, trank einen Schluck und hob dann die Arme, während die Ankleidefrau bereits auf sie zueilte und die winzigen Häkchen öffnete, die den Reißverschluss verbargen. Ein scharfes Surren ertönte, dann stieg Lalique vorsichtig aus dem 900 Dollar teuren Kleid, das die Principessa Emilia da Villa Verde erstanden hatte. Einen Augenblick lang stand sie bis auf ein fleischfarbenes Höschen und flache Sandalen nackt da. Ihr brauner Körper zeigte keine Abdrücke von der Kreation aus Gamsleder und Metall, von der sie sich gerade befreit hatte. Fleur eilte mit einem Bademantel herbei und legte ihn der hochgewachsenen Bretangnerin um, tupfte ihr damit den Schweiß von der Haut. Lalique setzte sich in den Sessel neben Marie-Ange und legte den Kopf nach hinten, damit die Friseuse sie für die nächste Präsentation zurechtmachen konnte. Gelegentlich huschte der Blick der Frau zu der nummerierten Skizze des dafür erforderlichen Stils, die neben Laliques Ankleidetisch hing.

Das eine ist ein richtiger Roman, das andere die abgespeckte Reader's Digest Dämonenkiller-Version. So gut wie jede Einzelheit über Land und Leute ist dem Rotstift zum Opfer gefallen, jede "Gitanes", jedes "Alors", jede beschriebene Straße und jedes Denkmal von Paris sind verschwunden. Und wie nicht anders zu erwarten sind auch die Gewaltszenen und so gut wie alles, das mit dem Thema Sex zu tun hat, bis auf das Nötigste entschärft oder gleich ganz verschwunden. Die zu lösenden Umfangprobleme vernichten die gelungene Atmosphäre, die Charakterisierung und das Milieu, reduzieren den Roman in den meisten Szenen auf den Plot. Von allen Kürzungen im Dämonenkiller-Tb ist das bis jetzt die Krasseste.

Die Geschichte selbst besteht eigentlich aus zwei Teilen. Die erste Hälfte dreht sich um die oft hinter den Kulissen spielende Jagd nach dem anscheinend verrückten Mörder, der seinem Herrn Baphomet Models opfert. Die thematische Übereinstimmung mit den italienischen Gialli dieser Zeit ist schon augenfällig; sowohl Mario Bavas "Blutige Seide" (1969, Sei donne per l'assassino) als auch der großartige "Die rote Dame" (1972, La dama rossa uccide sette volte) von Emilio Miraglia spielen im Milieu der euopäischen Mode und seiner Models, das zu dieser Zeit so wenig Ähnlichkeit mit der Welt der späteren Supermodels hat. Da kommt schon sorgfältig inszeniertes Filmfeeling auf, wenn der rote Lamborghini des Mörders die schöne Marie-Ange durch die verregneten Straßen von Paris stalkt. Es fehlen nur noch die schwarzen Handschuhe und die funkelnden Messer. Den Dildo als Mordinstrument gab es allerdings in einem Spät-Giallo.

In der zweiten Hälfe wird es dann richtig okkult. Aus heutiger Sicht entlockt einem die Namensgebung Gilles de Ville für den Satanisten eher ein Augenrollen. Damals dürfte das vermutlich so gut wie jeder Leser aber erst dann geschnallt haben, als der Sammler und Okkultist am Ende einen Kelch von Gilles de Rais präsentiert, Frankreichs berühmten historischen Massenmörder. Und selbst dann ist es fraglich, ob das Zielpublikum die Anspielung wirklich verstanden hat. (Ganz zu schweigen vom Nachnamen des Mörders. Ein Zufall oder nur ein weiterer Witz? De Ville? Devil? Teufel?)

Überhaupt fährt der Autor schweres Geschütz auf. Die angespitzten Kreuze, mit denen der Schattengeist gekreuzigt werden soll, sind je nach Version aus dem Schwert Excalibur oder den Nägeln des Heiligen Kreuzes geschmiedet. Und das liegt natürlich alles im Keller eines Antiquitätengeschäfts in Paris herum. Wo auch sonst? Und der Kampf um die schöne Marie-Ange ist mal wieder eine Version von "Der Exorzist". Thematisch interessant ist auch die Idee, dass der Geist des toten Mörders sein Opfer weiter verfolgt. Das wurde ein beliebtes Filmthema.

Ist "Duel for a Dark Angel" ein guter Horrorroman? Ja und nein, auch im Original weiß er nicht ganz zu überzeugen. Oft zu melodramatisch, zu geschwätzig. Die beiden Hälften wirken seltsam distanziert voneinander, der Mörder und seine Ziele bleiben ein Fragezeichen. Zuerst ist er nur ein Irrer, der sich mit okkultem Schnickschnack umgibt und Satan opfert, plötzlich ist das Satanische real, und er wird zum Geist. Wieso eigentlich, wo er doch bei seiner Mission für Satan versagt? Warum dann die okkulte "Belohnung"? Zu viele der sorgfältig aufgebauten Fragen – z.b. warum Gilles nur Models als Opfer wählt – bleiben letztlich unbeantwortet. Das ist alles nicht ganz rund.

Aber man kann dem Roman im Original seine hohe Orginalität und die Erzählfreude nicht absprechen, seine Figuren und seine Welt sind lebendig und bleiben im Gedächtnis haften. Auf seine Weise ist er immer noch sehr unterhaltsam. Schon die – in der deutschen Fassung ebenfalls entfallene - Widmung macht Spaß. "Für Fred, die schon lange in meinen Gedanken war, bevor sie in meinem Bett war." Offensichtlich ein Autor, der das Leben zu genießen wusste.

Die deutsche Fassung hingegen ist größtenteils öde und blass, in vielen Kapiteln auf den Plot reduziert und darum völlig beliebig. Wieder ein Roman, der im Dämonenkiller-Tb keinen besonderen Eindruck hinterlässt und dem das rigide Umfangsformat keinen Gefallen getan hat.

Tales of Horror and the SupernaturalLife on Mars
Die Darstellung der Haute Couture anno 1972 hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit "Germany's next Topmodel". Lalique und ihre Freundinnen können bestenfalls hoffen, unter ihren Verehrern einen reichen Ehemann zu finden. Ruhm, Reichtum und Werbeverträge gibt es in ihrer Welt noch nicht.

Das Titelbild
Wieder einmal ist Thole im Impressum mit einem Titelbild gelistet, das er nicht gemalt hat. Hier handelt es sich um einen Bruce Pennington. Das Original glänzte 1974 auf Arthur Machens "Tales of Horror and the Supernatural". Es ist schon bedauerlich, wenn man sich nicht einmal auf das Originalimpressum des Verlages verlassen kann.

Das Original
Duel for a Dark Angel
von Marc Marais
155 Seiten
NEL 1975

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Postman 2015-08-03 20:09
Kompliment - wirklich interessant was da alles gekürzt wurde und den Aufwand den sich der Autor dieses Zauberspiegel-Artikels für eine passende Präsentation gemacht hat.
Ich könnte heulen, dass ich den Titel wohl nie ungekürzt auf deutsch lesen werde. Alles muss sich immer nur um Rechte und Geld drehen und man verkauft lieber keine Bücher bevor man solche kleinen Werke allen zugänglich macht.
Ich bin der Meinung, dass jegliche Literatur ab 20 Jahren beliebig von jedem (!) Verlag nur mit der Erlaubnis des Autors (falls verstorben wäre es komplett frei) nachgedruckt werden sollte.
#2 Toni 2015-08-04 16:21
Ja Andreas, du haust schon tolle Sachen raus!
#3 Andreas Decker 2015-08-05 10:13
Danke.
#4 Heiko Langhans 2015-08-09 18:21
Re Erscheinungsdaten: Das mag daran liegen, dass die Bücher des Pabel-Verlages eigentlich nicht im Monatsrhythmus erschienen sind, sondern alle vier Wochen. Von daher kann es gut sein, dass im Januar 1976 eben zwei Bände rauskamen.

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