Wenn Zeugen in der Zeit verschwinden … - Colfer’s WARP
Wenn Zeugen in der Zeit verschwinden …
Colfer’s WARP
Er war zwar damit nicht der Erste, aber zweifellos der bekanntere Autor. Colfer macht aus "warp" etwas völlig anderes. Bei ihm steht "WARP" für "Witness Anonymous Relocation Programme", also eine Art Zeugenschutzprogramm, dessen Besonderheit jedoch darin besteht, die Zeugen nicht einfach nur in eine andere Stadt, ein anderes Land zu bringen und ihnen einen neuen Namen und eine neue Identität zu verpassen. Nein, man bringt die gefährdeten Personen "einfach" in eine andere Zeit.
Hauptpersonen sind die junge Agentin Chevron Savano, für die alles irgendwie ganz anders läuft als erhofft, Riley, der in Teufels Küche kommt und dem Colonel Box, der eigentlich ... aber durch die Veränderungen ... und nun ...
Wer den ersten Band der Reihe um Savano und Riley mit dem Titel "Der Quantenzauberer" verpasst hat, kann durch die kurze Zusammenfassung des Autoren "Was bereits passiert ist und was hätte sein können ..." auf den letzten Stand gebracht. Diese Einführung ist zwar nicht unbedingt notwendig, da man den zweiten Band durchaus als Einstiegsband lesen kann, es dauert in diesem Fall allerdings eine ganze Weile, bis man versteht, was eigentlich los ist mit dieser komischen Stadt namens London, die nicht in England sondern in Neu-Albion liegt und in der die Zeit nach BZ ("Boxitenzeit") gemessen wird.
London nicht zu kennen hilft hier wirklich, denn man steigt viel unbedarfter ein.
Man findet Chevron, kurz Chevie genannt, in einem 21. Jahrhundert wieder, das sie selbst nicht mehr erkennt, das sich aus unerfindlichen Gründen falsch anfühlt, obwohl ihr gar nicht klar ist warum.
Sie leidet unter seltsamen Wahnvorstellungen, man wird auf sie aufmerksam, sie soll in einen Krieg ziehen, den sie nicht versteht, und der mit ihr nichts zu tun zu haben scheint.
Es zeichnet sich ab, dass es nur eine Lösung gibt: Chevie muss in der Zeit zurückreisen, die Stelle finden, an der sich die Geschichte verändert hat und die Sache"geradebiegen" - im wahrsten Sinne des Wortes.
"Der Klunkerfischer" ist nach "Der Quantenzauberer" wie gesagt der zweite Band der neuen Reihe, mit der Eoin Colfer an seine Erfolge mit Artemis Fowl anknupft. Dieses Mal wird er kaum in den Verdacht kommen, "lediglich einen Klon produziet" zu haben, denn auch wenn Motive wie die Zeitreisekapseln, veränderte Zeitenstränge, ein Abenteuerduo nicht wirklich neu sind, kann man nichts von dem entdecken, was man Artemis Fowl ohne echten Grund gerne vorwirft (nämlich ein Klon zu sein).
Die Personen, die Eoin Colfer schafft, sind bunt und lebendig, was das Lesen unterhaltsam macht, die Handlung kommt für mein Gefühl etwas zu langsam in Schwung und als jemand, der Band eins nicht gelesen hat, ist der Einstieg möglich, aber nicht ganz problemlos machbar.
Seinen Erzählstil hat Eoin Colfer nur leicht gestrafft, der Klunkerfischer hat - wie auch Fowl - Längen, auch wenn diese hier nicht so sehr ins Gewicht fallen, da die Handlung an sich rasanter ist.
Man kann WARP vielleicht als All-Age-Reihe bezeichnen (wobei auffällt, dass der Begriff offenbar von den Verlagen nicht mehr so verwendet wird wie noch vor mehr oder weniger kurzer Zeit. Vielleicht ist er schon "verbrannt"), in jedem Fall ist "Der Klunkerfisch" für Jugendliche und Junge Erwachsene geeignet, die sich für Abenteuer mit einem Schuss Phantastik interessieren. Auch wenn man, wie bereits erwähnt, das Buch auch allein lesen kann, fehlt mir der Vorgängerband, um mich an der Geschichte zu freuen - den ersten Band habe ich auf meinem Lesestapel inzwischen liegen.
WARP - Der Klunkerfischer