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Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Frankensteins Geburt

Dirk und die VampireDer Vampir-Horror-Roman
Frankensteins Geburt

Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.

Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?


Frankensteins GeburtFrankensteins Geburt
von Neal Davenport (Kurt Luif)
Vampir Horror-Roman Nr. 13
März 1973 / DM 1,-

Pabel Verlag
Howard Heston hat es eilig nach Hause zu kommen und da lässt er sich von niemanden umstimmen. Auch wenn das Transportmittel ein Hubschrauber ist und der Pilot wegen dem wütenden Schneesturm kaum die Hand vor Augen sieht. Der Kunststoff-Milliardär ist es gewohnt, dass man ihm seine Wünsche erfüllt.  Das mussten auch die Erbauer seines in den Bergen (Cascade Mountains/Oregon) gelegenen  „Schlosses“ erfahren. Ein halb in den Fels geschlagener Superbau mit vier Etagen und genau so vielen Untergeschossen. Natürlich ließ er seine Behausung, ein Nachbau des Waliser Conway Castles, mit allen technischen Neuheiten ausstaffieren. Neben unzähligen Überwachungskameras gibt es z.B. Türen, die sich nur per Handabdruck öffnen lassen und Bildtelefon innerhalb des Hauses.  Dazu kommen noch die unzähligen Bediensteten die für sein Wohl sorgen und einige Wachleute. Das Leben mit Heston hat seine Vorzüge, denn er ist überaus spendabel, besonders zu seiner Freundin Birgit Jensen, die schon sehnsüchtig und vor Langeweile sterbend, auf ihren Gönner wartet...

Doch zuerst kommen die Geschäfte, denn Heston unterhält in seinem Prachtbau noch ein Labor wo man verzweifelt an einer Kunsthaut experimentiert. Professor Dassin, ein zwielichtiger aber genialer Wissenschaftler hat hier das Sagen und mit seinem Team steht er vor einem Durchbruch. An mehreren Tieren hat er sein „Zwischenergebnis“ Derma CX 8 schon ausprobiert und zeigt seinem Chef jetzt die Resultate. CX 8 verbindet sich mit gesunder oder verletzter Haut und bildet eine Schutzschicht, die sogar Feuer und Kugeln standhält, hat aber auch die negative Eigenschaft sehr viel Blut zu benötigen. Schöner macht einen die Kunsthaut auch nicht, wie Heston anhand der fürchterlich aussehenden Versuchstiere feststellt. Trotz den Warnungen des Professors, dass Derma...noch nicht Produktreif ist, drängt der Geschäftsmann  auf baldige Vermarktung.

Dassin kocht nebenbei noch sein eigenes Süppchen, denn er hat schon längst weiter experimentiert und im Untergeschoss wartet bereits ein „Patient“ auf seine Behandlung. Der ehemalige Laborgehilfe und Ex-Basketballspieler Jim Baker hatte hier bei einem Versuch einen Unfall und gilt seit dieser Zeit als verschwunden. Hinter einem Laborschrank, in einer zufällig entdeckten Felsenhöhle, wartet der bis zur Unkenntlichkeit Verbrannte nun auf die unfreiwillige Hauterneuerung, bei der Dassin die Hilfe seines Teams, Dr.Stone, begnadeter Chirurg und Ellen Grace, OP-Schwester, benötigt. Die beiden hat Dassin übrigens mit Drogen gefügig gemacht. Sein Plan, einen Übermenschen zu erschaffen, soll jetzt umgesetzt werden und so beginnt er damit Bakers Körper mit CX 8 zu belegen. Nach 10 Sekunden ist das Plastik mit der echten Haut untrennbar verbunden und bildet einen superharten Überzug. Alles scheint befriedigend zu laufen, bis der Strom ausfällt und Jim Baker nicht mehr durch die angeschlossenen Geräte versorgt wird. Sauerstoffmangel und die fehlende Blutzufuhr machen das Gehirn unbrauchbar, auch wenn der Körper noch lebt.

Wie durch ein Wunder taucht Ronald Garwin auf, ein entsprungener Insasse einer Heilanstalt hier in den Bergen. Seine Verwandten hatten etwas gegen sein ausschweifendes Leben und hinterlistig für einen Aufenthalt in der Anstalt gesorgt. Die Gutachten dreier Ärzte haben gereicht um ihn zu entmündigen. Mit letzter Kraft hat er die Felsen bis zu Hestons Haus erklommen und ist unter den Überwachungskameras zusammengebrochen. Dassin schaltet sofort und bringt den Erschöpften, zwecks Gehirnverpflanzung, in sein Labor. Mit Dr. Stone operiert er synchron  und vollendet schließlich seinen Plan: Der unzerstörbare, neue Frankenstein, der seinen Befehlen gehorcht, ist geboren.

Birgit kann nicht schlafen und streift ein wenig durch den riesigen Wohntrakt in der oberen Etage, als sie einen Anruf erhält. Der Leiter der Heilanstalt ist dran und warnt vor dem entflohenen Garwin, zudem bekannt ist, das dieser  ein Bekannter von Heston ist. Auch Birgit kennt den Namen. Garwin war ihr früherer Verlobter. Dann bekommt sie noch einen Anruf über das Bild-Telefon des Hauses. Ein Bediensteter berichtet ihr von einem fremden Mann, der auf einer Bahre in das Labor Dassins im Untergeschoss geschoben wurde. Sofort macht sie sich auf den Weg nach unten und gelangt in das  unheimliche Reich des Professor Dassin. Vorbei an den erbarmungswürdigen Versuchstieren zahlreicher Experimente, gelangt sie in einen Raum der aussieht wie eine Hexenküche und stößt dort ein Gefäß mit einer kochenden Flüssigkeit um. Eins von Dassins „Kreationen“ geht der schönen Blondine nun an den Kragen  und legt seine plastikartigen Tentakelarme um ihren Körper. Im letzten Moment geht der Prof mit einer Sprühflasche voller Säure dazwischen und vernichtet das künstlich erschaffene Wesen. Birgitt berichtet alles Heston und zusammen stellen sie Dassin zur Rede. Der verharmlost natürlich die ganze Sache und einen Fremden würde es auch nicht geben. Zusätzlich weiß auch der Bedienstete, inzwischen manipuliert, nichts mehr von einem Anruf bei Birgit. Heston schwört, die Sache im Auge zu behalten.

Am anderen Tag legt Dassin letzte Hand an und belegt, bis auf einen schmalen Streifen um den Schädel herum und einer kleinen Stelle für eine Injektion, den Körper seines Monsters  restlos mit der Kunsthaut, die dabei literweise Blut verbraucht. Nach verabreichen eines Hypnose - und Schmerzmittels wartet der Wissenschaftler auf erste Lebenszeichen. Das Erwachen seiner Kreatur hat er sich allerdings anders vorgestellt, denn die Erinnerungen und Belange Garwins scheinen Oberhand zu gewinnen und so richtig gehorchen will sein Wesen auch nicht. Ein Hypnose Gerät scheint zuerst von Nutzen, aber dann dreht Baker/Garwin völlig durch und wütet sich durch das Labor bis hinauf in die oberen Etagen. Nebenbei entdeckt er seine Vorliebe für Blut und hübsche Frauen. Ein paar Gewalttaten und der Erkenntnis zwischenzeitlich Gedächtnislücken zu haben später, kommt er in die Räumlichkeiten des Hausherrn und findet dort Birgit unter der Dusche. Da Garwin wieder Blut braucht, er aber in einer klaren Phase ist, lutscht er an dem Mädchen nur herum und nimmt sie als Wegzehrung mit. Immer noch von Rachegedanken getrieben will er zuerst einen Abstecher bei seinen Verwandten machen, um dann in der Megastadt New York unterzutauchen.

Heston hat den kleinlauten Dassin am Kragen gepackt und die Wahrheit über seine Experimente aus ihm herausgeschüttelt. Sechs Tote und mehrere Schwerverletzte gab es unter seinen Leuten schon zu beklagen, dazu noch  die Entführung Birgits. Dassin präsentiert dem Milliardär eine Erfindung, die auf das Gehirn des Monsters Einfluss nehmen kann. Er glaubt, dass Garwins und Bakers Verknüpfung durch die Operation die Tobsuchtsanfälle auslösen. Der Milliardär verständigt einige Leute, um den Flüchtenden im Auge zu behalten der mit seinem Hubschrauber, er ist ausgebildeter Pilot, dass Schloss in den Bergen verlässt.

Garwin hat mittlerweile festgestellt, dass sein Durst nach Blut die wilde Raserei einleitet und er diese negative Eigenschaft abschalten muss um handlungsfähig und clever zu bleiben. Als Tobsüchtiger ist sein Gehirn auf der Höhe eines Dreijährigen und eher von Instinkten geleitet. Auch wenn er nahezu unverwundbar ist, gibt es doch Mittel und Wege die ihn festsetzen können. Aber jetzt muss er sich vorrangig um seine Familie „kümmern“. Nachdem er den Heli gegen den Privatjet Hestons getauscht und sich anschließend einen Mietwagen besorgt hat, Birgit immer im Schlepptau, ist er endlich am Ziel, sein Haus. Wie zufällig sind alle versammelt und praktischerweise bekommt er auch noch einen Blutrausch. Kurz, von seiner Sippe bleibt nicht mehr viel übrig. Nach dem Gemetzel legt er Feuer, was Polizei und einen Löschtrupp auf den Plan ruft, die gegen Neu-Frankenstein aber machtlos sind. Die Kugeln die ihn treffen schmerzen zwar, können ihn aber nicht verletzen und machen ihn sogar noch wütender. Irgendwann wird es ihm zu bunt und seine Instinkte treiben ihn zur Flucht Richtung New York. Dort angekommen und immer noch im Blutrausch, verwüstet er zuerst ein Lokal um dann in einer Nacht-Bar zu landen. Endlich kommen Heston und Dassin dazu. Das Hypnose Gerät (Enzephal-Moderator) ist eingeschaltet und scheint zu funktionieren. Bei Feinjustierungen am Kasten bekommt sich Garwin allerdings wieder in den Griff und zertritt den Enzephal... Wieder Herr seiner Sinne flüchtet er aus der Bar und schmeißt sich hinter das Lenkrad des abgestellten Mietwagens. Birgit liegt immer noch angeschlagen vom Blutverlust auf der Rückbank und hat von alldem nichts mitbekommen. So langsam kommt wieder etwas Sonne in Garwins Gehirn und er hat das Gefühl, dass dieser seltsame  Hypnose-Kasten etwas positives mit ihm angestellt hat, denn trotz großem Blutdurst kann er klar denken. Die wilde Jagd endet am Hafen.  Dort stellt er den arg   geschundenen Wagen ab und schnappt sich ein Boot, mit dem er und Birgit aufs offene Meer hinausfahren...

Ende des 1.Teils

Dirk Thronberens (heute)Mein Senf
Wer den Klassiker „Frankenstein“ kennt (wer nicht), als Buch oder Verfilmung, kommt schnell dahinter, dass hier nur der Name entliehen wurde.  Mit der Figur des von einem Fackel schwingenden, wilden Mob in die Ecke gedrängten Wesens von Mary Shelley, hat dieser Wüterich nichts gemein. Aus dem Heftroman von 1973 müsste eigentlich Blut tropfen, denn der rote Lebenssaft floss regelrecht in Strömen. Aufgerissene Kehlen, zermalmte Köpfe und verstümmelte Leiber sind nach Garwins Erwachen ab ca. Seite 40 an der Tagesordnung, zumindest wenn er seine dollen 5 Minuten hat. Die damals noch nicht vorhandene Selbstkontrolle (bzw. Jugendschutz) hätte  wahrscheinlich  jede Seite, ab Heftmitte,  einzeln indiziert. Luif schlägt hier eindeutig die härtere Gangart ein. Der Hauptschuldige ist diesmal ein skrupelloser Wissenschaftler mit Hang zum Größenwahn. Schon wieder so ein Weißkittel der die Welt unterjochen will. Jetzt könnte man sagen, dass hatten wir doch schon bei der „Nacht der Affen“ (Vampir 11) und der war auch von Luif, aber diesmal ist die Sorte eine andere. Professor Bassin ist nicht ganz so unmenschlich wie sein Vorgänger, denn er  sieht seinen Fehler doch recht schnell ein und versucht die Sache, mit Hilfe des Enzephal-Dings, wieder in den Griff zu bekommen.

Immerhin!

Das die Verpflanzung von Garwins Gehirn nicht so recht funktioniert hat, würde man in diesen Kreisen wohl als „Kunstfehler“ bezeichnen. Wenn man Artikel über Tier- und Menschenversuche (andere Länder andere Sitten andere Zeiten) kennt, dann ist der Roman gar nicht so weit von der Realität entfernt. Vergleiche mit Dr. Mengele, der Organ-Mafia und anderen Konsorten sind da naheliegend. Das Monster  ist ja eigentlich nicht der Schuldige sondern das Ergebnis menschlicher Versuche. Sein Blutdurst, die Haut ist unersättlich, bereitet Garwin sogar Kopfzerbrechen und ekelt ihn, in wachen Momenten, regelrecht an. Gerade diese Wechsel zwischen Raserei und überlegten Handeln, mit dazugehörigem Ekel vor sich selber, machen das Monster zu einer traurigen Gestalt wie sie es bei Shelley ja auch ist. Also doch noch eine Parallele. Er möchte eigentlich nur ein wenig Rache an seinen Verwandten nehmen, was nur allzu verständlich ist bei der Bagage. Das er dabei etwas über die Strenge schlägt, macht den 13 Band der Serie  zu einer Art frühen Splatter Roman, wie es bei der Konkurrenz (Bastei) eigentlich nur A.F. Morland mit seinen Insekten- und Blutbestien geschafft hat. Teilschuld hat zudem der Großindustrielle Heston, der mit seiner Profitgier die Forschung Bassins erst möglich gemacht hat. Dafür kann er dann die Suppe mit auslöffeln um Schlimmeres zu verhindern. Sehr interessant, dass die „Auslöser“ der Katastrophe diesmal versuchen die Sache wieder gerade zu biegen und das sogenannte Monster eigentlich auch nicht das personifizierte Böse ist, sondern, im wahrsten Sinne des Wortes, ein krankes Gehirn. Gut und Böse sind in dieser Geschichte nicht so recht definiert und einen Sympathieträger konnte ich auch noch nicht ausmachen. Die Sache bleibt spannend.

Wie ich schon erwähnte, könnte man bei FRANKENSTEINS GEBURT etliche Vergleiche zu Luifs Einstiegsband (Vampir 11) ziehen. Der Wissenschaftler, die Gehirnverpflanzung, die Rache der gequälten Kreatur, das anschließende Gemetzel, die Drogen usw., aber die Story ist doch eine ganz andere und ein Happy End gibt es diesmal auch nicht. Zumindest jetzt noch nicht, denn man darf ja auch nicht vergessen, dass dies der Auftakt eines Dreiteilers war. Vielleicht hat Kurt Luif auch nur die Gunst der Stunde genutzt und Herrn Bernhardt, dem Redakteur bei den Vampir-Romanen, ein vom Thema ähnliches Manuskript vorgelegt wie das der 11 oder ein paar Rest-Ideen mussten noch raus. Schließlich ging es ja auch um Geld. Aber das ist reine Spekulation und ehrlich gesagt ziemlich an den Haaren herbei gezogen. Vielleicht hat Bernharrdt auch gesagt: „...Schreib mir noch so ein Ding. Mich würde wirklich interessieren, ob es damals schon Feedback der Leser gab  oder ob man sich gänzlich auf die Verkaufszahlen verlassen hat. Wahrscheinlicher ist das Letztere, denn Leser-Kontaktseiten gab es, meines Wissens nach erst später in Heftromanen.Trotz dieser Ähnlichkeiten hat mich dieser Roman überzeugt und wäre damals ein weiteres Kaufargument für mich gewesen, zumal Luif  die Figur des Mad Scientist echt gut drauf hatte. Vielleicht gab es ja persönliche Gründe warum dieser Berufsstand nicht so gut bei ihm wegkam. Wer weiß schon, welchem Klempner in Weiß man gegenübersteht oder liegt. Zumindest hat Luif/Burcette mit diesen Ängsten vor Wissenschaftlern und Ärzten gespielt und sie einer Bedrohung aus dem Reich der Dämonen und Geister vorgezogen. So richtig angekommen ist er zu dieser Zeit im klassischen Horror Genre noch nicht, aber genau dass brachte eine lebendige Vielfältigkeit in die Serie. Kurt Luif setzte am Anfang eher auf einigermaßen (lach) erklärbare und künstlich hergestellte Schrecknisse und Gehirnmanipulation. Dazu passen dann auch wieder die Drogen, die Bassin seinen Kollegen verabreichte. Sie gestalteten die Mitarbeit seiner Untergebenen, Stone und Grace, wesentlich geschmeidiger und ließen erst  gar keine Bedenken und Widersprüche aufkommen.  

Nach dem zweiten Burcette Roman innerhalb der Serie kann ich nur wieder Beifall klatschen. Ich  komme unheimlich gut auf seinen  Stil zurecht, der vor Spannung, Tempo und guten Ideen nur so überquillt. Also, ich bin gespannt auf die weiteren Schritte unseres Anti-Helden. Auch wenn er nicht mit vor dem Körper abgespreizten Armen durch die Gegend wankt, sondern wohl eher ein umgebauter  Nowitzki ist, wenn man seine Basketball Vergangenheit berücksichtigt.

Kurt LuifEins darf man auch nicht vergessen, dieser SF lastige Gruselroman mit Krimi Elementen ist von 1973! Mir kommt er relativ zeitlos vor und ich bin davon überzeugt, dass Kurt Luif vor dem Schreiben eine Technik-Messe besucht hat. Bildtelefon, das öffnen der Tür durch Handauflegen und Kameraüberwachung waren zu dieser Zeit nicht überall im Einsatz  oder zumindest noch absolutes Neuland im Bereich Gebäudeschutz. Zwar gab es schon Versuche wie zB. beim Telefon (1936 – Georg  Oskar Schubert), was mir einen weitreichende Recherche von 5 Minuten offenbarte, aber durchgesetzt haben sich solche Sachen erst richtig im PC Zeitalter ab 1980. Das diese technischen Dinge mal Standard werden, konnte man 73 nur erahnen. Hier hatte der gute Kurt ein paar echt neue Sachen eingebaut um der Geschichte einen modernen Anstrich zu verpassen. Für  eingefleischte SF Leser dürften diese Neuerungen kalter Kaffee gewesen sein, aber bei den Vampiren war es für mich ein Sprung in die Zukunft. Ich muss aber auch gestehen, dass ich in Sachen Technik ein echter Honk bin. Im Bereich Nahrung war der Roman übrigens auch ganz weit vorne, denn Birgit hat zwei „Hamburgers“ gegessen. Der erste Mac Fress hat bei uns in Essen erst 1980 aufgemacht...

Was gab es sonst noch?
Auch das Titelbild zeigt diesmal eine Veränderung. Neben dem Vampir-Horror Logo steht der Hinweis Der neue Frankenstein und deutet darauf hin, dass es sich hierbei um eine Subserie oder einen Mehrteiler handeln könnte. Eine Neuerung bei Pabel, denn bis jetzt gab es ja nur Einzelromane.  Das Monster sieht mit seiner Fips Asmussen Frisur recht schrecklich, aber nicht unbedingt dumm aus und das bezaubernde, nackte Mädel auf seinen Armen kommt tatsächlich etwas blutleer rüber. Die Kunsthaut habe ich mir  genau so vorgestellt und die Burg im Hintergrund hat tatsächlich Ähnlichkeit mit Conway-Castle. Thole zeigte hier wieder sein großes Talent, den Roman im Bild darzustellen. Okay Frankenstein würde ich älter einschätzen als beschrieben, aber was soll`s. Auf der Innenzeichnung von Berthold wehrt sich gerade Birgit gegen das Retorten-Monster, das krampfhaft versucht, wie im Roman beschrieben,  ihre Gestalt anzunehmen.

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Kommentare  

#1 Schnabel 2016-01-13 09:05
Den Vampir-Roman Nummer 13 (wie auch schon Nr.11) hat Kurt Luif nach einen Exposé von Hans Gamber geschrieben. Nachlesen in Kurt Luif-Interview-Teil 2.
Hier der Link:
www.zauberspiegel-online.de/index.php/durchblick-hintergrnde-mainmenu-15/-im-gesprch-mit--mainmenu-179/6739-kurt-luif-ber-leben-schreiben-sf-vampire-und-dmonen-teil-2
#2 Andreas Decker 2016-01-13 14:27
Luif war zumindest Fan von Autoren wie Harold Robbins und Evan Hunter. Wenn er die Originale gelesen hat und nicht die "angeglichenen" Übersetzungen der Zeit, wo die Helden immer ein Butterbrot essen statt ein Sandwich, dürfte er die Lieblingsspeise der Amis bestimmt gekannt haben.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der damaligen Zeit so schnell Verkaufszahlen vorlagen.

Ohne spoilern zu wollen, Bd.2 und 3 sind sogar noch heftiger, was den Gewaltlevel angeht. Ist schon witzig, dass ausgerechnet die ersten deutschen Beiträge direkt so splattrig waren. Das muss eine gute Zeit zum experimentieren gewesen sein. Ist auch ein schönes Beispiel dafür, was aus dem Genre vielleicht ohne die überzogene Selbstzensur auch thematisch hätte werden können. Meistens hängt man das ja nur an der Zahl der Gewaltszenen und dem dezenten Softporn auf - obwohl selbst diese Bezeichnung letztlich Schwachsinn für diese dezenten Szenchen ist -, aber am meisten haben darunter ja die Geschichten selbst gelitten. Wenn das Gute siegen muss, haste halt nicht viele Möglichkeiten.
#3 Toni 2016-01-13 14:29
Danke für die Zusatzinfo Uwe. Übrigens, schönes Interview. Und toll, dass man sich ergänzen kann und ältere Sachen nochmal auf die Platte kommen.

Das Foto von mir (ich kanns langsam auch nicht mehr sehen) sollte eigentlich Frankenstein sein. Aber so gehts auch :D
#4 Schnabel 2016-01-13 14:54
zitiere Toni:
Danke für die Zusatzinfo Uwe. Übrigens, schönes Interview. Und toll, dass man sich ergänzen kann und ältere Sachen nochmal auf die Platte kommen.

Nichts zu danken, in Sachen Kurt Luif bin ich immer gern hilfsbereit.
Achja, ich würde mal oben die Vampir Nr. 6 durch die Nummer 13 ersetzen...
#5 Toni 2016-01-13 15:06
Interessante These Andreas. Ohne Selbstzensur würde die Serie vielleicht immer noch laufen und der brave Sinclair hätte 5 uneheliche Kinder!
Wenn die Vampire erst ab 18 frei verkäuflich gewesen wären, hätten sie vielleicht einen anderen Stellenwert bekommen. :lol:
Ich habe die Softporn-Einschübe beim lesen damals gar nicht richtig wahrgenommen. Es wurde ja auch nicht so übertrieben wie es bei heutigen "Meisterwerken" der Literatur üblich ist, oder in Filmen. Mich persönlich interssiert es nicht, wie die Wikinger (zB.) damals gepoppt haben usw.

Über Massenweise Drogen hat sich komischerweise keiner aufgeregt. Klar, der erhobene Zeigefinger war immer dabei, aber je öfter du als junger Mensch darüber liest...
#6 Laurin 2016-01-13 16:51
Mach doch mal so zwei oder drei Text-Zitate rein beim nächsten mal, wenn's noch mal schön splattrig wird.
Kenne die alten VHR ja auch nicht, würde mich aber mal interessieren, wie mutig man an die Sache ging, bevor der Jugendschutz angefangen hat, den Heftromanen die Zähne zu ziehen und die Verlage danach Gewehr bei Fuß standen. ;-)
#7 Andreas Decker 2016-01-13 18:40
zitiere Toni:

Wenn die Vampire erst ab 18 frei verkäuflich gewesen wären, hätten sie vielleicht einen anderen Stellenwert bekommen. :lol:


Da beißt sich die Maus ja in den Schwanz. Es gibt keine FSK für Bücher. Darum geht es ja bei der Indizierung. Keine Werbung und keinen Vertrieb, der Minderjährigen zugänglich ist.
Also kannst du das Produkt letztlich nur im Erotikshop verkaufen. Und selbst da gehört es als Horror nicht hin. Die meisten indizierten Taschenbücher regulärer Verleger aus dieser Zeit - behaupte ich jetzt mal ohne Zahlen zu haben - sind Erotikromane.

Und die Spekulation hakt trotzdem an allen Ecken und Enden. :lol: Da gibt es mehr What Ifs als bei PR. Das kannst du nicht vom Umfeld lösen. Die härtesten Romane der 70er in punkto Blut und Sex (obwohl selbst der Punkt komplizierter ist) sind britische Kriegsromane und Western. Nicht mal die "schlimmsten" Horrorromane wurden wie später der Splatterpunk geschrieben. Und schon das, was in den Übersetzungen übrig geblieben war, war für die Aufsichtsorgane zuviel. Sie haben das Genre gehasst.



zitiere Toni:

Ich habe die Softporn-Einschübe beim lesen damals gar nicht richtig wahrgenommen. Es wurde ja auch nicht so übertrieben wie es bei heutigen "Meisterwerken" der Literatur üblich ist, oder in Filmen. Mich persönlich interssiert es nicht, wie die Wikinger (zB.) damals gepoppt haben usw.


Der Erotikanteil ist ja auch minimal gewesen. Wenn du da geblinzelt hast, hast du es überlesen. :-)

Ist natürlich Geschmacksache, ob man das gern liest oder nicht. Manchmal ödet es mich an, manchmal finde ich es gelungen. Allerdings halte ich es mittlerweile dank unseres politischen Umfelds auch für einen Ausdruck von Freiheit, der bedeutend energischer verteidigt gehört. Ob es nun die Nacktszenen in einer TV-Serie sind, ein paar "Stellen" in einem Buch oder auch nur ein Aktfoto - oder Zeichnung auf einem Cover.
#8 Toni 2016-01-13 20:29
Das mit dem "ab 18" wäre natürlich nicht gegangen Andreas. Wie der Zufall es will, gab es in Gelsenkirchen direkt neben einem Romanshop einen Beate Use (kann auch Delphi gewesen sein) Laden. Da hätte sich eine Verbindungstür für die ganz harten Heftromane angeboten. :lol:
Der große Run auf die Gruselromane fing ja erst mit Sinclair so richtig an und da mußte nix indiziert werden.

Natürlich stören mich die zwischenmenschlichen Einschübe in Film und Buch auch nicht. Nur wenn es zuviel wird (in einem "normalen Krimi" oder so) oder alle 5 Minuten, kann es mich schon nerven. Aber verbieten... auf keinen Fall.

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