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Ich ist ein Anderer Die Humanität in der Mars-Odyssee von Stanley G. Weinbaum

Die Mars OdysseeIch ist ein Anderer
Die Humanität in der Mars-Odyssee von Stanley G. Weinbaum

Der Fremde als Spiegel der Seele - Ursprünglich erschienen 1934 in Wonder Stories.

Bei der ersten Landung auf dem  Mars stürzt der Bordchemiker Dick Jarvis bei einem Erkundungsflug weit entfernt vom Raumschiff auf der Oberfläche des noch kaum bekannten Planeten ab.


Die Mars OdysseeEr entschließt sich, den weiten Weg zurück zu Fuß in Angriff zu nehmen, und hofft unterwegs von den Schiffskameraden gefunden zu werden. Bald nach seinem Aufbruch rettet er einem Wesen, das entfernt an einen irdischen Strauß erinnert, das Leben. Es stellt fest, daß es intelligent ist, aber eine ziemlich fremdartige Denkweise hat. Trotzdem gelingt eine ansatzweise Verständigung und das Wesen begleitet ihn auf seiner Weiterreise. Unterwegs treffen sie auf noch fremdartigere Lebensformen, die sich zum Teil als gefährlich erweisen sollen.Diese Lebewesen sind als wirklich fremdartig dargestellt, möglicherweise ein Grund, warum diese Story damals so erfolgreich war.

Interessant ist aber vor allem die Darstellung des Jarvis und die Akzeptanz des fremden straußartigen Lebewesens Tweel. Sind die beiden zwar von völlig verschiedenen Arten mit eigentlich absoluter Verständnislosigkeit, gelingt es Jarvis doch, eine Brücke zu dem Fremden zu bauen, indem sie Sprachunterricht aufnehmen. dabei erweist sich der Fremde als dem Erdmenschen überlegen. Nicht nur das, sie retten sich auch gegenseitig das Leben, in dem jeder den anderen aus einer gefährlichen Lage rettet, aus reiner "Humanität" dem Hilflosen gegenüber, egal, wo dieser herkommt. denn auch Jarvis, der Tweel zuerst aus den Fängen einer schwarzen, mit schlangenartigen Tentakeln bewehrten evtl. pflanzenartigen Lebensform rettet, bemerkt, dass Tweel eine Tasche trägt oder ähnliches. Er kommt ihm zuhilfe, weil er ihn als ein ihm ähnliches Wesen erkennt, später warnt dieser Tweel den Piloten Jarvis vor der Hypnose durch eine solche Kreatur, der er selbst beinahe zum Opfer gefallen wäre. Können die Beiden sich also nur über wenige Worte verstehen, so sind sie doch in der Lage, miteinander zu kommunizieren.

Dabei wendet Weinbaum zwei erzählerische Tricks an, um diese nur notdürftig erkennbare Kommunikation dem Leser darzustellen.

  • Erstens läßt er Tweel irdische Worte radebrechend verwenden, damit der Leser sich sofort einen eigenen Eindruck vom Verständigungsversuch machen kann, es ist nicht Jarvis, der Tweels Sprache spricht  (etwa wie eine Art quasi-"Klingonisch") ...und dies dem Leser erst übersetzen müsste durch das Erklären von Begriffen, was die Erzählung der Story unhandlich machen würde...
  • Zweitens. Weinbaum verschachtelt das "show, don't tell", über "Don't show but tell how it shows" indem er Jarvis seinen Raumfahrerkollegen das Geschehene nachträglich erzählen läßt, aber so wie es geschehen ist. Dabei sind seine begleitenden Kommentare als Erklärungen für seine Kollegen ebenso überzeugend dargestellt wie für den Leser geschildert, weil Jarvis seine Handlungen und die von Tweel, dem Fremden, ja auch seinen Raumfahrerkameraden erst einmal  überzeugend erklären muss. Spielerisch erfährt natürlich der Leser über diese notwendig gewordene Erklärungsbrücke die Handlungen, ohne dass die  Darstellung mühevoll oder zwangsdidaktisch wirkt.

Ist die Gesamtsprache der Geschichte zwar auch eher einfach gehalten für die heutige Zeit, wirken die Beziehungen zwischen den Astronauten ein bisschen primitiv kumpelhaft, aber auch sie hatten ja immerhin nach dem abgestürzten Jarvis gesucht, waren also bereit zur Hilfemission, so kann sich die Story auch heute noch gleichberechtigt sehen lassen neben vielen anderen, die später erschienen sind...weil sie durch ihre planetar übergreifende Humanität überzeugend wirkt.Der Fremde wird von dem Astronauten ganz selbstverständlich als intelligentes Lebewesen akzeptiert, das dem  Erzähler mindestens gleichwertig ist...

(C) 2016 by H. Döring

Tags: Science Fiction and Fantasy

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