... Der Ereignishorizont ... - Gibt es die »bessere« SF?
... Der Ereignishorizont ...
Gibt es die »bessere« SF?
Die kleinste Kleinteiligkeit findet man in der soziologischen SF, die Gesellschaftsmodelle entwirft, etwa 1984, Brave New World, Man In The High Castle, Equlibrium (Film) und andere. Hier unterscheidet sich die äußere Welt oft technologisch und (natur)-wissenschaftlich nicht allzusehr von unserer, die SF-Anteile liegen in der Beschreibung der Gesellschaftstruktur, und wie die oft wenigen Hauptpersonen damit umgehen und zurechtkommen...können. Hier geht die Handlung eben von den konträren Ansichten der Protagonisten und der Gesellschaft aus...aber sehr kleinteilig...
Konträre Ansichten finden sich natürlich immer in der SF...die nächsten Bezüge wären Raumfahrt, Konflikte zwischen verschiedenen kosmischen Arten ( etwa: Homanx/Aann bei Alan Dean Foster) oder auch Bürgerkriege (z.B.Cherryh: (Union,Allianz,Erde)), Honor Harrington, oder Nydenion, Film. Ebenso finden wir viele Renegaten, Piraten usw., die gegen Große Wirtschafts-oder Staatsgesellschaften kämpfen...etwa in „Serenity“, Film...aber natürlich auch in Buchform oder Erzählungen. Hier ist der Handlungsrahmen oft schon größer als in der soziologischen SF, weil die Welt weiter und vielfältiger ist, verschiedenen Arten von Kulturen vorkommen (können), nicht ausschließlich Nabelschau innerhalb der Menschheit betrieben wird wie in der klassischen Anti-Utopie...und die Handlungsträger oft bunter, vielfältiger, kreativer und phantastischer gestaltet sind als in der Social-SF.
Dann kommen die „Imperien-Kriege,“ wo ganze Milchstraßensysteme oder Galaxienhaufen erschüttert werden, oft auch hier sehr ambivalent beschrieben, aber nicht minder spannend.Treffen mitunter nur zwei dominierende Arten aufeinander und wird deren Konflikt beschrieben (Enemy Mine, Starship Troopers) so können auch ganze Völkervielfalten gegeneinander antreten (Lensmen-Zyklus), die gleich für intergalaktische Kriege sorgen.
(Da auf PR fast alles von dem oben und unten Gesagten irgendwo einmal zutrifft, sei diese Serie jetzt aus der Betrachtung herausgenommen).
Zu guter Letzt an oberster Stelle sozusagen, finden wir die Schilderung ganzer Kosmen, der Entstehtung und des Vergehens ganzer Universen (Baxter). Durchaus faszinierende Gedankenmodelle, die oft auch phantastisch angelegt sind, in ihrem gewaltigen Beschreibungsrahmen aber mitunter auch etwas steril und gähnend wirken. Hier gilt insebesondere das Wort: „Kennt man Einen, kennt man alle“.
Deshalb muss ich mir etwa nicht die dreizehnte Version der Baxterschen Kosmos-Evolution hereinziehen... unerwartet komisch wirkt bei dieser Unterart der Literatur oft übrigens auch die Kleinteiligkeit menschlicher Handlungen, die dann mit der Größe kosmischer Evolution gekoppelt wird...ein eher unwahrscheinliches Szenario...doch sei es dem jeweiligen SF-Autor unbenommen, dies zu beschreiben...so entwirft sich also das SF-Konzept in einem Horizont verschiedener Breite und für jeden, der dieses Genre mag, wird wohl etwas dabeisein...mir selbst ist eine gut erzählte Story lieber, die menschliche Handlungen wiedergibt, für ordentliche Action sorgt, auch zwei, die sich kriegen, sind dabei okay...nur bitte keine sterile, überbordende Schreibe, die einem zwar ein Gedankenmodell vorführt, dass aber zu keiner Identifikation des Lesers mit einem Protagonisten und damit auch zu keinem Eintauchen in die Geschichte führen kann (etwa Stapledon, Star-Maker, Baxter: diverse).Das große Denkmodell, so interessant es also auch beschrieben sein kann, so philosophisch entworfen, die pralle, knackende Handlung einer Raumpiratenstory kommt allemal besser herüber, wenn sie eben auch kleinteiliger ist...
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