Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Eleanors Baby
Der Vampir-Horror-Roman
Eleanors Baby
Eleanors Baby
Mein Senf
Was ein Poltergeist ist, weiß man spätestens seit dem Film von Tobe Hooper aus dem Jahr 1982. Türen schlagen, Besteck und Geschirr durch die Luft wirbeln lassen, Schneestürme in der Küche oder das Einsaugen von Kleinkindern in Fernsehgeräte sind ein beliebter Zeitvertreib für diese bösen Hausgeister. Manchmal sind sie auch ganz erträglich, wie z.B. das Gespenst von Canterville oder sogar hilfreich wie bei „Der Geist und Mrs. Muir“, wenn sich noch jemand an diese alte Fernseh-Serie erinnern kann. Auf alten Seglern nannten die Seeleute sie Klabautermänner und in Märchen und Sagen kennt man sie als Kobolde, wo sie nicht an ein Haus oder Schiff gebunden sind. Die Ähnlichkeiten zwischen Polter- und Normalgeist sind aber meist nur sehr gering, obwohl man Geistern nachsagt ruhigere Vertreter zu sein und sie eher Ortsgebunden sind. Eins haben sie aber gemeinsam, sie sind meist bösartig und Menschenfeindlich. Das beschreibt aber nur die eine Hälfte der Wesenheit Remember, denn die andere Hälfte dürfte ein klassischer Incubus (Dämon) sein, der des Nachts den unbescholtenen Frauen Samen von z.B. Toten überträgt. Männer dagegen werden im allgemeinen von Sukkuba (Succubus) besucht, die dann ihren Saft rauben. Die Frucht von Succubus und Incubus ist das etwas bekanntere Wechselbalg. Zurückzuführen ist die Sache mit den nächtlichen „Besuchern“ bis in uralte Kulturen und war eine beliebte Ausrede bei ungeklärten Schwangerschaften oder für feuchte Träume. Mischt man Inkubus und Poltergeist bekommt man einen Polterkubus, der das böse Wesen in diesem Roman am besten beschreibt. Eigentlich beschrieb sie sich selber als Hexe mit erweiterten Fähigkeiten. Ob sie selber in die Hülle von Eleanors Mann geschlüpft ist oder einen ihrer Freunde aus der schwarzen Kaste genötigt hat, blieb unklar. Remember war nämlich gut vernetzt und sie konnte auf die Hilfe anderer Wesen zurückgreifen.
Etwas an dem „Baby schockiert Eltern“ Roman war aber anders, denn dass der Geist einer Hexe direkt bei der Familie als Untermieter wohnt, gab der Geschichte eine eigenwillige Stimmung. Der Leser brauchte nicht auf die Bedrohung aus dem Reich der Dämonen zu warten, sie war bereits da. Remember lockerte mit ihren bösen und egoistischen Gedanken, den eher harmlosen Storyverlauf um einige Nuancen auf und gab ihm ein wenig Pfeffer. Auf den ersten Seiten dachte ich noch, dass der Roman eine humorige Note hat und Remember so eine Art niedlicher Poltergeist ala Hui Buh sei, aber spätestens nach den ersten Mordversuchen an Kindern war der Spaß vorbei. Lore Strassl nannte die beiden Jungen von Eleanore übrigens immer „Buben“. Das fand ich irgendwie nett und erinnerte mich an die Jugendbücher dieser Zeit. Kinder haben, genauso wie Tiere, einen siebten Sinn für Spuk Erscheinungen. Ihre Phantasie ist noch nicht so verbraucht und überlagert wie die (es soll aber auch hier beim Zauberspiegel Ausnahmen geben) eines erwachsenen, alltagsgeplagten Menschen. Der Geist der Nelsons war ein ausgemachtes Miststück mit Hang zum Gemeinen und Niederträchtigen. Vom freundlichen Hausgeist keine Spur. Lustig wurde es immer nur dann, wenn Remember auf dem Kopfkissen, der Toilette oder auf irgendeiner Schulter saß und sich zu den Gesprächen ihre eigenen Gedanken machte Das hätte man ausbauen können, wenn es mit Eleanor weiter gegangen wäre.
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Ich muss gestehen, dass ich gefühlte 20 Personen in meiner Zusammenfassung gar nicht erwähnt habe. Das liegt zum einen daran, dass die Nelson Familie und Anverwandte die Wollnys hätten blass aussehen lassen und zum anderen nur für Verwirrung gesorgt hätten. Irgendwie hatte auch jeder etwas zu sagen und steuerte ungefragt seinen Kommentar bei. Mit anderen Worten, die Geschichte wurde mächtig um die Ecke erzählt und die Informationen für einen Menschen auf Lesereise mussten auf unzähligen Seiten, begleitet durch heftiges Vor-und Zurückblättern, gesammelt werden. Linda deB. machte es einem nicht gerade einfach die Flöhe ihrer Handlung zusammen zu halten. Erste Frau, zweite Frau, deren Enkel und Kinder sowie Neffen und Nichten in erster und zweiter Blutlinie, dazu noch unzählige Nachbarn und deren Verwandte. Habe ich schon von den engen Freunden gesprochen? Lore Strassl hat mit Sicherheit einen Stammbaum anlegen müssen, um sämtliche Familienmitglieder auf den Schirm zu bekommen. Eine beachtliche Leistung der Übersetzerin, die ich hier mal besonders erwähnen möchte. Die leider 2003 verstorbene Lore Strassl, war mit dem Autoren Hubert Straßl/Hugh Walker verheiratet. Durch ihre Tätigkeit als Übersetzerin (de Camp, Howard, Moorcock u.s.w.), brachte sie amerikanische und englische Autoren in die deutschen Heftromanständer oder Buchauslagen. Eine sehr aktive und engagierte Frau. 1985, 86 und 87 erhielt sie, wegen Feinfühligkeit und Sprachkunst ihrer Arbeiten, den Kurd-Laßwitz-Preis als beste Übersetzerin.
Wieder mal kein Roman den ich, überspitzt gesagt, schwangeren Frauen und werdenden Vätern unbedingt empfehlen würde. Bei den Vampir-Horror Romanen ist das jetzt schon der Vierte ( Vampire unter uns, Das Blutmal und Im Bann der Hexe) der das Thema dämonisches Kind oder Bad-Baby, anschneidet. Das war um diese Zeit herum beliebt und gerade die Sachen, die aus Amerika kamen (Rosi und ihr Baby, Exorzist usw.) sorgten vielleicht dafür, über voreilige Kinderwünsche nochmals nachzudenken. Da nutzten die Autoren und Filmemacher die Ängste der werdenden Eltern ganz schön aus und gaben ihren Albträumen schaurige Gesichter.
„O Dad, sei doch endlich still! Ich rutsche in dieser Badewanne herum, die voll von allem möglichen Zeug ist, von dem ich gar nicht wusste, dass es mit den Babys herauskommt...“
Diese Stelle im Roman war mit Abstand die blutigste und wer schon mal bei einer Geburt dabei war weiß, wovon die Autorin spricht. Für den Leser ein ungeschminkter Einblick ins wahre Leben rund um den Geburtsvorgang. Statt Käsebrötchen zum Feierabendroman gab es Mutterkuchen und der Magentee wurde durch einen ordentlichen Schwall Fruchtwasser ersetzt. Echt schocking – zumindest für den weicheirigen Durchschnittsadonis (ich) mit gelegentlicher Männergrippe. Als sie dann noch die Nabelschnur mit den Zähnen durchgebissen hat...
Nightmare Baby war eindeutig der Zielgruppe „selbstbestimmte, eigenständige, moderne“ Frau gewidmet. Auch die Liebe durfte natürlich nicht fehlen und irgendwie gab es auch ein Happy End. Kein Wunder, denn Elizabeth Lorinda DuBreuil wusste wie man Romane für die Mystery begeisterte Leserin schrieb. Wenn man den Kommentaren von einigen Forumsteilnehmern bei Bastei lauscht, wurden wohl einige Frauengrusler von ihr für die Sandra Reihe unter dem Pseudonym Kate Cameron übersetzt. In die Vampir-Horror Serie ist sie mit Eleanors Baby (Original von 1970) demnach nur zufällig gerutscht und außer einer Wiederauflage als Dämonen-Land Roman Nr.158, 22 Jahre später, hat man von ihr im Horror-Heft Bereich nichts mehr gelesen.
Trotz vieler guter Ideen kommt, wie die anderen Amerikaner bei den Vampiren, auch dieser Roman etwas glattgebügelt und unterkühlt daher. Irgendwie fehlt es ihnen immer etwas an Atmosphäre und märchenhaften oder auch eine Prise Old-Europe. Einen Helden gab es nicht und die Ängste bezogen sich eher auf die anstehende Geburt und das Wohl des Kindes. Wenn gestorben wurde, dann nur im Hintergrund oder vor langer Zeit. Da der Roman mit Sicherheit wieder stark gekürzt wurde, kann ich davon ausgehen, dass man im Original mehr über Remember erfährt, denn deren Sicht auf das Geschehen war immer recht witzig und locker beschrieben. Ansonsten gab es jede Menge Frauenthemen wie Liebe - Leiden – Schwangerschaft. Bitte nicht abwertend verstehen.
Was gab es sonst noch?
Eine Schwangere auf dem Titelbild, umringt von jeder Menge Albtraum Gestalten. Kein Bild das man später ins Kinderzimmer hängen möchte.
Berthold hatte es sogar noch schwerer, das Grauen in Bilder zu fassen. Schließlich war Remember unsichtbar, zumindest für die Erwachsenen. Also musste ein Kind herhalten, das mit schreckgeweiteten Augen auf den Geist deutet.
In Kindheitstagen hatte ich mal einen Kumpel mit spanischen Wurzeln. Das war zu der Zeit, als im Eulenspiegel (Kino) die Bilder zu Romeros Zombiefilm im Schaukasten hingen und das Thema Horror bei uns ganz groß geschrieben wurde. Mein Freund Paco erzählte von einem Jungen aus seinem Dorf, der von einem alten Mann angesprochen wurde und dieser ihn über seine Familie ausgefragt hat. Als er das seinen Leuten erzählte, legte man ihm Fotos von älteren Männern aus dem Bekanntenkreis vor. Auf einigen war auch sein Großvater, den er nicht mehr kennengelernt hat, abgelichtet. Er identifizierte immer wieder seinen verstorbenen Opa...
Mit standen damals echt die Haare zu Berge. Konnte es so etwas geben?
Kommentare
Und zu: "Mir standen damals echt die Haare zu Berge. Konnte es so etwas geben?"
Oh ja, da bin ich mir sicher...