Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Ich, der Vampir
Der Vampir-Horror-Roman
Ich, der Vampir
Ich, der Vampir
Mein Senf
Häusern wird ja oft ein Eigenleben nachgesagt. Sie sollen die guten, aber auch die schlechten Taten der Menschen, die in ihnen wohnten aufgesogen haben und erhielten dadurch ihren Charakter. Ein windschiefer alter Kasten mit Fledermäusen im Hintergrund muss also nicht unbedingt böse sein, wenn die Bewohner immer recht fröhlich waren, und andersrum kann eine weiß gestrichene, romantisch anmutende Südstaaten-Villa ein Arschloch sein. Anders sieht es bei den sogenannten Horror-Häusern aus, die mitunter ihren Namen von uns Menschen auf die Dachschindeln gestempelt bekommen haben und immer mal wieder in der Presse auftauchen. In ihnen wurden grausige Morde begangen, gefoltert oder man sperrte Menschen jahrelang in ihnen ein. Was da die Mauern aufgesogen haben möchte ich gar nicht so genau wissen. Obwohl, der ein oder andere Roman oder auch Film wäre ohne diese Bad-Houses echt aufgeschmissen.
Die Sache mit den Gruselbuden hört sich erst einmal sehr spuki an, doch wenn man mal genauer drüber nachdenkt, kennt wohl jeder so alte Kästen in seiner näheren Umgebung. Vielleicht nicht mehr so in den Zentren mit ihrem Bauboom, aber in irgendeiner finsteren Ecke der Stadt steht bestimmt so ein Ungeheuer aus alten Tagen herum und wartet auf neue Mieter oder Besitzer (oder Kinder, die in ihnen spielen...). Häuser können also die Schwingungen oder sonstwas von bösen Taten speichern und ihnen anschließend eine Gestalt geben. Das können real wirkende Personen sein oder auch Tiere wie Katzen (meist einäugig), die sich den Lebenden mitteilen wollen. Wenn man die Suchmaschine mit „gibt’s Häuser mit Seele“ füttert, landet man auch unweigerlich auf diversen Esoterik-Seiten, die sich liebevoll um solche Dinge kümmern. Die dort wirklich plausibel und in Not vorgebrachten Probleme und Fragen handeln u.a. davon, dass merkwürdige Dinge in Häusern oder Wohnungen passieren und die Menschen dort oftmals die Geister von Toten sehen oder spüren. Ein Zusammenleben ist oftmals nicht möglich und auch nicht erwünscht. Was soll man also tun, wenn sich die Traumimmobilie in ein bösartiges Monster verwandelt? In Filmen hilft oft abfackeln, im wahren Leben weiterverkaufen und den Banken, bei noch laufender Finanzierung, damit eine Freude machen.
Nun, Hubert Straßl bevorzugte die Abfackel-Variante und ließ nur ein Häufchen Asche übrig. Der Protagonist teilte dann, in Liebe verbunden, dass gleiche Schicksal auf der Lichtung, nur dass er langsam gefressen wurde und anschließen zu Staub zerfiel. Ein schön/schauriges Ende, bei dem meinerseits sogar ein wenig Mitgefühl aufkam und der Autor wieder einen seiner „Denk mal drüber nach Momente“ ins Spiel brachte. Warum ihn das Haus/Katalin unbedingt zum Vampir machen musste war mir nicht ganz klar, denn sie war ja selber kein Blutsauger. Und wer bekam die anderen Opfer, die Max und Konsorten so vermittelte. Die Anwohner des Dorfes? Ihre Diener, das Haus selber? Hier ließ Hugh Walker ein paar interessante Fragen offen, aber dies ist halt Heftroman like.
Der Kern der Story war diesmal die Liebe zwischen einem Menschen und einer höheren Macht. So etwas funktionierte schon in den Mythologien verschiedener Kulturen oder bei der „kleinen Meerjungfrau“. Wenn sich das Jenseitige mal verknallt hat, gibt es meist kein halten mehr und unbescholtene Mitmenschen wachen schon mal als Untote auf.
Manchmal braucht man ja nur ein paar Seiten bis man geschnallt hat, um welchen Unhold oder Monster es geht. Nun, er machte es den Kaufinteressenten diesmal noch einfacher und gab bereits beim Titel des Romans den entscheidenden Hinweis. Es geht um Vampire! Oder doch nicht, denn eigentlich passierte ja noch eine Menge mehr als dieses oft eintönige in-den-Hals-beißen mit anschließender Verwandlung. Selbst 1973 dürften die Menschen schon etwas abgestumpft gewesen sein, was Graf Dracula und Konsorten anbelangte. In den Kinos mussten die Filmemacher jetzt sogar auf die oft dürftigen erotischen Elemente hinweisen, damit der Streifen zeitgemäß wirkte und zur freien Liebe der immer noch nachwirkenden Hippie Bewegung passte. Äußerst brutal beschrieb Straßl eine Vergewaltigung im Wald, wo zwei Männer einem „sehr jungen Mädchen“ böse Dinge antaten und Vick Danner in seiner Vampir-Starre (tagsüber) nichts machen konnte. Das ging über mehrere Seiten und ich hätte am liebsten dazwischen gehauen. Diese Schweine. Am Ende hat unser Blutsauger, als das Mädchen aufs Auto zu taumelte, noch ihr Blut getrunken. Von freier Liebe keine Spur. Die Verbrecher sind entkommen, aber hier konfrontierte Straßl den Leser mit der Frage, wer die größere Bestie ist: Mensch oder Monster.
Klasse fand ich auch den nächtlichen Ausflug durch München mit anschließenden Einkaufstrip, weil Vick Danner ein frisches Hemd brauchte. Da ging zwar eine Seite für drauf, aber gerade solche Nebensächlichkeiten konnte Straßl unheimlich gut mit in die Story einbauen, ohne dass es sofort langweilig wurde. Irgendwie schaffte er es immer, den Leser bei der Stange zu halten und eine seltsame Gemütlichkeit aufkommen zu lassen. Banalität des Horrors? Diese Vermischung von Realität und Gruselstory hatte Walker echt gut drauf. Das ist auch ein Grund warum ich nach etwas längerer Zeit die Dinger nochmals lese. Gut, das Gefühl ist ein anderes, aber wenn es mal etwas ruhiger wird bei uns und das Wetter mal matschiger ist als sonst, kommt ein klein wenig von dieser Gemütlichkeit zurück...Bis einem vom sitzen oder liegen der Rücken weh tut! Damals habe ich länger in den unmöglichsten Positionen ausgehalten.
Was soll man sagen? Eigentlich habe ich bis jetzt noch keinen schlechten Roman von Hugh Walker gelesen. Klar, wenn man wie früher drei (oder noch mehr) Romane in der Woche liest, kann das schon mal zu einer Übersättigung führen oder die ein oder andere geniale Idee eines Autoren geht einfach mal unter. Da hilft nur nochmals lesen und das Risiko eingehen, dass einem der Roman diesmal nicht so gefällt. Bei manchen Serien hatte ich öfter das Gefühl, den Roman aus versehen schon mal gelesen zu haben. Hinterher machte ich mir sogar kleine Kreuze mit Bleistift auf Seite drei um die Gelesenen zu markieren. Bei Straßl konnte mir das nicht so schnell passieren, denn seine Geschichten kamen doch immer sehr individuell daher und seine Schreibe hatte einen hohen Wiedererkennungswert. An seine Romane kann ich mich nach 30 Jahren am meisten erinnern.
In einer Sache hat mich H.S. überrascht, denn diesmal spielte die Geschichte nicht in der Ich-Form. Eigentlich finde ich diese Form für seine Romane genau richtig, da er ja oft mit der Zerrissenheit und den Zweifeln seiner Prota/Antigonisten spielt. Von Vick Danners Innenleben erfuhr man aber auch so noch genug. Zuerst wunderte er sich über seine Gelüste nach Blut und nachdem er satt war, bekam er einen regelrechten Ekel vor sich selber. Ein überzeugter Blutsauger denkt anders.
Sympathisch machte ihn die Tatsache, dass er wohl auf Opel stand und deshalb einen Manta fuhr. Opel war zu meiner Zeit, als ich noch die Straßen mit einem frischen“Lappen“ in der Tasche unsicher machte, eine angesagte Marke. Wenn ich an meinen Ascona B 2.0 S denke komme ich heute noch ins schwärmen. Den habe ich mir damals von meinem Verlegungsgeld (von einer Zeche zur anderen) für heftige 4500 DM gekauft und abgöttisch geliebt. Das waren schöne Zeiten für Opel, als man die Autos noch auf der Straße gewaschen hat, zumindest bei uns im Revier.
Was gab es sonst noch?
Spielt der Roman doch in den Südstaaten? Zumindest sieht mir das Haus im Hintergrund ganz stark danach aus. Eigentlich sollte es nicht so hell und freundlich sein sondern eher die Marke alter Kasten, der nur Nachts auftaucht. Kurz, das Titelbild schießt diesmal am Inhalt vorbei und der Gepfählte wirkt ein wenig so, als hätte er sich in letzter Sekunde aufs Bild geschleppt.. Wenn man nicht richtig hinsieht, kann man sogar den Holzpflock, der einzige Hinweis auf einen Gruselroman, übersehen. Trotzdem wieder ein schöner Thole der wohl eher auf die Liebe zwischen Katalin und Vick Danner Bezug nimmt.
VAMPIR INFORMIERT ging in die zweite Runde und Manfred Knorr gab Tipps und kurze (sehr kurze) Empfehlungen zu Filmen, von denen ich die Hälfte noch nicht einmal vom Namen her kenne. Ich gebe zu, ich gehe gern ins Kino und habe auch den ein oder anderen Gruselfilm auf Leinwand gesehen, aber speziell nur solche Filme bringen es dann auch nicht. Beim Bild zu „Das Schreckenscabinett des Dr.Phibes“ habe ich gedacht: Boah ist die Maske Scheiße – obwohl es bestimmt noch schlechter ging und viele Leute das ganz anders sehen. Auch die Maskenbildner haben dazu gelernt, aber damals setzte man wohl eher auf Latex. Das gruselige Hütchen der Dame war dagegen echte Kunst. Damals haben mich solche Fotos noch echt geschockt, aber auch fasziniert. Manchmal bin ich nur zum Kino gegangen um zu sehen was es bei den Erwachsenen gab und dann an den Gruselfilmen hängen geblieben, deren Bilder manchmal im gleichen Schaukasten hingen wie Dick und Doof.
Auch ALFONS griff das Thema Vampir auf. Igor, der Bucklige, bringt die tägliche Blutration zu Draculas Friedhofsadresse. Haha, es gibt sicher lustigere Cartoons aber die Figuren sind klasse gezeichnet und waren auf ihre Art der eigentliche Lacher.
Übrigens! Irgendwo zwischen Pforzheim und Stuttgart, auf dem Weg nach München, müssen ganz schlimme Leute wohnen. Zumindest würde ich, aus eigener Erfahrung niemanden raten in dieser Ecke die Autobahn zu verlassen. In den 90ern habe ich mal über die Caritas mit meiner damaligen Freundin in Darching/Kaspermühle für drei Wochen Kinder betreut (die Armen). Da ich mit meinem eigenen Wagen gefahren bin und Mitten in der Nacht irgendwie den Weg verpeilt hatte, hielt ich an einer Tankstelle irgendwo weit vor München. Statt mir nur kurz den Weg zu beschreiben sagte der freundliche Mitarbeiter, ich solle doch mal den Falk fragen. Ich dachte Falk wäre sein Kumpel der gleich kommt. Diese Burschen haben ja manchmal so seltsame Namen. Aber Pustekuchen. Irgendwann habe ich geschnallt wer Falk war und das es sich dabei um die Straßenkarte für 15 DM handelt. Bei Max hat es wenigstens Kaffee gegeben, aber trotzdem gut, dass ich kein Zimmer brauchte. Vielleicht lag es auch ein wenig an mir, denn mit dem Essener Ruhrpott Platt in breitester Form konnte man schon mal anecken. Besonders bei den Leuten, die sich für meine Ohren mit gutturalen Grunzlauten verständigen und deren Theaterstücke Untertitel brauchen. Nein, ist schon klasse mit den Dialekten. Wer hat sich sowas bloß ausgedacht?
Jetzt muss ich noch was in eigener Sache loswerden. Um etwas Luft bei meiner Lesereise zu gewinnen und schneller voranzukommen habe ich mich dazu entschlossen, die Dämonenkiller Romane links liegen zu lassen. Da ich die Geschichten um Dorian Hunter damals geliebt habe, ist mir die Entscheidung nicht leicht gefallen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass schon genug und zudem kenntnisreicher über die DK-Serie berichtet wurde. An diesen Denkmälern möchte ich mit meiner „Lesereise“ nicht rütteln, auch wenn es ein wenig nach fauler Ausrede klingt. Mir geht es eigentlich darum etwas über Romane der Vampir-Horror Serie zu schreiben, die noch nicht so oft unter die Lupe genommen wurden. Natürlich weiß ich, dass in den vergangenen Jahren auch über den VHR das ein oder andere geschrieben wurde, aber über den Dämonenkiller halt noch mehr.
Kommentare
Nein, Scherz beiseite. Das wäre jetzt das 2 1/2 mal, dass ich den Däki lese. Letzte mal angefangen hatte vor zwei Jahren. Bei den Vampiren kenne ich sogar einige gar nicht (ist mir im Nachhinein aufgefallen) und deshalb sind sie bei mir z.Z. angesagter. Vielleicht mache ich die Dämonenkiller mal zwischendurch...
Die Rezi hier macht jedenfalls schon mal Bock aufs reinblättern.
Southern Gothic in Niederbayern ... Ist eigentlich gar nicht so weit hergeholt.
Was den Däki angeht, bin ich etwas hin- und hergerissen. Einerseits würde es mich auch interessieren, was du davon hältst, andererseits habe ich mich auch noch nicht entschieden, ob ich bei den Däki-Tbs jeden einzelnen der Coco-Romane bespreche oder nicht. Spätestens nach dem zweiten steht zu befürchten, dass man sich nur noch wiederholt.
Und du hast recht, es kommen noch genug interessante Vampirs. Zu der Zeit gab es ja noch inhaltliche Vielfalt.
Das mit den Menschen aus dem Süden von Deutschland ist natürlich nicht böse gemeint... nicht das sich jemand beleidigt fühlt. Ich sitze mit meinem Slang ja selber im Glashaus.
Limat hatte ein Roman der genau das selbe hiess: "Moi, vampire", aber nicht zuvergleichen mit Hugh Walker's. Bei Limat fing es auch mit einer Autoreise an, aber folgte mit einem Unfall, eine Blutübertragung und nachdem aufkommende vampirismus Symptome...Verano bekümmerte sich um die Sache. Eine Liebesgeschichte Opfer/Vampir entwickelte sich auch...Der Roman war interessant aber nicht überzeugent.
Auch Maurice Limat gab es nicht nur bei Pabel, sondern wie andere französische Autoren auch bei Luther:
www.cbmhardware.de/wbblite/thread.php?threadid=11699&sid=
www.cbmhardware.de/wbblite/thread.php?threadid=11652&sid=
www.cbmhardware.de/wbblite/thread.php?threadid=11651&sid=
www.cbmhardware.de/wbblite/thread.php?threadid=11649&sid=
www.cbmhardware.de/wbblite/thread.php?threadid=11648&sid=
www.cbmhardware.de/wbblite/thread.php?threadid=11645&sid=
www.cbmhardware.de/wbblite/thread.php?threadid=11643&sid=
www.cbmhardware.de/wbblite/thread.php?threadid=11627&sid=
sowie noch zwei "Miss Atomos"-Romane von André Caroff in der Reihe "Top-Krimi" (Bde. 15 + 17)
Eigentlich shade das in dieser serie vom Luther Verlag die Dominique Arly Romanen auch nicht zu seinen besten zählen...