Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Zu Gast bei den Teuflischen
Zu Gast bei den Teuflischen
Zu Gast bei den Teuflischen
Wales, wo es am Grünsten ist. In der von Nonnen geführten Mädchenschule im abgelegenen Schloss Pwll hat es einen Mord gegeben. Eine der Nonnen ist mit einem Schwert erstochen worden.
Ein Fall für Detective Inspector Bob March und Sergeant John Fitzgerald von Scotland Yard, die anreisen müssen, da hier auch Diplomatentöchter zur Schule gehen.
Schloss Pwll ist eigentlich gar kein Schloss, sondern ein großes Herrenhaus in der Pampa. Die resolute Äbtissin ist entsetzt. Sie fürchtet um den guten Ruf der Schule, denn offenbar hat der Mord satanische Hintergründe. DI March glaubt nicht an solchen Hokuspokus, aber das Gebäude ist schon gruselig. Und die Äbtissin berichtet mit ernsthafter Miene, dass man nachts unheimliche Geräusche hört und auch schon einen Exorzismus hat durchführen lassen.
Die Polizisten entdecken einen unheimlichen herrenlosen Hund, der durch die Büsche streift, und verhören die Nachbarn. Da ist der feindselige Bauer, der die Nonnen hasst und das Haus für verflucht hält, da ist der Landarzt mit der ungewöhnlichen und hübschen farbigen Hausangestellten, der jeden in der Umgebung kennt. Eine Einbruchsserie hält die Gegend in Atem, und der lokale Konstabler ist hoffnungslos überfordert. Die mürrische Magd Anna gerät als Mörderin ins Visier der Ermittler, und dann verschwindet sie auch noch plötzlich.
Natürlich gerät die Schule in die Schlagzeilen, was die Ermittlungen aber eigentlich nicht behindert. Erst als man im Fluss die dem Sarg entrissene Vorgängerin der Äbtissin entdeckt und ein Hilfe anbietender Professor, der Jagd auf Teufelsanbeter macht, eine Begegnung mit dem Hund hat und daraufhin verschwindet, kommt Schwung in den Fall. Im Sarg der Äbtissin entdeckt man Annas Leiche, dann wird Sergeant Fitzgerald von einer unheimlichen Gestalt niedergeschlagen.
Bei seinen Ermittlungen stößt DI March auf den mysteriösen Fall des Ortsschmiedes, der seine Freundin aus Eifersucht umbringen wollte und dabei sein Haus und sich selbst abfackelte. Der aber, wie nur der Leser erfährt, gar nicht tot ist, sondern halb verrückt und verstümmelt das Internat heimsucht.
Ertappt flieht der Schmied und stirbt bei Flucht. DI March schließt messerscharf, dass er Hilfe vom Dorfarzt hatte. Der und seine Haushälterin entpuppen sich prompt als Satanisten, die in der Schule einen Geheimraum zum Satanstempel umgerüstet haben.
Die Haushälterin will den DI vergiften, bekommt die Spritze dank des beherzten Eingreifens des treuen Inspektors selbst ab. Demoralisiert gesteht der Arzt alle Morde. Es ist kompliziert, aber im Grunde hat er die Nonne getötet, weil sie ihn wiedererkannte. Sie konnte ihn mit einem Mord vor 20 Jahren in Verbindung bringen. Damals war er noch ein junger Satansanbeter und sie keine Nonne und zufällige Zeugin.
Der Arzt wird von dem auftauchenden Satanshund scheinbar gerettet. Die Polizisten finden ihn Minuten später in dem Geheimtempel, wo seine Leiche bereits unerklärlicherweise verfault und der tote Professor am Kreuz hängt. Und DI March denkt mit Grausen an den Bericht, den er seinen Vorgesetzten erstatten muss.
Ursprünglich in der für englische Fans legendären NEL-Reihe erschienen, ist das ein solide erzählter Roman, der aber verglichen mit anderen NELs doch etwas betulich und blutarm ist.
Streckenweise liest sich das wie ein typischer Krimi, der die Gruselthematik nur als Aufhänger nimmt. Bevor er kurz vor Ende mit einer erstaunlich holprig präsentierten Wendung zum echten Pulp wird. Davor könnten wir auch in Midsomer sein und Inspektor Barnaby ermitteln. Die Ermittlung läuft völlig routiniert und geradlinig ab. Aber dann huscht plötzlich der irre Schmied grunzend und mit wehender Kutte durch die Katakomben und spielt Phantom der Oper, um die Nonnen zu erschrecken.
Der Roman ist trotz des Erscheinungsjahrs offensichtlich das Produkt einer gesitteteren Zeit oder eines gesitteteren Autors. Die Steilvorlage abgeschiedenes Mädchenpensionat lässt der gute Mann links liegen; die Schülerinnen haben nicht einmal einen Auftritt, geschweige denn gehen sie duschen. Oder verführen den Gärtner. Oder machen Party.
Leider verfährt er mit dem Thema des Übersinnlichen genauso farblos. Zwar spukt der Hund (von Baskerville) herum, aber ansonsten geschieht nicht das Geringste, das Bob, wie der DI immer genannt wird, an seiner Rationalität zweifeln lassen könnte. Sämtliche Ereignisse werden durch den verrückt und stumm gewordenen Schmied wegerklärt. Und um Satan in die Schranken zu weisen, reicht auch schon ein Gebet, was genauso lahm ist, wie es klingt.
Das eigentliche Ende mit dem Arzt und Satansanbeter, der seit Jahrzehnten vor einem Mord flieht, ist dann ganz schön holprig angetackert. Die ärztliche Lebensbeichte – in einem langen Monolog, der genug Stoff für einen weiteren Roman beinhaltet, erzählt der Mörder seine Lebensgeschichte auf zwei Kontinenten – ist auch alles andere als geschickt inszeniert. Und dass sich der Hund zuletzt doch als Tier aus der Hölle entpuppt, der für sein satanisches Herrchen aufräumt, ist ebenfalls nicht gut realisiert. Als wäre dem Autor zu spät aufgefallen, dass er nach seinem schwarzem Abt noch einen echten Spuk braucht, um beim Thema zu bleiben.
Das ist alles schade, weil der Roman sein Potential beim besten Willen nicht ausschöpft. Denn trotz seiner Schwächen liest sich durchaus flott und unterhaltsam; es ist nicht übel erzählt. Stilistisch bewegt sich das weit über jedem Geister-Krimi.
Aber es gibt bessere englische Beiträge zum Thema "Satan auf dem Lande", die das Thema mal ernsthaft oder auch mal pulpiger verarbeiteten. Wie beispielsweise "Teuflische Orgien" von Michael Delving, ein als Gruselroman vermarkteter Krimi ohne übernatürliche Handlung in Luthers Top-Krimi-Reihe (auch veröffentlicht als "Satan schreibt Memoiren" als roter Goldmann-Krimi).
Oder die Romane von Jack D. Shackleford, der das Übernatürliche in den Mittelpunkt der Handlung setzte und von dem leider nur zwei Romane auf Deutsch in Basteis Horror-Bibliothek erschienen, die obendrein in der Übersetzung wegen Gewaltkürzungen verstümmelt wurden. Und noch diverse andere Romane, die aber nie den Sprung über den Kanal schafften, Autoren wie David Gurney oder Eric Ericsson. Pate für sie alle ist der unerreichte Dennis Wheatley mit seinen "Black Magic"-Romanen, dessen Taschenbuchausgaben zu der Zeit ein Verkaufsschlager waren und oft kopiert wurden. (Dessen Romane ebenfalls bei Bastei verstümmelt wurden, wobei das Wort in dem Fall mal keine Übertreibung ist. "Der schwarze Pfad" in der Horror-Bibliothek umfasst ganze 205 Seiten. Das Original "To the Devil – a Daughter" hat 384.)
Ein größeres Rätsel als der vermeintliche Spuk im Nonneninternat ist der Autor selbst. Da geistern Spekulationen durchs Netz, ob P. McCartney wohl Paul McCartney sein könnte. Der Paul McCartney. Klingt eher unwahrscheinlich. Das wäre doch die Marketingsensation gewesen und hätte 500000 Exemplare mehr verkauft. Auf jeden Fall blieb das der einzige Horrorroman von P. McCartney, wer auch immer er war.
Die Übersetzung von Jürgen Saupe ist wie immer sehr sorgfältig. Naturgemäß gibt es ein paar Kürzungen, aber das sind alles Längenkürzungen und keine Gewaltkürzungen. Was auch schwierig wäre, da es hier keine "Stellen" gibt. Da wird im Original auch mal auf zwei Seiten ein Gedicht zitiert, und der Roman schließt mit Strophen aus dem "Veni creator spiritus" (Komm, Schöpfer Geist). Das alles hielt man für verzichtbar. Und ehrlich gesagt, macht es den Roman in diesem besonderen Fall mitunter lesbarer.
Das ist ziemlich zeitlos, und Handys funktionieren in Wales wohl auch nur bedingt, wenn man diversen Fernsehkrimis Glauben schenken will, also liest sich das relativ frisch. Konkret hebt der unverblümte Zeitgeist nur am Anfang das Haupt, als DI Bob seine Meinung kundtut, dass Nonnen "alte Jungfern in Uniform, die schon deshalb nicht normal sein können, weil sie diesen Weg gewählt haben" sind. Nun ist das Verhältnis der Engländer zur katholischen Kirche bekanntlich nicht das Einfachste, und unheimliche Nonnen haben einen traditionellen Platz in der englischen Gruselliteratur.
Das Originalcover hatte man bei Pabel bereits für Dämonenkiller 72 verbraucht, also gab es ein neues. Wieder griff man nach England und nahm ebenfalls ein Bild von NEL. "Return of the Werewolf" von Guy N. Smith. Mit dem Inhalt hat das Bild so gar nichts zu tun, obwohl das Original da auch nicht gerade punkten konnte. Ich persönlich bin der Meinung, dass das eher wie ein angepisster Gibbon und nicht wie ein Werwolf aussieht, aber nun ja. Künstlerische Freiheit.
Das Original
Copyright © by Andreas Decker
Kommentare
Wieviele verschieden Arten von Werwölfen es doch gab. Angepisster Gibbon kommt hin