Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Die Spinne
Der Vampir-Horror-Roman
Die Spinne
Die Spinne
Mein Senf
Was hat Maurice Limat nur gegen die armen, possierlichen Vogelspinnen? Schon das zweite mal mussten sie ihren undefinierbaren Kopf/Körper samt der unzähligen Augen hinhalten, um dem Leser anno 1973 Schauer über den Rücken zu jagen. Klar ist, viele Menschen haben eine Spinnenphobie oder besser gesagt eine Arachnophobie, worüber man nicht lachen sollte, da die Betroffenen wahre Panikattacken bekommen können wenn sie diese eifrigen Kletterer entdecken. Dagegen werden Kurz-Therapien (Löbbecke Museum Düsseldorf zB.) angeboten, wo man mit den Tieren in Berührung kommt und sich an deren Anblick gewöhnen kann, sofern man das möchte. Die meisten Menschen leben aber einfach mit dieser seltsamen Art der Furcht vor diesen eher harmlosen Tieren. Wir würden unter Insekten ersticken, wenn es sie nicht gäbe und mal ehrlich, wer kann sich an einen Angriff erinnern? Die Beißzangen der heimischen Spinnen sind nicht kräftig genug, um unsere Haut wirklich zu durchdringen und ihr Gift reicht vielleicht für einen Marienkäfer. Vielleicht können sie einem von innen gefährlich werden, denn der Volksglaube sagt, dass jeder Mensch in seinem Leben mindestens drei Spinnen im Schlaf verschluckt. Experten meinen, dass unser Gehirn mit der Körperform einer Spinne nichts anfangen kann und ihre teils (für uns) unkontrollierten Bewegungen zusätzlich Panik hervorrufen.
Was Limat da aus den Trockenwäldern und Steppen Ostbrasiliens ankrabbeln ließ, war schon ein anderes Kaliber, denn die Lasiodora parahybana wird in der Regel etwa 10 cm groß und hat eine Beinspannweite von 30 cm. Eigentlich lebt sie auch mehr am Boden und mit dem Fangen von Vögeln hat sie auch nichts zu tun. Ihr Biss ist zwar für den gesunden und ausgewachsenen Menschen relativ ungefährlich, aber er kann unangenehme Schwellungen hervorrufen und ihre Brennhaare einen derben Ausschlag verursachen. Aber sonst? Alles recht harmlos im Vergleich zu einigen ihrer Verwandten, wie etwa der schwarzen Witwe oder der Bananenspinne. Wäre da nicht ihr Aussehen, denn mit ihrer struppigen Behaarung und den dicken Beinen ist sie der Star auf jeder Halloween-Party und kommt auch in Filmen gut weg. In Romanen wirkt sie dagegen eher blass und so hat es auch Limat nicht so richtig geschafft, mir das Tier als Werwolf, Monster oder Vampir-Alternative näher zu bringen. Zumal es sich nicht um eine Riesenspinne von zehn Meter Durchmesser handelte aus deren Augen rote Strahlen schossen.Die Spinne selber konnte einem hinterher nur noch leid tun. Zuerst zertrat man ihr Gelege und dann bekam sie selber einen ordentlichen Teppichklopfer-Angriff zu spüren um der mit ihr verbundenen Elna eins reinzuwürgen.
Wie schon beim Schatten des Vampirs ging es bei Maurice Limat um ein exotisches Thema, wilden Tanzeinlagen und einer Bedrohung aus dem Hinterland Brasiliens. In Brasilien kannte sich der 1914 geborene und 2002 verstorbene Autor von unzähligen Abenteuer-, SF- und Krimi-Geschichten scheinbar bestens aus. Ein paar Pseudonyme hatte er auch, u.a. Maurice Lionel, Maurice d`Escrinelles, Lionel Rey und Lionel Rex. Das Original der Spinne (La Mygale) ist von 1965 und dürfte vor der Bearbeitung von Margaret Meixner länger gewesen sein. Exotik hin oder her, Limat hatte irgendwie etwas schleppendes in seinem Schreibstil oder besser gesagt, er kam nicht so richtig aus den Puschen und wirkte dabei streckenweise altbacken. Lag es an der blumigen Schreibweise oder an dem leicht (sehr leicht) angegruselten Tierhorror/Liebesgeschichten Mix? Selbst wenn es mal zur Sache ging, stellten sich die Personen für einen Horror-Heft Roman recht dämlich und träge an. Da wurde vorbei geschossen oder man verlor den Revolver oder direkt das Bewusstsein. Und irgendwie wurde auch, für einen Heftroman von 65 Seiten, zu viel diskutiert und erklärt. Selbst der herbeigerufene Detektiv Teddy Verano konnte da nicht unbedingt glänzen, zumal er ja eh auf schmutzige Scheidungen und Ähnliches spezialisiert war. Rührend war allerdings, wie er die immer noch liebende Ehefrau tröstete und ihr Hoffnung machte. Ein echter Profi halt. Mit seiner Landschaftsbeschreibung und dem 60er Jahre Gefühl konnte er durchaus punkten, aber auch das konnte B.R. Bruss vielleicht noch einen Ticken besser. Er hatte wohl seine ganz eigene Vorstellung vom Horror und der Liebe, bei der man sich ja auch immer ein wenig ausliefert. Den Aufbruch in die Moderne scheint Limat verpasst zu haben.
Vergnüglich war, wie sich Maurice Limat so einen Besuch in einer Erotik Bar vorstellte oder selber erlebt hat. In den 60ern war Nackttanz noch das Nonplusultra ins solchen Etablissements. Elna dürfte mit ihrer Darbietung die Sado/Maso Schiene bedient und im Keller die Peitsche geschwungen haben. Zumindest die Dialoge in der Bar lassen darauf schließen, auch wenn das ganze sehr verschlüsselt klang. Zwinker,Zwinker...Grins,Grins....sie wissen schon was ich meine.
Ein krasser Gegensatz zu dem ganzen Frivol-Kram kam dann ab Heftmitte, wo Limat eine Vor-Badesaison an der französischen Küste beschrieb. Das hatte fast schon was von Die Ferien des Monsieur Hulot von Jacques Tatit, von dem ich ein großer Fan bin oder ein Häppchen von Philippe Djian (Erogene Zone, Betty Blue), der sich ja auch oft an der Küste aufhielt um sich vom Leben treiben zu lassen. Hier ließ Verano den ortsansässigen Kindern einige Ermittlungsaufgaben zukommen, was schon wieder etwas von Emil und den Detektiven hatte. Natürlich hat er vorher deren Eltern gefragt. Auch dass man um das Jahr 1965 schon intensiv nach tierischen oder pflanzlichen Giften suchte um damit Krebs zu behandeln, war mir persönlich neu. Ich dachte immer, dass wäre so ein Ding aus unserer Zeit. Wieder etwas gelernt.
Zusammengefasst muss ich sagen, dass mir Limat nach zwei Romanen nicht so gefällt wie Bruss, Brutsche oder Peter Randa, aber mit D.H.Keller durchaus mithalten kann, wenn man nur die Übersetzungen aus dem Französischen betrachtet. Wie viele Übersetzer Pabel damals beschäftigte, wäre auch ganz interessant zu erfahren. Bis zur Nr.25 waren das, nur bei den Franzosen (9 Romane) immerhin fünf Übersetzer/innen. Wobei Franziska von Faber bei 5 Heften im Impressum steht. Trotz der Tatsache, dass Limat wohl nicht mein Lieblingsautor bei den Vampiren wird, war es mal wieder eine Abwechslung etwas von der Baguette-Fraktion zu lesen. Ich finde die Mischung aus deutschsprachigen Autoren und den Sachen aus Frankreich, England und Übersee bis hierhin immer noch sehr gelungen und macht für mich den Clou der Serie aus.
Was gab es sonst noch?
Fangen wir mit dem Titelbild an. Wow, was hat die dunkelhäutige Dame auf dem Cover für einen Wahnsinns Körper. Tholes Bilder waren ja schon oft ein näheres Betrachten wert, aber diesmal hatte er alles rein geschmissen, was ein Männerherz höher schlagen ließ. Sein geschicktes Licht- und Schattenspiel verhüllt zwar die intimsten Bereiche des weiblichen Körpers mit den gespreizten Beinen, aber Brüste (hoch angesetzt) gehörten nach seiner Auffassung nicht dazu. Ob sich die Spinne nun in Elnas Netz verfangen hat oder umgekehrt, ist nebensächlich. Könnte auch sinnbildlich für eine schwarze Witwe stehen, die nach dem Liebesakt ihr Männchen verspeist. Ein klasse Thole, auch von der Farbgestaltung her.
VAMPIR-INFORMIERT bzw. Manfred Knorr bringt uns diesmal den Schauspieler Christopher Lee näher. Ein kleiner Lebenslauf und die Auflistung seiner erfolgreichsten Filme dürfte zwar heute kalter Kaffee sein, aber 1973 in einem Heftroman kamen diese Informationen sicherlich gut an. Überhaupt gestaltete Knorr seine Rezis und News recht abwechslungsreich und eingängig, aber das hatte ich ja auch schon mal erwähnt. Eindeutig machten die zwei Seiten den Gesamteindruck der VHR`s noch etwas bunter (schwarzweißer geht ja nicht) und waren zudem viel sinnvoller und informativer als das Horror-Lexikon in den ersten Nummern der Serie.
In Kombination mit dem kleinen Bertholds, diesmal eine niedliche Spinne mit fraulichen Attributen, und den Alfons Cartoons (bei denen ich manchmal echt den Humor suche, aber dessen Figuren knorke aussehen) hat Pabel die Zügel in Sachen Gestaltung und Zusatzmaterial zum Thema Horror mächtig angezogen. Und das alles immer noch für 1,- DM!
Interessant ist zudem, dass im Juli 1973 die Erscheinungsweise auf wöchentlich umgestellt wurde. Die Serie schien zu dieser Zeit ein echter Renner zu sein. Außerdem konnte man ab da auch sämtliche Romane per Bestellschein nachordern, was nochmals ein wenig Geld in die Kassen gespült haben dürfte. Was dann immer noch nicht weg war, wurde in die Sammelbände gepackt.
Zum Schluss noch etwas zum Thema: Spinnen sind nützliche Tiere.
„... du bist ein blödes ARSCHLOCH!“... schalmeite es noch in meinen Ohren. Wenige Sekunden später küsste mit einem satten Bumms die Schlafzimmertür die Zarge und danach kam wie gewohnt dieses schmollende Schweigen. Ich hatte mal wieder verkackt und irgendetwas Unbedarftes gesagt. Darin war ich Meister. Ich konnte mich also auf eine Mini-Eiszeit einstellen, doch dann kam die Rettung. Zuerst hörte ich nur ein Poltern, begleitet von einem Panik erfüllten, spitzen Schrei. In Bruchteilen einer Sekunde flog die Tür auf und meine Frau kam die Treppe herauf gerannt. „Eine Spinne... so ein richtig großes Vieh...ich kann nicht mehr!“
Sofort sah ich meine Chance gekommen, um langwierige „Wiedergutmachungs-Verhandlungen“ zu umgehen und schnappte mir ein Blatt Papier und ein Glas. Natürlich hatten die Damen des Hauses einen mächtigen Horror vor Spinnen, aber killen darf man sie auch nicht. Nur wenn sie in unerreichbaren Ecken hockten, wurde mal der Staubsauger benutzt. Anschließend verstopften sie dann die Ausgänge mit Küchenkrepp...obwohl ich nicht glaube, dass so eine arme Spinne das ganze Eingesauge überhaupt überlebt.
Als ich ins Schlafzimmer kam, wurde mir allerdings auch etwas schwummerig, denn an der Wand hockte das bis jetzt größte Exemplar, welches den Weg in unsere Festung gefunden hat. So eine dicke Schwarze mit Haaren auf den Beinen. Da musste ich jetzt durch. Vorsichtig schlich ich näher und stülpte das Glas über das Ungetüm. Als ich ihr das Blatt ( Neueröffnung Pizzeria Pinocchio) unterschieben wollte, wurde sie unruhig aber ich ließ ihr keine Chance. Also richtig anfreunden kann ich mich mit diesen achtbeinigen Krabblern auch nicht aber für den Haussegen sind sie manchmal von Nutzen. Vielleicht sollte man ein paar dieser Tierchen für solche Zwecke parat halten...
...herzlichst Euer Beziehungsberater
Kommentare
Und eine Spinne ist darauf auch zu sehen - glaube ich...
Limat erzählte das Armand de Caro ihn einmal kommen liess und sagte zu ihm: Herr Limat, können sie etwas andares schreiben als Science Fiction ?" Und Limat sagte: "Aber ja, nätürlich! Wie wärs mit Kriminalromanen?" A.de Caro:"Kommt nicht in Frage! Krimis haben wir genug. Wie wärs wenn sie für "Angoisse" schreibten?. Limat behauptete das er damals entäuscht war aber sich danach sehr wohl fühlte in "Angoisse". Es gefiel ihm diese Romanen zu schreiben. ( das sagte Limat, aber wir wissen ja das er sich schon lange vor "Angoisse" mit solche Romanen beschäftigte: der erste Verano, vor dem Krieg, hiess: La villa des squelettes. Das sagt ja schon viel.
Schön dass sich Limat damals für Angoisse gewinnen ließ. Und stimmt schon, ich genieße die alten Sachen auch (deshalb die Lesereise).
Bei den deutschen Verlagen gab es auch Autoren die jedes Genre bedienen konnten. Walter Appel (Earl Warren) zB. schrieb Liebesromane und ein paar Tage später liefen die Dämonen wieder Amok.
Mit Limats "Schatten des Vampirs" konnte ich, zugegeben, nicht viel anfangen, aber seit der Spinne und dem Auftritt von Verano finde ich seine Sachen doch lesbar. Er schreibt zwar irgendwie altbacken, aber dafür sind seine Geschichten doch recht ungewöhnlich (heiter?) "Die Hand des Würgers" ist sogar ganz ohne Horror/Grusel-Elemente ausgekommen und bis zum Ende spannend und mysteriös. Zumindest hat er auf den letzten Seiten keine neuen Dämonen eingeführt sondern war recht einfallsreich. Verano dürfte einer der ältesten "Dämonenjäger" auf europäischen Boden sein.