Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Das Geheimnis des Totengräbers
Der Vampir-Horror-Roman
Das Geheimnis des Totengräbers
Das Geheimnis des Totengräbers
Mein Senf
Teddy Verano ist wieder da, und diesmal ganz ohne Tanzeinlagen. Teddy wer? Na dieser sympathische Schnüffler aus dem Vampir-Horror Roman Nr. 25 (Die Spinne), der ein Faible für seltsame Fälle hat und keine dummen Fragen stellt, wenn es mal unheimlich wird. Nur mit einer Pistole und einer gewissen Gerissenheit bewaffnet, schmeißt er sich den Horden der Hölle entgegen. Naja, bei seinem ersten Auftritt ging es um eine bemitleidenswerte Spinne, die eine geistige Verbindung mit einer dunkelhäutigen Tänzerin eingegangen ist. Also eher keine Horden. Doch schon bei seinem zweiten Einsatz bekam er es mit Untoten zu tun. Limat traute sich jetzt wohl etwas mehr zu und wenn ich ehrlich bin, war das gar nicht mal so schlecht. Zumindest kam Verano ganz ohne christliche Symbole oder Beschwörungsformeln aus und wollte seine Gegner auch nicht unbedingt vernichten, denn wie in diesem Fall hatte der Bösewicht eher eine Schraube locker. Heulend und zeternd brach er zusammen als seine Apparaturen hinüber waren und ließ sich anschließend willenlos abführen. Für einen knallharten Detektiven hatte Verano doch noch eine Menge Verständnis und Mitleid für die Gestrauchelten in Horror-Heft Romanen übrig. Zum Teil lag es daran, dass er sich nicht für irgendwelche Sachen an der Höllenbrut rächen musste oder mit einem Fluch beladen war oder... Er ging die Sache mit dem Unheimlichen relativ locker an. Am Schluss der Geschichte kam sogar ein wenig Mitleid für den verkappten Möchtegern Frankenstein auf. Vielleicht hatte er sich nur ein wenig überschätzt und wollte gar nichts böses. Haha, wer´s glaubt. Viele Tote (außer, sie waren vorher schon tot) gab es aber nicht, eigentlich nur diesen versoffenen Friedhofsgärtner der eh über war.
Beknackte Wissenschaftler aus allen Bereichen gab es schon zu Genüge bei den Vampiren und so ziemlich alle strebten sie die Herrschaft über die Welt an. Dr. Martins Absichten blieben dagegen im Dunkeln. Vielleicht wollte er sich nur mit hübschen (toten) Frauen umgeben und so eine Art Hugh Hefner der dunkleren Sorte sein. Die Frauen waren alle jung, sie hatte tolle Figuren und waren stets adrett gekleidet. Richtige Männerfallen also. Auf Martins Methode zur Wiederbelebung von Toten ging Limat nicht groß ein, aber er hatte Geschmack. Dr. Martin baute halt einen Apparat und fütterte ihn mit ein wenig schwarzer Magie. Das musste als Erklärung doch reichen. Schließlich sind wir hier beim phantastischen Roman und nicht bei Dr. Soundso klärt auf. Von Teufel und Hölle war auch weit und breit nichts zu lesen. Noch nicht einmal ein niederer Dämon hat seine Nase aus dem Schlund der Unterwelt gestreckt.
Die Amazonen des Todes hingegen waren schon „schön“ schaurig beschrieben. Sie traten wie dunkle Engel auf und verströmten eine Eiseskälte. Der Totengräber Halbin ist ihnen zumindest verfallen und hat den Spuk auch nicht überlebt. Wenn man den Romantitel ernst nimmt, hätte auf ca. Seite 30 die Story beendet sein müssen, denn hier hat der Titelgeber die Schaufel für immer aus der Hand gelegt. Das Geheimnis hat er ja auch recht schnell ausgespuckt. Zumindest war die Gier nach dem Rebensaft größer als die Panik vor den Eisfrauen. Das Erotik und die weibliche Schönheit bei Limats Romanen immer eine Rolle spielt, ist nichts neues, aber Tote, die man vorher aus ihren Gräbern gezerrt hat als Lustobjekte zu verkaufen, war schon eine gewagte Nummer. Das ist zwar auch exotisch, aber doch ganz anders als seine üblichen Flamenco tanzenden Grazien in irgendwelchen Bars.
Eigentlich gab es diesmal gar keine Tänzchen, wie ich es von dem Franzosen eigentlich schon gewohnt bin und jetzt ein klein wenig vermisst habe. Zumindest hätte sich bei fünf Amazonen ein Zyrtaki oder ein afrikanischer Stampftanz angeboten, aber nichts. Eine kleine Gemeinsamkeit zu seinen bisherigen Veröffentlichungen bei Pabel gab es aber doch: Das Amazonasgebiet! Der erste Roman spielte in Brasilien, beim zweiten kam die Spinne nebst Anhang aus Brasilien und beim Totengräber gab es wenigstens noch die Amazonen im Originaltitel. Bin gespannt, was er sich beim nächsten Roman hat einfallen lassen um den Lesern das südamerikanische Land unterzuschieben.
Jetzt bin ich neugierig geworden und schaue schon mal beim nächsten Maurice L.(VHR 36 Die Hand des Würgers) vorbei... und habe nichts gefunden. Kein Regenwald, keine exotische Tänzerin und kein Teddy Verano. Sollte der französische Geisterjäger eine Zweitagsfliege gewesen sein? Schade, denn diese Figur war durchaus ausbaufähig. Zumindest war er kein Dämonenvernichter, der einem nach seinem zweiten Einsatz schon auf den Beutel ging. Auch eine Leistung. So manch Autor hat das mit seiner Figur nicht geschafft.
Dann war da noch Veranos Anhang, der auch recht sympathisch rüber kam. Besonders Geralds Figur war ein echter Gewinn für den Roman. Ein 21 jähriger „Jugendlicher“, der noch dem Wohlwollen und der Meinung seiner Mutter unterworfen war und um die Anerkennung seiner Volljährigkeit mit ihr kämpfte. Dieses klassisch italienische Modell gibt es immer noch und scheint auch nicht aus der Mode zu kommen. Ständig stolperte er über seine eigenen Füße oder seine Zähne klapperten wie Kastagnetten (hier hätte Limat vielleicht doch noch eine Tanzeinlage unterbringen können). Er sollte im Roman eindeutig für die komischen Momente sorgen. Seine Mutter, Veranos Gattin, dagegen wurde als aufgeklärte Frau beschrieben, die keine Fragen hinsichtlich der mysteriösen Fälle stellt und sich scheinbar auf dem Gebiet des Okkulten super auskannte. Eine sehr moderne Frau, die auch in die amerikanischen Übersetzungen gepasst hätte. Überhaupt bereitete nicht eine Einzige Figur rund um Verano dem Leser irgendwelches Unbehagen, denn eigentlich reagierten sie immer recht besonnen und waren stets zur Stelle wenn es brenzlig wurde. An einigen Stellen wirkte dieses aber dann doch sehr zufällig: Zuerst rettet Verano Gerald „zufällig“ vor den Amazonen, dann rettete Gerald noch „zufälliger“ Verano vor den Amazonen und am „allerzufälligsten“ löste der Detektiv zweimal einen Kurzschluss aus, indem er etwas (zufällig) auf die medizinischen Geräte warf. Das Logik und Gruselromane nicht immer gut Freund sind, ist im allgemeinen bekannt. DGdT ist ein gutes Beispiel dafür.
Für mich ist die Nr.29 von Limat bis jetzt sein Glanzstück innerhalb der Serie. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern, ist die Geschichte ohne nennenswerte Längen erzählt. Das Seija Lintermanns Aufarbeitung einen großen Einfluss auf den reibungslosen Storyverlauf hatte, kann ich mir aber gut vorstellen. Das Thema „Wissenschaftler baut sich künstlichen Menschen für eigene Zwecke“ ist selbst beim Vampir-Horror ein alter Hut, aber wieder einen Ticken anders interpretiert als sonst. Das Ende wirkte etwas hektisch und aus der Luft gegriffen (die Kurzschlüsse) und auf den reichlich vorhandenen und erwähnten Okkultismus wurde (aus Mangel an Kenntnissen des Schriftstellers?) nicht groß eingegangen. Da war halt was unheimliches im Busch. Ob es mit Verano überhaupt weiter gegangen ist, bleibt für mich im Dunklen. Soviel hat das Internet, in einer für mich 100% verständlichen Sprache, nicht ausgespuckt.
Was gab es sonst noch?
Ein wirklich düsterer Thole. Wäre der Totengräber im Roman nur annähernd so unheimlich gewesen, hätte er ein ernsthafter Gegner sein können. Dem Typen würde man doch glatt zutrauen, die Toten für seine eigenen zwielichtigen Zwecke auszugraben. Schön schaurig auch die junge Frau, die trotz Blauschimmel und sehr blasser Haut an manchen Stellen noch seltsam frisch wirkt. Zumindest hat der Hölländer mit dem Friedhofs Thema voll ins Schwarze getroffen und wieder mal bewiesen, dass er es drauf hatte.
Für die Filmbegeisterten Horror-Fans hieß es im Juli 1973: Auf nach Triest, denn dort fand zum 11. Mal das „Internationale Festival des Science-Fiction Films“ statt. Eine Menge westlicher Länder hatten ihre Beiträge am Start und sogar der Ostblock war mit der UdSSR, Bulgarien, DDR, Ungarn und Polen vertreten. Nur die Bundesrepublik wurde nirgendwo erwähnt. Scha(n)de. Die Filmemacher aus unseren Landen machten wohl lieber auf Lederhose und Dirndl und banden dort etliche Stars, die auch prima in Horror-Filmen ihre Rolle gefunden hätten.
Ein wenig humorlos war die Tatsache, dass man den Alfons Cartoon diesmal ersatzlos gestrichen hat.
Ausgleichen konnte das ein wenig der geschniegelte Arni und seine bemuskelten Freunde auf der Rückseite, deren Frisuren manchmal auch zum schreien waren. Bei den Preisen für die angebotenen Pülverchen und Pillen hätte ich damals lieber meine Otto-Normalverbraucher- Figur behalten, zumal 100 DM (und aufwärts) ein stattliches Sümmchen war. Ein wenig kamen die angebotenen Sachen auch wie Selbstversuche rüber. Muskelbeschleuniger, Tätoentferner oder diese Potenzpillen kamen wahrscheinlich direkt aus Dr. Martins Labor. Aber die meisten Frauen stehen eh nicht auf diese aufgeblähten Typen, habe ich mal gehört. Das kann natürlich wieder einer dieser Frauenfakes sein, wenn sie das männliche Selbstwertgefühl nicht schädigen wollen. Peinlicherweise kam die Firma, die den Anabolikapamps verschickt hat, aus Essen - der Stadt der dicken Buxe...
Kommentare
Die Franzosen haben schon eine interessante Idee vom Privatdetektiv. Autoren wie Limat haben in ihren produktiven Jahren eine Unzahl von Krimis und Agentenromanen geschrieben. Gruselromane waren da eher eine Nebenlinie, obwohl Limat zig SF-Romane schrieb. Die VHRs von Limat sind fast schon so was wie Spätwerke. Der hat schon vor dem Krieg veröffentlicht.
Das Blöde - oder vielleicht auch das Gute - an den VHRs ist ja, dass sie notgedrungen gekürzt sind. "Totengräber" hat im Original 256 Seiten. (Und ein nettes, wenn auch sehr,sehr biederes Cover. Da spielt der Thole in einer ganz anderen Liga. Wen es interessiert: www.noosfere.com/icarus/livres/niourf.asp?numlivre=1719363804 ) Mal auf den Autorennamen klicken, da gibt es eine ausführliche Bibliographie mit Titelbildern)
Bei Luther sind ein paar der Franzosen, auch Limat, im Taschenbuch erschienen, und ehrlich gesagt fand ich die Romane in dieser Länge ganz schön zäh. Ist halt eine andere Erzählweise.
Stimmt Andreas, da gab es einige deutsche Schauspieler die man in internationalen Streifen zu dieser Zeit gesehen hat. Nur produziert wurde bei uns nix, obwohl das Publikum ja anscheinend da war. Da hatte unsere Filmindustrie/Produzenten wohl Ladehemmung oder Angst, Geld in den Sand zu setzen. Wenn ich an Ilja Richter und seine gefürchteten Sketche (trallalala humpa pum ping) bei DISCO denke, ist uns wohl auch einiges erspart geblieben.
Thomas: Da bin ich ja mal gespannt auf den "Würger". Der steht seit Jahren ungelesen bei mir im Regal. Limat wird von Roman zu Roman besser, aber vielleicht lag es ja auch nur an den Übersetzern. Mal schauen, was Lenis Sobez da zu bieten hat.
So kann man das nicht rechnen. Man müsste die Manuskriptlänge des Originals kennen bzw die Anschläge. Bei den Kürzungen der englischen Taschenbücher ist das manchmal gar nicht so viel, was wegfällt. Und ist es auch eine Sache des Formats. Ganz blödes Beispiel: die englischen Bücher der Zeit fingen neue Kapitel meistens auf einer neuen ungeraden Seite an, selbst wenn sie dann manchmal eine Leerseite davorsetzen mussten. Bei den VampirTbs und auch den Däkis geht es mitten im Text weiter, es wird nicht unterschieden zwischen Absatz und neuem Kapitel. Da kommen schon im Handumdrehen ein paar Seiten zusammen, die man zusätzlich bedrucken kann. 256 Seiten klingt viel, aber vielleicht war der Roman nur ein Drittel länger.
Und so schwer ist das mit dem Kürzen eigentlich nicht. Wenn im Original auf der ersten Seite erzählt wird, dass es regnet und dann das kleine Dorf beschrieben wird, in dem der Held gerade eintrifft, steht im Heft halt ein Satz. Und viel zu oft sind solche Straffungen in der Tat von Vorteil
Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, zu der Zeit gab es meistens Pauschalhonorare für solche Übersetzungen mit genormter Länge.
zitiere Toni:
Auch wenn das jetzt Off-Topic wird , ich glaube, die deutschen Filmemacher der Nachkriegszeit hatten und haben einfach keine Affinität für Horrorfilme. Das Thema konnte man nur parodistisch angehen. Sieh dir nur solche Heuler wie "Lady Dracula" oder "Die Schlangengrube und das Pendel" an. (Obwohl der Letzere eher unfreiwillig komisch ist.)
Und das "normale" Publikum wollte es auch nicht. Die meisten Horrorstreifen der Zeit liefen nur im berühmten Bahnhofskino.
Die Schauspieler konnten auch wenig mit den hauptsächlich italienischen Produktionen anfangen, in denen sie mitspielten. Da musst du dir mal anhören, wie Karin Baal heute noch den Giallo zusammenfaltet, in dem sie eine Hauptrolle hatte. "So was sehen sich nur Perverse an", meint sie da sinngemäß an einer Stelle. Auch Fuchsberger oder andere haben Fragen dazu stets nur höflich übergangen.
Nur die Leute, die für den Schund abonniert waren, sehen das was lockerer. Jürgen Drews kann sich heute noch über seine Teilnahme an diversen italienischen Horror- oder Polizeifilmen begeistern. Und auch wenn ich ihn als Entertainer grässlich finde, sind seine heutigen Audiokommentare sehr sympathisch und glaubwürdig. Er hatte Spaß. Ist auch viel Wert.
Du hast völlig recht mit Richter. Ich habe letztens mal in eine Wiederholung von DISCO reingesehen. Das ist so unwitzig, dass man sich fremdschämen möchte.
www.youtube.com/watch?v=4QD14cIvdKQ
Besonders schlimm für Freunde der Les Humphries Singers, wenn sie hier so den Jordan runtergehen.
Die Zuschauer bei DISCO sahen wirklich sehr verstört aus. Da hat sich kaum einer von bewegt oder mal gelacht. Scheint eine ernste Sache gewesen zu sein oder pure Angst. Unklar ist, warum Richter (für mich ein Alien) so lange seine Späßchen unters Volk bringen durfte.
Wenn man sich die alten HITPARADE Sendungen ansieht, kann man, wenn die Kamera nicht schnell genug weggeblendet hat, Leute von der Sicherheit sehen, die ziemlich ruppig mit den Blümchenbringern umgegangen sind. Ich hätte an deren Stelle zurückgeschlagen...
Das Grauen ... das Grauen ...
Vielleicht wollte man der Jugend etwas Kultur eintrichtern - Goethe und Schiller wurden ja oft erwähnt. Selbst bei der Musikauswahl standen einem zum Teil die Haare zu Berge. Adam und Eve waren da noch die Harmlosesten...