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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Der Fluch des Magiers

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherDer Fluch des Magiers

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Die schwarze KapelleDer Fluch des Magiers
von John Wyman
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 48
Oktober 1978

Der Roman:
Bei dem Versuch, Chaldurs Geist zu beschwören, bringt der Zauberkünstler und Spiritist Jérôme Vareck sein Medium um. Prompt landet er sieben Jahre im Gefängnis.

Wieder in Freiheit will er nichts mehr mit seiner übersinnlichen Gabe zu tun haben. Zusammen mit seinem Freund, dem Fotoreporter Riv Traven, und seiner neuen Freundin, dem Model Katja, macht er in Südfrankreich Urlaub. Da wird er von dem schleimigen Theo Miller angesprochen, der ihn für eine Million Dollar für seinen Auftraggeber anheuern will. Gleichzeitig droht er damit, Katja zu entführen, falls Vareck nicht mitspielt.

Aber der heroische Traven verhindert zur gleichen Zeit den Entführungsversuch. Dafür wird Miller von seinem Boss zur Schnecke gemacht. Raffael LaRoche residiert in einer teuren Villa und will seine Geliebte Claire aus ihrer Trance wecken – ihr Geist hat sich vom Körper getrennt und irrt durchs Jenseits. Vareck soll ihr helfen. Wenn der Spiritist es nicht schafft, gibt es noch immer den Magier Nostrada auf dem schwarzen Schloss. Aber LaRoche ist davon überzeugt, dass Vareck stärker ist, denn er trägt das Mal der Dämonen auf der Stirn. Wovon er aber nichts weiß.

Die Polizei tappt im Dunkeln, und Vareck will seine Freundin Katja zurück nach Paris schicken. Denn nun spürt er Dank seiner sensiblen Sinne Gefahr. Trotzdem wird er von LaRoches Leuten entführt. Wie sich herausstellt, kennt er LaRoche. Der Magier und Parapsychologe hat einen schlechten Ruf; er kann Dämonen beschwören und Tote zum Leben erwecken. Er gilt als Verbrecher.

Vareck weigert sich standhaft, für ihn zu arbeiten. Zur Täuschung lässt er sich von LaRoche hypnotisieren, obwohl er wach bleibt, und kann mit Hilfe von Traven und Katja aus der Villa entkommen. Als die Polizei ermittelt, ist das Haus bereits verlassen.

LaRoche fliegt zum schwarzen Schloss. Dort haust Attila Nostrada, der Mann mit dem Buckel, dem von Narben verwüsteten Gesicht und der Gnomengestalt. Er ist Magier und Okkultist. Nostrada hat gerade Tote zum Leben erweckt, die er nun auf Traven und Katja hetzt, um sie zu entführen.

In der Zwischenzeit bekommt Vareck Kontakt mit dem Geist von Claire, der getrennt vom Körper durch das Zwischenreich schwirrt. Sie warnt ihn ausdrücklich, sie nicht zu retten, weil sie nun Dienerin der Schlangengöttin Skandera ist. Trotzdem landen er und seine Freunde verschleppt im schwarzen Schloss. Nostrada und LaRoche zwingen Vareck, Kontakt mit Claires Geist aufzunehmen.

Also versetzt sich Vareck in Trance und schickt seinen Geist ins Zwischenreich, wo er prompt der Schlangengöttin begegnet. Er kann sich retten. LaRoche glaubt ihm nicht, und Nostrada peitscht Katja so lange aus, bis er bereit ist, die Pforte im Jenseits zu öffnen, hinter der Claire und die Schlangengöttin bereits warten. Nostrada versichert ihm, die Göttin im Griff zu haben.

Vareck öffnet die Pforte, lässt aber nur Claire durch und schließt sie sofort wieder. Claire erwacht, und LaRoche begreift, dass ihn Nostrada reingelegt hat. Denn nun lebt ein Teil der Dämonengöttin in Claires Körper. Ihre erste Handlung besteht darin, LaRoche – natürlich mit teuflischen Gelächter – eine Viper entgegenzuschleudern, die ihn erwürgt.

Im Kerker versetzt sich Vareck erneut ins Jenseits, um gegen Skandera zu kämpfen. Die Dämonengöttin verrät ihm praktischerweise, dass er sie nur mit dem Schlangendolch besiegen kann, und Vareck hat ein neues Ziel. In der Zwischenzeit bereitet Nostrada seine Machtübernahme der Welt vor.

Er klärt den Magier darüber auf, dass er nun sein Sklave zu sein hat. Er hat der Schlangengöttin seine Seele verkauft, um die Menschheit vernichten zu können. Und Vareck soll die Pforte wieder öffnen. Sonst sterben seine Freunde.

Also reist Varecks Geist erneut ins Jenseits, um die Pforte zu öffnen, damit die Schlangengöttin endgültig ins Diesseits wechseln kann. Dabei findet er aber mal eben den Schlangendolch und kann Skandera bezwingen. Da sie verspricht, Claires Geist freizugeben und nie wieder auf die Erde zurückzukehren, lässt Vareck sie am Leben.

Die erwachende Claire hat den Schlangendolch ins Diesseits mitgebracht und schlägt Nostrada damit in die Flucht. Er hetzt seinen Feinden mal eben beschworene Feuerdämonen und seine Untoten auf den Hals, aber die kommen gegen den Schlangendolch nicht an. Dann werden die Freunde befreit, und Vareck stellt den Gnom in seinem Versteck. Angesichts des Schlangendolches verliert Nostrada die Kontrolle über seine Dämonen und endet als Häufchen Asche.

Bewertung:
Das ist nun der bereits der dritte Roman, den Susanne Wiemer für das Dämonenkiller-Taschenbuch schrieb. Es folgen noch weitere.

Wie immer bei Wiemer ist das ein routiniert geschriebener Roman, dessen schlichte Geschichte mit ein paar Nebenhandlungen auf Taschenbuchlänge aufgeblasen wurde. Es gibt einen netten Insiderjoke, da der Schurke LaRoche heißt. Aber zu der Zeit dürfte es tatsächlich nur für Insider gewesen sein, da die Pseudonyme der diversen Gruselserien noch nicht gelüftet waren. Niemand hätte John Wyman mit dem Wiemer-Pseudonym Rebecca LaRoche bei Bastei in Verbindung gebracht.

Der Held Jérôme Vareck stellt eine kaum verhohlene Mischung aus Professor Zamorra und Dr. Strange dar. Das mit den Astralreisen erinnert stark an Dr. Strange, und die zweite Hälfte des Romans hat eine starke Ähnlichkeit mit dem ersten Zamorra, der ja ebenfalls von Wiemer geschrieben wurde. Vom finsteren Schloss zu den Feuerdämonen, die den Magier richten. Und den Gnom, der hier auf den schönen Namen Nostrada hört, gab es bei ihr auch schon. Wobei man argumentieren könnte, dass er mit diesem Namen und dann noch seinen Behinderungen gar keine andere Wahl hatte, als ein böser Magier zu werden. Da greift die Autorin schon ganz schön tief in die Klischeekiste des frühen Heftromans.

Fairerweise muss man aber sagen, dass zumindest die erste Hälfte des Romans sorgfältiger entwickelt ist als in Wiemers vorigen Romanen. Zwar kommen die Handlungsorte wie üblich nicht über eine Namensnennung hinaus, aber zumindest die Charakterisierungen des gebeutelten Vareck und des finsteren LaRoches sind etwas komplexer gestaltet. Dafür ist der Rest die üblichen Pappfiguren. Letztlich sind sie für die Handlung auch nicht wirklich von Belang; da reichen Platzhalter.

Der Horrorinhalt entspricht dem zu der Zeit üblichen Heftroman. Es fließt kein Blut, die Schlangengöttin ist ungefähr so gruselig wie eine Geisterbahnfigur und darüber hinaus strunzdumm, verrät sie ihrem Gegner doch ohne Not ihre einzige Achilles-Ferse. Dementsprechend bewegt sich die Dialogqualität auf dem üblichen schwachsinnigen Level, wie er bei solchen Szenen leider allmählich zum Standard wurde. Die Autorin achtet natürlich sorgfältig darauf, dass der Held niemandem ein Härchen gekrümmt. Die böse Dämonin schwört jammernd einen Eid und darf weiterhin das Jenseits unsicher machen, und der fiese Nostrada wird von seinen eigenen Dämonen geröstet. Ist das öde.

Aber wenn man sich an solch flacher Handlungsführung nicht stört, ist das handwerklich gesehen einer der besseren Wiemer-Romane. Im Umfeld  gibt es schlechter realisierte Softgrusel-Hefte. Es ist halt nur nicht besonders gut oder gar originell.

Life on Mars
Riv Traven entspringt der Heldenschule der 50/60er. Der Fotoreporter mit den harten Fäusten. (Auch wenn er letztlich nicht viel tut, außer sich hypnotisieren zu lassen.) Schade, dass es die nicht mehr gibt.

Das Titelbild
Der Zeichner ist allen Listen nach unbekannt. Das Bild bewegt sich im üblichen Rahmen der Zeit und lässt an die spanische Schule denken. Aber man mag es niemandem zuordnen. Mit dem Inhalt hat es nun gar nichts zu tun, weder thematisch noch von der Atmosphäre her. Kein Ritter oder gar gar Templer in Sicht.

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Toni 2016-12-19 17:08
Ich habe noch ein paar untere LaRoches in meiner Sammlung. Irgendwann werde ich mir die mal geben. :-)

Die Schlangengöttin macht den gleichen Fehler wie so viele andere Bösewichter: Sie labern zuviel um den heißen Brei, statt mal abzudrücken.
#2 Thomas Mühlbauer 2016-12-20 20:27
Ich frage mich noch immer, warum die Schwester-Reihe "VHR-Taschenbuch" fast sieben Jahre lang ein nahezu gleichbleibend hohes Niveau halten konnte und während dieser Zeit auch die deutschen Beiträge überzeugen konnten. Warum also hat der Verlag die Leser des DK-Taschenbuches mit meist minderwertiger Qualität versorgt und noch dazu über weite Strecken Etikettenschwindel betrieben in dem Sinne, dass man der Reihe den Namen einer Serie verpasst hat und von 63 Bänden gerade mal elf serienbezogen waren. Na gut, die Beweggründe des Verlages waren natürlich die "Gewinnoptimierung", aber die Unterschiede zwischen den beiden Reihen waren doch sehr augenscheinlich.
#3 Schnabel 2016-12-21 09:56
@Thomas:
Die Verlagsentscheidung mit dem Etikettenschwindel in Sachen Dämonenkiller verstehe ich auch nicht. Vermutlich wollten sie den verkaufsstarken Namen "Dämonenkiller" ausnützen.
Wohl erst auf Leserprotesten haben sie sich entscheiden, die DK-TB-Bände 22, 28 und 31 mit DK-Themen zu bringen.
Dann war zwei Jahre Pause und sie brachten weitere Coco-Zamis-Jugendabenteuer (52 - 58 + 60).
#4 Andreas Decker 2016-12-21 12:48
Dass man den Namen für eine Anthologiereihe benutzt hat, finde ich nicht so schlimm. Alfred Hitchcock hat mit seinem Krimimagazin auch nichts zu tun gehabt. Oder glaubt einer, dass Christopher Lee viel mit den Horroranthos zu tun hatte, auf denen sein Name stand?

Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Redaktion eine monatliche Taschenbuchserie wie Rhodans Planetenromane gestemmt hätte. Vlcek war beim Start der Tbs am Rand der Belastungsgrenze, Luif auch. Die einzigen echten "Vielschreiber" waren Holger Friedrichs und Walter Appel. Kein großer Autorenpool. Und serienfremde Autoren hätte man da nie rangelassen. Aus naheliegenden Gründen.

Außerdem wäre das bestimmt ein redaktioneller Albtraum geworden. Die Zeitlinie der Hefte war sehr dicht. Da ohne Widersprüche 12 Tbs im Jahr reinzuquetschen wäre nicht einfach gewesen. Das wäre viel mehr Arbeit gewesen als bei einem Rhodan-Tb, und Vlcek hätte das alles koordinieren müssen, damit es nicht mit seiner Tagesarbeit kollidiert. Insofern kann ich das schon verstehen, dass das nie in Betracht gezogen wurde.

Auch wenn es schade war. Was hätte man nicht noch schöne Romane über da Mosto schreiben können. ;-)
#5 Thomas Mühlbauer 2016-12-21 15:08
Es stimmt schon, Andreas, was Du schreibst. Beim DK-Taschenbuch hatte ich persönlich auch keine Ergänzung zur laufenden Handlung im Heft erwartet, sondern das, was der Verlag selbst als Blaupause schon vorgegeben hat: Romane aus Cocos Jugend oder Erzählungen/Ergänzungen aus Dorians früheren Leben. Diese wenigen Beispiele, die im Taschenbuch umgesetzt wurden, haben gezeigt, dass es funktioniert hat - für mich persönlich zumindest bis zum Merlin-Zyklus, auf den ich gerne verzichtet hätte.

Die Anthologien, auf denen der Name von zum Beispiel Alfred Hitchcock prangt, würde ich nicht auf das DK-Taschenbuch übertragen wollen. Diese Sachen waren ja als unabhängige und nur selten mit rotem Faden versehene Sammlungen mit Erzählungen verschiedener Autoren konzipiert. Weil aber der DK bekanntlich eine Serie war, erwartete man als Leser natürlich auch zur Serie gehörenden Stoff - was der Verlag aber nicht gemacht. Das wäre ungefähr so, als würde man in einem Jerry Cotton-Taschenbuch die Übersetzung eines amerikanischen Krimis vorfinden. Ich war und bin eben der Meinung, dass auf einem Band, auf dem der (Serien-)Name "Dämonenkiller" steht, auch einen entsprechenden Inhalt vorweisen sollte.

Aber natürlich ist es müßig, darüber noch irgendwelche Überlegungen anstellen zu wollen - nach so vielen Jahren. Das DK-Taschenbuch ist und bleibt eben, was es ist: eine bunte Mischung aus unterschiedlichsten Romanen mit einigen DK-Einsprengseln. :-)
#6 Andreas Decker 2016-12-21 16:12
Das Cotton-Argument sticht ;-) Zumal ja auch KX oder Fledermaus nicht irgendwelche Romane brachten. Da hast du schon recht. Sie hätten ein "DK präsentiert" draufpacken sollen.

Ich bin mal gespannt auf meine abschließende Meinung, wenn ich sie alle durch habe. Noch schwanke ich da, aber ich tendiere auch immer mehr zu "blah".
#7 Toni 2016-12-21 18:19
Da bin ich auch mal gespannt :-)
So richtig geschadet haben die Taschenbücher der DäKi Serie (zum Glück) wohl nicht.

Mich würden mal die Verkaufszahlen am Anfang und bei Einstellung der TB`s interessieren.

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