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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Coco und der Maya-Gott

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherCoco und der Maya-Gott

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen sein. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Coco und der Maya-GottCoco und der Maya-Gott
von Neal Davenport
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 53
März 1979

Der Roman:
Die junge Coco Zamis wird nach Guatemala zu den Najeras geschickt. Aber die Najeras sind schwache, degenerierte Dämonen. Der fesche Ubaldo muss Coco vom Flugplatz abholen, dabei ist gerade seine Schwester Isabel, eine Vampirin, von Unbekannten entführt worden. Direkt nach der Ankunft im Haus der Familie gibt es einen Toten. Natürlich mischt sich die Hexe in den Machtkampf ein. Kürzlich hat man verlassene Dörfer der Ureinwohner entdeckt, Leichen von jungen Frauen wurden angespült, denen man einst wie bei den Mayas das Herz aus dem Körper gerissen hat. Es gibt Gerüchte über das Auftauchen des Quetzal-Maya, eines unbekannten Dämons. Coco verguckt sich in Ubaldo. Sie hypnotisiert ein paar Indianer und erfährt von Gerüchten, dass das Reich der Maya wieder erstehen soll. In einer Stadt im Dschungel soll es den Quetzal-Maya geben.

Zusammen mit Ubaldo recherchiert sie einige Dörfer, deren Einwohner im Dschungel verschwunden sind. Bei einem Familienrat bekommen die Najeras einen Sarg ins Haus geschickt. Darin liegt die tote Isabel mit einer Botschaft, dass die Familie vernichtet werden soll. Coco beeinflusst eine Beschwörung des Schutzgeistes der Familie und sorgte dafür, dass man sie um Hilfe bittet. Ricardo Najera wird von den Handlangern des Maya-Dämons Calli und Xochitl entführt und ausgefragt. In der Zwischenzeit hat Coco einen Albtraum, in dem man sie auf einer Pyramide opfert. Die Albträume hat sie Ricardo zu verdanken, der ihre eine kleine magische Kugel vor die Tür legte. Natürlich fällt ihr auf, dass er beeinflusst wurde, und sie verfolgt ihn. Die Indianer schalten sie mit Magie aus und töten Ricardo. Außerdem übermitteln sie der Hexe eine magische Botschaft. In der Vergangenheit erlebt sie, wie ein Dämon die Mayastädte entvölkert. Man will die jungen Calli und Xochitl opfern – die mittlerweile in der Gegenwart für den Quetzal-Maya werben – und führt sie auf die Pyramide. Man wirft sie in einen Zeitschacht, und der als Wolke erscheinende Dämon folgt ihnen zusammen mit dem Hohepriester Tepal. Sie finden sich in der Zukunft wieder.

Coco kennt nun ihren Gegner. Zusammen mit Ubaldo und ein paar magischen Formeln, die gegen die alten Dämonen helfen sollten, fliegt sie in den Dschungel. Nach kurzer Suche stoßen sie auf eine Tempelanlage und finden dort Tepal. Der Priester aus der Vergangenheit will das alte Mayareich wieder errichten. Coco und Ubaldo sollen geopfert werden, aber Coco kann Tepal ein magisches Ebenbild unterschieben. Mithilfe der Formeln befördert Coco den Priester zurück in den Zeitschacht; die Magie zerstört die halbe Anlage.

Am Ende landet Tepal in der Kreidezeit, wo er Dinosaurierfutter wird. Coco erholt sich ein paar Tage bei den Najeras. Immerhin ist der fesche Ubaldo ihr Geliebter geworden.

Kurt LuifBewertung:
Nun war also Kurt Luif alias Neal Davenport an der Reihe, und sein erster Roman für die Serie ist ein kompetenter, wenn auch wenig mitreißender Beitrag.

Die Geschichte plätschert so vor sich hin und weißt keine besonderen Wendungen auf. Coco kommt, sieht und siegt. Wenn ihr nicht gerade der Feind in einem ihrer hilflosen Momente den Plot erklärt, um sie dann wieder laufen zu lassen. Der Kunstgriff, es nur mit degenerierten Dämonensippschaft zu tun zu haben, weil man da nichts Schlimmes schildern muss, wird langsam ermüdend.

An der Kontinuitätsfront schlägt sich Luif wie gewohnt wacker und weiß zumindest da zu überraschen. Ist am Vorband noch bemängelt worden, dass die Coco-Romane bewusst zeitlos gehalten sind, hat Luif dieses Memo nicht bekommen oder er sah es anders. Er datiert den Roman auf den April 1968, indem er Coco die Entführung des Erzbischofs Casaregio vor "wenigen Wochen" im März des Jahres erwähnen lässt. Dazu kommt etwas Sozialkritik, indem sich Coco über den Zustand des Landes mit seiner erbärmlichen Armut entsetzt. Sie ist halt ein zartbesaitetes Lämmchen. Im Nachhinein witzig ist auch, dass Luif Cocos grottigen Männergeschmack anspricht und daraus eine Charakterisierung zu machen versucht. Er erwähnt Schwinger und Ben Elkin und behauptet, dass seine Heldin daraus gelernt und sich darum trotz Versuchungen zu beherrschen gelernt hat. Offenbar hatte er den Vorband nicht gelesen.

Ansonsten knüpft er wie üblich viele Verbindungen zum DK-Universum, erwähnt neben der Forcas-Winkler-Affäre Asmodis und Olivaro. Kein Wunder, dass Asmodis ein paar Jahre später Hunter nicht ausschalten konnte, wird er zunehmend als völlig inkompetenter Herrscher dargestellt, der einfach nicht mehr mitkriegt, was um ihn herum passiert.

Verglichen mit anderen Coco-Romanen von Luif ist das eher beliebig. Die hatten beträchtlich mehr Biss. Hier hat er die Geschichte selbst entwickelt und musste sich an die Anweisungen halten, die der Serie nach der Indizierung zugrundelagen. Das war nicht so seine Stärke. Das ist alles sehr linear erzählt, und vor allem die Szene, in der der Bösewicht völlig motivationslos unserer Heldin die Zeitreisegeschichte aufdrängt, wirkt unbeholfen. Aus dem Stoff hätte man wesentlich mehr rausholen können. Dafür ist die Pointe am Ende mit dem T-Rex zugegeben ganz witzig. Albern, aber witzig.


Life on Mars
Erzbischof Mario Casariego gehörte zu jenen südamerikanischen Kirchenfürsten, die einerseits die Linie vertraten, dass sich die Kirche nicht in die Politik einzumischen hätte und damit die Augen vor dem Elend im Land verschlossen, andererseits aber trotzdem bei den Ultrarechten aneckten, weil sie auch angeblich Kontakte zu linken Rebellen unterhielten. Seine Entführer waren Angehörige einer rechten Miliz, die einen Staatsstreich erzwingen wollten. Zum Erscheinungstermin war das alles bereits uralte Geschichte, trotzdem erscheint die Erwähnung des Zwischenfalls im Kontext des DK-Universums leicht bizarr, weil sie so unmotiviert und für die Geschichte völlig unerheblich ist.

Das Titelbild
Wieder ein Bild, das den Inhalt reflektiert. Die nackte Coco mit strategisch verdecktem Unterleib auf dem Opferaltar, die Maya-Pyramide im Hintergrund. Eines von Lutohins besseren Bildern, wo seine kräftigen Farben einmal passen.

Copyright © by Andreas Decker

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Kommentare  

#1 Schnabel 2017-02-27 08:01
Als ich im März 1979 dieses Taschenbuch mit Freude gelesen habe, wußte ich nicht, daß Kurt Luif schon 1973 einen Fledermaus-Krimi (Nr. 723 "Ein Millionär im Fadenkreuz) geschrieben hat, der auch in Guatemala spielte.
Heute weiß ich es und mir ist aufgefallen, daß Kurt Luif eine sehr kleine Sequenz (mit oder ohne Absicht) aus dem Feldermauskrimi in seinem Coco-Abenteuer gebracht hat.
Lies man folgendes:

Auszug aus DK-TB-53: "Coco und der Maya-Gott"
„Die Bevölkerung scheint unendlich arm zu sein“, sagte ich schließlich.
Ubaldo nickte zustimmend. „Mir fällt diese unglaubliche Armut gar nicht mehr auf. Aber sie ist vorhanden und wird sogar noch schlimmer. Die meisten Leute sind unvorstellbar arm. Sie haben kaum mehr als eine einfache Hütte aus Stroh und Lehm, einen Lehmherd und Hängematten. Die meisten Familien haben zwischen fünf und fünfzehn Kinder. Manche besitzen nur ein Hemd, eine Hose und selbstgebastelte Sandalen aus alten Autoreifen, einen Strohhut und die unvermeidliche Machete, die als Universalwerkzeug dient. Sie trinken alle Aguardiente, den billigen Zuckerrohrschnaps, den man als Volksseuche bezeichnen kann. Die meisten sind Analphabeten, unterernährt, und die Sterblichkeitsziffern sind ungewöhnlich hoch. Wohlhabendere besitzen ein Radioapparat, einen uralten Kühlschrank und eine Nähmaschine. Aber zu so einem Reichtum bringen es nur wenige.“
„Weshalb wird dagegen nichts unternommen?“ fragte ich scharf.
„Da ich überfragt, Coco“, sagte Ubaldo. „Die Regierung bemüht sich, das zu ändern, aber überall gibt es Korruption. Das Land befindet in den Händen einiger unendlich reichen Familie.“
„Deine gehört doch auch dazu?“
„Ja, das stimmt. Ich habe mich öfters mit meinem Vater darüber unterhalten. Er kann nichts gegen dies Zustände unternehmen, denn das würde nicht zu einem Mitglied der Schwarzen Familie passen. Die anderen Sippen würden sich sofort gegen uns stellen. Aber er startete einen Versuch. Er zahlte höhere Löhne, doch das Ergebnis war niederschmetternd. Die Arbeiter kaufen sich nur noch mehr Schnaps, waren jeden Tag betrunken und kamen selten zu Arbeit. Es gab ihnen mehr Lebensmittel, doch die Arbeiter versuchten sie zu verkaufen. Eine Änderung könnte nur bei den Kindern eintreten, aber da ist wieder die Schwierigkeit, daß die Eltern nicht einsehen wollen, weshalb ihre Kinder zur Schule gehen sollen. Das alles ist ein Teufelskreis, aus dem man nur sehr schwer ausbrechen kann.“
Etwas verwundert blickte ich Ubaldo an. Seine Familie mußte tatsächlich sehr verweichlicht sein, daß sie sich um das Schicksal der Ärmsten kümmerte. Das war völlig untypisch für eine Sippe der Schwarzen Familie, machte sie mir aber sympathischer.
Wir fuhren eben durch einen kleinen Ort, als Ubaldo plötzlich abbremste und stehenblieb.
„Was ist los?“ fragte ich.
Eine Gruppe ärmlichst gekleideter Männer und Frauen überquerte die Staubstraße. Als erster ging ein traurig blickender Indio, der eine kleine Holzkiste in den Händen trug.
„Ein Kinderbegräbnis“, sagte Ubaldo leise.
Die Gruppe stapfte auf einen kleinen Hügel zu, auf dem weiße Holzkreuze standen.

Auszug aus Fledermaus Nr. 723 „Ein Millionär im Fladenkreuz“
"Mr. Quinn", sagte er, "Ihnen ist sicherlich nicht die Armut der Bevölkerung entgangen. Sie wissen, daß die meisten Leute unvorstellbar arm sind - so arm, daß sie kaum mehr als eine einfache Hütte aus Stroh oder Lehm haben, dazu einen Lehmherd, einige Hängematten und acht bis fünfzehn Kinder. Manche besitzen nur ein Hemd, eine Hose und selbstgebastelte Sandalen aus alten Autoreifen, einen Strohhut und die unvermeidliche Machete, die als Universalwerkzeug dient. Sie bekommen pro Tag höchstens einen Quetzal, was ungefähr dem Wert eines Dollars entspricht. Sie trinken alle Aguardiente, den billigen Zuckerrohrschnaps, den man als Volksseuche bezeichnen kann. Die meisten sind Analphabeten, unterernährt, und die Sterblichkeitsziffern sind ungewöhnlich hoch. Wohlhabendere besitzen einen Radioapparat, einen uralten Kühlschrank und eine Nähmaschine, aber zu so einem Reichtum bringen es nur wenige."
Maroto schwieg erschöpft von der langen Rede.
"Und im Gegensatz dazu bin ich unendlich reich", sprach er weiter. "Ich bin einer der reichsten Männer des Landes, und Sie werden sich sicherlich fragen, wie ich in meinem Reichtum leben und mir das Elend, das rund um mich ist, ansehen kann. Es ist schwer zu erklären. In meiner Kindheit war ich daran gewöhnt, da gab es nicht viele Gedanken, man war eben reich oder arm. Das war Schicksal. Doch ich lebte lange in den USA, und mein Standpunkt änderte sich. Ich wollte das Los der armen Bevölkerung lindern, doch es ging nicht so einfach. Ich zahlte höhere Löhne, der Erfolg war niederschmetternd: Die Arbeiter kauften sich nur noch mehr Aguardiente, waren jeden Tag sinnlos betrunken und kamen selten zur Arbeit.
So ging es auch nicht. Ich gab gratis Lebensmittel aus. Was geschah? Die Arbeiter versuchten sie zu verkaufen. So könnte ich Ihnen Hunderte von Beispielen anführen. Die Änderung kann nur bei den Kindern eintreten; da ist aber wieder die Schwierigkeit, daß die Eltern nicht verstehen wollen, weshalb die Kinder zur Schule gehen sollen."
Der Rechtsanwalt nickte. Es waren überall in Zentralamerika die gleichen Probleme, mit denen die Regierungen zu kämpfen hatten.
Die Probleme waren so vielschichtig, daß ein Außenstehender sie kaum richtig beurteilen konnte.
Sie fuhren eben durch einen winzigen Ort, und der Fahrer stoppte plötzlich.
Eine Gruppe von einfach gekleideten Frauen und Männern überquerte die Straße. Als erster ging ein etwa dreißigjähriger Indio, der eine kleine Holzkiste in den Händen trug.
"Was bedeutet das?" fragte Carol, als sich der Fahrer bekreuzigte und Maroto seinem Beispiel folgte.
"Ein Kinderbegräbnis", sagte der Millionär. "Ich erlebte noch nie eine Überlandfahrt, bei der ich nicht ein Kinderbegräbnis gesehen hätte."
Die Gruppe wandte sich einem kleinen Hügel zu, auf dem weiße Holzkreuze standen.

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