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Flaggschiffe, Flottenkadetten und Flops Folge 28: Wo niemals zuvor ein Mensch gewesen ist

  Mini- und Subserien bei Terra und UtopiaFlaggschiffe, Flottenkadetten und Flops
Folge 28:
Wo niemals zuvor ein Mensch gewesen ist - Raumschiff Enterprise

Von den Fünfzigern bis in die Achtziger hinein gab es SF auch in zahlreichen Reihen. Herausragend dabei die ›Marken‹ »Utopia« und »Terra«. Für viele der erste Kontakt mit der Science Fiction bzw. dem ›utopischen Roman‹. In diesen Reihen erschienen zahlreiche Sub- und Miniserien.  

Diese werden in den kommenden Wochen einmal etwas näher betrachtet ...

„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung 5 Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

Vorspann zur Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“ im ZDF, 1972

Der unglaublichre PlanetEs ist kein Zufall, dass in dieser Artikelserie die Folgen über „Raumschiff Orion“ und „Raumschiff Enterprise“ unmittelbar hintereinander kommen, denn die beiden Fernsehserien passen hervorragend zueinander beziehungsweise für einen Vergleich. Sie wurden in ihren Ursprungsländern, in denen sie jeweils die Maßstäbe für SF-Fernsehserien setzten, mit nur wenigen Tagen Abstand nacheinander gestartet und die literarischen Umsetzungen erschienen in Deutschland im gleichen Zeitraum in der Terra Astra-Reihe des Pabel Verlages. Der gravierendste Unterschied ist allerdings, dass bei Orion nach den sieben Fernsehfolgen Schluss war, während die erste Enterprise-Inkarnation immerhin mit 79 Folgen in drei Staffeln inklusive Pilotfilm lief, und mit den Nachfolgeserien sowie über ein Dutzend Kinofilmen sich zum umfangreichsten SF-Universum der Fernseh- und Filmgeschichte entwickelt hat. Dieser Artikel beschränkt sich daher in einem kurzen Überblick mit der Originalserie und stellt dann die deutschsprachigen Buch- und Heftausgaben dazu vor, lässt aber die Kinofilme und die Nachfolgeserien außer Betracht und bleibt damit im Rahmen, den sich diese Artikelserie gegeben hat.

Der unglaublichre PlanetDie Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, wie der Originaltitel „Star Trek“ für die Fernsehserie übersetzt wurde, setzte in vieler Hinsicht Maßstäbe, obwohl der Riesenerfolg in den USA zuerst gar nicht als solcher wahrgenommen wurde, als nach drei Staffeln bereits das Ende der Originalserie gekommen war. Der entscheidende Punkt war aber, dass Star Trek eine riesige Fanbewegung, die „Trekkies“, hervorbrachte, die durch ihre unermüdlichen Forderungen nach Fortsetzungen und natürlich durch ihre Kauflust einen großen Anteil an der Entwicklung des riesigen Star Trek-Merchandising-Universums hatten. Zudem erwuchsen aus den Trekkies eine Menge neuer Autoren und Autorinnen, die mit Fan- und später professionellen Publikationen den Hype weiter pushten. Interessant ist außerdem, dass die Trekkies viel stärker weiblich dominiert waren als das „allgemeine“ SF-Fandom.

Ohne noch weiter ins Detail mit Vergleichen zwischen Orion und Enterprise zu gehen, fällt natürlich auf, dass Orion ein kleiner Kreuzer mit einer Stammcrew von nur fünf Mitgliedern ist, während die Enterprise als Forschungsschiff eine Besatzung von 400 Leuten hat. Dazu kommt dank der menschen- und extraterrestrierfreundlichen Einstellung (welches Wort verwendet man für „humanistisch“, wenn die freundliche Einstellung auch Außerirdische einschließt?) Gene Roddenberrys, des Schöpfers von Star Trek, die „bunte“ Besatzung, international, multirassisch, und sogar mit einem Außerirdischen mit spitzen Ohren. Für die sechziger Jahre war das geradezu revolutionär. Ein Tabubruch war der Kuss zwischen Captain Kirk und seiner schwarzen Funkerin Uhura. Dieser sympathischen und bildhübschen Dame wäre ich auch sehr gerne nähergetreten. Dazu kam noch der friedliche Forschungsauftrag der Enterprise, was allerdings die Schilderung von kräftigen Gewalttätigkeiten in den Episoden nicht ausschloss.

Trotz der Besatzung von 400 Mitgliedern kommt die Serie mit einer Stammbesetzung von neun Rollen aus, die in den Episoden jeweils durch weitere Rollen ergänzt werden:

Der unglaublichre PlanetCaptain James „Jim“ Tiberius Kirk (William Shatner), der draufgängerische Captain der Enterprise, der sich bei den Einsätzen sehr oft selbst ins Getümmel stürzt.

Commander Spock (Leonard Nimoy), als Halbvulkanier mit den charakteristischen spitzen Ohren außerirdisches Mitglied der Besatzung, der Mann mit einem Gedächtnis wie ein Computer, dessen Fähigkeit, eine Augenbraue in die Höhe zu ziehen, ich mir auch antrainiert habe.

Dr. Leonard „Pille“ (im Original „Bones“) Nimoy (DeForest Kelly), der Bordarzt, welcher sich als Einziger erdreistet, Kirk Befehle zu geben, wenn es vermeintlich um seinen Gesundheitszustand geht.

Lieutenant Commander Montgomery „Scotty“ Scott (James Doohan), deer Chefingenieur und Maschinenzauberer, der bei den Außeneinsätzen auch die Transporte überwacht. „Beam mich hoch, Scotty!“

Lieutenant Nyota Penda Uhura (Nicholle Nichols), die bezaubernde Kommunikationsoffizierin, die als einzige Frau und einzige Schwarze in der Kommandozentrale zweifacher Hinsicht eine Lanze für Gleichberechtigung brach und mit ihrer sympathischen Ausstrahlung großen Anklang bei den Zusehern fand.

Lieutenant Hikaru Sulu (George Takei), der Steuermann, repräsentiert in der international gemischten Mannschaft der Enterprise die Menschen fernöstlicher Abstammung.

Fähnrich Pavel Andreievich Chekov (Walter Koenig) spielt ab der 2. Staffel den Navigator russischer Abstammung auf der Enterprise, in Zeiten des Kalten Krieges durchaus nicht selbstverständlich, eine Rolle so anzulegen.

Schwester Christine Chapel (Majel Barrett), Schwester auf der Krankenstation und im Privatleben die Ehefrau des Star Trek-Schöpfers Gene Roddenberry.

Maat Janice Rand (Grace Lee Whitney) wurde in der ersten Staffel für mehrere unterschiedliche Aufgaben eingesetzt.

Von den außerirdischen Gegenspielern sind natürlich die Klingonen und die Romulaner im Gedächtnis geblieben. Die Klingonen, eine menschenähnliche kriegerische Spezies, werden in der Nachfolgeserie „Raumschiff Enterprise – das nächste Jahrhundert“ nach dem Friedensschluss mit den Menschen sogar ein Besatzungsmitglied an Bord der Enterprise haben. Und dann sind noch die den Menschen freundlich gesinnten Vulkanier. Mir ist es nach wie vor unbegreiflich, wie es möglich sein soll, dass zwischen den zwar äußerlich menschenähnlichen, aber genetisch unendlich weit von den Erdmenschen entfernten grünblütigen Vulkaniern und Menschen gemeinsame Kinder entstehen können. Mr. Spock, Sie sind eine genetische Unmöglichkeit – das ist faszinierend!

Der unglaublichre PlanetWas ist von der Technologie in Erinnerung geblieben? Natürlich die USS Enterprise selbst, NCC 1701, das diskusförmige Schiff mit den torpedoartigen, mit einem filigranen Gestänge mit dem Hauptkörper verbundenen Antriebssektionen für den Warpantrieb, dann natürlich der Transporter, der für Landeoperationen die Benutzung von Beibooten überflüssig machte (was auch Produktionskosten sparte), denn das Schiff selbst war wohl aufgrund seiner Konstruktion selbst nicht landefähig. Sehr praktisch auch der handyartige Kommunikator, der heutigen Smartphonebesitzern wohl nur ein müdes Lächeln entlockt, wenn man mal die Reichweite außer Betracht lässt. Die Bewaffnung mit den Phasern ist natürlich auch nicht übel. Man merkte es dem Team rund um Gene Roddenberry an – und da drängt sich wieder der Vergleich mit den diesbezüglich ziemlich unbeleckten Orion-Machern auf - , dass hier alte Hasen am Werk waren, die mit SF-Versatzstücken aufgewachsen sind. Man braucht sich nur die Liste der Drehbuchautoren ansehen. Da waren neben Gene Roddenberry selbst weitere SF-Schwergewichte wie Fredric Brown, Harlan Ellison, David Gerrold, Norman Spinrad und Theodore Sturgeon dabei. Obwohl es auch hier etwas zu meckern gibt. Denn die Szenen, wenn die Besatzung in der Zentrale bei rascher Beschleunigung, Abbremsen oder nach einem feindlichen Treffer durchgeschüttelt wurde oder gar durch die Zentrale flog, während es im Perry Rhodan-Universum längst pneumatische Kontursessel mit Sicherheitsgurten gab, welche die Raumfahrer vor Verletzungen schützten, „wenn wieder einmal ein paar Gravos durchkamen“, wirkten einfach nur lächerlich. Sieht man sich heute – ein halbes Jahrhundert nach der Erstausstrahlung – Fernsehfolgen an, fällt natürlich auf, dass die Computertechnologie bei den Tricks noch keine Rolle spielt und ein Großteil der Episoden sich in teilweise recht hausbackenen Studiokulissen abspielt. Diesbezüglich wirkte für mich Orion eigenartigerweise futuristischer, obwohl (oder weil?) Enterprise im Gegensatz zu Orion bereits in Farbe abgedreht wurde.

Inhaltlich interessant und zu politischen Diskussionen anregend ist die Oberste Direktive („Prime Directive“) der Föderation der absoluten Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten fremder Zivilisationen ohne eigene Warp-Technologie, um deren eigene kulturelle und geistige Entwicklung zu schützen. Erlaubt sind lediglich Beobachtungsmissionen. Dies führt natürlich zu Gewissenskonflikten, wenn auf einem Planeten eine Bevölkerungsgruppe Hilfe gegen den unberechtigten Angriff von aggressiven überlegenen Feinden benötigt. Kirk und sein Team legen in mehreren Episoden die Direktive kreativ aus. Ein ähnliches Prinzip hat auch der englische Autor John Brunner in seinen „Zarathustra“-Romanen geschaffen. Dort geht es in diesem Zusammenhang aber nur um Menschenabkömmlinge, die sich nach der Verwandlung der Sonne ihres Heimatplaneten zur Nova auf verschiedenen anderen Planeten in der Galaxis niedergelassen und dort neue, oft primitive Zivilisationen gegründet haben.

Eine bemerkenswerte Nebenerscheinung der Serie stellen die sogenannten „Redshirts“ dar, Besatzungsmitglieder mit roter Oberbekleidung, die von Technikern und Sicherheitsdienstleuten getragen wird. Aus dramaturgischen Gründen ließ man in der Serie immer wieder mal ein Besatzungsmitglied über die Klinge springen und dies waren bei den Landeoperationen immer unbekannte Mitglieder der Besatzung mit der vorgenannten Adjustierung. Der Ausdruck „Redshirts“ für solches Kanonenfutter bürgerte sich im Lauf der Zeit im Star Trek-Fandom ein. Ein literarisches Denkmal wurde diesen Leuten vom amerikanischen Autor John Scalzi in seinem Roman „Redshirts“ gesetzt (auf Deutsch bei Heyne erschienen), in dem sich diese unbekannten Crewmitglieder des Raumschiffs „Intrepid“ nicht mehr damit abfinden wollen, den Kopf hinhalten zu müssen, während den Promis nie etwas passiert, und beginnen, sich zu organisieren. Wahrscheinlich hat Scalzi das Raumschiff und die Promis der Besatzung aus rechtlichen Gründen anders benannt. Eine andere berühmte Intrepid ist übrigens der zu einem Museum umgebaute Flugzeugträger am Pier 86 vor Manhattan. Sehr empfehlenswert, da kann man daneben auch durch ein U-Boot durchschlüpfen. Der Roman wurde 2013 mit dem Hugo Award als bester Roman ausgezeichnet, die gut organisierten Trekkies haben wohl für diese Hommage gestimmt.

Dieser Artikel soll und kann in keiner Weise einen Episodenführer ersetzen. Ich möchte hier nur das Augenmerk auf einige Episoden richten, die entweder mir besonders im Gedächtnis geblieben oder aus unterschiedlichen Gründen erwähnenswert sind.

Der Pilotfilm „The Cage“ war für sich stehend zwar ein Misserfolg, weil das Konzept nochmals geändert werden musste, lieferte aber trotzdem die Grundlage für die Fernsehserie. Dieser Film hatte in der Hauptrolle Jeffrey Hunter als Captain Pike, der in der späteren Serie aber nicht mehr mitspielte. Ein großer Teil des Materials aus dem Pilotfilm wurde umgeschnitten und für die Doppelepisode 11/12 „The Menagerie“ (Talos IV – Tabu, Teil I und Teil II, Episoden 48/49) verwendet, die der einzige Zweiteiler der Fernsehserie ist.

Der zweite Pilotfilm „Where No Man Has Gone Before“, diesmal bereits mit William Shatner in der Rolle des Captain Kirk, fand dann Zustimmung. Der Titel der Episode wurde berühmt, steht sinnbildlich für „Star Trek“ und auch bewusst als Überschrift an der Spitze dieses Artikels. Der Film wurde als Episode 3 und vom ZDF als Episode 27 unter dem Titel „Die Spitze des Eisbergs“ gesendet.

In Episode 18 „Arena“, auf Deutsch „Ganz neue Dimensionen“, Episode 51, muss Captain Kirk nach einem Eingriff einer überlegenen fremden Spezies in einem Zweikampf gegen den Kapitän eines Schiffes der reptilartigen Gorn ums Überleben kämpfen. Die Geschichte basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte des Autors Fredric Brwon, welche in die „Science Fiction Hall of Fame“ aufgenommen wurde.

In „Space Seed“, Episode 22, auf Deutsch als Episode 21 „Der schlafende Tiger“ gesendet, taucht das erste Mal Khan auf, der später im zweiten Kinofilm „Star Trek 2 – der Zorn des Khan“ eine Hauptrolle übernimmt.

The City on the Edge of Forever“, die letzte und 28. Episode der ersten Staffel, wurde in Deutsch als Episode 57 unter dem Titel „Griff in die Geschichte“ gesendet. Es handelt sich um eine Zeitreisegeschichte, in der Kirk, Spock und McCoy in der Stadt am Rande der Ewigkeit, New York zur Zeit der großen Depression in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, landen und dort ein Zeitparadoxon verhindern müssen, das ihre eigene Existenz auslöschen würde. Die Episode, deren Drehbuch vom bekannten SF-Autor und Herausgaber Harlan Ellison stammt, wird von vielen als die beste der ganzen Serie angesehen und wurde als beste dramatische Präsentation mit dem Hugo Award ausgezeichnet.

Die erste Folge der zweiten Staffel „Amok Time“, auf Deutsch Episode 34Weltraumfieber“, stellt den neu in die Riege der Hauptdarsteller aufgestiegenen Pawel Chekov vor. In dieser Episode droht Spock durchzudrehen, weil er auf seinem Heimatplaneten Vulkan in die Brunft kommt und die Gefühle, ganz ungewohnt, ihn übermannen. Der Vulkaniergruß, bei dem die Finger zwischen Mittelfinger und Ringfinger gespreizt werden (gar nicht so einfach!), wird in dieser Folge erstmals präsentiert.

Patterns of Force“, Episode 50, regte zwar nicht die amerikanischen Zuseher auf, wurde aber sehr lange den deutschen Konsumenten vorenthalten, weil in dieser Episode eine naziähnliche Diktatur geschildet wurde. Die Episode kam erst als die allerletzte unter dem Titel „Schablonen der Gewalt“ auf die deutschen Mattscheiben.

Episode 65, „Plato's Stepchildren“, auf Deutsch Episode 71 „Platons Stiefkinder“ löste vor allem in den Südstaaten der USA Rotationsphänomene aus, weil es hier zum Kuss zwischen Kirk und Uhura kam. In einigen Südstaaten weigerten sich die Sender, diese Folge auszustrahlen. Man beachte: Die Erstausstrahlung der Episode war am 22. November 1968. Der Bürgerrechtler Martin Luther King („I have a dream“) war erst am 8. April desselben Jahres von einem weißen Rassisten ermordet worden.

1972 kam „Star Trek“ unter dem Titel „Raumschiff Enterprise“ nach Deutschland. Das ZDF brachte zuerst 26 Folgen, die aufgrund der wohlwollenden Aufnahme durch das vorwiegend jugendliche Publikum um weitere 13 Folgen aufgestockt wurden. Die fehlenden Folgen wurden erst in den achtziger Jahren vom Privatsender SAT1 auf die deutschen Mattscheiben gebracht. Das Sendefenster am Samstagabend erweckte wenig Begeisterung, denn zur gleichen Zeit lief (und läuft natürlich immer noch) in der ARD die Sportschau. Neben vielen anderen SF- und Fußballfans fand auch mich genötigt, andauernd zwischen den beiden Programmen hin und her umzuschalten (und das in Zeiten vor Fernsteuerung), was dazu führte, dass mir sowohl coole Tore als auch interessante Szenen flöten gingen. Jawoll, auch Ösis schauen sich lieber die Schlager der deutschen Bundesliga als die Spiele der bescheidenen einheimischen Liga an! Schmerzhaft war außerdem, dass die Folgen nicht in chronologischer Folge den amerikanischen Episoden entsprechend ausgestrahlt wurden, genauso wenig, wie das später bei den Buchausgaben passierte.

Der unglaublichre PlanetDurch den Erfolg der Fernsehserie konnte es nicht ausbleiben, dass die Fernsehfolgen auch in Buchform umgesetzt wurden. Als Autor wurde vom herausgebenden Bantam-Verlag der renommierte amerikanische SF-Autor James Blish (1921 – 1975) ausgewählt, der sich bereits in den fünfziger Jahren mit seiner Tetralogie „Die fliegenden Städte“ (Cites in Flight) Renommee erworben hatte und für seinen theologisch-philosophischen SF-Roman „Der Gewissensfall“ (A Case of Conscience) sogar mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde. Im Unterschied zu den literarischen Orion-Adaptionen wurden die Fernsehfolgen aber nicht als Romane umgesetzt, sondern als Kurzgeschichten, wobei normalerweise fünf bis acht Erzählungen pro Buch gesammelt wurden. Blish wählte am Anfang ihm geeignet erscheinende Folgen aus. Nach dem riesigen Erfolg der Bücher wurde er dazu aufgefordert, weitere Bände zu verfassen und setzte nach und nach fast alle Fernsehfolgen in Kurzgeschichten um. Der Nachteil dieser Vorgehensweise war, dass damit die Reihenfolge der Film und Buchfolgen nicht übereinstimmte und damit Entwicklungen, die sich im Lauf der Fernsehserie ergaben, in den Buchausgaben nicht nachvollziehbar waren. Um wenigstens ein wenig Übersicht zu bewahren, sind deswegen in der Bibliografie die Episodennummern der amerikanischen Fernsehfolgen bei den Erzählungen mit angegeben. Leider verstarb Blish schon 1975 frühzeitig an einem Krebsleiden, sodass die letzten Geschichten von seiner Gattin J. A. Lawrence fertiggestellt bzw. herausgegeben wurden. In den Büchern und Heften sind bei den einzelnen Geschichten immer Autorennamen angegeben. Es handelt sich dabei aber nicht um die Autoren der Erzählungen, sondern um die Drehbuchautoren, deren Vorlagen Blish in Geschichten umsetzte. Daher sind die Bücher keine Anthologien, sondern Kurzgeschichtensammlungen desselben Autors nach Drehbuch-Vorlagen von anderen. Ausnahme sind die beiden Bände „New Voyages“, denn das sind echte Anthologien, in denen die beiden Herausgeberinnen, die auch selbst Star Trek-Romane publizierten, von Fan-Autor(inn)en verfasste Geschichten dem nach neuen Star Trek-Erzählungen verlangenden Publikum präsentierten. James Blish kommentierte die für ihn überraschenden Reaktionen der Leserschaft zu seinen Star Trek-Büchern folgendermaßen:

„Seit 1951 habe ich siebenundzwanzig Romane und Kurzgeschichtensammlungen geschrieben und veröffentlicht (darunter auch ein Band von Essays über Science-fiction). Alle diese Bücher haben bis zum heutigen Tag Neuauflagen erlebt, und eines davon ist ebenfalls mit einem „Hugo“ ausgezeichnet worden. Ich erwähne diese Tatsache nicht, um mich damit zu brüsten – zumindest nicht nur deshalb – sondern um auf die erstaunliche Tatsache hinzuweisen, daß ich zu den bisher veröffentlichten zwei Star-Trek-Bänden mehr Leserzuschriften erhalten habe als auf alle meine bisherigen Veröffentlichungen zusammengenommen. Um das festzustellen, brauche ich die Briefe nicht einmal zu zählen. Ich muß nur einen flüchtigen Blick auf die dicken Ordner werfen, in denen ich sie abgeheftet habe. Seit 1967 erhalte ich diese Zuschriften, im Durchschnitt zwei pro Tag, und sie stellen eine wirklich erstaunliche Kollektion dar. Die Schreiber dieser Briefe sind teilweise Kinder von 10 Jahren, Studenten und Hausfrauen. Nicht viele der Schreiber geben ihr Alter an; aber ich kann mit ziemlicher Sicherheit behaupten, daß die weitaus meisten von jungen Menschen von etwa 13 Jahren kommen. Das Durchschnittsalter ist jedoch 15 Jahre – das heißt, es sind etwa gleich viele Schreiber unter 13 Jahren wie darüber. Das höchste in den Briefen angegebene Alter war 28. Die meisten von ihnen weisen darauf hin, daß sie vor Star Trek noch niemals Science-fiction gesehen oder gelesen haben, oder wenn doch, daß ihnen diese Art Literatur nicht gefallen hatte. In einigen der Zuschriften wurde ich darum gebeten, andere Science-fiction-Bücher zu empfehlen, oder ihnen andere von mir verfaßte Bücher zu nennen. Einige von ihnen fühlten sich sogar dazu veranlaßt, selbst SF-Stories zu schreiben, und manchen dieser Zuschriften lagen sogar Manuskripte bei. Kurz gesagt, alles deutet darauf hin, daß Star Trek eine völlig neue Zuschauerschicht erfaßt hat."

zitiert aus: Vorwort zu: James Blish, Enterprise 3, Williams Verlag, Alsdorf 1972

Der unglaublichre PlanetNach dem erfolgreichen Anlaufen der Fernsehserie in Deutschland ließ natürlich eine deutsche Übersetzung der Star Trek-Bücher nicht lange auf sich warten. Der Williams-Verlag in Alsdorf, der etwa zur gleichen Zeit auch versuchte, mit Paperbackausgaben der Tarzan- und John Carter-Romane von Edgar Rice Burroughs auf dem deutschen Markt für phantastisches Lesefutter zu sorgen, aber damit bereits nach zwei bzw. vier Folgen aufgeben musste, brachte 1972/73 in rascher Folge dreizehn Taschenbücher auf den Markt. Davon waren die ersten sechs 1:1-Übersetzungen der amerikanischen Star Trek-Ausgaben des Bantam-Verlags, dann kam der ebenfalls von James Blish verfasste Star Trek Roman „Spock Must Die“. Die Bände 8 – 13 waren die jeweils auf zwei Bände gesplitteteten Storybände Star Trek 7 – 9. Die Serie war beim Williams-Verlag nicht gut aufgehoben, denn die Taschenbücher waren lieblos billigst produziert. Leider keine Zierde für den Bücherschrank. Positive Ausnahme waren die von Eddie Jones gemalten Titelbilder, der als Mitglied des Fan-Ordens der „Knight of Saint Fantony“ mit seinem Fan-Pseudonym „S. Fantoni“ signierte. Leider dachte der Übersetzer nicht daran, den Geschichten die gleichen Titel wie den Fernsehfolgen zu geben, sodass ich mich schon damals in den siebziger Jahren daran machte, Listen zu erstellen, in denen die Titel zum Vergleich gegenüberstanden. Dabei ist auffallend, dass die Titel der Episoden in den Büchern viel öfter Übersetzungen der Originaltitel sind. Es scheint so, dass die Filmemacher noch viel weniger Hemmungen in der „kreativen Gestaltung“, sprich der Verfälschung des Originals hatten. Dies betrifft leider nicht nur die Titelgebung, sondern die oft abenteuerliche Synchronisation. Es wurden übrigens nur neun Folgen in Buch und Film in der deutschen Übersetzung gleich betitelt, meistens dann, wenn der amerikanische Originaltitel einen besonders klingenden Namen hatte. Es fällt auch auf, dass viele wunderschöne Titel dabei sind. Das schönste Beispiel ist für mich: "For the World Is Hollow and I Have Touched the Sky" (übersetzt im Buch als "Die Welt ist hohl und ich habe den Himmel berührt" bzw. im Fernsehen lapidar als "Der verirrte Planet").

Der unglaublichre PlanetNur kurze Zeit dauerte es nach der Williams-Ausgabe, bis der Pabel-Verlag in der Heftreihe Terra Astra eine Neuauflage der Star Trek-Bände herausbrachte und damit wahrscheinlich wesentlich mehr Leser erreichte, als es der Erstauflage gelungen war. Das erste Enterprise-Abenteuer in Terra Astra Nr. 213 folgte unmittelbar dem damals letzten Orion-Band 41, sodass man sagen konnte: „Enterprise follows Orion“. Durch den geringeren Seitenumfang der Heftreihe bedingt, wurden von den ersten sechs Taschenbüchern jeweils zwei Episoden weggelassen und in den Bänden 14 – 16 gesammelt. Die Bände 17 – 20 waren deutsche Erstausgaben von Star Trek 10 und 11. Zusätzlich wurde noch die Star Trek-Anthologie „The New Voyages“ in zwei Heften herausgebracht, somit umfasste die Terra Astra Raumschiff Enterprise-Subreihe insgesamt 22 Hefte. Damit war Enterprise, wenn man die 11 im Terra Taschenbuch erschienenen Romane mitrechnet, nach Raumschiff Orion die Subserie mit der größten Bandanzahl in den Terra-Reihen noch vor E. C. Tubbs „Earl Dumarest“, Peter Terrids „Zeitschwadron“ und K. H. Scheers „ZBV“, die mit 23, 21 bzw. 18 Titeln die nächsten Plätze belegen. Für die Heftausgaben erwies es sich als sehr praktisch, dass der Engländer Eddie Jones Pabels Hauszeichner für Terra Astra war. Damit war es eine einfache Sache, seine Titelbilder der Williams-Ausgaben für die Hefte wiederzuverwenden und dann für die weiteren Ausgaben mit neuen Bildern des gleichen Zeichners zu ergänzen. Etliche Star Trek-Bilder von Jones fanden später auch den Weg in die USA, wo sie diverse Neuauflagen und Sammelbände der Star Trek-Reihe zierten. Auch einige niederländische Ausgaben bekamen Jones-Titelbilder.

Der unglaublichre PlanetNach den beiden Anthologien übersiedelte die Enterprise ins Terra Taschenbuch, wo noch weitere elf Bände erschienen. Darunter waren der nach Blishs Tod von seiner Witwe Judith A. Lawrence fertiggestellte Band „Die Enterprise im Orbit“ (Star Trek 12) sowie weitere Romane, die nicht mehr auf Fernsehfolgen beruhten, weil dieses Feld weitestgehend ausgeschöpft war, sondern weitere frei geschilderte Abenteuer des Teams um Kirk, Spock, Pille und Scotty, weil das Publikum danach verlangte und mit immer lauterer Stimme auch eine Fortsetzung der Fernsehserie forderte. Dazu kam es nicht, obwohl Vorbereitungen dazu bereits weit gediehen waren, denn die Produktionsfirma Paramount entschied sich stattdessen, mit dem Kinofilm „Star Trek – The Motion Picture“ weiterzumachen. Damit war die Grundlage für den weiteren Ausbau das Star Trek-Universums mit weiteren Kinofilmen, Nachfolge-Fernsehserien mit neuer Teambesetzung wie „Raumschiff Enterprise – das nächste Jahrhundert“ und einer unüberschaubaren Anzahl von Romanen zu den Filmen und Fernsehfolgen, weiteren Romanen und unzähligen Merchandising-Artikeln geschaffen. Die Behandlung dieser Themen würde den Rahmen dieses Artikels und der ganzen Artikelserie bei weitem übersteigen. STAR TREK LIVES!

Der unglaublichre PlanetDie weiteren, fast unzählbaren Bände zum mit Warp 8 (als Sol 8 im Fernsehen dämlich eingedeutscht) expandierenden Star Trek-Universum erschienen in Deutschland lange Jahre bei Heyne, Cross Cult und VGS. Diese sind aber nicht mehr im Fokus dieses Artikels. Hier sei nur noch darauf verwiesen, dass im Heyne Verlag mehrere, von Neuausgabe zu Neuausgabe immer umfangreichere Ausgaben des Sekundärwerkes „Das Star Trek Universum“ von Ralph Sander erschienen, denen auch dieser Artikel einiges schuldet.

Der unglaublichre PlanetNach den unbefriedigenden, durcheinander gewürfelten Ausgaben zur Originalserie erbarmte sich der Goldmann Verlag dieses Themas und brachte eine Neuausgabe der bei Williams und Terra erschienenen Titel inklusive der im Terra Taschenbuch publizierten Romane, die nicht auf Fernsehfolgen beruhten, ungekürzt und in der richtigen Reihenfolge in 28 Bänden unter dem Titel „Die Original-Abenteuer von Raumschiff Enterprise“ heraus. Die Goldmann Edition wurde von Hermann Urbanek herausgegeben, dem Wiener Großsammler und lebenden SF-Lexikon. Urbanek wollte auch gern die Episoden in der Original-Reihenfolge der Fernsehausstrahlung bringen, dies war aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich. In der Goldmann-Ausgabe wurde deswegen wenigstens bei der jeweiligen Geschichte die Episodennummer angegeben. Allerdings wurde leider in der Zählung der Episoden die Doppelfolge Talos IV – Tabu als eine Nummer gezählt, sodass es verwirrenderweise drei verschiedene Zählungen der Episoden gibt, denn im sonst ausgezeichneten Nachschlagewerk „Das Star Trek Universum“ wird wiederum der Pilotfilm als Episode 1 gezählt. Im vorliegenden Artikel ist die Zählweise so, dass der Pilotfilm als Episode 0 und die angesprochene Doppelfolge (die auf dem Pilotfilm beruht) als zwei Folgen gezählt wird, weil sie auch in zwei Teilen ausgestrahlt wurde, also gibt es insgesamt 1 + 79 Folgen. Beim Großteil der Goldmann-Taschenbücher wurden wieder die bereits bekannten Cover von Eddie Jones verwendet. Für Sammler von heute ist jedenfalls zu empfehlen, falls man sich Bücher zur Originalserie antiquarisch besorgen will, sich nicht mit den unbefriedigenden Erstveröffentlichungen abzuärgern, sondern unbedingt sich diese von einem Liebhaber und Kenner editierte Neuausgabe zuzulegen.

Der unglaublichre PlanetDie Goldmann-Ausgabe umfasste auch einige Erstveröffentlichungen, darunter war „Galaxis in Gefahr“, der zweite Anthologieband der „New Voyages“. In diesem treffen wir auf einen guten Bekannten aus Deutschland wieder: Baron Jesco von Puttkamer, der als Student in den fünfziger Jahren bereits einige spannende SF-Romane und Erzählungen schrieb und dann zu Wernher von Braun in die USA nach Huntsville ging, wo er viele Jahre für die NASA tätig war. Die in der Anthologie enthaltene Geschichte „Der schlafende Gott“ ist eine überarbeitete Fassung des Schlussteils des Romans „Die Reise des schlafenden Gottes“ von 1960, in dem die Namen der handelnden Personen durch die der Enterprise-Darsteller ausgetauscht wurden und aus dem Raumschiff TELLUS natürlich die ENTERPRISE wurde. Der Roman über den schlafenden Gott ist intensiv durch van Vogts „Space Beagle“ beeinflusst. Kein Wunder, denn von Puttkamer hat nachweislich van Vogt als schriftstellerisches Vorbild gesehen und auch einige Romane von ihm übersetzt. Darunter war auch die Ausgabe der „Space Beagle“ im Utopia Großband, die dort den Titel „Unternehmen Milchstraße“ bekam. Von Puttkamer agierte dann auch als Berater für den ersten Star Trek Kinofilm „Star Trek – The Motion Picture“ und übersetzte diesen auch für den Moewig Verlag, der diesen Filmroman als zweiten Band seiner Playboy SF-Reihe brachte, die sich sonst auf Kurzgeschichten konzentrierte, ins Deutsche.

Der unglaublichre PlanetAnschließend an die Bände der Originalserie brachte Goldmann in zehn Bänden unter dem Titel „Raumschiff Enterprise – die neuen Abenteuer“ die literarische Umsetzung der 22 Folgen der Star Trek-Zeichentrickserie, die in Amerika als Fortsetzung der Originalserie 1973/74 gesendet wurde und in Deutschland 1976 unter dem Titel „Die Enterprise“ auf die Mattscheiben kam.

Die Episoden wurden vom amerikanischen Autor Alan Dean Foster in achtzehn Kurzgeschichten, die in sechs Bänden gesammelt wurden, und in vier Romane umgesetzt. Die zehn Bände wurden in den USA unter dem Titel „Star Trek Log“ produziert. Foster erwarb sich mit einer ganzen Anzahl weiterer Filmromane und vor allem mit seinem umfangreichen „Homanx-Zyklus“ einen guten Ruf als SF-Autor. Für Komplettsammler darf außerdem noch der Roman „Notruf aus dem All" Mission to Horatius) von Mack Reynolds nicht unerwähnt bleiben, der als erste literarische Adaption des Star Wars-Universums bereits 1970 im Franz Schneider Verlag auf Deutsch erschien.

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Kommentare  

#1 Mainstream 2017-02-23 14:00
-
RESPEKT ! Da hat aber jemand seine Hausaufgaben gemacht.

Meine Freundin hat noch einen Brief vom ZDF aus Mitte
der Siebziger, wo das ZDF behauptet, sie hätten alle 39
Episoden gesendet, die gedreht wurden. Witzig.
Ich werde sie mal bitten den Brief heraus zu fischen, damit
man ihn mal veröffentlichen kann.

Wenn ich heute einen meiner geliebten Blish-Romane
aus dem Williams Verlag in die Hand nehme, fallen mir
nur einzelne Blätter entgegen. Du hast recht, das war
wirklich traurig.
#2 Helmut.A 2017-02-23 19:16
Kleiner Hinweis: Bastei brachte 1979 Taschenbuch-Filmbücher „ Raumschiff Enterprise Der Fernsehfilm mit 300 farbigen Fotos“ heraus. Auf Rückseite stand: das alles gibt es jetzt in den farbigen Filmbüchern zum Nachlesen und Nach-Erleben in mehr als 300 Szenefotos aus der Original-Fernsehserie. Selbst habe ich noch Band 2 „ Vorstoß zur Unsterblichkeit“. Fotos im Band sind sehr gut in der Qualität.
#3 Thomas C 2017-02-24 16:20
Majel Barrett ist neben Spock eine der "Überlebenden" aus der Pilot-Folge. Allerdings war sie da noch die "Nummer 1!" des Captains - und zu cool für die Zuschauer. Deswegen dann die Perücke und der "Neuanfang" als Schwester Chapel. Und natürlich durfte sie später noch Counselor Trois Mutter spielen....

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