Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Der Todesschwarm
Der Vampir-Horror-Roman
Der Todesschwarm
Der Todesschwarm
Mein Senf
Alle vierzehn Tage, manchmal auch etwas länger, versuche ich aus den Romanen von Pabel für meine Lesereise etwas brauchbares rauszuholen (im kleinen Rahmen). Bei den Meisten Artikeln weiß der Leser zumindest hinterher, glaube ich, um was es im Groben geht. Aus 65 Seiten eine kleine Kurzgeschichte basteln macht schon Spaß, aber dafür muss die Vorlage auch irgendwo schlüssig erzählt sein und nicht im Todeslabyrinth der unausgeklügelten Geschichten enden. Wenn selbst der Autor keinen richtigen Plan hat, wo er mit seiner Story denn hin möchte, kann eine Rezension oder wie in meinem Fall eine ungezwungene Lesereise zum Albtraum werden. Naja, so schlimm ist es auch wieder nicht und es kann nicht alle Tage Sonntag sein. Eigentlich ist mir das Gesamtpaket Vampir Horror-Roman, zumindest in den unteren Nummern wo wir uns ja immer noch befinden (bei meinem Tempo wird das auch noch ein wenig so bleiben), zu schade um daraus ein ständiges Zusammenstampfen und Nörgeln zu machen. Schließlich handelt es sich hier um ein Stück deutsche Pulp-Geschichte (öhem). Nein, die Verantwortlichen von Pabel (Luif, Bernhardt zB.) haben in den Siebzigern verdammt gute Arbeit geleistet und ein glückliches Händchen bewiesen, was die Auswahl der Autoren und Übersetzer anbelangte. Viele Übersetzungen, vor allem die aus Frankreich, gaben der Serie damals einen hohen Stellenwert (zumindest für mich, auch wenn ein paar Jahre später)) und die Autoren aus Österreich/Deutschland fügten sich da meistens gekonnt ein oder fanden ihren eigenen Stil, wenn sie ihn nicht schon hatten. Horror war für die Heft-Romanciers noch Neuland und oft trafen Stilelemente des Krimis auf phantastische SF oder im schlimmsten Fall auf Mutti´s Gute-Nacht-Lektüre. Die Mischungen der Genres war bunt und der Leser schluckte so ziemlich alles, wenn es nur gut gemacht war und einen Hauch Mysteriöses bot.
Wie kommt dann so ein Roman wie „DerTodesschwarm“ in die Serie? Das er nichts mit Horror/Grusel zu tun hat, kann man nicht sagen, aber hier kam alles zusammen was anderen Autoren in älteren Nummern der Serie so eingefallen ist. Kackfrech hat sich Garry Patrick bedient, wobei er bei Luif/Davenport die meisten Ideen „entlieh“. Angefangen bei dem Überfall auf eine Schauspielerin (Wölfe in Stadt), den Gehirn-Manipulatoren verschiedener Hefte (die Dinger hat Kurt des öfteren benutzt) bis hin zu dessen anfänglichen Krimi-Stil, hat er alles mitgehen lassen. Stümperhaft imitierte er noch das Idyll der französischen Küste und verlagerte es nach Irland. Die verwandelten, leer gesaugten und wieder befüllten Kreaturen von Dr. Weisnichtmehr erinnerten stark an Hugh Walkers Roboter-Puppen, samt der blechernden Stimme. Dazu kamen gleich zwei beknackte Ärzte/Wissenschaftler und die Amazonen von Limat ( Das Geheimnis des Totengräbers) und fertig war das Manuskript (für satte 1900,- DM oder so). Leicht verdientes Geld.
Immer wieder habe ich tapfer die Seiten gezählt, bis ich mich ans Ende gekämpft hatte und gehofft, dass Pabel wenigstens noch so eine Vier-Seiten Werbung einstreute. Fehlanzeige. Okay, vielleicht lag es auch an den Vorgänger-Romanen der Serie. Man ist halt mittlerweile ein wenig verwöhnt und die Themen, auch wenn sich manches wiederholt, doch recht vielfältig. Da klingelt es natürlich sofort wenn mal kein „Meisterwerk“ dabei ist, aber selbst beim Sinclair wäre diese farblose Nummer aufgefallen und hätte wieder 100 Leser abspringen lassen. Klar, man kann nicht immer das Rad neu erfinden und gelegentlich hatten zwei Autoren auch schon mal die selbe Idee (und wer liest schon die Romane der Konkurrenz), aber Patrick hat die Serie wohl komplett gelesen. War er vielleicht ein Insider oder Verlagsangestellter, der sein Manuskript auf den Stapel mit „GENEHMIGT“ geschmuggelt hat um nur mal etwas zu veröffentlichen. Wahrscheinlich sucht man bei Pabel (Moewig) noch immer nach dem Typ um ihm seinen Scheck zu überreichen. Ich habe zumindest nicht herausgefunden, wer der Schreiber wirklich war oder ob Patrick wirklich Patrick hieß.
Der Anfang von DER TODESSCHWARM war ja noch recht vielversprechend und der Angriff der winzigen Fledermäuse sogar recht brutal bzw. plastisch beschrieben (auch hier hat er Luif imitiert), aber spätestens als der Protagonist und Frauenliebling Ronald Marvin auftauchte, ging die heile Vampir-Gruselromanwelt den Bach runter. Dazu kam noch seine nervige Freundin Patricia und dieser blöde „Hart aber herzlich“Humor mit ständigen Liebesgeseusel. „ Schatzi, du bist aber einer..Patsie Baby, kommst du mal... Darling, mir ist so komisch … „ Das war für meinen Geschmack etwas zu viel. Wer Menschen, die sich immer in aller Öffentlichkeit ihre Liebe bekunden müssen in seinem Bekanntenkreis hat, weiß sicher was ich meine. Einmal im Jahr (zu Valentin) muss ja wohl reichen. Ist aber auch Geschmackssache. Die zweite Marotte von Garry Patrick war aber noch viel krasser, denn er hat die Menschen im Roman ständig, wenn sie allein waren und niemanden zum unterhalten hatten, vor sich hin brabbeln lassen. Man hörte sich halt gerne reden, in etwa so: „... aber was summt denn da so komisch? Ich glaube, ich gehe mal ans Fenster (dumdidum...)“ Irgendwie kamen alle so rüber, als wenn sie eine Schraube locker hätten, Das habe ich in einer so krassen Form noch nicht gelesen und kann auch ganz gut darauf verzichten. Ein „er dachte“ oder „sie überlegte“ gab es jedenfalls nicht. Natürlich kann man mal mit sich selber reden, aber ist es nicht jedes mal peinlich wenn man dabei erwischt wird. Ich beende meine Eigen-Konversation dann immer mit dem Satz: „... ich rufe gleich zurück, bis später!“ Aber dem guten Garry war nichts zu peinlich, er zog die Nummer voll durch. Außerdem hatte Ronald Marvin ein Glöckchen im Kopf, welches ihn bei Gefahr warnte und wieder zu einem Selbstgespräch führte:...“oh, mein Glöckchen bimmelt wieder“.
Neben dem Glöckchen gab es aber noch den ständig „bellenden“ Revolver von Ronald. Ein paar Slang-Wörter gab es also auch, ganz wie in den Krimis dieser Zeit. Kam der Autor vielleicht aus diesem Genre und Bernhardt war ihm noch einen Gefallen schuldig? Ehrlich gesagt tippe ich eher auf blutiger Anfänger. Egal, eigentlich sollte man auch nicht all zu viel darüber nachdenken, denn dafür war der Roman zu schlecht. Warum man das Manuskript durchgehen ließ verstehe ich nicht. Für mich der erste richtige Fehlgriff. Um einen tieferen, verborgenen Sinn in Garry Patricks Beitrag zum VHR zu finden, nützt leider auch ein zweites Mal lesen nichts. Es gibt keinen. Neben den erwähnten Klöpsen gab es noch eine Menge mehr zum Kopf schütteln. Zum Beispiel dieser Graf Kerrline aus dem 17. Jahrhundert, der dem Roman mit zehn Zeilen einen geschichtlichen Hintergrund geben sollte, tauchte nie mehr auf. Oder das Einführen von Personen auf den letzten drei Seiten. Auf einmal wurde sogar der zweite Leichenwagen Fahrer wichtig. Da ließ es Garry Patrick am Ende richtig krachen und irgendwie kam man sich vor wie auf einem Marktschreier- Wettbewerb: „Ich lege noch zwei Ärzte drauf und dazu noch einen Leichenwagenfahrer...sowie sechs Leergesaugte und Wiederbefüllte, bei denen ich bis zur Seite 60 noch nicht wusste, was ich mit ihnen anfangen sollte...und oben drauf noch ein Universalspray zum markieren von Opfern“.
Mein Fazit: Der Roman dürfte für Sammler, schon alleine wegen dem Titelbild von Thole, zwar interessant sein und von einmal lesen ist auch noch keiner gestorben, aber eine Perle des Heftromans war er leider nicht.
Was gab es sonst noch?
Das Titelbild von Thole war mit Abstand das Beste am Roman. Der Gesichtsausdruck der Mumie hat etwas seltsam entrücktes.
Alfred Knorr stelle bei VAMPIR INFORMIERT mal wieder etwas Literatur in den Fokus. Und zwar geht es um Magazine und Bücher zum Thema Film. Sogar RAY HARRYHAUSEN hat ein eigenes Buch über sein Schaffen publiziert.
Ein kleiner Berthold und ein Alfons-Cartoon waren ebenfalls wieder etwas Stimmung gut. Der Roman hatte es nötig.
Kommentare
zB:Gelächelt mit dem Thema "wer war Garry Patrick und auf welchem Weg wurde er dieses Manuskript loss? ", und sogar offen gelacht über die Figuren die wie vom Himmel fallen am Ende des Romans.
Geschichte wie "Der Todesschwarm" habe ich eine Menge in den italienische horror Fumetti von den 70e/80e Jahre gelesen. Und, übrigens, die Menschen im Roman wie ständig reden, sogar wenn sie allein sind, dass errinert mich auch an den Comics Styl...
Wer weiss ? Mit solchen Spezifitäten wäre vieleicht der "Garry Patrick" zu identifizieren? Schreibt ja auch nicht jeder zweite auf dieser Art...
Ich habe meinerseits, in meine Unterlagen, ein paar Briefe von François Richard (Literarische Direktor des damaligen Fleuve Noir) gefunden...Da gäbe es etwas zu sagen über DH Keller (ich werde an der Seite von "Tagebuch des Grauens" kommentieren, dass es zum Topic passt)
Aber oft ist es ja so, dass einem gerade zu den eher unergiebigen Titeln doch so einiges einfällt,
Das mit den "bellenden" Knarren kommt mir auch bekannt vor. Nur dass sie bei Morland nicht bellen, sondern "kläffen"...
Schöner Beitrag
Natürlich macht das gelegentlich mal Spass die Sau raus zu lassen Cartwing. Und da muss man so eine Steilvorlage wie die von Patrick nutzen. Aber wenn du jedesmal so einen Rohrkrepierer zu bearbeiten hast, kann das schon arg nerven. Klar, wir sind immer noch beim Heftroman, aber auch da gab es starke Qualitätsunterschiede.
www.gruselroman-forum.de/thread.php?threadid=6354&sid=
Das originale Bild von Thole hat mehr Bums und leuchtet intensiver, danke fürs verlinken Thomas.