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»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Die Rückkehr der Bestie (Gespenster-Krimi 416)

Schön war die Jugendzeit? -  Ausflüge in die RomanheftvergangenheitAusflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Die Rückkehr der Bestie«
Gespenster-Krimi 416 von A.F. Morland (Friedrich Tenkrat)

Jetzt sind wir also mittendrin – Tony Ballard im GK »at it‘s best«, eine Phase, in der bei jeder Folge vom Meister Tenkrat eine neue Attraktion geliefert wurde.

Neue Gegner, neue Großgegner, Waffenfunde, Kraftverluste, Kraftrückgewinne, echte Questen, Verbündete und neue Freunde.


Es gab praktisch ständig etwas Neues zu entdecken und ich denke mal, dass es diese Leichtigkeit und Vielseitigkeit war, die letztendlich auch den Ausschlag gaben, diese Serie als eigenständige Romansammlung auszukoppeln – 1983 ging so etwas noch.

Tatsächlich hatte Bastei zu dieser Zeit den Wind im Rücken, die Konkurrenz begann nachhaltig zu schwächeln und die Anthologieserien lagen größtenteils in Agonie, Subserien hatten den Reiz von Einzelromanen breitflächig abgelöst, was aber auch zur Folge hatte, dass die Romane von da an zunehmend maßgeschneidert wirkten. Echte Risiken war man aber seit Ende der 70er schon nicht mehr eingegangen und während Zauberkreis noch ruderte und kleinere Serien meistens in Ehren scheiterten, sollte Bastei knapp ein Jahr nach der „Rückkehr der Bestie“ seinen nächsten gefeierten Dämonenjäger mit der neuen Nr.1 ins Rennen schicken.

„Damona King“ fand ja leider nicht den erhofften Anklang und lag zu dieser Zeit bereits langsam in den letzten Zügen, was auch an der teilweise verschluderten Konzeption der Serie lag, die ja praktisch „im Einsatz“ geschaffen wurde, während Tenkrat für Ballard mehrere Jahre zum Keltern und Lagern Zeit hatte und sich diese dann auch nahm.

Und so wirkt Tonys neuestes Abenteuer dann hier auch: wie das Produkt einer gut geölten Maschine, bei der die einzelnen Teile endlich so feinjustiert wurden, dass (fast) jede Figur etwas zu tun hatte und die Füller dem Publikum zunehmend verborgen blieben – endlose, seitenweise Exkurse zu albernen Nebenfiguren kommen hier nicht mehr vor, stattdessen teilt sich das rote Meer hier meistens recht kurz und prägnant in „überlebt“ oder „überlebt nicht“ auf.

Klar, tiefgründige Charaktere kann man bei einer solchen Vorgehensweise nicht erwarten, Tenkrat malt seine Figuren funktional und mit groben Strichen, doch so gewinnt er an möglicher Lesegeschwindigkeit und Fluss, wenn auch sprachliche Verfeinerungen immer noch nicht stattfinden. Tatsächlich würde so mancher dieser „Ballards“, laut vorgelesen, größeres Gelächter verursachen, was zumeist an den Dialogen und den inneren Monologen liegt – die Action funktioniert reibungslos, alles übrige wirkt ziemlich gestelzt und nicht selten sogar fremdschämend hohl.

Das besondere Bonbon an diesem Fall ist sicherlich der Rückgriff auf die ersten Beiträge Tenkrats für den Gespenster-Krimi, die Fälle rund um die sogenannte „Blutbestie“, die damals als Nr. 4 und 8 veröffentlicht wurden und ziemlich berüchtigt waren (noch als „A.F.Mortimer“).
Was zweimal mit einem normalen menschlichen Widersacher funktioniert hatte, konnte also ganz gut auch noch einmal mit einem echten Dämonenjäger funktionieren, wobei hier ganz leicht das Gefühl aufkommt, Tenkrat habe seine „Bestie“ für diesen Fall ein wenig gezähmt, denn es dauert tatsächlich ein halbes Heft, bis endlich jemand durch die Klauen der Bestie stirbt. Auch im Gesamtumfang ist die Ausbeute mit vier Toten dann eher gering, wobei ein Opfer sogar noch durch Mr.Silver ex geht.

Wo Andere vielleicht einen ganz neuen Ansatz gewählt hätten, findet Tenkrat Platz und Zeit, seinen damaligen Helden „Dave Donovan“ wieder mit in den Einsatz zu schicken, was allerdings ein wenig im Verlauf unter geht, weil Donovan eben ein normaler Detektiv ist und größtenteils trotz aktiver Teilnahme im Informationsrückstand verharren muss, weil Tony lieber inneren Monolog von sich gibt, anstatt die übliche Waffen- und Karriereinfos Donovan im Kampfeinsatz nebenbei einzutrichtern.

Ein Wunderwerk ist dieser vermeintliche Trilogieabschluss aber nicht, dafür sorgen so einige Kuriositäten, aber das ist für TB-Fans sicherlich nebensächlich.

Die Rückkehr der Bestie»Sind sie nicht Stephen King? Ich eröffne heute eine Telefonzelle! Seien Sie mein Ehrengast« - »Na klar, hab nichts vor, große Ehre!«
Das letzte Mal noch im Verborgenen – jetzt tritt er endlich mal selbst auf: Großgegner „Atax“ (Änhlichkeiten zu einem Pferd bei Michael Ende nicht vorhanden), die „Seele des Teufels“ findet endlich seine definitive Form und heckt einen nicht eben raffinierten, aber immerhin einen Plan generell aus: um sich für die Ereignisse in GK 398 zu rächen, wählt er Plan B wie „Blutbestie“ und gibt dem Autor Gelegenheit, auf seine beiden ersten und recht berüchtigten Beiträge für den Gespenster-Krimi zurück zu greifen. Was zweimal funktioniert hat, kann man mit einem richtigen Dämonenjäger auch ein drittes Mal benutzen!

Wie gut, dass unser aller Held Tony Ballard samt Spezi Mr.Silver, Hexe Roxane und Vicky Honeybunny (oder so ähnlich…) gerade zwecks Einweihung eines Kulturzentrums in das Nest Holsworthy geladen wurden, wo sich die Ereignisse rund um „Bestie“ Steve Dury damals zugetragen hatten.
Freundlich empfangen vom Hotelbesitzer Cobb, machen unsere Helden auch gleich die Bekanntschaft mit Dave Donovan, der in den früheren Krisen das Untier zweimal besiegt hat, die Tochter des verantwortlichen Wissenschaftlers Flack inzwischen geheiratet hat und nun ebenfalls Ehrengast der Stadt ist.

Derweil setzen Atax‘ magische Kräfte die Asche des Ungeheuers, die jahrelang einen See schwarz gefärbt hatte, wieder zusammen. Dieser Prozess (der See wird wieder grün!) wird von einem Liebespaar beobachtet, welches sofort sicherheitshalber Leine zieht und dem Hotelbesitzer davon berichtet.
Das kriegen auch unsere feiernden Freunde mit, die natürlich sofort die Ohren spitzen: dämonische Kräfte müssen am Werk sein.

Tatkräftig machen unsere (männlichen natürlich nur) Helden sich getrennt auf den Weg, um das Untier im Wald zu verfolgen. Silvers Dämonenradar, welches wie üblich streikt wenn es denn mal gebraucht wird, ist dabei nur bedingt eine Hilfe.

Bestie Dury taucht derweil bei dem Künstler Alfred Yabsley und seiner älteren Haushälterin Bette Bartelmess (tolle Namen in diesem Roman!) auf, die sich mal wieder kabbeln. Bette haut es samt Tablett bei dem Anblick aus den Puschen, Yabsley verlässt sich auf seine Kampfsportfähigkeiten, ist aber beim ersten Angriff in der Defensive. Als er verletzt wird und aufschreit, hören dies die Verfolger und können die Bestie vertreiben.

Silver wird ausersehen, die geschockte Bette zu ihrer Freundin Sally Borden zu begleiten, während Ballard und Donovan den verletzten und katatonischen Yabsley in die nächstgelegene Klinik bringen, wo sich Dr. Alderton des Künstlers annimmt.

Dury sucht sich inzwischen ein neues Opfer, verkeilt einen Jungbaum auf der Straße und stoppt so einen Lastwagenfahrer namens Chomsky. Der wehrt sich nach Kräften, fällt Dury aber schließlich doch zum Opfer.

Gleichzeitig erleidet Yabsley in Aldertons Gegenwart große Schmerzattacken, dreht schließlich durch und verkloppt fünf Pfleger, bevor er durchs Fenster flieht.

Tony und Donovan suchen das alte Haus der Flacks auf, weil Dury dort auftauchen könnte und besuchen die nächsten Nachbarn, die Mackintoshs. Prompt taucht Dury bei denen auf und attackiert einige der Söhne vor Ort. Es entsteht ein harter Kampf, an deren Ende Dury erneut flieht, nachdem er Donovan verletzt hat.

Gleichzeitig entwickelt Bette Bartelmess einen seltsam ergebenen Trancezustand und will sich der Bestie als Opfer darbieten. Weil Silver gerade im Obergeschoss ein Geräusch kontrolliert und ihre Freundin keinen Laut rauskriegt, marschiert sie gottergeben die Kellertreppe runter, wo die Bestie schon wartet.
Im letzten Moment warnt Silver dann doch noch ein Schrei und er kann die Bestie attackieren und mit Roxanes Hilfe schlussendlich auch besiegen – woraufhin sie sich in Alfred Yabsley zurück verwandelt. Offenbar bedeuten Verletzungen durch die Bestie, dass man dann selbst zu einer wird. Schlechte Karten für Donovan.

Da muss also wieder Silver ran, der mit magischen Kräften den finsteren Keim in Donovan auflösen muss und dies auch – endlich mal was - schafft.
Parallel dazu begeben sich vier volltrunkene Deppen (schwerbewaffnet) auf die Jagd nach dem Ungeheuer und wollen gerade noch an der Tanke nachfüllen (sich selbst und das Auto), als Dury aus den meisten von ihnen Kleinholz macht.

Mit dem übernommenen Keim der Bösen hat Silver nun telepathischen Kontakt mit Dury und macht mit ihm einen Treffpunkt aus, wo man sich zum letzten Gefecht treffen will.

Weil nun gar nichts mehr schief gehen darf, macht Silver mittels einer alten Formel Tony zusätzlich unsichtbar und zieht in die Schlacht. Natürlich betrügt Dury nach Kräften und lockt Silver in eine magische Falle, doch fünf lustige Silberkugeln von Tony genügen für eine endgültige Auslöschung der Blutbestie.

Und die Pointe? Silver ist nach dem Kampf so sehr geschwächt, dass er Tony nicht wieder sichtbar machen kann…

Wenn die Alten Tanten kommen…
Die Fortsetzung rund um den arg transparenten Tony konnte man dann vier Wochen später lesen, aber das soll jetzt nicht das zentrale Thema sein.
Zunächst mal: ich hab schon öfter schwer geatmet als bei diesem Roman und das heißt nach dreißig Romanheftjahren schon einiges (Positives!).
Klar, hier wird ein Aufriss um die sogenannte Bestie gemacht, als wäre noch nie ein Monstrum von der Kette gelassen worden, vor allem wenn die zahlreichen Verfolger sich zur Verteidigung rüsten, dummerweise haben Jugendschutz und Co ein saftiges Gemetzel mit einer rasenden Bestie Anfang der 80er längst unmöglich gemacht.

Dummerweise hat Tenkrat seine Bestie fast unangreifbar für weißmagisch Unbewaffnete gemacht, weswegen es etwas kurios ist, dass das Vieh es einen halben Roman lang einfach nicht hinkriegt, einfach mal ein Opfer richtig zu zerkauen. Anstatt wie wild die Stadt in Schutt und Asche zu zerlegen, schleicht das Monstrum durch den lichten Tann und sucht sich die einsamsten Häuser aus, damit auch ja der Bodycount recht niedrig bleibt.

Das Beste an der Chose ist noch die Pointe rund um die Beißinfektion, die neue Bestien produziert; ein gelungen inszenierter Dreh mit dem Monstrum an mehreren Orten zugleich, aus dem aber, erneut, in der Folge nichts weiter gemacht wird. Bodycount und so.

Weiterhin recht auffällig, die ständige „Bremsung“ des wackeren Gehilfen Mr.Silver, dessen Dämonenradar hier natürlich wieder mal behindert ist oder ganz versagt, wenn man es am Nötigsten braucht. Das Ganze wird dann auch noch als unvermeidlicher Jetlag durch den Wechsel vom 12. ins 20.Jahrhundert verkauft, wobei Tony mit seiner Anfrozzelei leider viel zu regelmäßig wie ein unsensibles Arschloch rüber kommt, zum Glück sind diese Momente immer bald wieder vorbei.

Hier wird Silver dann also als Retter der alten Damen ausgeschickt und gerät tatsächlich an den Uraltstinker aus der Kategorie „War da nicht ein Geräusch oben?“, während das Monster natürlich gerade im Keller sitzt. Und weil die eine alte Dame sich gottergeben die Kellertreppe hinunter begibt, versagt NATÜRLICH der Anderen komplett die Stimme bis die Dramatik auf dem Höhepunkt ist. Das hat heute schon fast Facepalm-Niveau.

Später dann, wenn die Restseitenzahl schrumpft, kann Silver wieder alles: Donovan den bösen Keim raussaugen und gleich noch mit der linken Hand Tony unsichtbar machen. Warum dieser Dreh eigentlich nötig ist (man hätte sich ja einfach aus unterschiedlichen Richtungen anschleichen können), wird nie ganz klar, vermutlich NUR wegen der Schlusspointe.
In diesem Zusammenhang übrigens ein Comedy-Knaller, wenn das Monster fragt, ob Silver geglaubt hätte, Dury würde es ehrlich mit dem Zweikampf meinen und Silver dies unter Schmerzen auch noch bejaht.

Was sonst noch auffiel:
Am Anfang gibt es übrigens einen Auftritt von Putzmittelkönig „Atax“, dessen fortan stets mit den gleichen Worten definierte äußere Erscheinung hiermit für alle Zeiten festgeschrieben wurde.
Atax setzt mit Dury natürlich auf einen zweifachen Loser, aber er rechnet das mögliche Scheitern übrigens auf Seite 4 gleich sportlich mit ein: Wenn der es nicht schafft, dann vielleicht der Nächste. Oder der Übernächste. Wir sind ja schließlich in einer Serie...

Mehr als fragwürdig auch der Anlass, mit dem die Ballard-Crew und Donovan nach Holsworthy gelockt werden. Bei Donovan ist es als Ehrenbürger ja noch klar, aber eine weltberühmte Autorin mit Anhang? Für die Eröffnung eines Kulturzentrums? Da hätten die Helden gleich viel misstrauischer sein müssen – obwohl keine böse Absicht dahinter steckte. Der Stress der 200er-Bände hat offenbar stark nachgelassen.

Donovan ist eine recht muntere Figur, die sich gut liest, darf er dann doch auch die anderen beiden Romane nochmals zusammenfassen und dann später den guten zweiten Mann spielen. Warum Tony dem wackeren Streiter aber nicht wenigstens ein Magazin mit Silberkugeln spendiert und über die vermutete Wirksamkeit dieser Waffen endlos schweigt, kann ich dem Helden auch nicht eben gutschreiben.

Ansonsten ist aber alles beim Alten: es wird sich reichlich gekloppt, ein wenig Blut fließt, die Mädels haben nix zu tun, aber den nötigen „mayhem“ gibt es nur am Ende als Strecker mit den leichtsinnigen Freizeitmonsterjägern. Dennoch ist das alles ganz munter.
Dass der gute böse Dury, den man so monströs aufgebaut hat, am Ende aber schon an ein paar Silberkugeln verendet, macht die Unsichtbar-Wendung irgendwie ein wenig albern. Aber versaute Schussgelegenheiten für unsere Helden waren noch nie die wirklich große Stärke des Autors.

Dennoch: ein schöner Snack für Fans und schon gleichmäßig dahinrollend, auch wenn mein „suspension of disbelief“ wie üblich wieder einige Aussetzer meldet.
Ich bleib da mal noch dran...

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