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Der Mann mit den seltsamen Sätzen - Ein kurzer Abriss über Kurt Brand in der SF

Kurt Brand zum 100.Der Mann mit den seltsamen Sätzen
Ein kurzer Abriss über Kurt Brand in der SF

Kurt Brand war ein vielseitig begabter SF-Autor mit hohem Ausstoß. Aber die Semantik gehörte nicht ganz so zu seinen Stärken. Darüber fluchte so mancher Lektor oder Reakteur.

Aber die Stärke des Autors Brand lag in der guten Charakterdarstellung von Personen, in der Dialogform und im Erfinden fantastischer SF-Stories.


Kurt BrandDen meisten Lesern wird er als PR- Autor bekannt sein, der er von den ersten  Bänden bis in den frühen MDI-Zyklus war. Berühmt seine Figuren wie Till Leyden oder van Moders. Diese Personen kamen sehr klar herauskonturiert beim Leser an, mit allen ihren schrulligen  Eigenheiten. Dadurch überzeugten sie als Menschen, waren nicht bloß blasse Abziehbilder einer literarischen Schilderung. Auch Gucky konnte er; mit dem Ilt hatten/haben ja so manche Autoren ihre Probleme.Den Mausbiber adäquat zu schildern, gelang ihm. Spaßig und doch ernst, nicht so klamaukig wie bei Clark Darlton/Walter Ernsting aber eigentlich immer überzeugend.

Dann gab es natürlich den Streit mit GMS von Pabel/Moewig: Schelwokat, der einen eigenen Artikel wert ist.

Jedenfalls zog Kurt Brand ja auch seine eigenen SF-Serien auf, als da waren: REN DHARK-Weg ins Weltall. Erschienen beim Kelter-Verlag. Eine Heftserie, die es immerhin auf 98 Bände brachte. Später wurde sie von anderen Autoren überarbeitet, geglättet, Widersprüche wurden beseitigt und in Buchform weitergeführt. Diese Reihe hat bis heute ihre Fans und Leser.

Jedenfalls war das Outfit in schwarz mit rundem Hineinguck-Titelbild damals recht cool wirkend, optisch gut abgehoben vom Perry. Brand schrieb sie im Verbund mit einigen anderen Autoren abwechselnd, zum Ende der Reihe hin schrieb er mehr eigene Romane.

Natürlich konnte RD dem großen Bruder PR nie das Wasser reichen, aber die Serie setzte sich doch immerhin auch inhaltlich gut davon ab (bis auf die Kugelraumer der Giants oder die Doppelkugeln der Rateken, die Tels hatten auch PR-SOL-artige Hantelformen). Jedenfalls waren die unitallblauen Ringraumer sehr erfrischend im Gegensatz zur damals manchmal bereits langweilig wirkenden, großen  Konkurrenzserie mit ihren Kugelschiffen,Jedenfalls kam frischer Wind in den Laden. Das war natürlich in den Sechzigern, lange vor dem Heftsterben. Etwas später konzipierte Brand noch einige TBs zu RD, die ebenfalls bei Kelter erschienen, von den späteren Ordnern der Serie aber als Parallelweltromane eingestuft wurden.(Talder, Talminer).

Dann konzipierte Brand  mit an der nicht sehr professionell geführten und erscheinenden Serie des Raumschiffes Promet im Astro/Andromeda-Verlag. Hier gab es einmal mit Absicht nicht die große stattliche und staatliche  Militärflotte. Ein bunter Haufen von privilegierten Zivilisten, Kapitalistensöhnchen und Kumpels flogen mit ihrer Raumyacht herum, wobei sie mannigfache Abenteuer erlebten und einen abgestürzten Alien (Arn Borul) an Bord hatten. Gerade bei dieser Serie, die Brand auch nicht allein schrieb, waren die semantischen Kapriolen nicht zu übersehen, was aber der inhaltlichen Spannung der einzelnen Bände keinen Abbruch tat. Außerdem konnte man auch hier auf einen Überbau nicht ganz verzichten, und so gab es mehrere Kurzzyklen (Zyklopen, Orff etc.) Die Promet stürzte dann erst einmal endgültig ab mit „Katastrophe auf Bankor“. Band 65 (wenn ich nicht irre). Genau genommen war es bereits die verbesserte Promet II, die ja immerhin einen Schutzschirm (KSS) und drei! Lasergeschütze besaß. Dazu gab es noch drei Beiboote, von denen eines bereits über den Transitionsantrieb verfügte.

Auch hier fand Brand seine Stärken in der Beschreibung der Charaktere, Männer wie Frauenund auch die Aliens kamen nicht zu kurz. Es war immerhin SF, und soviel gab es damals nicht im Original im deutschsprachigen Raum. Jede neue Serie war zunächst als Bereicherung willkommen (und selbst spätere ASTler äußerten sich zunächst lobenswert in den Leserbriefen).Wo Brand war, war aber auch Streit.

Es gab Streit um die Rechte an der Serie RP, es gab Streit von Brand mit G.M. Schelwokat über Perry Rhodan (diesen Streit schrieb er sogar hinein  in die Promet-Serie, als eine der Personen „Shel Vokat, du Chund!“ flucht.)

Zwei Tatsachen sollen noch erwähnt werden. Kurt Brand war als Vielschreiber auch in anderen Genres unterwegs. Seine sämtlichen Pseudonyme sind, denke ich, hinlänglich bekannt,die Genres auch und ich spare mir hier die Auflistung. Mögen die Lexikon-Nerds sie hier  gerne nachliefern.

Zum zweiten: KB schrieb auch an einer SF-Taschenbuchreihe, die unter dem Namen „Welraumreporter“ bekannt war. (WRR Yal). Viel Erfolg war der Serie nicht beschienen,; sie brachte es wohl auf sechs Bücher, der Rest erschien (zunächst) nicht mehr.

Es handelte sich um typischen Brand-Stil, sprachlich etwas verdreht, doch inhaltlich durchaus spannend geschrieben, wenn auch nicht immer logisch zusammenhängend. Es gab aber tolle Titelbilder. Lobe und Verrisse hielten sich die Waage. Ich selbst mag diese Bände, weil sie durchgehend im Präsens geschrieben sind anstatt im Perfekt, der üblichen Zeit, in der ansonsten meist geschrieben wird. Das stärkt den dokumentarischen Charakter der Handlung, kann aber auch am Anfang etwas irritierend wirken.Kurt Brand war jedenfalls als Schriftsteller bzw. Lohnschreiber recht vielseitig in den Genres unterwegs.

Ich möchte ihn nicht missen in der Geschichte der SF des zwanzigsten Jahrhunderts in Deutschland, denn ich empfand seine Beiträge auf dem Niveau, in dem man sie eben als Heftromane einschätzen musste, doch als recht originell und auf jeden fall spannend geschrieben.

Abschließend sei gesagt: dieser Artikel hier ist aus dem Gedächtnis geschrieben, ohne Zeit für intensive Recherche oder Rückkopplung zur Überprüfung.. Mögen die Nerds, die Zeit dafür haben, gerne einige Listen von Brands Werken anfügen oder meinen Bericht korrigieren. Ich warte gespannt darauf.

PS: „Die POINT OF sprang den Himmel an!“

© 2017 by Holger Döring

Kommentare  

#1 Heiko Langhans 2017-05-10 15:36
Die Nerds bedanken sich, neigen ehrfurchtsvoll die Häupter und bewundern den obigen Schnellschuss - wissen sie doch nun, wo ihr Platz ist.
Mannmannmann ... :-*
#2 Andreas Decker 2017-05-11 12:03
zitiere Heiko Langhans:
Die Nerds bedanken sich, neigen ehrfurchtsvoll die Häupter und bewundern den obigen Schnellschuss - wissen sie doch nun, wo ihr Platz ist.
Mannmannmann ... :-*



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