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Die Novelization - Der Roman zum Film: Familientradition

Die Novelization - Der Roman zum FilmFamilientradition

Üblicherweise entsteht ein Film nach einer Vorlage, sei es nun ein Buch, ein Comic oder gar ein Spiel. Meist handelt es sich aber um literarische Vorlagen, also ein Buch oder eine Erzählung. Manchmal aber ist es genau umgekehrt: Nicht die Henne war zuerst da, sondern das Ei, sprich: der Film. War dieser erfolgreich, folgte posthum oft eine literarische Fassung. Das nennt man dann eine Novelization. In dieser Reihe stelle ich in loser Folge einige Nacherzählungen aus dem phantastischen Genre vor.


Dracula´s Tochter (Dracula's Daughter)Dracula´s Tochter (Dracula's Daughter)
von Carl Dreadstone (?)
Über den Film:
Dieser 1936 entstandene und weitegehend unbekannte Film ist eine direkte Fortsetzung des Klassikers Dracula aus dem Jahre 1931. (Warum Universal erst einige Jahre nach dem Erfolg des Erstlings eine Fortsetzung produzierte, bleibt rätselhaft).

Das Drehbuch schrieb Garrett Fort, der zuvor schon bei Dracula und Frankenstein mitgearbeitet hatte. Das Drehbuch basiert überdies lose auf Bram Stoker´s Story Draculas Gast, und nimmt einige Anleihen aus Sheridan LeFanu´s Carmilla. Aus Stoker´s Geschichte wurde aber so gut wie nichts übernommen, von Carmilla stammt wohl die Inspiration zum weiblichen und vage lesbisch angehauchten Vampir.

Ein erstes Drehbuch stammte von R.C. Sherriff, in dessen Version der Film mit einer Sequenz aus dem 14. Jahrhundert beginnen sollte. Ein zweites Drehbuch entstand, wurde aber ebenfalls wieder verworfen, genauso wie das dritte und vierte. Der ursprünglich als Regisseur vorgesehene James Whale sagte mittlerweile auch noch ab, nachdem sein eigenes Skript abgelehnt wurde, und so entschloss man sich zu einem Neustart mit Fort als Autor und Lambert Hillyer als Regisseur. Hillyer war ein Vielfilmer: Vor Dracula´s Tochter drehte er eine beachtliche Anzahl an Stummfilmen, hauptsächlich Western. In den Dreissigern und Vierzigern folgte eine Flut an B-Movies, wiederum überwiegend Western. Interessanterweise zeichnete er für ein 15-teilges Batman-Serial verantwortlich, das 1945 entstand.

Dracula´s Tochter (Dracula's Daughter)Der Dreh zu unserem Streifen fand komplett in den Universal-Studios statt. Als Kulisse diente das berühmte European Village, das vielerlei Verwendung fand: für die Universal Produktionen wurde es je nach Bedarf in ein spanisches Städtchen, ein deutsches Dorf oder wie im vorliegende Fall in einen transsylvanischen Ort verwandelt. Authentizität spielte dabei natürlich keine  Rolle. Auch der Humor sollte nicht zu kurz kommen, auch wenn er aus heutiger Sicht etwas angestaubt wirkt. Billy Bevan, ein ehemaliger Stummfilm-Komiker glänzt in der Rolle des Albert, während Marguerite Churchill als Janet eher albern wirkt.

Zu den Schauspielern:
Bela Lugosi war nicht mehr dabei, obwohl ursprünglich eingeplant. Auch sonst war bis auf Edward van Sloan, dem van Helsing, keiner mehr aus dem ersten Film dabei. Für die Darstellerin der Titelfigur war es die erste Filmrolle, die sie aber meisterhaft und überzeugend spielte. Otto Kruger, ihr Gegenpart war schon routiniert: er sammelte am Broadway und in kleineren Rollen in Stummfilmen Erfahrungen. Der düstere und unheimliche Sandor wurde von dem sehr gebildeten Irving Pichel verkörpert, der auch als Regisseur tätig war. Unter anderem zusammen mit dem King Kong-Macher Ernest B. Schoedsack für Graf Zaroff – Genie des Bösen, der übrigens parallel zu Kong gedreht wurde. Um Zeit und Kosten zu sparen, verwendete man für beide Filme einen Teil der Darsteller (Fay Wray, Noble Johnson, Robert Armstrong) sowie der Kulissen gleich mit!

P.S.: Die mir vorliegende DVD stammt aus der „The Monster Legacy Box“ mit 18 Filmen und sehr viel Bonusmaterial

Dracula´s Tochter (Dracula's Daughter)Die Story:
Der Streifen beginnt mit einer Szene, an der das Original endete: Professor Van Helsing hat den Grafen gepfählt und wird kurz darauf von 2 Bobbys ertappt. Der Professor streitet die Tat gar nicht ab, sondern gibt naiv und weltfremd zu, keinen Menschen getötet zu haben, sondern einen Vampir! Kein Wunder dass man ihm nicht glaubt und ihn des Mordes anklagt!

In der Zwischenzeit verschwindet die Leiche des Grafen, wofür die mysteriöse Gräfin Marya Zaleska verantwortlich ist. Der von Professor van Helsing zu Hilfe gerufene Psychiater Jeffrey Garth macht die Bekanntschaft der Gräfin, die in ihm eine Chance sieht, von ihrem Fluch befreit zu werden. Als dies sich aber als unmöglich erweist, entführt sie die Assistentin des Arztes, und eine abenteuerliche Verfolgungsjagd quer durch Osteuropa beginnt, die schließlich auf dem Schloß der Draculas in Transsylvanien endet…

Dracula´s Tochter (Dracula's Daughter)Die Romanfassung:
Zum letzten Mal nun wieder eine Romanfassung von Ramsey Campbell, der auch hier wieder eine sehr gute Arbeit ablieferte. Campbell hielt sich wie zu erwarten, sehr eng an die Vorlage, verlieh den Akteuren aber auch mehr Persönlichkeit und Leben.

Dracula´s Tochter (Dracula's Daughter)In England wurde das Buch übrigens unter dem Namen E. K. Leyton veröffentlicht. Für Sammler und Leser ist dieser Dradstone schon verwirrend, schließlich verbargen sich 3 verschiedene Autoren dahinter: Campbell, Harris und noch ein Unbekannter. Und dann noch die UK-Veröffentlichungen als E. K. Leyton! Naja…

Auf Deutsch erschien der Roman unter dem Titel Draculas Tochter als Band 383 in der Pabel-Serie Vampir Horror-Roman. Die Übersetzung stammt von Ginny Kilian.

Im Original 212 Seiten lang, im Heftroman nur ca. 60 wurde hier wohl gnadenlos gekürzt. Sehr ärgerlich ist es, dass 4 Romane der Universal Monster-Reihe als Taschenbuch erschienen, und 2 dann als Heftroman. Wenigstens hat der Pabel-Verlag  das Dreadstone-Pseudonym übernommen, und kein eigenes verwendet.

Wieder ein sehr guter Roman aus der Feder von Campbell.

Das Heft ist in knapp 2 Stunden schnell zu lesen und sorgt für angenehm gruselige Kurzweil. Danach kommt es wieder in die Folie und zurück in den Karton.
Dracula´s Tochter (Dracula's Daughter)
Zum Cover der deutschen Ausgabe:
Das schreiend bunte Titelbild stammt von dem spanischen Maler Alberto Pujolar und passt perfekt für einen Heftroman. Mit der Stimmung der Story und des Films hat es aber rein gar nichts zu tun. Hier hätte ein Thole perfekt gepasst, aber leider war dieser Meister zur Zeit des Erscheinens nicht mehr für den Pabel-Verlag tätig. Pujolars Bild war vermutlich teil eines Agentur-Ankaufs, und man entschloss sich wohl aufgrund der Darstellung des weiblichen Vampirs zur Verwendung. Meine Assoziation zu dem Bild ist eher Blackula´s Tochter….

Bewertung:
Ich vergebe 4 von 5 Holzpflöcken. Den Abzug gibt´s nur wegen des Covers und des Formats.

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2017-06-11 13:51
Die englischen Star Books hatten schöne Titel mit schönen Covern im Programm. Campbell, Hutson, Slade, Masterton. Fast schon ein Who is Who des damaligen Horrors.

Das mit den Kürzungen ist so schwer zu sagen. Im Gegensatz zu den Pabels hatten die Engländer oft Leerseiten drin, weil neue Kapitel immer auf der rechten Seite anfingen, oder Kapitel hörten mit 2 Zeilen auf. Da werden aus 212 Seiten wie hier schnell 190. natürlich musste man da immer noch kürzen. Was das Original bzw die Schreibe des Autors letztlich kaputt macht.

Ich habe den Film nie gesehen. Sollte man vielleicht mal nachholen.
#2 Laurin 2017-06-11 13:57
Den Film hätte ich auch sehr gerne mal gesehen, nur meines Wissens nach (sollte das nicht ganz stimmen, so gebe man mir mal einen Tipp wo ich dann suchen muss) gibt es den nicht mit einer deutschen Synchronisation. Mein Englisch ist ja bekanntlich grottenschlecht und in der Regel würde ich manches gerne ohne Wörterbuch (Deutsch/Englisch) in der Hand verstehen können.
#3 Ringo Hienstorfer 2017-06-11 14:16
Den Film gibt es auf deutsch. Er ist in der Universal Classic Monster Legacy Collection enthalten.
#4 Laurin 2017-06-12 12:15
Danke Estrangain.
Die Collection ist nur auf den mir bekannten Portalen nicht mehr bzw. zur Zeit nicht lieferbar. Das andere Problem ist, dass ich die meisten Filme der Collection ja bereits habe, so das sich diese Gesamtbox für mich leider auch nicht rechnen würde.
#5 Ringo Hienstorfer 2017-06-14 20:30
Ich kann Dir den Film ja zukommen lassen ;)
#6 Laurin 2017-06-16 13:24
Danke, Estrangain, aber so schlimm ist es mit meiner Neugierde nun auch nicht. Und vielleicht hat man mal Glück und irgend ein Label bringt den Film mit der deutschen Synchronisation mal für kleines Geld heraus. Dann kann man den bei einer Bestellung dann dazu packen.
Trotzdem aber Danke für dein Angebot. ;-)

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