Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

»Tony Ballard« revisited - Teil 22: Nur Fliegen ist schöner…

»Tony Ballard« revisited»Tony Ballard« revisited
Teil 22: Nur Fliegen ist schöner…

Als im Oktober des Jahres 1982 der erste Band der Tony Ballard Serie das Licht der Welt erblickte, waren seit 1974 bereits 67 Romane mit dem sympathischen Helden in der Gespensterkrimi - Reihe erschienen, so dass die eigenständige Serie bei ihrer Geburt schon über einen ansehnlichen Stamm an festen Helden, Feinden und Schauplätzen verfügte, welcher im Laufe der Zeit noch weiter anwachsen sollte.

In dieser Artikelserie befassen wir uns mit der Entwicklung der Serie vom reinen „Fall der Woche“ hin zu dem späteren, durchaus komplexen Serienkosmos…

Das Geheimnis der SchattenhandWer bei dem Titel des TONY BALLARD Band 43 „Das Geheimnis der Schattenhand“ und dem dazugehörigen Cover befürchtet, dass der Held es hier mit einem eher unfreiwillig komischen, als wirklich gefährlichen Gegner zu tun bekommen könnte, der liegt gar nicht mal so sehr daneben. Wenn man auch konstatieren, muss, dass die Schattenhand durchaus dem einen oder anderen Protagonisten gefährlich wird, und zwar in dem sie sich auf das Gesicht der hilflosen Opfer „setzt“ und ihnen Mund und Nase zuhält, was leider zum Tod der Betroffenen führt. Bevor man allerdings am Ende erfährt, was es mit der gigantischen Hand auf sich hat, macht zunächst einmal der Brillenfabrikant Vladek Rodensky Bekanntschaft damit und bestellt, nachdem es ihm natürlich nicht gelungen ist, sie zu vernichten, seinen Freund, den Dämonenhasser nach Wien. Warum ist ihm dies nicht gelungen? Nun, ähnlich wie ein Geist, kann die Hand zwar jemanden angreifen, aber nicht angegriffen werden, zumindest nicht durch „normale“ Angriffe, welche einfach durch sie hindurchgehen.

Eine Vicky Bonney dagegen, die hier nervigerweise zum inzwischen dritten Mal in Folge einen Alleingang startet, schafft es dann relativ locker, sie mit einem der magischen Wurfsterne zu vernichten. Das geweihte Silber lässt nämlich, wie wir erfahren, die „Luft, aus der die Hand besteht, erstarren“. Aber bedenke: Wo eine Hand ist, da kann eine zweite natürlich nicht weit sein, und auch dieses zweite Exemplar wird nicht von Ballard selbst, sondern ebenfalls von Bonney und Rodensky erledigt. Da fragt man sich doch, warum die gute Frau ihre Zeit mit dem Schreiben von Romanen verplempert…

Am Ende stellt sich dann jedoch heraus, dass die Hände - wie man bereits vermutete - zu einem kompletten Schattenwesen gehörten, welches sie „auf die Reise“ schickte um zu töten, wobei die Opfer dann sogar noch als Zombies wieder auferstehen. Das allerdings müssen sie wohl auch, da der Roman ansonsten doch etwas zu kurz geraten wäre. Nachdem man dann erfahren hat, was es mit dem Schattenmann auf sich hat (er wurde zu Lebzeiten eingemauert und bat den Teufel um Hilfe, welcher ihm das „Leben“ rettet, wie es da heißt, allerdings erst nachdem der arme Kerl gestorben ist…) macht dieser sehr schnell Bekanntschaft mit Ballards Dämonendiskus, was ihm dann nach etwa 40 Jahren des Wartens und Harrens ein doch relativ schnelles, endgültiges Ende beschert…

Peckinpahs HöllenflugEin Ende beschert werden soll auch dem Großindustriellen Tucker Peckinpah, welcher als Ballards Financier natürlich recht weit oben auf der Abschussliste diverser Dämonen steht, wenn es zunächst auch den Anschein hat, als ob er sich in dem TONY BALLARD Band 44 „Peckinpahs Höllenflug“ nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort befindet. Zusammen mit seinem Leibwächter, dem Gnom Cruv, wird er auf dem Rückflug von Italien nach London entführt. Nicht etwa von ganz normalsterblichen Flugzeugentführern oder Terroristen, sondern von Tansul, einem gigantischen Lava - Monster, welches den Flieger im Auftrag des Magier - Dämons Vulkan mal eben aus der Luft pflückt und damit im Krater verschwindet. Leider - und das ist wohl das größte Manko dieses Romans - verschwinden damit zunächst auch Peckinpah und Cruv aus der Handlung, welche auf dieser Ebene erst im nächsten Band fortgesetzt wird, während der Leser sich mit einigen eher unspannenden Kämpfen gegen diverse Mafiosi und ein paar Satansfalken begnügen muss.

Und so dauert es, obwohl Ballard und Silver umgehend abreisen, um die verschollenen zu retten, dementsprechend lange, bis sie endlich auf Tansul stoßen. Etwas merkwürdig erscheint es dann, dass sie zunächst noch einen Fischer befragen müssen, der Zeuge der Entführung war, obwohl sie bereits wissen, dass Tansul aus dem Ätna auftauchte, und dass dieser Zeuge dann überflüssigerweise auch noch zum Schweigen gebracht wird, damit er nicht ausplaudert, was er gesehen hat, wohlgemerkt nachdem er bereits geredet hat…

Nach dem Kampf gegen ein paar Mafiosi bringt man dann noch schnell die wieder mal etwas übereifrige Vicky Bonney aus der Schusslinie, bevor man sich endlich zum Vulkankrater begibt, um sich mit dem haushohen Tansul anzulegen. Da man nicht so wirklich an das Vieh herankommt, beschließt Silver, ihn mit einigen magischen „Störsprüchen“ zu beharken. Angesichts der Größenverhältnisse ein doch recht klägliches Unterfangen sollte man meinen (allein der Arm des Wesens ist so lang wie das entführte Flugzeug), und so erreicht man damit auch nur, dass Tansul mächtig sauer reagiert und mit Lavabrocken um sich wirft, womit dieser erste Teil auch schon endet. Sehr viel passiert ist hier zwar noch nicht, aber immerhin hat der gute Tony schon so eine Ahnung, welcher der  fünf Magier - Dämonen hinter der Entführung steckt: Vulkan. Wie er da wohl drauf kommt…

Der brennende TodDass seine Freundin in dem TONY BALLARD Band 45 „Der brennende Tod“ wieder einmal dem Feind - in diesem Fall den Mafiosi - in die Hände fällt und sich wieder einmal im Alleingang durch ihre Handlungsebene kämpfen muss (wenn auch diesmal eher unfreiwillig) überrascht den Leser dann nicht weiter. Dass sie am Ende aber gleich zwei inzwischen zu Lavakillern mutierte Gegner relativ problemlos ausschalten kann, wirkt dann schon wieder unglaubwürdig, zumal es sich um durchaus harte Brocken handelt. Wobei man diese Wesen allerdings nicht mit den ebenfalls in diesem Roman auftauchenden Feuerwesen verwechseln sollte, welche den Weg unserer Helden hier zum ersten Mal kreuzen.

Bevor es dazu kommt, werden Ballard und Silver aber noch in den magischen Dom verfrachtet, in dem sich bereits Peckinpah, Cruv und die übrigen Passagiere aufhalten. Warum Vulkan nun so schlau war, die beiden erfahrenen Helden ausgerechnet dorthin zu bringen, wo sie nicht nur die Verschollenen befreien, sondern auch noch mit ihnen entkommen können, weiß wohl nur der Autor. Schließlich hat der Obermotz den Entführten ja kurz zuvor gerade erst erklärt, dass er sie nicht getötet hat, weil er sie als Diener benötigt. Wobei man sich aber ohnehin fragt, warum er dafür einen so gewaltigen Aufwand betreiben muss… Dank Silvers absolut unbegrenzter magischer Fähigkeiten, die auch in diesem Roman wieder mal fast jedes Problem lösen, können die Helden sich, kaum dass sie im Dom eingetroffen sind, dann aber ohnehin sofort aus dem Staub machen und landen in einer anderen Dimension, der Feuerwelt.

Aufgehalten werden sie nicht, allerdings gerät man in dieser neuen Welt, in der zwar alles brennt (sogar das Wasser…) aber nichts verbrennt, mit den dort lebenden Feuerwesen aneinander. Bei diesen handelt es sich eigentlich um friedliebende Wesen, aber da nach der schnellen Rettungsaktion ja noch ein paar Seiten gefüllt werden müssen, halten sie Ballard und Co natürlich zunächst für Feinde. Was dann folgt, könnte auch aus einer „Dr. Snuggles“ - Folge stammen: Die Feuerwesen haben einen König, dieser ist nicht von der Unschuld seiner Gefangenen überzeugt und fordert, dass Ballard gegen einen „Teufelsgorilla“ kämpft und diesen besiegt. Natürlich gelingt dem Helden das auch und siehe da… das Misstrauen der Feuerwesen löst sich wie durch ein Wunder in Wohlgefallen auf, und aus Feinden werden Freunde, für die es natürlich eine Selbstverständlichkeit und ein Klacks ist, die neuen Verbündeten zu einer „Schleuse“ zu geleiten, welche sie in ihre Welt zurück führt… Ende gut, alles gut, könnte man meinen.

Doch halt - war da nicht noch was? Richtig, der Gigant Tansul wurde noch nicht besiegt, was läge also näher, als den Doppelband mit einem zünftigen Schlusskampf zu beenden. Zwar wird dieser auch durchaus packend geschildert, allerdings sollte man dabei das Cover und die Beschreibung aus dem ersten Teil tunlichst vergessen. Denn angesichts der ursprünglichen Darstellung ist es relativ schwer vorstellbar, dass Tansul den Silberdämon mal eben „packt“, so wie er zuvor ein riesiges Flugzeug packte, weil Silver dann nämlich ungefähr die Größe einer Ameise haben müsste. Insofern könnte dann auch der Diskus eigentlich nicht die verheerende bzw. vernichtende Wirkung besitzen, wie es hier beschrieben wird. Nachdem Tansul dann vernichtet ist und alle Beteiligten wieder zu hause sind, träumt Silver, dass einer seiner Mitstreiter sein Leben verliert, woraufhin Ballard ein ominöses Gespräch mit der weißen Hexe Oda führt. Der Rezensent wiederholt sich nur ungern, aber Spannung schüren geht anders…

Kleine Zitate - Grosser Meister
In Persona…
Schatten! Luft! Und doch hatte diese gottverdammte Hand auch einen Körper.
(TB 43 / S.9)

Auto lieber stehen lassen…
Mit straff gespannten Nervensträngen stieg ich aus dem Rover
(TB 43 / S.49)

Der Gedanke zählt…
Mein Wille, Tansul und Vulkan zu vernichten, uferte aus.
(TB 44 / S.47)

Wut-Therapie…?
Die Lavabestie verkörperte sämtliche Aggressionsgelüste der Hölle.
(TB 44 / S.63)
 
Keine leeren Worte…
Tansul würde die Sprachattacke nicht einfach hinnehmen.
(TB 45 / S.63)

Zum ersten ArtikelZur Übersicht

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles