»Tony Ballard« revisited - Teil 1 - Der ›kleine‹” Bruder lernt Laufen
»Tony Ballard« revisited
Teil 1 - Der ›kleine‹ Bruder lernt Laufen
Wenn der Verfasser dieser Zeilen gefragt würde, welcher Geburtstag ihm aus den Tagen seiner Jugend am meisten in Erinnerung geblieben ist, so würde er wohl das vierzehnte Wiegenfest in eben jenem Oktober des Jahres 82 nennen, da er sich noch sehr gut an die Geschenke erinnern kann, die er an diesem Tag bekam. Neben dem Roman „Der Talisman“, den ein gewisser Kurt Luif einige Jahre später als den „700 Seiten - Schwachsinn“ bezeichnen sollte, gab es das neuste Album von ELO und den ersten Band einer neuen Heftromanserie, so druckfrisch dass er fast noch warm war…
Zwar hatte das Geburtstagskind bereits von dem Helden mit dem lustigen Namen gehört - gelesen hatte es aber, abgesehen von einem gemeinsamen Abenteuer mit dem Kollegen Sinclair - nur einen oder zwei Romane aus der Gespensterkrimi-Reihe. Dass diese ihm nicht übermäßig gefallen hatten, tat der Freude über das Geschenk allerdings keinen Abbruch, denn allein die Tatsache, eine Nr. 1 in den Händen zu halten, den Start einer Serie miterleben zu dürfen, sorgte bereits dafür, das Fieber der Sammelleidenschaft zu entfachen.
Doch auch wenn der Rezensent sich noch sehr gut an die Freude erinnern kann, daran, dass er es kaum abwarten konnte, das Heft zu lesen und auch daran, wie enttäuscht er von dem ELO Album („Secret messages“) war, so ist ihm inzwischen entfallen, wie ihm dieser erste Band der neuen Serie mit dem doch recht langen und recht spröde klingenden Titel und dem doch ziemlich hässlichen Cover damals gefallen hat. Immerhin entsinnt er sich, dass er die Serie zunächst nur bis zum Band 7 gekauft und gelesen hat, um sich danach anderen Serien, wie Macabros oder dem Hexer zuzuwenden. Ob es am Inhalt oder nur an der Tatsache lag, dass er es sich nicht leisten konnte, noch eine weitere Heftserie zu sammeln, entzieht sich inzwischen seiner Kenntnis. Später gab es dann mehrere Anläufe, wieder in die Serie einzusteigen, doch erst mit dem Band 147 schaffte der Rezensent es und blieb der Serie dann bis zum Ende treu.
Grund genug, sich heute noch einmal mit den Anfängen auseinanderzusetzen, die erste noch von Einzelromanen geprägte Phase der Serie unter die Lupe zu nehmen, und zu schauen, wann der „kleine Bruder“ des großen Geisterjägers seinem übermächtigen Kollegen schließlich über den Kopf wuchs…
Wenden wir uns also dem ersten Band dieser damals brandneuen Heftromanserie zu, welcher ja eigentlich bereits der 68ste Band war, dem . Wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich hier um eine recht einfach gestrickte Zombie - Geschichte, wenn auch einer der Hauptgegner, Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, hier bereits auftaucht und mitmischt. Dessen Plan, eine Zombie - Armee aufzustellen, um damit in London einzufallen, klingt zwar im ersten Moment nach einer komplexeren Handlung, allerdings wird dem Leser doch recht schnell klar, dass die besagte „Armee“ es nicht bis dorthin schaffen wird. Immerhin macht man - falls man die Gespenster - Krimi Ära verpasst hat - so schon mal die Bekanntschaft mit einem der Hauptgegner, und es wird auch mehrfach auf zurückliegende Fälle aus dieser Zeit Bezug genommen, so dass man das nicht unangenehme Gefühl hat, in einen schon bestehenden Serienkosmos einzutauchen. Was die Handlung selbst betrifft, so reißt einen diese noch nicht übermäßig vom Hocker, selbst wenn man der Zombie - Thematik etwas abgewinnen kann. Zwar mangelt es nicht an Action und der Autor führt hier auch bereits zwei neue Figuren ein, nämlich den PSI Professor Dr. Bernard Hale und seinen Assi Chao Kai, welche in der Zombie - Handlung allerdings ein wenig fehl am Platz wirken.
Sprachlich ist das ganze recht einfach und schlicht gehalten, was aber nicht unbedingt negativ ins Gewicht fällt - es ist halt der Stil, wie man ihn vom Autor kennt. Was dagegen schon hin und wieder etwas stört, ist das mitunter doch etwas sehr naive Verhalten einiger Figuren. Auf die Frage eines Gastes, was er denn gegen die Untoten zu tun beabsichtige, die seine Familie bedrohen und ihm die Gäste vergraulen antwortet ein Gastwirt da etwa: „Ich würde mich einfach in den Wald begeben und sehen was passiert.“
Auch schien der Autor sich nicht ganz sicher zu sein, wie er seine Zombies denn nun darstellen bzw. wie diese angreifen sollen. Da wird mal behauptet, dass sie beißen und man sich anstecken könne, dann kämpfen sie wieder mit den Fäusten und würgen ihre Opfer. Mal sind es tumbe, hirntote Angreifer, die mit „eckigen“ Bewegungen durch die Gegend schleichen, dann entführen sie Opfer ganz gezielt und klettern zu diesem Zweck sogar an einer Hausfassade hoch (!)
Immerhin schafft es der Autor, den Schlusskampf gegen die Untoten und den Erzgegner Rufus recht spannend und actionreich zu schildern, was den Rezensenten wieder etwas versöhnlich gestimmt und seine Neugier auf den zweiten Band entfacht hat, mit dem wir uns beim nächsten Mal befassen wollen.
Er hatte das Gefühl, sein Herz würde ihm aus dem Hals springen
(S. 5)
In diesem Augenblick flog die Tür auf und krachte gegen die Wand. Und sieben Zombies drängten sich über die Schwelle!
(S. 12)
Bis zu diesem Zeitpunkt kämpfte ich nicht mit vollem Dampf gegen sie, weil sie ein Mädchen war.
(S. 26)
Nebelschlieren umkrochen meine Beine wie körperlose Hunde, die mich beschnupperten.
(S. 54)
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Kommentare
Zu den Stilblüten:
...das klingt doch gut...mitunter...der letzte Satz der Zitate geht doch...
(durch eine breite Tür passen übrigens auch sieben Zombies gleichzeitig...)
ja mit den Zitaten ist das so eine Sache. Einerseits gehören sie zu dieser Kolumne dazu, andererseits wird man bei dem guten AF halt nicht so oft fündig wie bei den Kollegen Dark und Shocker. Wir werden also wohl demnächst ohne sie auskommen müssen...
ELO war schon eine große Nummer, aber wenn du dir eine Greatest Hits von denen anhörst, kommen einem die Elektro-Geigen irgendwie zum Hals raus. Die "Mr. Blue Sky" Zeiten waren leider vorbei. Ich habe mir von meinen Großeltern Queen "Jazz" gewünscht und eine Scheibe von Freddy Quinn bekommen (die ich ab und an sogar mal gehört habe).
Quinn statt Queen, das ist natürlich der Brüller. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätten dir einfach irgendein Jazz Album geschenkt... Wobei das von dir gewünschte zu meinen Favoriten gehört. Der Nachfolger (The game) war noch gut, dann verschwand der Vermerk "no Synthesizers" von den Hüllen und damit gings bergab...
Eigentlich wollte ich jetzt darauf hinweisen, dass es damals den Phasenvertrieb noch gegeben hat. Aber der angesprochene Geburtstag lässt sich wohl eher nicht verschieben und später einordnen ...