Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Der Vampir und die Tänzerin
Der Vampir-Horror-Roman
Der Vampir und die Tänzerin
Der Vampir und die Tänzerin
Mein Senf
Der Vampir Horror-Roman startete im Mai 1974, neben dem Dämonenkiller, seine zweite Unterserie innerhalb der Reihe. Damals wohl noch unbewusst, denn der nächste Teil der Barnabas Saga erschien erst 1977. Ein wenig Zeit für den Leser, sich von der rasanten Handlung des heutigen Romans zu erholen und seine Chromosomen zu sortieren.
Die erste Geschichte über Barnabas, dem charmanten Vampir, führte uns in eine glitzernde Welt zwischen Tutu und Walzerklängen. Neun weitere sollten folgen. Warum Pabel die Kleinserie mit der Nummer 13 startete und den Leser somit ins kalte Wasser stieß, und warum die erste Nummer 1973 in der Gaslicht-Reihe erschien, war für mich jetzt nicht unbedingt ersichtlich. Vielleicht wollte man mehr weibliche Leser zum VHR locken. Einige Gothic-Novellen aus Amerika hatten zwischen den verrückten Wissenschaftlern und sonstigen Ungeheuern ja schon ihren Platz gefunden, handelten aber eher vom Teufel und schwammen auf der damaligen „Rosemarys Baby und Exorzist-Welle“ mit. Mit diesen Religions-Schockern hatte Barnabas nichts zu tun. Er war, wenn überhaupt, der Vorreiter aller Glitzervampire, die mit den Büchern von Stephenie Meyer eine neue Evolutionsstufe erreicht hatten.
Von 1966-1971 lief in Amerika die recht erfolgreiche Gothic-Seifenoper DARK SHADOWS der American Broadcasting Company (ABC), welche es auf unglaubliche 1225 Episoden brachte die jeweils eine Länge von 30 Minuten hatten. Die Serie war so erfolgreich, dass man 1970 einen Film (Das Schloss der Vampire) in die Kinos brachte und einen zweiten 1971 (Das Schloss der verlorenen Seelen) folgen ließ. Dann schlummerte Barnabas Collins 20 Jahre in seiner feuchten von Hare bewachten Gruft, um 1991 erneut fürs amerikanische Fernsehen seine Auferstehung zu feiern. Nach einer Staffel war allerdings wieder Schluss mit ihm. 2012 kramte ihn dann Tim Burton, der einen Riecher für morbide, abgedrehte Geschichten hat, wieder hervor und gab Johnny Depp die Hauptrolle für seinen Film der ebenfalls den Titel DARK SHADOWS trug. Nicht ganz ernst wurde dort die Geschichte des ehemals unglücklich verliebten und von einer westindischen Hexe namens Angelique mit einem Vampirfluch belegten Figur des Barnabas Collins erzählt. Um sich alles zusammenreimen zu können, reicht ein Roman dieses komplexen Themas natürlich nicht aus. Im Internet gibt es aber jede Menge Informationen rund um Barnabas Collins und Marilyn Ross. Interessant ist vielleicht noch, dass im ursprünglichen Script der TV-Serie keine übernatürlichen Elemente vorkamen. Nach einem halben Jahr etwa tauchten dann die ersten Geister auf und später liefen sogar familieneigene Werwölfe durch die Handlung.
Die Bücher zur und für die Barnabas-Serie lieferte der kanadische Autor William Edward Daniel Ross (1912-1995) unter dem Pseudonym Marilyn Ross. 1974 bzw. `73 (Gaslicht) landete er schließlich bei Pabel, wo man der Mini-Serie beim VHR später sogar ein eigenes Logo gab. Eine Neuauflage des Barnabas Stoffes fürs Fernsehen (1991) basierte interessanterweise auf den Romanvorlagen von Ross, der dann wiederum 1993 die Novelle „The Secret of Victoria Winters“ als so eine Art zusammenfassende Erklärung zur Serie schrieb. Ursprünglich war Barnabas nur so eine Art Nebenfigur, die ab Band 6 das Zepter in die Hand bekam und die eigentliche Protagonistin Victoria Winters, die auf der Suche nach ihrer wahren Identität in die Stadt Collinsport kam, ablöste. Sie spielte später eine der Nebenfiguren. Wie man sieht, ist die Entstehungsgeschichte und die dazugehörigen Wiederbelebungen rund um „Barny dem Beißer“ recht verwinkelt. In fast 50 Jahren hat er im Schatten von Obervampir Dracula so mancher Schönheit in die Kehle gebissen und den beteiligten Autoren und Regisseuren dabei die Taschen gefüllt. Ich hoffe, ich habe nicht all zu viel durcheinander gebracht.
DER VAMPIR UND DIE TÄNZERIN, in der Fassung von Lore Straßl, war auch nicht wirklich erhellend was den backround von Barnabas anbelangt. Nur dürftig wurde die recht vertrackte Geschichte der Collins in diesen 65 Seiten angedeutet. Barnys Verwandte in Main waren nicht gerade begeistert über seine Besuche, denn sein gelegentlicher Blutdurst, den er an jungen Frauen stillte, rief die Bevölkerung und schließlich die Polizei auf den Plan. Wer mit Flatterumhängen nach Sonnenuntergang über Friedhöfe schleicht und in spiegelnden Flächen nicht zu sehen ist, kann nur ein Vampir sein. Deshalb reichte seine Verweildauer an einem Ort nur kurz, wobei sich mindestens eine Schar junger Mädels in ihn verliebte. Er hatte Verständnis für ihre Nöte und gab ihnen das Gefühl etwas besonderes zu sein. Im Austausch für seine Zuneigungen lieferten sie ihm, ohne es zu merken, frisches Blut. Er sah seinen Vampirismus als Krankheit an die ihm lästig war. Nebenbei löste er dann den einen oder anderen unerklärlichen Fall, wo der gewöhnliche Ermittler, in diesem Roman Kommissar Haig, völlig auf dem Schlauch stand.
Ballett ist für mich ungefähr so interessant wie das Liebesleben der usbekischen Wasserflöhe zur Trockenzeit, aber ich kann mir schon vorstellen, dass so eine locker wirkende Hüpferei eine Menge Kraft, Arbeit und Konzentration erfordert. Ross beschrieb den Alltag des Ballettensembles recht intrigenreich und wenig idyllisch. Um in die erste Reihe der Tänzer vorzudringen, musste man egoistisch und zielgerichtet sein, denn die Verfalls-Uhr tickte. Diana Samson war auf dem besten Weg eine Prima-Ballerina zu werden und wurde dabei von der Leiterin des Ensembles gefördert. Die Tänzerin war neben Barnabas die Hauptakteurin des Romans und ließ den Leser (mich zB) des öfteren verzweifeln. Immer wieder brachte sie sich in Gefahr, um anschließend verschreckt und völlig fertig - vornehmlich von Barnabas - gerettet zu werden. Im Laufe der Handlung erklärten sie sich gegenseitig ihre Liebe, wobei man schon irgendwo merkte, dass der Vampir kurz vor dem Absprung stand. Einen Harem, wie z.B. Dracula, schleppte er nicht mit sich herum, dafür aber einen übelgelaunten Hilfs-Igor namens Hare. Mit fortschreitendem Storyverlauf wurde der Leser dann am Nasenring über den Tanzboden geführt. Mal glaubten alle an Geister, eingeschlossen Barnabas, um dann anschließend das Übel beim versoffenen Exgärtner (die ja bekanntlich öfter mal der Mörder sind) zu suchen. Kurz, die mysteriösen Vorkommnisse auf dem Anwesen der Collins waren von Menschenhand gemacht und wirkten als Enderklärung recht dürftig. Ein Star-Tänzer der Balletttruppe hatte im Knast den verkommenen Hank (der Gärtner) kennengelernt und sich mit ihm angefreundet. Mit ihm zog er dann wohl ein paar krumme Dinger durch, oder suchte, wie im vorliegenden Roman, nach irgendwelchen Geldkassetten die von Bankräubern irgendwo vergraben wurden. Dabei gingen sie über Leichen und stellten sich recht plump an. Allein die Kombination Schwerverbrecher und Balletttänzer war schon sehr eigenwillig. Der über 200 Jahre alte Barnabas hatte die Nummer schnell durchschaut, obwohl er immer nur einen halben Tag Zeit hatte.
Bevor ich mich mit einer wirbelnden Schlusspirouette aus meinem Senf verabschiede, muss ich gestehen, dass mich DER VAMPIR UND DIE TÄNZERIN (noch) nicht unbedingt zum Barnabas-Fan hat werden lassen. Auf dem Weg zum Finale wurde etwas zu viel geschwächelt bzw. in Ohnmacht gefallen und die Auflösung des Mordfalls war nicht unbedingt überraschend. Der Täter wurde auf den ersten Seiten schon als intriganter Stinkstiefel geschildert. Die unglückliche Liebesgeschichte von Mario und Anya passte zwar ganz gut in die Handlung, war aber nur ein Ablenkungsmanöver des Autors. Vielleicht war das Ballett-Szenario für Barnabas ersten Auftritt bei Pabels Anthologie-Serie etwas zu speziell. Freiwillig würde ich mich an das Thema Ballett nicht heranwagen, aber die ein oder andere Melodie aus diversen Stücken ist unsereiner durchaus bekannt. Mir hatten in der Grundschule schon diese antimaskulinen Turnschläppchen für die Halle gereicht, die mir meine Mutter damals aufgezwungen hat - obwohl ich Fußballschuhe mit Schraubstollen wollte.
Was gab es sonst noch?
Thole lieferte für den Roman ein Bild voller Anmut und Grazie. Ein Scharfzahn, vom Typus irgendwo zwischen Bela Lugosi, Christopher Lee und Ferdy Mayne, gibt (wahrscheinlich) Hilfestellung bei einer komplizierten Hebefigur. Das Kostüm der äußerst attraktiven Ballerina erinnert an Schwanensee.
Bei VAMPIR INFORMIERT ging es mal wieder wissenschaftlich von statten. Hans Holzer, Spukexperte aus Wien, führte den interessierten Leser durch seinen Arbeitsalltag als Geisterjäger. Für ihn war ein gutes Medium unabdingbar, wollte man nicht tagelang in irgendwelchen Spukhäusern ausharren und auf zufällige Erscheinungen warten. Dabei muss das Medium nicht unbedingt selbst an Geister glauben. Wichtig ist, dass das Medium vorher keine Infos bekommt, sondern völlig unvoreingenommen an die Sache herangeht. Ist es dann in Trance gefallen, können die Geister – meist arme Seelen die von ihren unglücklichen Erinnerungen nicht loskommen – ihre Stimmbänder benutzen und mit den Lebenden kommunizieren. Dabei soll es schon Fälle gegeben haben, in denen die Geister gefallen an der neuen Stimme gefunden hatten und den Körper des Mediums nicht mehr freiwillig verlassen wollten. Skeptikern riet Holzer, selber mal eine solche Sitzung zu besuchen. Wie Holzer die ganze Sache mal eben aus dem Lameng erzählte, als wenn es nichts Natürlicheres gäbe, war schon spannend.
Interessant war noch folgendes:
Zum Abschluß möchten wir noch darauf hinweisen, daß auch die Zeitschriften des ersten deutschen Fantasy-Clubs FOLLOW über Horrorthemen (als Teilgebiet der Fantasy) berichten. Für 2,50 (in Briefmarken) erhalten sie eine verbilligte Werbesendung der neuesten Ausgaben der Clubzeitschriften FOLLOW und MAGIRA. Bestellungen an: Hubert Straßl, 8101 Unterammergau, Lerchenbachweg 262.
Ob die Adresse von Hugh Walker noch aktuell ist, wage ich zu bezweifeln, aber interessant war, dass Horrorthemen ein Teilgebiet der Fantasy sind. Das Ganze funktioniert auch anders herum... kommt auf die Perspektive an.
Der nächste Roman kommt vom Kirchengründer L. Ron Hubbard. Seine erste Nummer beim VHR war schon mal nicht schlecht. Ich bin gespannt.
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