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The new adventures of Frankenstein - Frankenstein – The final Horror

The new adventures of FrankensteinThe new adventures of Frankenstein
 Frankenstein – The final Horror

Donald F. Glut, geboren 1944 in Texas war seit seiner frühen Kindheit von Superhelden, Dinosauriern und Monstern fasziniert. Bereits im zarten Alter von neun Jahren begann er Kurzfilme zu drehen. Er studierte später und erlangte einen akademischen Grad. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten arbeitete er unter anderem als Buchverkäufer, Musiker, Schauspieler, etc. Hauptsächlich aber schrieb er.

Donald F. GlutGanz zu Anfang seiner literarischen Karriere begann er seine Serie „The new adventures of Frankenstein“ zu verfassen. 11 Romane plus eine Sammlung loser Erzählungen umfasst dieser krude und wohl nicht ganz ernst gemeinte Mix aus Fan-Fiction, Monster Team-up und billigem Groschenroman mittlerweile. Zehn dieser Romane erschienen auch auf deutsch, und zwar in der legendären Vampir Horror Roman Serie.

Donald F. GlutDie Serie war zwar ursprünglich bereits mit Band 11 beendet, Glut verfasste aber für den zweiten Teil der ultimativen Collection dennoch ein brandneues Abenteuer. The new Adventures of Frankenstein Vol. 2 war lange angekündigt worden, die Veröffentlichung wurde aber leider immer wieder verschoben. Ernsthaft hat dann auch niemand mehr mit dem Erscheinen gerechnet. Sie erschien aber letztlich ganz überraschend Ende November 2017 im Verlag Pulp2.0. Press von Bill Cunningham.
Das großformatige Buch – 24.5 cm x 19cm - umfasst knapp 800 Seiten und wiegt satte 1,5 Kilogramm. Ich konnte ein Exemplar recht günstig für 29,00€ inkl. Versand erwerben und mir ins Regal stellen. Donald Glut wäre sogar bereit gewesen, mir das Exemplar zu signieren, aber knapp 40,00€ für Hin- & Rücksendung waren mir dann doch zuviel.

Donald F. GlutDer Sammelband beinhaltet folgende sechs Erzählungen:

⦁    Frankenstein in the Mummy´s Tomb
⦁    The Return of Frankenstein
⦁    Frankenstein and the Curse of Dr. Jekyll
⦁    Tales of Frankenstein
⦁    Frankenstein and the Evil of Dracula
⦁    Frankenstein – The final Horror

Dazwischen eingestreut sind interessante und reich bebilderte Artikel, welche die einzelnen Romane jeweils begleiten. Am Schluß findet sich noch ein Appendix  mit einer Aufstellung von Don´s schriftlichen Arbeiten zum Thema Frankenstein, die sich sehen lassen kann. Der gute Mann hat da wirklich eine respektable Arbeit geleistet!

Die fünf ersten der oben genannten Romane kennen wir ja bereits aus meinen vorigen Artikeln und müssen deshalb hier nicht erneut besprochen werden; wir können uns also ganz genüßlich dem sechsten Roman, dem Abschlußband widmen:

Donald F. GlutFrankenstein – the final Horror.
Wie eingangs schon erwähnt, hat Glut die Story exklusiv für diese Ausgabe verfasst. Seine Intention war es, der bisherigen Serie einen würdigen Abschluss zu gönnen und auch lose Enden miteinander zu verknüpfen. Diese losen Enden beschränken sich aber leider nur auf Dr. Winslows Abwesenheit in den letzten drei Romanen.

Das neue Abenteuer knüpft an den vermeintlich allerletzten Band – The Evil of Dracula – an, und beginnt mit einer kleinen Episode, die einige Wochen nach dem scheinbaren Finale stattfindet.

Wir erinnern uns: Burg Frankenstein flog mitsamt der Monster-Gang vor einigen Wochen in die Luft. Daphne hat ihrem bisherigen Heim dann den Rücken gekehrt, um sich irgendwo in der Welt einen ruhigen Platz zum Leben zu suchen. Einem Platz, an dem man ihr wegen ihres Namens nicht mit Vorurteilen begegnen würde. Nun, so schlimm finde ich „Daphne“ dann auch wieder nicht (Haha, ein Schenkelklopfer!).

Das totgeglaubte Ungeheuer ist noch am Leben, es konnte sich wieder mal auf geheimnisvolle Art retten und fand im Untergeschoß des Schwarzen Schlosses Unterschlupf, wo es geduldig ausharrte um seine Wunden auszukurieren. Allerdings wird es von zwei räuberischen Krausburgern aufgescheucht, die die Ruine nach Wertsachen durchstöbern, ihre Habgier  aber mit dem Leben bezahlen müssen. Unnötig zu erwähnen, dass einer der beiden Ganoven mit einer Luger-Pistole bewaffnet ist.

Unser zusammengestückelter Freund streift derweilen ziellos durch die bayerischen Wälder und fällt bald in die Hände einer (natürlich) äußerst attraktiven Japanerin und ihrem weißhäutigen und (natürlich) unehrenhaften und verschlagenen Helfer. „Man habe Pläne mit ihm, Pläne, ihm einen lange gehegten Wunsch zu erfüllen“ wird ihm eröffnet.

Inzwischen hat Dr. Burt Winslow zeitgleich im fernen Kalifornien unheilvolle Visionen eines sich anbahnenden Unheils und ringt mit sich selbst und plagt sich ob seiner Bestimmung.

Der Doktor und seine Gemahlin machen sich dann bald auf, um das Frankenstein-Monster endgültig zu zerstören und sich somit von der Last auf ihren Seelen zu befreien. Unterwegs macht das Paar noch einige Abstecher, die den Bogen zum allerersten Band zurückspannen.

Wie man im Verlauf des Romans erfährt, sind seit dem ersten Roman – Frankenstein kommt wieder – und diesem einige Jahre vergangen.

Nach etlichen Irrungen treffen Winslow und seine Gefährtin auf einem ominösen und geheimnisvollen Schauplatz auf ihren Widersacher – und der finale Horror, sowie ein Kampf auf Leben und Tod beginnen. Es sieht schlecht aus für die beiden, und es ist unklar, wer die Konfrontation überleben wird!

Mehr sei an dieser Stelle zur Handlung nicht verraten, denn die Lektüre dieses Abschlußbandes ist erfreulicherweise sehr  lesenswert und überrascht immer wieder auf´s Neue.

Die Story ist flüssig geschrieben und leicht zu lesen, selbst wenn man nicht über fundierte Englischkenntnisse verfügt. Manchmal  muss man natürlich ein Dictionary zur Hand nehmen, das trübt den Lesegenuss aber keinesfalls. Im Gegenteil, man vermag so mit der Lektüre seine Schulkenntnisse der englischen, respektive, US-amerikanischen Sprache auf höchst amüsante Weise auffrischen oder auch bereichern. Der Autor erzählt seine Geschichte spannend, baut behutsam seine Charaktere auf, um sie letztendlich in einem fulminanten Finale mit ihrem jeweiligen Schicksal zu konfrontieren. Erwartet man nun ein buntes und holpriges Trash-Epos wie in den Vorgängern, wird man enttäuscht. Glut hat dazugelernt und sich weiterentwickelt. Gegen Ende des Romans wird das Szenario zunehmend eindringlicher und kammerspielartig. Was im anfänglichen Verlauf des Romans scheinbar wie Seitenschinderei anmutet, wird einer vorkalkulierten Bestimmung zugeführt. Die Sprache ist sehr lebendig und bildhaft, so dass man sich stets mitten im Geschehen der Story befindet. Die Charaktere der Serie haben sich wie der Autor selbst weiterentwickelt und werden hier differenziert und auch glaubwürdiger beschrieben.

Donald F. GlutDr. Winslow ist natürlich immer noch der Übermensch, der (fast) alles kann, allerdings sind seine Schläfen auch schon leicht angegraut, und seine Obsession, das Monster zu zerstören, zerstört auch fast sein persönliches Glück.

Lynn Powell – inzwischen Lynn Powell Winslow – hat sich vom hübschen, aber eher dumpfbackigen sexy Sidekick des übergroßen Winslow  zu einer echten Persönlichkeit gemausert. Sie ist in diesem Roman nicht nur die gutsaussehende Staffage, Lustobjekt und Stichwortgeberin, sondern entpuppt sich als starke und selbstbewusste Frau, die sich durchaus ihrer Haut zu wehren weiß und auch maßgeblich zum Finale beiträgt.

Das Monster ist sehr einfühlsam beschrieben und charakterisiert. Man verspürt Verständnis für ihn, gewinnt auch tiefe Einblicke in seine seelischen Abgründe.

Die restlichen Figuren sind dagegen eher oberflächlich und stereotyp, alles wie gehabt. Der schurkische Wissenschaftler fehlt eben so wenig wie sein debiler und liebestoller Diener. Beide sind charakterlich sehr klischeebeladen und auch nur oberflächlich ausgearbeitet. Hier hätte sich Glut durchaus mehr Mühe geben können, denn es trübt den Lesegenuss ein wenig, genauso wie die zeitliche Ansiedlung der Geschichte.

Spielten die ursprünglichen Romane in den Siebzigern– weil sie zu der Zeit auch geschrieben wurden – so spielt dieser Abschlussband eindeutig im Jetzt. Und dies stört, und nicht gerade wenig. Eben dieser leicht angestaubte und nostalgische Seventies-Charme verliehen den ersten Romanen nämlich einen ganz besonderen und eigenen Touch, der auch zu ihnen passt.

Internet und schnurlose Telefone wird man in den allerersten Romanen vergeblich suchen, im vorliegenden Band aber mehr als passend - und auch nötig - vorfinden. Und hier liegt auch das ganz große Manko des Romans: Hat der naiv-simple Charme seiner Vorgänger noch wunderbar im Szenario seiner Zeit uneingeschränkt funktioniert, wirkt er – transportiert in die Jetztzeit – doch eher unpassend und fehl am Platze. In unserer gnadenlos modernen und extrem schnelllebigen Smartphone-Gegenwart erscheinen die altbekannten Charaktere leider etwas deplaziert und gar fremd. Ein Dr. Burt Winslow, geübt  und gewohnt im Umgang mit Laptop und E-Mails, war er doch kurze Zeit vorher aber noch als Masked Demon mit Pferd und Revolver unterwegs? Nein, das passt einfach nicht. Möchte man den Roman aber dennoch einfach nur – um der alten Zeiten willen - lesen und genießen, sollte man darüber einfach hinwegsehen können. Mir ist dies jedenfalls gelungen;)

Meine finalen Hörtips, passend  zur Lektüre:

⦁    Europe: The final Countdown
⦁    Kitty in a Casket : Bride of the Monster
⦁    Aneka: Japanese Girl

Fazit:
Die vorliegende Schwarte ist leider aufgrund ihrer Ausmaße und ihres Gewichtes von etwas über 1,5 Kilogramm etwas etwas schwer zu lesen – im wahrsten Sinne des Wortes; allerdings sollte man sich dadurch nicht abschrecken lassen. Die hier besprochene Story umfasst ca. 170 Seiten und ist somit länger als die bisherigen Romane.

Sehr informativ und interessant sind die von Glut verfassten kurzen Essays zwischen den einzelnen Romanen dieser Ausgabe. Ein gelungener Abschluss einer überwiegend amüsanten Roman-Serie. Ich vergebe trotz der erwähnten Mankos 4 von 5 Chi-Pao´s.

P.S.:
Zu guter Letzt kam ich dann doch noch zu einer Signatur des Autors:

Donald F. Glut

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Kommentare  

#1 Andreas Decker 2018-07-14 14:50
Danke für den Beitrag. Interessant, dass er doch den Abschluss geschafft hat. Muss wirklich eine Herzensangelegenheit gewesen sein, warum hätte sich Glut sonst die Arbeit machen sollen.

Es ist schon auffällig, wie sehr das digitale Zeitalter gerade im Genre Atmosphäre und Spannung killt. Da auch Odysseus ein Handy mit GPS gehabt und seinen Palast mit Video überwacht hätte, hätte Homer nicht viel zu erzählen gehabt. ;-)

Und Glückwunsch zur Signatur!
#2 Ringo Hienstorfer 2018-07-14 17:33
Danke für den Kommentar, Andreas.
Leider fehlt in Gluts Abschlusssband die von uns beiden gewünschte Kissenschlacht Daphne vs. Lynn, aber das trübt den Lesegenuß keineswegs - die Gedanken sind ja frei ;)

Digitales Zeitalter und Atmosphäre beißen sich IMHO nur, wenn man versucht, oldschool-Texte zu modernisieren. Der Dämonenkiller ist ja das beste Beispiel dafür. Transportiert man die Grundidee des Themas in die - digitale - Neuzeit, in Form eines brandneuen und zeitgemäß verfassten Textes, könnte die Thematik durchaus einen ganz eigenen, und durchaus glaubwürdigen Charme erhalten. Aber einfach nur an moderne Zeiten angeglichene Remiszenzen in Form von aktualisiertem Beiwerk beizusteuern, wird der Sache nicht gerecht.
Man stelle sich vor: ein Tarzan versucht seine Jane aus dem Baumhaus via I-Phone und Whats App zu erreichen.
Oder Colin Clive twittert "Es lebt, es lebt!"
Nein, funktioniert nicht.
Nicht wirklich, sondern wirkt ... aufgesetzt.

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