Neue Flinxereien - Fosters Flinx' neue Abenteuer
Neue Flinxereien
Fosters Flinx' neue Abenteuer
Fosters Flinx' neue Abenteuer
Die erste Episode (siehe Rezension "Der Grüne Tod") verband ihn noch mit der legendären MIDWORLD, ebenfalls im Foster'schen HOMANX-Universum gelegen. Auf dieser im wahrsten Sinne des Wortes "Biowelt" mit ihrer 700 Meter hohen Vegetation gibt es 7 verschiedene Stufen.
Ein Lebensraum für ungezählte Formen von Flora und (in der Minderheit) auch Fauna; angefangen von der "untersten Hölle", wo Arten von Bakterien so groß sind, daß man sie mit bloßem Auge wahrnehmen kann über PIlz- und Farnwälder, die sozusagen "gemäßigten" Zonen mit den "Heimbäumen" bis zu den oberen lichtdurchfluteten Etagen.
Zu den Einwohnern zählen seit einiger Zeit auch Menschen, Nachkommen eines abgestürzten Raumschiffes, die sich den Gegebenheiten mühsam, aber dann doch erfolgreich angepaßt haben, und alles zusammen hat eine Art von planetenumspannender "Intelligenzform" entwickelt, ohne daß sich die Menschen dort (oder irgendwo anders) dessen bewußt sind.
Nach seinem Aufenthalt dort hat Flinx von den wenigen Menschen dort, deren Bekanntschaft er machte, einige schöne Pflanzen geschenkt bekommen, sozusagen als Andenken an die Welt. In Wirklichkeit, siehe oben, sind dies Ableger der Planetarintelligenz, die ihn auch in seinem Privatschiff sowohl beschützen wie kontrollieren und manipulieren......was Philip Lynx (für den der griffige Rufname "Flinx" steht) bisher noch nicht bemerkt hat.
Er versucht weiterhin, dem Geheimnis seiner Herkunft näher auf die Spur zu kommen. Er ist, man verrät nicht zuviel, das Produkt künstlicher, genmanipulierter Entwicklung einer "wissenschaftlicher Sekte", der sogenannten "Meliorare-Society", die von der Regierung geächtet und zerschlagen wurde. Sein Weg führt ihn zunächst wieder zurück zur Erde, wo er in geheimen, noch dazu alten Datenbänken zu forschen beginnt, feststellen muss, daß die einzige Datei, die er finden kann, höchst gefährlich ist: ihr schließlich doch gelungener Aufruf verursacht Explosionen beim Empfänger- wie Speicherrechner. Während der dies noch knapp überlebt, ebenso wie die strengen Nachforschunegn der Polizei, die wie die Obrigkeit doch etwas gegen solcherart Forschungen zu haben scheint, wird die Datei zum Raumschiff eines Konzerns transferiert, das gerade ins All startet. Flinx, wie immer begleitet von seiner alaspinischen Minidrächin Pip folgt der Spur bis zu einem Planeten weit im Bereich des (unfreundlichen) Imperiums der AAnn-Echsen, der einzigen richtigen Konkurenz, die das Homanx-Commonwealth (aus Menschen und den insektoiden Thranx) in diesem Bereich des Alls hat. Die Lösung des ganzen Rätsels ist ebenso komplex/kompliziert wie gigantös, und selbst der englische Originaltitel "Reunion" wird nicht recht erfüllt.
Mehr kann man leider zum Inhalt nicht berichten, ohne dem potentiellen Leser, der die Bände noch vor sich hat, die Spannung zu nehmen. Foster macht einen Rückgriff auf vergangene Erlebnisse Flinx', ja sogar eine fast identische Handlungsentwicklung wie im Abschlussband der Tar-Aym-Krang-Trilogie....
Im folgenden Band ist Flinx durch Ereignisse wie die bisher gewonnene Erkenntnisse über sich derartig depressiv geworden, daß er sich eine Erholung gönnen will; zumal ihn seit kurzem nicht nur rasende Kopfschmerzen plagen, die bis zur Bewußtlosigkeit führen, sondern auch noch Menschen seiner Umgebung drastisch beeinflussen können. Nach einem dieser Anfälle gelionbt es ihm mit Mühe, aus dem Krankenhaus. eines Planeten zu entkomemn, nachdem die untersuchenden Ärzte schon extremes Interessse an seinem Gehirn gefunden haben....
Aufgrund seiner Biografie hat er nun mal auch keine "richtigen" Freunde; desungeachtet werden 2 davon gerade im Laufe dieses Bandes wieder auftauchen. Die dritte der Personen, denen er überhaupt vertraut, ist die etwa gleichaltige (Mittzwanzigerin) Clarity, die er in den "Long Tunnels" kennenlernte; noch dazu hat sie ebenfalls einen Minidrachen, gar einen Sohn von Pip, jetzt eine gesicherte Stellung als Entwicklerin von Schönheitskosmetika (auf "höchstem Niveau", nämlich durch genmanipulierte Nanozüchtungen) auf einem paradiesischen Planeten), leider aber auch einen garstigen Chef und zugleich Liebhaber, der gar nicht erfreut über die Ankunft Flinx' ist und mit ziemlich brachialen Mitteln das zu hintertreiben sucht. Hinzu kommen auch noch fanatische Mitglieder einer, schon wieder, recht irregeleiteten Sekte, die sein Leben bedrohen....Seine physischen wie psychischen Probleme werden allenfalls gelindert, aber bei weitem nicht ausgemerzt, und neue Aufgaben geradezu gigantischen Ausmasses stehen an....
...weshalb es nicht unlogisch ist, erneut Atem zu holen, durchzuschnaufen und Urlaub zu machen. Eben dies wird Flinx von seinem Schiffscomputer vorgeschlagen und, nach seiner Zustimmung, auch gleich ein Planet ausgekuckt, auf dem es keinerlei Probleme geben sollte, mehrere Wochen oder gar Monate "rein gar nichts" zu tun. Da muss man dann doch Zweifel anmelden an der Intelligenz des Bordrechners...ist der Planet doch ein nur formal unabhängiger, von einem pazifistischen, der Langsamkeit huldigenden Volk bewohnt, doch direkt innerhalb des An'Ann-Reiches gelegen und von diesen beherrscht. Sie sehen es ganz und gar nicht gern, daß ein Vertreter vom konkurierenden Homanx-Reich dort anwesend ist und prompt gerät der "Erholungsurlauib" zu dem, was der deutsche Titel verspricht: einer "Flucht ins Chaos" (der Originaltitel ist mir auch nach dem Lesen nicht recht verständlich).
Man verrät nicht zuviel: Flinx wird auch das überstehen.
Muss er ja...ein fünfter Band, betitelt "Sternengötter" wird die Saga fortsetzen (in deutscher Übersetzung für den 17. Oktober 2009 geplant).
Vorab: Foster ist immer noch ein sehr guter Erzähler (ähnlich Heinlein, was selbst dessen ärgsten Kritikaster nicht ganz abstreiten konten) und zu Recht populär.
Aber es hat schon etwas von einer melancholische Traurigkeit
Da geht der reale Autor (Jahrgang 1946) nun auch schon auf die Rente zu, und die Schere zu diesem seinem Haupthelden klafft immer weiter auseinander. Flinx ist immer noch Mitte Zwanzig; ob es diese Altersangabe war, die den deutschen Zeichner der Titelbilder (Arndt Drechsler) dazu veranlaßte, ihn (Stimme aus dem Nichts) als einen rostrothaarigen Jung-Punker darzustellen?
Kein Wunder, daß er ständig auffällt und Probleme auf sich zieht: auf der Erde, bei den AAnn, auf dem Paradiesplaneten. Zumindest ist er aufgrund seiner Jugend auch noch sehr beweglich (flink/x); surft auf einer gigantischen Magnetboard-Achterbahn von der peruanischen Hochebene hinunter bis auf Meeresniveau, schlägt sich durch extremaride Wüstenbereiche, fällt in tiefe Schluchten.
Denn, so ein bleibender Eindruck, er ist ständig auf der Flucht. Die irdischen Behörden mögen ihn nicht (was verständlich ist, wenn er sich in die geheimsten aller historischen Datenspeicher einhackt), die Echsenwesen der AAnn auch nicht (Terraner, wie sie auch auftreten, sind immer suspekt, zumindest den meisten), Ärzte stellen ihm nach wegen seiner einzigartigen Physis und Psyche, seine einzige "Verwandte" ist mit dem Wort "mörderisch" noch untertrieben bezeichnet, sogar ein Eifersüchtiger und nicht zuletzt die abstruse Universums-Untergangssekte.
Es war einmal ein netter, liebenswerter Held in einer modernen Version der Space Opera, rasant geschrieben, mit einem neueren Blick auf den Sense of Wonder. Der Autor ist, auf hohem Niveau, so doch stehengeblieben. Was früher aufregend neu war, ist heute eher routinemäßíge Wiederholung.
Die Figur Flinx wird mit jedem neuen Band mehr überfrachtet und ist auf dem besten Weg zu Superman hoch drei. Er, als armer aber glücklicher Waisenjunge gestartet, hat schon mächtige Freunde bei Mensch und Thranx gewonnen, löste ein großes Rätsel des Universums, das Tar-Aym-Krang, erhielt ein exzellentes Wunderschiff mit allen Schikanen geschenkt, hat keine finanziellen Probleme.
Aber nicht genug damit: seine geistige (Mutanten-)Fähigkeit wächst von vorher unkontrollierter, zufälliger Emphatie zu nun anwendbarer Hypno-/Suggestionskraft, töten kann man ihn ohnehin nicht, da seine genetisch eingebauten Reflexe das alles verhindern, und jetzt erfährt er auch noch, daß er die einzige Möglichkeit der Menschheit darstellt, eine sich aus dem Universum nähernde "Zerstörungskraft" abzuwehren (wiewohl die mindestens noch 10000 Jahre brauchen soll, um die Homanx-Galaxis zu erreichen; und woher die genmanipulativen Erzeuger das eigentlich wussten und die Untergangssekte auch?).
Was Wunder, daß er an der Bürde dieser Verantwortung krankt.
Weder Foster noch Flinx haben das eigentlich verdient. Mit "Homanx" hat der Autor einen schönen, wundersamen, stimmigen, ausgereiften Kosmos geschaffen, in dem Flinx und andere Perlen von Romanen (um es nicht zu vergessen: die Trilogie um den exotischen Eisplaneten Tran-Ky-Ky) angesiedelt waren.
Waren schon die 3 Romane aus der Frühzeit des Homanx, ihrerseits 25 Jahre nach dem ersten geschrieben, "schwächer" (die Anführungszeichen, weil es immer noch, verglichen mit anderem, als "gute" abenteuerliche SF empfunden wird), so bröckelt jetzt auch die Flinx-Saga langsam ab.
Bei allem Verständnis für das Drängens von Lesern, mehr von dem vertrauten, beliebten Helden und Umfeld zu kriegen: das Denkmal kriegt Risse, die Entmystifizierung schreitet voran. Und ob A.D:Foster solange real leben wird, um Flinx von dem hohen Grad, den er schon hat, wieder runterzubiegen und ihm einen "würdigen Abgang" zu verschaffen, ist (ihm zu wünschen, aber) doch eher fraglich.
Melancholie ist die mildeste Form der Traurigkeit. Und leider in Sachen Flinx angebracht.
Trotzdem: sollte man natürlich alles von Flinx wie Foster lesen.
Die Daten zu den Büchern: